EU-Beitritt der Türkei

Ich habe bei der Suche so ein Thema oder ein ähnliches noch nicht gefunden. Wie steht ihr zu einem eventuellen Beitritt der Türkei in die EU? Was spricht eurer Meinung nach dafür bzw. dagegen?

Dagegen, weil:
- wirtschaftliche Situation auf Jahrzehnte nicht auf EU-Niveau
- Gesellschaftliche Situation weit von unserem System entfernt:
o Verhältnis Militär und Staat
o Verhältnis Religion und Staat
o Totesstrafe
o Kurdenproblematik
o Meinungsfreiheit / Religionsfreiheit
- Geograffische Ausdehnung
- Nachbarstaaten der Türkei
Gründe dafür kenne ich leider keine, bzw. kann solche nicht als gute Gründe erkennen, die einen Beitritt rechtfertigen würden.

Ebenfalls dagegen wobei ich mich von jeglicher Ausländerfeindlichkeit distanziere, ich finde lediglich die Vorgehensweise der Türkei in vielerlei Hinsicht nicht nachvollziehbar, bestes Beispiel ist die Aktion um den jungen Touristen der dieses britische Kind angeblich genötigt missbraucht oder was auch immer haben soll und ich denke ganz einfach, dass wenn die türkische Regierung den Jungen diplomatisch nach Deutschland zur Verurteilung überführt hätte und auf diesen jetzigen demonstrativen und unfassbar lächerlichen Akt verzichtet hätte, ihre Chancen bezüglich der Aufnahme wesentlich besser aussehen würden.

'Wichtig' oder zumindest positiv nach außen hin für die EU wäre, dass sie so beweisen konnte, dass sie keine reine christliche Gemeinschaft ist, was ja leider gerne behauptet wird. Sie könnte sie nach außen hin eben repräsentieren, dass sie auch offen ist für andere Religionen.

Naja das mit Marco ist kein Wunder, schließlich hat der deutsche Staat in seinem Aktionismus ordentlich Druck auf innere Angelegenheiten in der Türkei ausgeübt. Wäre das nicht gewesen, wäre das ganze glimpflicher über die Bühne gegangen und die Türkei müsste jetzt nicht ihre Souveranität beweisen. Das gabs bei uns auch schon, als der deutsche Staat pampig reagierte als es um die Verurteilung von einem der 9/11 Mithelfer in Hamburg ging und die Amis unbedingt die Verurteilung wollten und es in einem (temporären) Freispruch endete.

Die EU ist sowieso keine "Religionsgemeinschaft", sondern eine politische, das Argument finde ich immer ziemlich haltlos.

Das mit der wirtschaftlichen Situation wurde auch schon von vielen Experten als kein echtes Argument gesehen, da viele Staaten, die jetzt in der EU sind, z. B. Portugal und Spanien oder damals Irland niemals unter dieser Voraussetzung in die EU gelassen worden wären, da sie zum Aufnahmezeitpunkt alles andere als wirtschaftlich entwickelt waren, gleiches gilt für den Ostblock.

Das Verhältnis Militär / Staat ist genauso ein Fall, den man bei Portugal und Spanien damals hätte anführen können oder Religion und Staat.

Die Todesstrafe gab es in vielen EU Staaten auch noch, oder bis kurz davor, als sie aufgenommen wurden. In der Türkei wurde sie außerdem mittlerweile ausgesetzt, siehe Öcalan.

Die Kurdenproblematik bzw. ein Minderheitenrproblem hatten auch andere Staaten, es geht grad so weiter. Das gleiche gilt für die Meinungsfreiheit.

Im Grunde ist das völlig scheinheilig, da so Italien, Portugal und Spanien damals nie in die EU hätten eintreten dürfen - dass man diese Gründe nun der Türkei entgegenhält ist also mehr ein Vorwand als alles andere.

Gründe dafür wären z. B. die Stärkung von Reformkräften in der Türkei und dass die Türkei seit jeher mehr europäisch als arabisch war - abgesehen davon dass die Araber die Türken hassen, was auf`s Osmanische Reich zurückgeht. Zudem ist die Türkei ein sehr westlicher Staat und weist viele Gemeinsamkeiten mit anderen Staaten auf (Griechenland, Portugal, Spanien, Italien usw.) die vor ihrer Aufnahme stark in der Kritik standen aufgrund der dort herrschenden Verhältnisse, ähnlich wie heute die Türkei.

Politisch, wirtschaftlich und strategisch wäre es ein richtiger Schritt die Türkei aufzunehmen, wenn da nicht die ganzen Vorurteile wären und die politische Korrektheit, die es nicht erlauben den Türken "Wir wollen euch nicht dabei haben" zu sagen - im Grunde ist es das, was alle denken, vor allem wenn man bei genauerer Betrachtung merkt, dass die ganzen angebrachten Gründe dagegen völlig haltlos sind bzw. es dafür genug Gegenbeispiel in der Geschichte der EU gab, wo es anders gehandhabt wurde.

Ich glaube nicht an einen Beitritt man wird die Türken weiter jahrelang hinhalten und irgendwelche Konservativen werden damit weiter Politik machen. Ich persönlich kann mich ehrlich gesagt weder dafür noch dagegen entscheiden, da die offiziell angebrachten Gründe keine sind (zumindest keine Argumente) und im Grunde bei der Praxis in der Vergangenheit die Türkei aufgenommen werden müsste.

Aber ich bin sowieso ein Anhänger von "Old Europe" und gegen eine Destabilisierung, die schon mit der Osterweiterung aufkam - mir würde eine EU bestehend aus Nord-, Mittel, und Westeuropa ausreichen, alle anderen schwächen m. E. nur diese Konstellation der "Starken Staaten".

Ja, gerade erst vor wenigen Tagen habe ich eine Karikatur dazu gesehen, was du gerade beschreibst. Da wurde die EU-Landkarte abgebildet im Jahr 2060 und da waren dann mittlerweile noch halb Asien Mitglied und darunter war ein Verhandlungstisch angebildet, an dem Angela Merkel mit dem Staatsoberhaupt der Türkei (mir fällt der Name nicht mehr ein leider) telefoniert, und sagt, es tue ihr leid, aber er habe die Bedingungen wohl falsch verstanden und verlangt worden sei nicht der Bau von 3 neuen Flughäfen sondern von 300 neuen Flughäfen und 41 neuen Häfen. Und dann im nächsten Bild legt sie den Telefonhörer auf und denkt 'Der gibt erstmal Ruhe'.

Die Türkei hat nichts in der EU verloren! In einem Land, wo Menschen noch gefoltert werden, die Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Assoziationsfreiheit etc. nicht gegeben ist und Menschen deshalb in ständiger Angst leben müssen!

Außerdem hat die Türkei viel zu wenig mit Europa zu tun! Sie liegt mit über 90 Prozent auf Asien und soll deshalb auch dort bleiben! Der Fall Marco hat meine Meinung zum EU-Beitritt der Türkei nur unterstrichen! Das alles schreibe ich als Türke...da ist schon was wahres dran!

In einem Land, wo Menschen noch gefolter werden, die Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Aozziationsfreiheit etc. nicht gegeben ist und Menschen deshalb in stänmdiger Angst leben müssen!

Das ist teilweise auch Praxis in europäischen Staaten, die bereits in der EU sind oder bald aufgenommen werden sollen, siehe Spanien und Italien, Polen, Rumänien, Bulgarien.

Außerdem hat die Türkei viel zu wenig mit Europa zu tun! Sie liegt mit über 90 Prozent auf Asien und soll deshalb auch dort bleiben!

Die EU ist schon lange kein geographischer Begriff mehr, sondern ein politischer, nicht umsonst reicht die EU bis weit in den Pazifik hinein, vor allem durch die Überseegebiete ehemaliger Kolonialstaaten, die mittlerweile zum Staatsgebiet gehören.

IRGENDWANN muss man die Grenze ziehen! Als nächstes werden sich dann der Iran und der Irak bemühen in die EU zu kommen! Es ist wirtschaftlich gesehen besser für die EU, aber in der Theorie hat es ein so menschenrechtsverletzendes Regime nicht verdient, Teil der EU zu sein!

[Gio]

IRGENDWANN muss man die Grenze ziehen!

Das Problem ist, dass man aus Gründen der Fairness und der Gleichheit diese "Grenze" nicht jedesmal neu definieren und ziehen kann, da finde ich passt die Karikatur die Sippschaft beschrieben hat ganz gut.

aber in der Theorie hat es ein so menschenverletzendes Regime niccht verdient, Teil der EU zu sein!

So gesehen hätten es einige EU Staaten nicht verdient in der EU zu sein, sie sind es aber trotzdem nur wie soll man das den Türken erklären dass die einen dürfen sie aber nicht?