EU-Beitritt der Türkei

vom 04.12.2007, 16:46 Uhr

Also ich finde es schon merkwürdig, dass einige Leute hier ihre Contra Argumente aufzählen, obwohl sie kaum bis keine Ahnung vom Thema haben. Die Türkei rennt den Kriterien der EU schon seit Jahren hinterher und erfüllt sie nach und nach. Der letzte Vertrag aus Lissabon und dessen Kriterien wurde von der Türkei erfüllt, daher hat die Türkei eigentlich das Recht auf den Beitritt.

Außerdem ist die Türkei schon seit langem Handelspartner von EU-Mitgliedern. Zum Thema Religion und Staat lässt sich sagen, dass die Türkei auf dem Weg ist die Religion vom Staat zu trennen. Seht ihr denn keine Nachrichten ? Seht ihr nicht, dass das Volk in der Türkei für eine Trennung von Staat und Religion demonstriert ? Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass die Türkei als Verbinder zwischen westlicher und östlicher Welt sein kann.

» citir43 » Beiträge: 39 » Talkpoints: 0,16 »



Vor ein paar Jahren als die Diskussion auch aktuell war, hätte ich noch anders geantwortet, hauptsächlich jedoch aus Gründen darüber, wie die öffentliche Diskussion hierzulande als auch in anderen EU-Staaten wie beispielsweise Frankreich geführt wurde, aber heute würde ich auch gegen einen EU-Beitritt der Türkei stimmen - teilweise aus den bereits genannten Gründen, sprich der Frage der Menschenrechte, der Zypern-Frage etc.

In meinen Augen hat sich die Türkei in den vergangenen Jahren seit ihrer Bemühungen um eine Aufnahme (seitdem es offizielle Verhandlungen gibt) ein ums andere Mal zu viel daneben benommen und sich in meinen Augen für eine Mitgliedschaft disqualifiziert respektive für einen solchen als nicht bereit gezeigt. Es gibt klare Maßstäbe (Kopenhagen), die für eine Aufnahme erfüllt sein müssen und setzt man westeuropäische Maßstäbe für eine Demokratie an die Türkei an, so bin ich eindeutig der Meinung, dass die Türkei einfach noch viel zu weit weg ist von gesellschaftspolitischen Verhältnissen wie in Deutschland oder anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Gerade in letzter Zeit hat die Türkei in einem weiteren Punkt offenbart, dass die Diskussion über einen möglichen EU-Beitritt absolut aussen vor steht, solange der Kurden-Konflikt bzw. das "Kurdenproblem" nicht gelöst ist - insgesamt führt die Türkei momentan allein drei aktuelle Konflikte: mit Griechenland, Zypern und innerhalb seines eigenen Landes sowie auf irakischem Staatsgebiet. Das allein sind schon drei Konflikte zuviel - hinzu kommt noch einmal die Frage nach dem Genozid an den Armeniern und dem noch immer fehlenden Eingeständnis dessen.

Auch die Geschichte um den inzwischen nach Deutschland entlassenen Marko ist für mich ein weiteres Beispiel für ein Fehlverhalten der Türkei, auch wenn ich in diesem Falle kein Urteil fällen möchte - dieser und andere Fälle in der Vergangenheit deuten aber auch in Fragen der Justiz darauf hin, dass die Türkei sich nicht auf westlichem Niveau befindet (wenn auch hier zu Lande die Diskussion über eine Verschärfung von Gesetzen ghöchst aktuell ist).

Die Glaubensfrage spielt für mich sicherlich auch eine Rolle, wenn auch eine untergeordnete, da wie bereits gesagt, das Land an und für sich säkular ist und damit schon einen erheblichen Schritt weiter als die meisten anderen islamisch geprägten Länder.

Was für mich aber absolut als Argument gegen eine Aufnahme der Türkei in die EU durchfällt, ist der Standpunkt, der vor ein paar Jahren in der öffentlichen Diskussion von vielen vertreten wurde, nämlich, dass die EU ein christlicher Raum sei und von daher es nicht vereinbar sei, dass ein islamisches Land dieser Union beitritt - was für mich kompletter Unsinn ist, genauso wie die These, dass sich Islam und Demokratie nicht miteinander vertragen würden.

Dass Europa vom Christentum beherrscht wird, ist schlicht ein historischer Zufall, einmal davon abgesehen davon, dass die EU längst ein multiethnisches Territorium ist. Wo wir beim Thema Territorium angelangt sind, dann kommen wir zum letzten Punkt warum eine EU-Mitgliedschaft der Türkei eigentlich ausser Frage stehen sollte, nämlich, indem man einfach geographische Gesichtspunkte in die Überlegungen hinzu zieht und demnach nur zu dem Schluss kommen kann, dass der überwiegende Teil des türkischen Staatsgebietes auf asiatischem Boden liegt.

» Runzen » Beiträge: 17 » Talkpoints: 0,11 »


Sofern die Türkei die Beitrittskriterien erfüllt, habe ich nichts dagegen. Ich will eben nur kein zweites Griechenland, dass sich dann irgendwie hineinmogelt und Milliarden gerettet werden müssen. Da hätte ich schon etwas dagegen. Irgendwie wäre dann das Ende der Fahnenstange erreicht.

Da inzwischen auch der Islam zu Deutschland mit Ausnahme von Sachsen gehört, wäre für mich die Religion auch kein echter Hinderungsgrund mehr. Dagegen bin ich immer noch skeptisch, was die Lage der Menschenrechte in der Türkei angeht. Gerade der aktuelle Konflikt mit den Kurden ist extrem rassistisch und diese werden manchmal doch wie Menschen zweiter Klasse betrachtet.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 03.09.2015, 09:23, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^