Bundeswehr Werbung kriegsverherrlichend?

vom 24.12.2009, 00:23 Uhr

Einige von euch kennen sie wohl, die Werbestände der Bundeswehr. An Schulen werden sie manchmal aufgestellt, manchmal werden auch Schulklassen zu "Informationsveranstaltungen" außerhalb eingeladen. Auf großen Jugendmessen wie der You (auf der ich auch nur einmal war, weil ich dort an einem Stand stehen musste, ansonsten finde ich die einfach extrem schrecklich Mainstream-fokussiert und sogar etwas dümmlich) hat die Bundeswehr auch einen Stand, wo sie Jugendliche für sich begeistern wollen.

Und auch sonst wirbt die Bundeswehr gerne. Ich erinnere mich daran, dass sie sogar einmal einen Stand auf der IFA (internationen Funkausstellung) in Berlin hatten, wo ja aufgrund der Technikaffinität auch sehr viele junge Männer unterwegs waren. Allgemein könnte man sagen, sie versuchen, überall zu rekutrieren, wo junge Männer (und mittlerweile auch junge Frauen) sein könnten. Wobei die Werbung an Orten, wo viele junge Männer sein könnten, noch verbreiteter ist. Für Medien gilt dasselbe. Beispielsweise habe ich auch schon Bundeswehr-Printanzeigen gesehen, in einer Computerspiele-Zeitschrift. Und in der Bahn hängt nun auch schon manchmal Werbung von ihnen, oder an Plakatwänden.

Man sieht also, die Bundeswehr wirbt. Kein Wunder, verweigern doch immer mehr Leute den Wehrdienst, und freiwillig als Soldat melden sich wohl von Jahr zu Jahr auch immer weniger Menschen. Was einige Leute freut, das gefällt der Bundeswehr naturgemäß nicht besonders, so muss eben die Werbetrommel gerührt werden. Das an sich kann man schon verwerflich finden, aber wie geworben ist, das ist meiner persönlichen Meinung nach, noch einmal ein ganzes Stück kritischer.

Von den Werbeplakaten und -prospekten der Bundeswehr schauen einen Frauen mit Tarnschminke im Gesicht an, debil grinsend, man sieht fröhlich lächelnde junge Männer mit Maschinengewehr am Schießstand, man sieht einen jungen Mann mit Zahnpastalächeln aus einer Panzerluke ragen. Alle lächeln wie in einer Zahncremewerbung, irgendwie wirkt alles fröhlich, nach heiler Welt. Das habe ich jedenfalls neulich festgestellt, als ich auf einen Werbekalender der Bundeswehr stieß. Dort waren nämlich genau nur solche Motive zu sehen, im riesigen Format.

Natürlich wäre es bekloppt, mit Kriegstoten, Invaliden, Bombenanschlägen und dem Töten von Zivilisten zu werben, das würde ja wohl eher abschrecken und damit würde man nicht werben können. Aber könnte man nicht meinen, die Werbung der Bundeswehr sei kriegsverherrlichend, wenn denn immer nur gesunde, fast schon überdurchschnittlich als attraktiv geltende, grinsende junge Soldaten gezeigt werden? Wenn man immer nur zeigt, wie glücklich doch alle angeblich seien, während sie Schießen übten oder Panzerfahren? Wenn man alle Gräuel des Krieges einfach ausblendet?

Und ist Kriegsverherrlichung nicht eigentlich verboten? Zumindest geächtet wird sie doch. Medien werden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien nicht an Minderjährige freigegeben, wenn sie kriegsverherrlichend sind. Oder gewaltverherrlichend. Oder waren diese Medien dann nicht sogar in Deutschland ganz verboten?

Wenn ja, wieso darf die Bundeswehr dann ihre doch den Krieg sehr verharmlosend darstellenden (was bei anderen Medien auch als Kriegsverherrlichung gewertet wird!) Medien dann noch verteilen? Also, abgesehen davon, dass sie als staatliche Institution doch sicherlich einen gewissen "Bonus" haben?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



99 % solcher Fragen würden sich erledigen wenn man im Vorfeld schon einmal die eigentliche Definition nachschlagen würde!

Denn kriegsverherrlichend ist kein Zahnpastajüngelchen im Panzer (Wie kommt man auf sowas? Nein bitte besser nicht erklären!), sondern wenn der Krieg an sich verherrlicht wird als Möglichkeit zu Ruhm, Anerkennung und Ehre zu gelangen, sich besonders hervorzutun und um einen mythischen Heldenstatus zu erlangen oder wenn im Umkehrschluss negative Folgen des Krieges bagatellisiert werden, z. B. indem Leid, Elend, Tod usw. verharmlost oder herunterspielt (wobei das wieder als kriegsverhamlosend gilt).

Und vielleicht fällt einem auch selber ein Unterschied zwischen Zahnpastalächeln und "Karriere mit Zukunft" und sowas hier , hier, hier oder hier auf.

Wawa666 hat geschrieben:Aber könnte man nicht meinen, die Werbung der Bundeswehr sei kriegsverherrlichend, wenn denn immer nur gesunde, fast schon überdurchschnittlich als attraktiv geltende, grinsende junge Soldaten gezeigt werden?

Für welche Werbung werden denn keine Models verwendet? Vielleicht beim Arbeitsamt, aber die machen auch keine Werbung um neue "Kunden" zu bekommen.

Wawa666 hat geschrieben:Wenn man immer nur zeigt, wie glücklich doch alle angeblich seien, während sie Schießen übten oder Panzerfahren? Wenn man alle Gräuel des Krieges einfach ausblendet?

Was haben denn Schießübungen und Panzerfahren mit dem Krieg zu tun? Sobald man also eine Waffe in der Hand hat oder mit dem Panzer um die Kaserne fährt ist man im Krieg?

Wawa666 hat geschrieben:Und ist Kriegsverherrlichung nicht eigentlich verboten? Zumindest geächtet wird sie doch. Medien werden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien nicht an Minderjährige freigegeben, wenn sie kriegsverherrlichend sind. [...] Wenn ja, wieso darf die Bundeswehr dann ihre doch den Krieg sehr verharmlosend darstellenden...

Weil die BPjM und andere wahrscheinlich mehr Ahnung von dem Begriff "Kriegsverherrlichung" (siehe oben) haben und trotz sorgsamer und teils überfürsorglicher Blicke nicht alles auf die Goldwaage legen und jemand der aus der Panzerluke grinst nicht mit "Stirb den Heldentod für`s Vaterland - werde Soldat!" gleichsetzen.

Wenn Du wissen willst was kriegsverherrlichend ist flieg in die USA und versuche einen Werbestand der US Army, Navy usw. zu erwischen - hier sieht es genau andersrum aus als bei uns, da hier nur mit Vorteilen geworben wird (von der Staatsbürgerschaft über den College Abschluss bis hin zu Ruhm und Anerkennung wenn man Terroristen tötet) oder Nachteile verharmlost werden, Leid und Elend nach dem Motto: Egal wie mies es anderen geht: Als US Soldat wird es Dir auch da immer gut gehen und was Du auch machst, niemand kann Dich dafür anklagen...

Nur mal als Kontrast, wie das anderswo aussieht mit den Werbeplakaten: Link 1, Link 2.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:99 % solcher Fragen würden sich erledigen wenn man im Vorfeld schon einmal die eigentliche Definition nachschlagen würde!

Diese Kritik ist ja wohl sinnlos. Ich habe gefragt, ob dies Kriegsverherrlichung sei (und ob das dann als Folge davon nicht verboten sein müsste). Würde ich wissen, was Kriegsverherrlichung genau ist, würde ich ja kaum einen Thread eröffnen, in dem ich genau das frage! Abgesehen davon solltest du wohl froh sein über jeden Menschen, der noch nachfragt, statt sofort parolenschreiend durch die Gegend zu rennen.

Subbotnik hat geschrieben:Was haben denn Schießübungen und Panzerfahren mit dem Krieg zu tun? Sobald man also eine Waffe in der Hand hat oder mit dem Panzer um die Kaserne fährt ist man im Krieg?

Im Krieg nicht, aber diese Übungen dienen doch wohl nur einem Zweck. Und der ist die Vorbereitung auf kriegerische Aktivitäten, und nicht etwa, um später mal ganz zivil seinen Garten mit einem Panzer umzupflügen (abgesehen davon, dass es nicht allzu viele Privatpersonen sein dürften, die einen Panzer ihr Eigen nennen).

Wenn es allerdings nicht als Kriegsverherrlichung geht, es als durchweg positiv darzustellen, eine Ausbildung einzuschlagen, die alleinig zur potentiellen Teilnahme im Krieg dient, gut, dann greift diese Kriegsverherrlichungs-Problematik bei der Werbung der Bundeswehr natürlich nicht.

Wobei mich dies dennoch nicht davon abhält, es ein wenig problematisch zu finden, Jugendliche alleinig mit einem guten Verdienst, angeblich überdurchschnittlichen Karrieremöglichkeiten, der Möglichkeit eines kostenlosen Studiums und kostenlosen Führerscheins, und zum Teil durchaus auch mit dem Appell an einen gewissen Patriotismus, dazu verleiten zu wollen, dem Militär beizutreten. Aber natürlich, so ist Werbung. Ich schrieb ja bereits, würde man mit in die Luft gesprengten eigenen Soldaten werben, dann würden weniger Menschen diesen Beruf als attraktiv erachten.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Bundeswehr ist doch nicht nur zu für den Krieg da. Sie hilft ha auch in Notsituationen wie Hochwasser, Erdbeben und andere Naturkatastrophen. Die Bundeswehr muss doch auch für einen eventuellen Krieg gewappnet sein. Und wenn keiner mehr hingehen würde, dann würde es schlecht aussehen.

Und ausserdem lebt Deutschland ja nicht im Frieden. Es besteht doch nur ein Waffenstillstand. Ein Friedensvertrag wurde nie unterschrieben. Also sollte man immer gewappnet sein.

Warum sollte die Bundeswehr nicht auch mit Models werben? Warum sollte sie überhaupt nicht werben. Ich finde es schon schlimm, wenn keiner mehr zur Bundeswehr gehen will. Wenn es damals, als ich in den Alter gewesen bin, schon Frauen bei der Bundeswehr gegeben hätte, wäre ich hingegangen. Viele Jugendliche bekommen dort sogar eine Berufsausbildung. Sie holt also auch die Jugendlichen, die keine Lehrstelle haben von der Straße.

Die wenigsten Bundeswehrsoldaten ziehen heutzutage in den Krieg. Sie wappnen sich nur für eventuelle Fälle und jede Werbung zieht das Positive raus und lässt nicht das Negative raushängen. Sonst würden auf Alkoholwerbungsplakaten vielleicht nur schlagende Menschen und randalierende Menschen zu sehen sein oder Menschen, die sich ins Koma saufen und auf der Intensivstation liegen. Aber dort sieht man auch nur fröhliche Menschen, die sich die Kante geben. Menschen, die am Strand tanzen und lachen und Spaß haben.

Ist doch klar, dass keiner für sich selber eine Negativwerbung macht, wenn es nicht sein muss.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich mag die Werbung für die Bundeswehr auch überhaupt nicht. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich den Eindruck habe, es würde für den Krieg geworben, sondern eher mit der miserablen Qualität und der Ansprache der Leute, die sich offenbar (sonst würde man die Werbung anders gestalten) ohnehin gar nicht dafür interessieren, was dort so passiert. So läuft seit ein paar Wochen eine Radiowerbung für junge Leute, in der damit geworben wird, dass man eine Menge Geld verdient - Schon während der Ausbildung. Sowas ist einfach schlecht und wen soll das bitte ansprechen? Desinteressierte Leute, die eigentlich keinen Bock auf irgendwas haben, aber viel Kohle eigentlich doch ganz gut finden?

Für mich ist die Bundeswehr aber ein 'Verein', den ich mit dem Krieg überhaupt nicht in Verbindung bringe. Für mich ist die Verteidigung eines Landes bei Bedarf wichtig und dafür benötigt man Menschen. Die Bundeswehr tut doch nichts, das darauf schließen lässt, dass sie einen Krieg plant oder den gut findet, sondern sie setzt sich dort ein, wo ihre Hilfe benötigt wird, weil es einfach in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wawa666 hat geschrieben:Diese Kritik ist ja wohl sinnlos. Ich habe gefragt, ob dies Kriegsverherrlichung sei (und ob das dann als Folge davon nicht verboten sein müsste). Würde ich wissen, was Kriegsverherrlichung genau ist, würde ich ja kaum einen Thread eröffnen, in dem ich genau das frage!

Auf manche Antworten bzw. Sachverhalte kommt na auch selber bzw. die erwähnte Goldwaage! Ist eine Werbung für Krankenpfleger "krankenhausverherrlichend" nur weil man da nicht den letzten Grottenolm auf ein Plakat druckt der gerade jemand sichtbar Scheiße vom Hintern wischt sondern ein Model welches fröhlich lächelnd mit einem Model Patienten in die Kamera grinst? Werbung soll ja für etwas werben und nicht dagegen, das steckt wiederum im Wortsinn von Werbung.

Wawa666 hat geschrieben:Im Krieg nicht, aber diese Übungen dienen doch wohl nur einem Zweck. Und der ist die Vorbereitung auf kriegerische Aktivitäten, und nicht etwa, um später mal ganz zivil seinen Garten mit einem Panzer umzupflügen (abgesehen davon, dass es nicht allzu viele Privatpersonen sein dürften, die einen Panzer ihr Eigen nennen).

Nein, diese Übungen dienen eben nicht der Vorbereitung auf einen Krieg, sondern rein zum Erhalt der Wehrfähigkeit. In einen Krieg zu ziehen oder sich wehrfähig zu erhalten - da gibt es einen gravierenden Unterschied!

Wawa666 hat geschrieben:Wobei mich dies dennoch nicht davon abhält, es ein wenig problematisch zu finden, Jugendliche alleinig mit einem guten Verdienst, angeblich überdurchschnittlichen Karrieremöglichkeiten, der Möglichkeit eines kostenlosen Studiums und kostenlosen Führerscheins, und zum Teil durchaus auch mit dem Appell an einen gewissen Patriotismus, dazu verleiten zu wollen, dem Militär beizutreten.

Wo wird denn beim Bund die Patriotismus Keule geschwungen? Ich kenne kein Plakat wo sinngemäß etwas steht wie "Für Volk und Vaterland", "Schütze Deutschland!", "Dienst für Deutschland" usw. Das kann sich die Bundeswehr allein wegen unserer Vergangenheit nicht erlauben, selbst die Einweihung von Ehrenmalen für Gefallene oder die Verleihung von Tapferkeitsorden, was eigentlich "normal" ist wird hierzulande schon als Fehldeutung interpretiert bzw. als Militarismus da es den Hauch von "ehrenhaftem / ruhmreichen Dienst für Deutschland" hat und provoziert heftige Kontroversen, ob das nicht (eben aufgrund der Vergangenheit und die Rolle der Bundeswehr als Bürgerarmee) zu weit geht.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Die Bundeswehr ist doch nicht nur zu für den Krieg da. Sie hilft ha auch in Notsituationen wie Hochwasser, Erdbeben und andere Naturkatastrophen.

Ja, das tut sie. Aber dafür muss man weder das Fahren eines Panzers noch das Schießen mit einem Maschinengewehr lernen!

Diamante hat geschrieben:Die Bundeswehr muss doch auch für einen eventuellen Krieg gewappnet sein. Und wenn keiner mehr hingehen würde, dann würde es schlecht aussehen. Und ausserdem lebt Deutschland ja nicht im Frieden. Es besteht doch nur ein Waffenstillstand. Ein Friedensvertrag wurde nie unterschrieben. Also sollte man immer gewappnet sein.

Also, dass du dich in einer permanenten Bedrohung zu sehen scheinst, das tut mir ernsthaft Leid. Und klar, aus Verteidigungsgründen geht es leider wohl in keinem Land ohne eine Armee. Aber es ist aus anderen Ländern, wo es weder eine Wehrpflicht gibt, noch vom Militär geworben wird, erwiesen, dass es dort noch immer Menschen gibt, die Soldat werden möchten. Diese würden mengenmäßig auch für eine Verteidigung ausreichen.

Abgesehen davon werden in Kriegszeiten ohnehin genügend Leute eingezogen, die nie eine soldatische Ausbildung gemacht habe. Im Zweiten Weltkrieg wurden zum Teil 14-Jährige abkommandiert, die hatten vorher noch nie ein Gewehr in der Hand. Wobei die Jungen eher in Sachen Flugabwehr beschäftigt waren, aber das ist ja auch nicht minder kriegerisch. Also, man benötigt eigentlich gar nicht so viele ausgebildete Soldaten, wie man auch ohne Werbung zur Verfügung hätte.

Diamante hat geschrieben:Ich finde es schon schlimm, wenn keiner mehr zur Bundeswehr gehen will. Wenn es damals, als ich in den Alter gewesen bin, schon Frauen bei der Bundeswehr gegeben hätte, wäre ich hingegangen.

Das ist deine persönliche Entscheidung. Ich würde nicht freiwillig lernen wollen, Menschen zu erschießen. Der Status eines Soldaten ist für mich absolut nicht erstrebenswert. Ich mache mich nicht zum blinden, meinungslosen Instrument irgendeiner Institution, mit deren Zielen ich gar nicht überein stimme.

Sippschaft hat geschrieben:So läuft seit ein paar Wochen eine Radiowerbung für junge Leute, in der damit geworben wird, dass man eine Menge Geld verdient - Schon während der Ausbildung. Sowas ist einfach schlecht und wen soll das bitte ansprechen? Desinteressierte Leute, die eigentlich keinen Bock auf irgendwas haben, aber viel Kohle eigentlich doch ganz gut finden?

Das sind doch genau die Leute, die sie wollen, befürchte ich. Wozu sollten die denn intelligente, interessierte Leute, wollen? Die bemerken doch Missstände und sind kritisch. Das passt nicht zu diesem Wunsch, dass die Soldaten doch einfach nur zu gehorchen hätten und das Denken doch möglichst anderen Menschen überlassen sollten. Nicht, dass jeder Soldat so wäre, zum Glück nicht! Aber kritische, für sich selbst denkende und entscheidende, Geister, nein, die sind doch kaum beliebt, wo man Konformismus benötigt (möglicherweise würde es anders mit solchen Vereinen aber auch gar nicht funktionieren).

Sippschaft hat geschrieben:Für mich ist die Bundeswehr aber ein 'Verein', den ich mit dem Krieg überhaupt nicht in Verbindung bringe. Für mich ist die Verteidigung eines Landes bei Bedarf wichtig und dafür benötigt man Menschen. Die Bundeswehr tut doch nichts, das darauf schließen lässt, dass sie einen Krieg plant oder den gut findet, sondern sie setzt sich dort ein, wo ihre Hilfe benötigt wird, weil es einfach in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.

Sofern ich weiß, hat das deutsche Militär allerdings seit dem letzten Weltkrieg das eigene Land nicht mehr verteidigt. Stattdessen gibt es bloß Auslandseinsätze, und ich finde schon, dass die Krieg sind. Da fallen auch regelmäßig Soldaten, auch deutsche. Ob das in Afghanistan und im Irak nun ein "sinnvoller" Krieg ist, darüber kann man sich streiten. Da gibt es so viele Meinungen, da kann man keinen Konsens finden, daher überlasse ich hier jedem seine Meinung selbst. Wobei eines durchaus stimmt, ja, die Bundeswehr ist da, wo sie zuständig sein müssen. Es gibt ja diese Verpflichtung, dass sich auch Deutschland an diesen ganzen Nahost-Kriegen beteiligen müsste.

Subbotnik hat geschrieben:Auf manche Antworten bzw. Sachverhalte kommt na auch selber bzw. die erwähnte Goldwaage! Ist eine Werbung für Krankenpfleger "krankenhausverherrlichend" nur weil man da nicht den letzten Grottenolm auf ein Plakat druckt der gerade jemand sichtbar Scheiße vom Hintern wischt sondern ein Model welches fröhlich lächelnd mit einem Model Patienten in die Kamera grinst?

Ich sehe einen klitzekleinen Unterschied dazwischen, Menschen zu pflegen, und Menschen zu erschießen. Ich bezweifle nicht, dass nicht in Krankenhäusern auch schon Menschen umkamen (absichtlich oder durch Fehler), aber als Arbeitsbereich von Krankenpflegern ist es jedenfalls nicht vorgesehen, Menschen zu erschießen. Daher kann man meiner Meinung nach Krankenhäuser so verniedlichen und verherrlichen, wie man will. Meinentwegen auch Hundekuchen oder Gummibäume, was weiß ich. Sie schaden niemandem. Was ich persönlich von kriegerischen Auseinandersetzungen nicht behaupten kann.

Subbotnik hat geschrieben:Wo wird denn beim Bund die Patriotismus Keule geschwungen? Ich kenne kein Plakat wo sinngemäß etwas steht wie "Für Volk und Vaterland", "Schütze Deutschland!", "Dienst für Deutschland" usw. Das kann sich die Bundeswehr allein wegen unserer Vergangenheit nicht erlauben, selbst die Einweihung von Ehrenmalen für Gefallene oder die Verleihung von Tapferkeitsorden, was eigentlich "normal" ist wird hierzulande schon als Fehldeutung interpretiert

Dass diese Entwertung von Ehrenmalen lächerlich ist, da stimme ich dir zu! Aber zu diesen patriotischen Werbeplakaten, da kann ich dir sagen, dass ich da definitiv schon drei Stück gesehen habe! Das ist einige Jährchen her. Ich denke, es fiel recht passend mit der Fußball-Weltmeisterschaft hier in Deutschland zusammen. Da war Patriotismus gerade sowieso "in", von daher meinte man da möglicherweise, würde eine solche Werbung dann nicht negativ aufstoßen. Ich schaue mal, ob ich ein Foto von diesen Plakaten finde. Die hingen hier in den Bahnen und auf den Bahnhöfen. Irgendwer wird sie sicherlich dokumentiert haben.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:
Diamante hat geschrieben:Die Bundeswehr ist doch nicht nur zu für den Krieg da. Sie hilft ha auch in Notsituationen wie Hochwasser, Erdbeben und andere Naturkatastrophen.

Ja, das tut sie. Aber dafür muss man weder das Fahren eines Panzers noch das Schießen mit einem Maschinengewehr lernen!

Doch, das muss man, denn in Krisensituationen vergessen die meisten schnell Recht und Ordnung.

Andernfalls kannst Du Dir ja mal überlegen wie erfolgreich man wohl mit "Bitte, Bitte" und "Das gehört sich aber nicht..." weiterkommt wenn in Extremsituationen die öffentliche Ordnung nicht sichergestellt werden kann und viele aus Not (und aus sich anbietender Gelegenheit) dazu übergehen zu Plündern und Gewalt gegen andere auszuüben in einem Maß wo selbst die Polizei hilflos ist. In Deutschland war dies zum Glück selbst beim Oderbruch nicht der Fall, die Amis haben es aber in New Orleans erleben dürfen sowie die Bevölkerung in den Tsunami Gebieten wo zur Aufrechterhaltung einer gewissen Grundordnung und um ausufernde Gewalt und Plünderungen einzudämmen das Militär dorthin verlegt wurde (neben der Aufgabe Aufbauarbeit / Rettungsarbeit).

Und auch wenn die Bundeswehr im Inland damit noch nicht konfrontiert war, so war sie es bereits in Einsatzgebieten wie z. B. im Kosovo wo Demonstrationen auf einmal so eskalierten, dass man hier mit Vernunft allein nicht mehr weiterkam.

P.S.: Piraten am Horn von Afrika kann man übrigens auch nicht mit einem Bittschreiben aufhalten - trotzdem führt man keinen Krieg, usw.

Waw666 hat geschrieben:Ich sehe einen klitzekleinen Unterschied dazwischen, Menschen zu pflegen, und Menschen zu erschießen. [...] Daher kann man meiner Meinung nach Krankenhäuser so verniedlichen und verherrlichen, wie man will. Meinentwegen auch Hundekuchen oder Gummibäume, was weiß ich. Sie schaden niemandem. Was ich persönlich von kriegerischen Auseinandersetzungen nicht behaupten kann.

Entweder willst Du es nicht verstehen oder stellst Dich hier bewusst dumm, alles andere will ich mal freundlicherweise ausschließen.

Ganz deutlich: Deine Meinung ist ehrlich gesagt überflüssig, was Du nun besser oder schlechter findest. Es ging ja um die Frage ob es verherrlichend ist oder nicht und nicht darum, was man nun besser ist oder nicht - abgesehen davon, dass weder das eine noch das andere verherrlichend ist, sondern einfach nur Werbung ohne den Ansatz hier etwas übertrieben positiv darzustellen, sondern nur einen positiven Aspekt des Berufsalltags!

Wawa666 hat geschrieben:Aber zu diesen patriotischen Werbeplakaten, da kann ich dir sagen, dass ich da definitiv schon drei Stück gesehen habe! Das ist einige Jährchen her. Ich denke, es fiel recht passend mit der Fußball-Weltmeisterschaft hier in Deutschland zusammen.

Na dann bin ich aber mal gespannt - am Ende sind es wohl wieder nur so "Das könnte man, wenn man um 10 Ecken denkt und einer eigenwilligen Argumentation folgt, doch schon als Patriotismus deuten..." - Plakate ;).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich verstehe das Problem mit den Plakaten nicht ganz. Ok, ich habe noch keine gesehen, aber ich kenne die Radiowerbung, welche ich für nicht so schlecht gelungen halte.

Aber egal wie man das findet, wir werden nicht ohne Bundeswehr auskommen. Auch wenn wir in Deutschland solche extremen Katastrophen noch nicht hatten, wo man mit dem Panzer anrücken musste. Aber wenn man den Panikmachern in Sachen Klimawandel glaubt, wird sowas auch noch kommen.

Nur sollte man vielleicht auch mal die Sache etwas anderes betrachten. Und da frage ich dich Wawa666 ob du im Katastrophenfall denn weisst, was du machen musst? Viele Männer wissen es, weil sie es während ihres Wehrdienstes gelernt haben. Und dann hört es doch schon auf.

Ich selbst habe noch diese Zivilverteidigung zu DDR-Zeiten gelernt und aus heutiger Sicht hat es bestimmt nicht geschadet. OK, damals haben wir das meist alles ganz witzig gefunden, denn mit Atemschutzmaske sieht man eben nicht mehr Partytauglich aus. Aber allein der Erste-Hilfekurs war gut und auch die Verhaltensweisen, wenn wirktlich eine Katastrophe sein sollte, vergisst man nicht wirklich und bleibt damit Handlungsfähig, bis die staatlichen Organe vor Ort sind.

Und das es schnell mal drunter und drüber gehen kann braucht keinen Kriegsausbruch. Da reichen schon Überschwemmungen durch Hochwasser. Übrigens dein Einwurf, das selbst im 2. Weltkrieg 14 jährige die Waffe in die Hand bekommen haben, hinkt gewaltig. Denn das war nicht die Regel und wurde erst gegen Ende so gemacht.

Übrigens habe ich zu DDR-Zeiten auch schiessen gelernt. Also im absoluten Ernstfall könnte ich sogar meine Familie und mich schützen, wenn ich eine Waffe in die Hand bekommen würde. Und ich behaupte dabei mal das ich damit nicht den Krieg als toll eingeredet bekommen habe.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Würden wir in einer perfekten Welt leben, in der sich alle Menschen wohl gesonnen wären und in der es unter anderem auch keine Kriege mehr gäbe, dann könnte man solche Plakate sicher als Kriegsverherrlichung deuten, weil es dann aber auch keine Streitkräfte mehr bräuchte.

Nur leider leben wir nicht in einer solchen Welt und extremen Situationen (Hochwasser, Orkane etc.) sind die Menschen teilweise dann schon sehr egoistisch. Wenn man dann Opfer solcher egoistischer Menschenmassen werden soll, dann wird man sicher auch mit dem Einsatz von Dingen einverstanden sein, die man sonst ablehnt. Und so lange wir eben nicht in der besten aller vorstellbaren Welten leben, wird es wohl Streitkräfte geben und diese brauchen dann auch Nachwuchs.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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