Buchhandlungen: Immer schlechteres Sortiment?

vom 27.12.2009, 01:17 Uhr

Ich gehöre zu den Menschen, die gerne Bücher lesen. Dabei lese ich beispielsweise auch gerne Klassiker, und das meiste der geläufigen Unterhaltungsliteratur finde ich ein wenig langweilig (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich mag auch sehr gerne Fachbücher, beispielsweise zu künstlerischen Themen (Künstlerbiographien mit Gesamtwerk, Lehrbücher mit exemplarischen Porträts und Interpretationen zu bestimmten Kunstepochen, et cetera), oder aber auch zu naturwissenschaftlichen Problematiken.

Wenn ich mir nun einmal anschaue, was die nächsten Buchhandlungen hier in der Nähe im Sortiment haben, bin ich leider so gar nicht froh. Klar, man findet die aktuellen Unterhaltungsliteratur-Bestseller, dann eine Abteilung mit Groschenromanen und Liebesschnulzen, dann unglaublich viele Kochbücher und Sexratgeber, einige Reise-Bücher über verschiedene Länder und Städte, und dann gibt es noch eine interessanterweise gemischte Religion- und Esoterik-Abteilung, wobei dir natürlich auch sehr banal aufgemachnt ist. Dazwischen finden sich aktuell Kalender, ansonsten Kladden mit verspieltem Umschlag, und mittlerweile auch noch Sticker, und sogar Räucherstäbchen und Handcremes.

Nur Klassiker findet man beispielsweise vergeblich (gut, bis auf zwei Reclam-Heftchen Goethe und Schiller, die bei den "Schulbüchern" liegen, wo aber sonst nur die Duden-Reihe steht, und zwar auch nicht einmal vollständig), und auch jede Form "ernsthafterer" Sachliteratur. Also, abgesehen von Büchern, die sich mit dem Kochen von Brokkoli und den "besten" Sexstellungen beschäftigen, wenn man das denn als ernsthafte Sachliteratur betrachten möchte, woran ich persönlich aber ein wenig zweifle. Wohlgemerkt schreibe ich hier über recht große Buchläden, nicht über irgendwelche kleinen Dorflädchen mit nur zwei Regalen.

Wenn ich tatsächlich eine große Auswahl auch an weniger populistischer Literatur anschauen möchte, dann muss ich schon bis weit in die Innenstadt fahren. Außer den Fachlädchen in Uni-Nähe, wo es dann aber auch nur Bücher zu einem einzelnen Fachgebiet gibt (nur Physik, nur Pädagogik oder nur Geschichtswissenschaft, um einige Beispiele zu nennen, und die Läden sind dann zum Teil auch sehr weit verstreut), fällt mir in der gesamten Stadt eigentlich nur ein einzelner Bücherladen ein, der wirklich eine große Auswahl hat, abseits von Groschenromanen, einmal aktuelle Bestseller, und ein paar Sexratgeber und "Kochen nach dem Mondkalender". Gut, zwei Läden mit Literatur zum Thema Kunst fallen mir noch ein, aber das ist ja auch wieder enorm fachspezifisch, sehr speziell, und diese kleinen Lädchen, so musste ich leider feststellen, haben auch kein besonders großes Sortiment da.

Ich sehe es ja ein, dass ein großes, verschiedenartiges, Sortiment auch viel Platz benötigt. Dieser angesprochene einzige richtig "gute" Laden (meinem Verständnis nach) hat mehrere Stockwerke und ist ein riesiges Geschäft. Klar, dass in einen durchschnittlichen Hugendubel mit allerhöchstens zwei kleineren Stockwerken nicht so viel hinein passt, oder in einen einstöckigen Thalia.

Aber dennoch finde ich, lässt die Vielfalt immer mehr zu wünschen übrig. Nichts gegen diese vielen Buchhandelsketten an sich. Manche haben wirklich schöne Dinge da, manchmal. Aber ich finde, die Auswahl ist dennoch gering. Irgendwie ist das alles so einseitig orientiert. Und wenn man ein wenig auf Vielfalt achten würde, dann ginge das wohl auch auf diesem geringeren Platz, der zur Verfügung steht. Vielleicht, indem man eben nicht mehr sechs verschiedene Bücher nur zum Thema "Nudeln kochen" hinstellt, und statt drei Bildbänden mit Blumenfotos und Genesungswünschen vielleicht "nur" zwei hinstellen würde.

Und ob man in Buchläden Handcremes und Räucherstäbchen verkaufen sollte, oder ob man den Platz nicht lieber für Bücher frei machen sollte, darüber kann man sich auch streiten. Ich frage mich auch, ob sich das denn verkauft. Denn wenn ich Räucherstäbchen oder Handcremes suche, dann schaue ich dazu definitiv nicht in Buchhandlungen nach.

Nachvollziehen kann ich es natürlich, dass die meisten Kunden wohl eher leichte Kost haben möchten. Groschenromane, amerikanische Krimi-Bücher, Kochbücher. Meinentwegen! Ich finde es nur schade, dass eben sonst so wenig vorhanden ist. Wobei ich es natürlich verstehen kann, dass sie das hinstellen, was gut verkauft wird. Schließlich will man möglichst viel Profit bei möglichst wenig Aufwand!

Ich frage mich nur: War das früher nicht anders?

Ich gehe ja nicht erst seit gestern in Buchhandlungen, und irgendwie habe ich in Erinnerung, dass man früher durchaus noch Rilke-Gedichtbände, Goethes und Lessings Gesamtwerk und Dramen von Dürrenmatt kaufen konnte. In ganz normalen Buchhandlungen. Da, wo heute Bücher wie "100 Wege zum Orgasmus", "Die schönsten Fondue-Rezepte" und "Herzliche Grüße zum Muttertag!" stehen.

Hängt das mit irgendeinem gesellschaftlichen Wandel zusammen, dass man heute eben nur noch so etwas mag, und sich Anderes nicht mehr verkauft, so wie früher?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ja, das Sortiment hat sich definitiv verändert. Ich lese auch sehr gerne Klassiker und obwohl ich Reclamheftchen sehr liebe, würde ich mir manchmal doch einfach genau die gleiche Geschichte in einem schönen, schweren und alten Buch wünschen. Und wenn das schon nicht klappt, dann einfach eine größere Auswahl an Reclamheftchen. Leider finden die aber wohl neben den ganzen Science-fiction und Fantasy-Romanen keinen Platz.

Wobei ich ansonsten sagen muss, dass das Angebot zumindest bei uns hier in der Gegend was Fachliteratur betrifft sehr ausgewogen ist. Unser hiesiger Thalia widmet eine ganze Filiale der Fachliteratur, und dort ist dann wirklich alles vertreten. Auch in der Innenstadt gibt es versteckt ein paar Läden, die sich spezielleren Büchern widmen. Klar ist der Anfahrtsweg dorthin etwas umständlich und ja, das sind keine großen Ketten. Aber wenn man davon weiß, dass es sie gibt, dann hat man einen echten Juwel gefunden. Zudem gibt es dort auch antiquarische Bücher.

In großen Ketten wird eben eher Mainstream verkauft, es geht um Profit. Und inzwischen gibt es kaum noch Bücherläden, die wirklich nur Bücher verkaufen. Lesezeichen und Postkarten gehören seit Jahren ins Sortiment. Dass nun noch anderes dazukommt wie Anhänger, Geschenkartikel etc. ist nicht verwunderlich. Man will ja für den Kunden attraktiv sein.

Ich weiß es noch, als früher in den Buchläden immer eine leise und ruhige Atmosphäre herrschte, man sich gemütlich mit seinem Buch in eine kleine Leseecke verzog und darin geschmökert hat. Man hat leise Verkäufer und Kunden miteinander reden gehört, über ein Buch diskutieren gehört. Inzwischen höre ich in Buchhandlungen laute mp3 Player, nörgelnde Kinder, laute Menschen, singende Postkarten die dauernd auf und zu gemacht werden und anderes Zeugs was man nicht in einer Buchhandlung vermuten würde.

Ja, es hat sich verändert. Das Sortiment muss sich anpassen. Da es ja immer heißt, es werde weniger gelesen, muss jeder Laden natürlich sehen, dass er Dinge ins Sortiment bringt, die sich gut verkaufen. Und verkaufen lässt sich ein King eben eher als Tolstoi oder Goethe. Solange es noch so kleine Perlen gibt, in denen man auch Klassiker findet, solles mir recht sein. Ich lese sowohl aktuelle als auch klassische Bücher, solange ich beides noch irgendwo finden kann, ist es vollkommen in Ordnung. Mir ist es lieber, sie nehmen Mainstream Bücher ins Angebot auf und bestehen so am Markt, als dass sie auf ihr ausgewähltes Sortiment bestehen und dann wohl oder übel schließen müssen.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auch wenn sich das Sortiment verändert hat, hat es sich nicht gleich automatisch auch verschlechtert. Zum mindest nicht hier bei uns.

Man findet zwar mehr Sachen, die mit Büchern nur noch im Entferntesten was zutun haben, aber immerhin ist die Auswahl an Büchern recht groß. Unsere Buchhandlung geht allerdings auch über mehrere Etagen und da findet man immer, was man sucht. Seien es Klassiker oder die neusten Bestseller. Habe ich mal was gesucht, habe ich es auch immer gefunden oder immerhin bestellen können und es war in spätestens 2 Tagen dann da.

Ruhig und gemütlich ist es da allerdings auch nicht. So kenn man es noch von ganz früher, wo es immer leise und still war. Damals waren die Buchhandlungen aber auch nicht halb so groß wie jetzt. Dafür war das Angebot auch nicht so ausgewogen und groß, wobei ich sagen muss, dass ich trotzdem fündig geworden bin. Teilweise wird man vom Angebot ja geradezu erschlagen.

Ich kann wirklich nicht sagen, dass die Vielfalt schlecht ist, weil man stets auch meine Lehrbücher da hatte. Du sagst selber, dass man aus jeder Kategorie auch etwas findet. Wie sollte man deiner Meinung nach dann noch das Angebot erweitern? Würdest du denn dann wirklich fündig werden? Besondere Bücher, für den besonderen Geschmack wirst du so oder so nicht finden. Ich finde auch nicht, dass man das verlangen kann. Am Ende findet man vor lauter Vielfältigkeit auch nichts mehr.

Ich finde, dass die Buchhandlungen es auch immer schwerer haben. Amazon etabliert sich wirklich gut und immer mehr Menschen machen sich nicht einmal die Mühe, noch aus dem Haus zu gehen wegen eines Buches. Und dafür finde ich das Angebot sehr gut.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ihr habt ja echt tolle Läden bei euch in den Städten! Da werde ich fast neidisch. Denn, wie gesagt, hier in der Gegend findet man ja oftmals nicht einmal drei Reclam-Heftchen, bei zwei Stück bei den "Schulbüchern" hört es auf. Das ist doch etwas sehr dürftig. Aber andererseits kenne ich hier tatsächlich eben nur diesen einen Laden mit den mehreren Stockwerken und dem großen Sortiment.

Ich frage mich nur, wo ich geschrieben haben soll, dass es hier doch alles gäbe? In der "Durchschnitts-Buchhandlung" hier gibt es ja gerade nicht alles, das ist es ja, was ich so schade finde! Ich finde, dass selbst "Essentielles" fehlt, und stattdessen zum Teil der letzte Mist den Platz dafür einnimmt. Also, "alles" haben sie leider nicht, es sei denn, man versteht unter einem Brettchen Reiseführern, drei Lexika, zwei Reclam-Heftchen, einem Regal Sex- und Kochratgebern, einmal Bestsellerliste Platz 1 bis 10, einem Haufen Esoterik-Kram und Groschenheftchen "alles". Also, eigentlich hat der Buchmarkt doch viel mehr zu bieten, finde ich.

Übrigens habe ich noch nie meine Lehrbücher direkt im Buchhandel kaufen können, wie froh wäre ich, wenn es so einfach wäre! Selbst in Fachbücherläden in Uninähe musste ich bisher jedes Mal bestellen. Dann gab es oftmals auch noch Probleme mit der Lieferung und ich durfte zwei Wochen bis einen Monat warten. Alles unter Zeitdruck, weil der Dozent forderte, dass wir das Buch bereits zum nächsten Termin, in einer Woche, mitbringen sollen. Das war (und ist) jedes Mal ätzend.

Wie man meiner Meinung nach das Abgebot erweitern könnte? Mir würde es schon reichen, wenn es bei den von mir angesprochenen Buchhandlungen ein paar Klassiker mehr gäbe, vielleicht auch bisschen moderne Lyrik, und vielleicht auch Naturbücher. Naturführer für die Bestimmung von Tieren und Pflanzen könnten den Großstadtkindern nicht schlecht tun. Aber mal ernsthaft, es wäre schon schön, wenn es eben ein paar mehr Ratgeber gäbe, zu welchen Themen auch immer, als nur Kochen und Sex. Und seien das für viele Menschen zentrale Themen des Lebens. Und eben ein paar Klassiker. Meinentwegen brauchen sie auch nur das Reclam-Regalbrett etwas zu erweitern, auf 30 verschiedene Heftchen statt nur zwei. So viel Platz nehmen die ja nicht weg.

Das ließe sich, wie gesagt, bewerkstelligen, indem man eben nur noch zwei Kochbücher zum Nudelkochen hinstellt, statt fünf verschiedene. Also meiner Meinung nach sollte man einige übertrieben oft vorhandene Inhalte, oder auch relativ unsinnige Inhalte (Man braucht doch nicht ernsthaft fünf verschiedene Kochbücher, die alle in etwa dieselben Rezepte beinhalten, zum Kochen von Nudeln, oder?) etwas reduziert, zu Gunsten einer Vielfalt.

Klar, besonders seltene Bücher zu ungewöhnlichen Themen würde man dann sicherlich noch immer nicht finden. Ich erwarte auch kein Fachbuch zur Quantenphysik auf wissenschaftlichem Niveau in einer normalen Buchhandlung. Aber ich finde, beispielsweise Reclamhefte sind doch nun eigentlich nicht so etwas Kompliziertes. Daher finde ich es ja so komisch, dass es selbst die hier kaum mehr gibt, gelten sie doch als "literarisches Fast-Food" (nicht inhaltlich, aber sie sind eben klein, einfach gebunden und günstig, und daher sollten sie für die Massen, bei Interesse, verfügbar sein).

Du schreibst, die Übersichtlichkeit könnte leiden. Aber wenn das Angebot nicht vergrößert werden würde, sondern man inhaltlich doppelte Bücher ersetzen würde, dann würde die Menge an Büchern ja nicht größer werden, sondern gleich bleiben. Nur die Titel und Inhalte würden sich ändern. Meinst du, das würde alles sehr viel unübersichtlicher machen? Gerade, wenn man beispielsweise an ein Reclam-Regalbrett denkt (mehr ist wohl sowieso leider nicht zu erwarten), dann macht das doch den Laden nicht unordendlicher, oder?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallo,

mir ist es auch schon aufgefallen, dass die Klassiker nicht mehr so vertreten sind, wie sie es mal waren.

Das stört mich bei Spontankäufen, aber ansonsten eigentlich wenig, denn wenn es mir so wichtig ist, ein Buch zu kaufen, dann bestelle ich es entweder in einer Buchhandlung zum nächsten oder übernachsten Tag oder aber ich schaue im Internet oder frage da in einem Laden an, von dem ich weiß, dass er schnell liefert.

Als ich ein Buch über ein sehr spezifisches Thema haben wollte, habe ich es im Internet gekauft, nachts und mittags war es am nächsten Tag schon bei mir, ich habe natürlich online bezahlt, da gibt es ja auch viele Möglichkeiten heutzutage.

Aber extra in einen Buchhandel zu gehen, um mich dann zu ärgern, dass das Buch dann mal wieder nicht in der Form da ist, wie ich es gerne hätte, habe ich schon lange satt. Buchläden sind für mich schön, um mal zu schauen, was die gerade so da haben oder wenn mir spontan etwas einfällt, was ich gerne hätte, aber bestellen lasse ich da Bücher nur, soweit mir zugesagt werden kann, dass ich das Buch in den nächsten ein bis zwei Tagen haben werde. Alles andere dauert mir zu lange, wenn ich denn schon mal wirklich etwas lesen will, was bei mir auch nicht so häufig vorkommt, dass ich mir wirklich ein Buch zu einem Thema kaufe.

Für mich sind also auch so kleine Spielereien, wie Schulzubehör oder so einfach entlastend, wenn sich ein Bekannter von mir mal wieder stundenlang nicht entscheiden kann, was er jetzt als nächstes lesen will.

Die Sitzmöglichkeiten habe ich noch nie so wirklich verstanden, wo man dann in dem Buch herumblättern kann, weil ich kann das auch mal eben so, da brauche ich es mir nicht gemütlich machen, wie manch Anderer, der dann wirklich das ganze Buch im Laden zu lesen scheint, das finde ich unverschämt.

Also Bücher, die ich haben will, kaufe ich wie gesagt online oder in einem Handel, wo es dann zügig da ist, ein Anruf tut es ja manchmal auch schon.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Also ich kaufe meine Bücher zumeist auch online, aber was ich am Buchhandel schön finde oder fände, wäre eben, dass man vor dem Kauf einen kleinen Blick in das Buch werfen kann (auch, wenn das natürlich nicht immer möglich ist, oft genug sind Bücher eingeschweißt). Ich mag halt bei meinem knappen Geld nicht Fehlkäufe tätigen, wenn sich das vermeiden ließe. Und bei einem Blick direkt ins Buch weiß ich eben am besten, ob es wohl etwas für mich wäre, oder nicht. Das vermisse ich beim Online-Handel leider. Es gibt zwar auch Vorschauen bei Amazon, manchmal, aber das ist eben nicht der Regelfall, also weiß man dann beim Kauf nicht, was einen genau erwartet.

Dabei erwarte ich übrigens keine riesigen Sitzecken. Ich mag ein Buch ja nicht vor Ort durchlesen. Das fände ich auch ein wenig unverschämt. Einfach einen kleinen Blick hinein zu werfen, vor dem Kauf, das würde schon reichen. Gern einfach im Stehen, vor dem Regal. Mehr benötige ich gar nicht.

Übrigens, so diese kleinen "Spielereien" im Buchhandel finde ich an sich ja auch nicht schlimm. Ich liebe schöne Kladden, und Postkarten sammel ich, außerdem mag ich Räucherzeug. Nur, auch, wenn ich die Sachen mag, zumindest bei Räucherzeug denke ich mir dann immer, das muss im Buchhandel nicht sein, sondern da hätte ich lieber Bücher. Mein Räucherzeug kaufe ich mir in anderen Läden.

Also, immer unter der Bedingung gesehen, dass ich mir bei einem Bücherladen denke, die haben sowieso zu wenig Platz, und leider ein kleines Sortiment. Bei einem riesigen Laden, der alles hätte, stört es mich nicht, wenn die dann noch Handcreme oder Kaffeetassen verkaufen. Aber wenn der Laden klein ist und wohl schon für die normalsten Bücher Raum fehlt, dann finde ich es unsinnig, den Raum dann eben nicht für Bücher, sondern für andere Dinge zu nutzen, die in einem Bücherladen eigentlich nicht notwendig sind.

Zum Onlinehandel: Dass der eine zunehmende Konkurrenz für Offline-Bücherladen darstellt, das sehe ich sehr gut ein. Das muss schon schwierig sein, gerade für kleine Lädchen. Ich frage mich nun, wie der richtige Weg aussieht, um sich zu behaupten. Sollte man nur noch Triviales verkaufen, weil das die Menschen am ehesten kaufen? Oder hätte man nicht vielleicht doch eher den höchsten Zulauf, wenn man auf sehr viel Vielfalt setzt, oder gar auf Fachliteratur? Denn die bekäme man ja nicht überall, deswegen kämen Menschen, die sie benötigen und die nicht online kaufen, ja dann immer zu einem in den Laden.

Nun könnte man sich vielleicht auch die Frage stellen, ob Menschen, die für Trivialliteratur anfällig sind, vielleicht eher offline als online bestellen. Und ob die Menschen, die Klassiker mögen und auch Fachbücher lesen, vielleicht eher mit dem Internet umgehen und daher auch eher online bestellen. Aber ich glaube, da käme man auf kein einheitliches Ergebnis.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es kommt auf den Buchladen an. In den kleineren Buchhandlungen hier bekommt man zum Beispiel nur die aktuellen Bestseller und andere Titel, die zumindest gut laufen. Heißt: Dan Brown mit seinem neuesten Werk ist vorrätig, da der sich super verkauft meist auch ältere Titel von ihm. Dazu dann andere Titel, als Taschenbuch, bei denen man weiß, die werden gekauft. Aktuell sind das die Biss-Bücher von Stephenie Meyer als Taschenbuch, die Black Dagger bekommt man auch, da allerdings auch schon nur noch die neuesten Bände und nicht die ersten.

Einige Buchhandlungen haben dann ein extra Regal für historische Romane und auch die Fantasy-Titel extra stehen. das ist aber nicht selbstverständlich, kann auch sein, dass die Frauenromane neben den Thrillern liegen und dazwischen noch eine Promi-Biographie lauert.

In sehr großen Buchläden sieht es dann anders aus. Die haben sehr viele Titel auf Lager, nicht nur aktuelle, sondern auch Longseller und auch Klassiker. Das sind dann meist die Buchhandlungen, die in der Nähe von Schulen sind, die wissen dann, aha, "Die Verwandlung" ist jedes Jahr Schulstoff, das landet schon mal auf Vorrat im Regal. Genauso andere, bekannte Klassiker. Und sie sind sehr gut sortiert, haben meist eine ganze Abteilung nur Kinderbücher, nur Sachbücher (und die auch noch mal nach Themen), nur Liebesromane, usw.

Es kommt allerdings vor allem das in die Regale, was auch verlangt wird. Und was die Buchhandelsvertreter ihnen schmackhaft machen können. Bei einem neuen Roman von Frank Schätzing, Dan Brown oder Ken Follett gibt es immer ganz viele Vormerker (so heißen die Vorbestellungen). Da wissen die Buchhändler, die laufen gut, also kommen sie auf jeden Fall rein. Bei allem anderen wird geschaut, was gut laufen könnte.

Einen sehr aufschlussreichen Artikel über Buchhandlungen und wie sie ihr Programm gestalten, findest Du hier, dort steht einiges über den Einfluss von Buchhändlern auf Bücher.

Und was Buchhandlungen und ihren Einkauf angeht, spezial Thalia, steht hier sehr viel Aufschlussreiches. Und sehr viel Ernüchterndes.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Danke für die Links. Es ist wirklich interessant, dass es somit ja nicht unbedingt so ist, dass verkauft wird, was ankommt, sondern, dass durch das Sortiment in den Buchhandlungen selbst doch sehr beeinflusst wird, was sich verkauft.

Gut, das hätte ich mir auch schon denken können, wenn man bedenkt, dass viele Menschen, salopp gesagt, "fressen, was man ihnen vorwirft". Ja, ich glaube, der "Durchschnittskonsument" schaut wirklich nicht von sich aus nach neuen Büchern, online beispielsweise, liest Rezensionen, sondern liest einfach, was eben angeboten wird. Wobei wir natürlich alle nicht ausgenommen davon sind: Wer, der gerne liest, kennt es nicht, einfach in den Buchhandel zu gehen, und dann zu schauen, was es Neues da gibt, was einem gefallen könnte?

Ich hatte übrigens noch einen Gedanken zu diesem Problem mit der Konkurrenz durch Bücher-Online-Verkäufe. Ein großer Vorteil gegenüber dem Internet-Handel ist ja, also einmal ganz abgesehen davon, dass man als Offline-Buchladen ohnehin die Leute als Kunden hat, die nicht online einkaufen wollen, dass man die Ware direkt da hat, im besten Fall. Also, wenn ich online bestelle, dann muss ich zumindest einmal zwei Tage bis zur Lieferung warten, wenn ich nicht den teuren Over-Night-Express zahlen möchte, dann dauert es dann eben einen Tag. Im Buchhandel hingegen kann man das Buch direkt mitnehmen, wenn sie es denn da haben.

Wäre das nicht ein großer Vorteil, bei all den Leuten, die ihr Buch schnell benötigen? Wie oft erinnere ich mich daran, dass es damals in der Schule hieß, "Bringt morgen zum Deutschunterricht 'Die Verwandlung' von Franz Kafka mit!". Selbst im Studium erlebe ich es noch manchmal, dass an einem Tag morgens eine Email eintrudelt, dass wir am Folgetag zum Unterricht morgens um 10 Uhr ein bestimmtes Buch mitbringen sollen. Und zwar sollten wir uns dieses kaufen. Ja, was macht man in dieser Situation? Kein Online-Shop liefert da schnell genug.

Und ich denke, da könnten die ganzen Offline-Buchhandlungen sehr gut einsetzen. Wenn die die passenden Dinge da hätten, würden sie damit doch gute Geschäfte machen. Gut, die spezifischte Fachliteratur werden sie nicht da haben, aber so einige Dinge, die man in der Schule immer wieder benötigt, wären doch schon sinnvoll. Hier schrieb ja jemand schon, einige Bücherläden haben dann meinentwegen Goethe oder Schiller oder Brecht standardmäßig da, weil diese Dinge eben im Unterricht zumindest an Gymnasien doch immer wieder benötigt werden. Ja, das finde ich auch sinnvoll.

Ich frage mich da nur, wieso es hier so viele Händler gibt, die nicht einmal solche Literatur da haben? Weder im laufenden Schuljahr, noch zum jeweiligen Halbjahresbeginn. Denen müsste doch ein Geschäft entgehen, oder nicht? Gerade, wenn sonst kaum Buchhandlungen in der Gegend existieren, oder eine Schule in der Nähe ist.

Oder verdient man an Schülern noch weniger, als mit Groschenromanen und Kochbüchern? Das wäre nun die Frage. Ich hätte mir eigentlich gedacht, dass man an Schülern doch recht viel, sicher und konstant verdient. Aber die Händler werden sich darüber wohl sicherlich auch schon Gedanken gemacht haben. Ob sich also Schullektüre doch nicht so rechnet? Gut, so ein Reclam-Heft kostet ja auch nur wenige Euro, während man für einen sehr aktuellen Bestseller zumindest einmal um die 15 Euro zahlen muss.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Schullektüre spielt durchaus eine Rolle im Einkommen bei den Buchhandlungen, aber halt keine große, bzw. eigentlich nur einmal im Jahr. Nämlich dann, wenn nach den Sommerferien die ganzen Listen mit den benötigten Büchern ausgegeben werden. Da rennen dann alle in die Buchhandlung und bestellen; Englischbuch, Mathebuch, Weltatlas, usw. Die sind aber für gewöhnlich nicht vorrätig, da ja für die unterschiedlichen Schulsysteme auch unterschiedliche Bücher (außer der Weltatlas, der dürfte schulübergreifend der gleiche sein) nötig werden.

Zumindest war das in unserer Buchhandlung immer so, dass nach den Sommerferien da dann alle Schüler hingingen und bestellten, egal ob vom Gymnasium, Realschule oder Gesamtschule.

Die typischen Deutschunterricht-Lieblinge wie halt "Die Verwandlung", liegen aber in größeren Buchhandlung schon auf Vorrat aus. Das sind so die Klassiker, die immer gehen. Weniger wegen Klassiker-Lesern, sondern weil es halt Schulstoff ist. Die sind dann in diesen typischen Reclam-Ausgaben auch auf Vorrat da. Genauso wie Wörterbücher zu gängigen Sprachen, Englisch-Deutsch und Französisch-Deutsch kriegt man eigentlich in jeder größeren Buchhandlung, genauso wird da der aktuelle Duden vorrätig sein. Denn der muss zwangsläufig ja von all den Menschen gekauft werden, die in ihrem Beruf die absolut korrekte deutsche Rechtschreibung brauchen.

Dann gibt es noch die auf ein Thema spezialisierten kleinen Buchhandlungen. Die haben dann zum Beispiel als Schwerpunkt Fantasy oder Horror (oder beides, weil sich das eh oft miteinander vermischt).

Man kann auch diese kleinen Buchläden nicht mit solch riesigen Filialen wie zum Beispiel Thalia oder Mayersche sie haben, vergleichen. Die gehen teilweise über mehrere Etagen, die können sich das auch leisten, Bücher auf Vorrat zu lagern, die sehr wahrscheinlich nicht zu den Top-Sellern gehören werden. Aber die halt auch gut laufen, wie Kinderbücher (die es in so manchem kleinen Buchladen zum Beispiel gar nicht gibt, Harry Potter mal ausgenommen).

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ihr habt zum Schuljahresbeginn Listen bekommen, wo alle Bücher für das Halbjahr drauf standen? Das war bei uns auch anders. Da wurden alle Lektüren über das Jahr verteilt gekauft. Gut, solche "Hauptlektüren" wie Lehrbücher, gab es auch direkt am Halbjahresbeginn zu kaufen, aber einzelne Lektüren für den Deutsch- und Sprachunterricht, egal, ob Englisch, Französisch, Italienisch, oder welche Sprache auch immer, gab es immer über das gesamte Halbjahr verteilt. Das heißt, da hätten die Buchhändler doch über das gesamte Jahr über verteilt Einnahmen damit machen können.

Und ja, natürlich ist je nach Schultyp andere Lektüre notwendig, aber innerhalb der Schultypen blieb es dann doch relativ gleich. Cornelsen war beispielsweise so ein Standard-Verlag, oder Klett(-Cotta). Da gab es dann eine Reihe "Deutsch", eine "Englisch", dann pro Klassenstufe ein Exemplar, und die wurde dann eigentlich an allen Schulen des Schultyps benutzt. Zumindest innerhalb eines Bundeslandes. Jedenfalls habe ich nach der Schule doch mit vielen anderen ehemaligen Gymnasiaten über ihre alte Schullektüre geredet, und dabei stellte sich heraus, dass wir doch alle dieselben Lehrbücher hatten. Da müsste sich der Buchhandel also auch nicht so viel Verschiedenes anschaffen.

Was ich bei dieser ganzen Diskussion übrigens komisch finde, ist, dass bei euch ja doch in den Buchhandlungen eine gute Auswahl an verschiedenartigen Büchern zu finden zu sein scheint. Ich schrieb hier nämlich auch nicht über kleine Dorf-Bücherlädchen, sondern eben gerade auch über große Ketten wie Thalia, Sosch, Wohlthat'sche Buchhandlung, und so weiter. Die haben hier gewöhnlich ein Stockwerk, einen kleinen Raum, besser gesagt, mit wirklich nicht gerade großer Auswahl. gut, ein Hugendubel fällt mir noch ein, der hat zwei Etagen. Allerdings im Erdgeschoss Bücher, im Obergeschoss dann eben Kalender, Kladden, Schreibutensilien, aber weniger Literatur.

Ich habe fast das Gefühl, diese Stadt hier hat einfach ein Defizit. Aber irgendwie sollte mich das auch nicht wundern. Leider sind viele Menschen hier doch eher an anderen Dingen, als am Lesen, beschäftigt.

Spezialisierte Buchhandlungen kenne ich fast nur aus Uni-Nähe. Da gibt es dann eben geläufigere Fachbücher für den jeweiligen Bereich. Und eine Kunst-Buchhandlung kenne ich, ist aber eine winzige und hat fast nichts präsent, leider! Ansonsten fielen mir an spezialisierten Läden nur noch Comic-Shops ein. Sonst sieht es hier übel aus.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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