EU-Beitritt der Türkei

vom 04.12.2007, 16:46 Uhr

Muss da Subbotnik und auch KrashKidd eigentlich Recht geben, zwar ist es wirtschaftlich nicht unbedingt günstig, immer mehr "schwache" (sofern es nicht auch genug bisherige sind) Länder mit in die EU aufzunehmen, aber sonst hat es eben, wie schon erwähnt, nichts mit Geographie oder Verletzung von Grundrechten zu tun.

KrashKidd, da hast du allerdings Recht, es ist allerdings nicht in Ordnung, hier irgendwelche Länder "hinzuhalten", aber OK, was soll man denn da machen?

» DerDaene » Beiträge: 609 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich sehe das auch als schwierige Situation an - auf der einen Seite wäre ich für Offenheit, also den Türken offen zu sagen, was sowieso alle Regierungen der EU denken, dass man sie obwohl nichts wirklich dagegen spricht einfach nicht dabei haben will. Das würde die Türken natürlich empfindlich verprellen und zu diplomatischen Verwicklungen führen, bzw. man könnte dann vergessen, überhaupt noch etwas von der Türkei zu verlangen.

Aufnehmen wäre auch eine Möglichkeit - auf der einen Seite wär es mir egal, da ich die Osterweiterung auch als einen Fehler sehe, da kann man auch einen machen der fast genauso schlimm ist und den Karren auch nicht weiter in den Dreck zieht. Das "Alte Europa" leidet so oder so drunter, egal ob mit oder ohne Türkei.

Hinhalten verschärft das alles nur - wenn man den Türken in 20 Jahren sagt: "Nö ist nicht" und sie seit Jahrzehnten an der Tür geklopft haben, würde ich es glatt verstehen, wenn da für Jahrzehnte der Ofen aus ist und wir uns einen neuen Erzfeind geschaffen hätten, würde mir auch nicht anders gehen und wäre völlig menschlich.

Sinnvoll wäre für mich letzten Endes eine Aufnahme, eher aus strategischen und langfristigen Gründen als aus Überzeugung, wobei ich die Türkei eisern einen Fahrplan abrattern lassen würde, aber an dessen Ende wirklich die garantierte Aufnahme steht - einerseits um Druck zu machen, dass Reformen auch tiefgreifend umgesetzt werden, andererseits um auch ein Ziel vorzugeben, was erreicht werden kann statt utopischer Versprechungen, die man vielleicht doch nicht einlöst. Da würde ich als türkischer Staat auch nur alles halbherzig umsetzen - man weiß ja nie: Wenn es nicht klappt kann man so unliebsame Reformen immernoch schnell rückgängig machen.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


KrashKidd, das stimmt natürlich, vor allem, weil es ja doch weiterhin noch ein bisschen die "öffentlich Angst vor dem Osten" gibt, und das wäre natürlich auch nicht im Sinne der Bürger, die Türkei dann in den "Osten" zu drängen, kann ich mir zumindest denken, dass das ein weiteres Argument gegen Offenheit der Politiker ist. Sonst gebe ich dir mit deinem Lösungsvorschlag vollkommen Recht, dass das eigentlich die einzige sinnvolle Möglichkeit ist.

» DerDaene » Beiträge: 609 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin zwar keine Türkin, aber mit dem Herzen doch zur Hälfte, mein Mann ist Türke und wir wollen sobald es geht (was leider noch ziemlich lange dauern wird, da das Häusle bezahlt werden will) in seine Heimat ziehen.

Was den EU Beitritt angeht, stelle ich fest, dass die meisten Türken den sowieso nicht mehr wollen, weil sie sich ungerecht behandelt und hingehalten fühlen, was ja auch so ist. Man drängt ständig auf Zugeständnisse und dabei geht es nicht gerade gerecht zu.

Ein wirkliches Interesse am Beitritt kann aber nur die bestehende EU haben, was haben die Türken davon? Dass sie auch eine Überregulierung in so vielen Bereichen bekommen? Sie sind selber gut in Bürokratie und brauchen da keine Nachhilfe? Dass ihre bäuerlichen Strukturen kaputt gemacht werden und nur die großen Landbesitzer gefördert? Dass die Agrarkultur industrialisiert wird und die Sortenvielfalt zugunsten einer Normware verschwindet? Das ist jetzt schon viel zuviel der Fall.

Die TR exportiert schon ohne EU Zugehörigkeit zunehmend auch Industrieprodukte, Fernseher, Kühlschränke, vieles kommt schon von dort. Trotzdem hat die EU ein viel größeres Interesse, dort ihre Waren an den Mann zu bringen, die TR braucht die EU nicht. Sie hat gute Nachbarschaft zu Ländern, die einen großen Bedarf an Waren haben.

Was Reformen angeht, ist das Land durchaus in der Lage seine eigenen Entscheidungen zu treffen und braucht keine Nachhilfe von Ländern die mehr oder weniger blind dem größten Menschenrechtsverletzer unserer Zeit folgen. Wenn es nach mir ginge, würde die TR auch aus der NATO rausgehen, glücklicherweise hat die jetzige Regierung so gut es ging Widerstand geleistet gegen die Ansinnen der USA, sie im Irakkrieg zu unterstützen.

Und das, wo die PKK Terroristen aus dem Nordirak mit amerikanischen Waffen agieren! Soweit zum Thema verbündete.

Ich kann nicht nachvollziehen, wie man behaupten kann, in der TR müsse man in Angst leben. Gerade diese Regierung hat so viel in Bewegung gesetzt in Sachen Liberalisierung. Dafür wird sie jetzt ja auch von den "alten" elitären, angeblich modernen, aber zutiefst undemokratischen Netzwerken aus Militär, Wirtschaftsbossen und Mafia unter Druck gesetzt. Das ist es, was mir wirklich Sorge bereitet.

» Khadidja » Beiträge: 15 » Talkpoints: 0,04 »



Die Türkei gehört weder geographisch, politisch noch kulturell zu Europa. Ein Staat der weder Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit noch Minderheitenrechte akzeptiert sollte geächtet werden. Hier geht es aber in erster Linie um wirtschaftliche Interessen der Multis und die Politiker sind nichts weiter als Handlanger der Multis und führen aus was verlangt wird. Die Türkei wird in die EU aufgenommen auch gegen den Widerstand der Bevölkerung.

» ecco12 » Beiträge: 4 » Talkpoints: 0,64 »


Die Türkei hat einen weiteren Schritt Richtung EU-Beitritt unternommen, wie ich gestern im Radio hört.

Und zwar hat der TÜV-Süddeutschland den Zuschlag bekommen, neben Österreich, Frankreich und Spanien nun auch in der Türkei die Haupt- und Abgasuntersuchung durchzuführen.

In den großen Städten der Türkei sind zwar die Sicherheitnormen der dorrt fahrenden Autos weitesgehend erfüllt, aber gerade im ländlichen Bereich fahren da doch einige abenteuerliche Vehikel durch die Gegend. Die Türken sind teilweise über die Pingeligkeit des TÜV erstaunt, so musste ein Autofahrer das zweite Mal sein Auto beim TÜV vorstellen, weil unteranderem seine Scheinwerfer nicht genügend befestigt waren. Das konnte er garnicht nachvollziehen, denn immerhin hatte er ja wenigstens Licht am Auto.

Tja, wenn ich da jetzt auch schmunzeln muß, aber wenn sie schon in die EU wollen, warum sollen sie sich dann nciht auch mit dem TÜV rumschlagen wie wir. Schließlich fahren dann ihre Autos auch auf unseren Straßen und wenn da so ein Schrott LKW vor mir auf der Autobahn ist, wo ich Angst haben muß, dass etwas von ihm abfällt, wenn ich ihn überhole. Finde ich es schon beruhigend, dass so etwas standardisiert wird und sie die EU-Norm was Sicherheit und Umwelt betrifft erfüllen müssen

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ein
Staat der weder Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit noch Minderheitenrechte
akzeptiert sollte geächtet werden.

Also, das kann man nun von der Türkei nun wirklich nicht derartig verallgemeinernd behaupten, zumal an den Gesetzen nun wirklich gearbeitet wird, die entsprechende Bereiche beschränken, gegen den Widerstand der inzwischen außerparlamentarischen Opposition wie man sagen muss.

Es gibt noch viel zu verbessern, das kann niemand bestreiten, allerdings hat sich auch Europa nicht in einem Rutsch demokratisch entwickelt und viele neue Mitgliedsländern haben da gar keine Tradition. Da gibt es nun wirklich verbündete Länder unseres Staates, die eine "Ächtung" verdient hätten.

Aber es ist auch diese Vorurteilsbeladenheit, die der Türkei entgegenschlägt, die die Menschen dort beleidigt und nicht den Wunsch erweckt, zu unserer angeblich so freien Gesellschaft zu gehören. An Menschenrechten und Religionsfreiheit gibt es auch bei uns noch viel zu verbessern. Lieber soltlen wir mit Selbstkritik und Verbesserung unsere eigenen Gesellschaft vorangehen. Zustimmen kann ich, dass vor allem die "Multis" ein Interesse am EU Beitritt der Türkei haben. Aber ich bin relativ sicher, dass es dazu nicht kommen wird.

» Khadidja » Beiträge: 15 » Talkpoints: 0,04 »



ecco12 hat geschrieben:Hallo,
die Türkei gehört weder geographisch, politisch noch kulturell zu Europa. Ein Staat der weder Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit noch Minderheitenrechte akzeptiert sollte geächtet werden. Hier geht es aber in erster Linie um wirtschaftliche Interessen der Multis und die Politiker sind nichts weiter als Handlanger der Multis und führen aus was verlangt wird. Die Türkei wird in die EU aufgenommen auch gegen den Widerstand der Bevölkerung.

Die Aspekte wurden jetzt schon mehrfach durchgekaut und aus rein wirtschaftlichen Interessen (mit etwas Hintergrundwissen wüsste man das) müssten sich viele Volkswirtschaften und Konzerne sogar gegen eine Aufnahme der Türkei aussprechen - hier sind also längst nicht alle dafür.

Desweiteren merkt man dass Du den Thread nicht gelesen (oder viel gelesen und trotzdem nichts verstanden) hast. In der Türkei werden sehr wohl Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Minderheitenrechte akzeptiert - nur unterschiedlich und noch unzureichend umgesetzt. Nur: In vielen EU Staaten ist das kaum etwas anderes. Das wurde ja hier schon einige Male angesprochen

Naja, ich wiederhole nicht alles noch einmal nur weil hier ein Spammer des Lesens nicht mächtig ist.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das stimmt nicht alles was hier geschrieben wird. Zum Beispiel wird in der Türkei die Religion und die Politik streng getrennt.

Aber ich bin eigentlich gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Es fängt schonmal damit an, dass nur ein sehr kleiner Teil der Türkei sich überhaupt auf dem Europäischen Kontinent befindet. Der weitaus größere Teil befindet sich bereits auf dem Asiatischen Kontinent. Alleine deshalb hat die Türkei in der EUROPÄISCHEN Union nichts zu suchen.

Dann natürlich noch die Wirtschaftliche Situation der Türkei. Mit beitritt zur Europäischen Union wären alle Grenzen für Plagiate geöffnet. Und wir haben ja so schon mehr als genug gefälschte Ware in Umlauf, wieso es den Fälschern dann auch noch noch leichter machen? Desweiteren sind sie in Sachen Wirtschaft sehr sehr weit hinter dem Durchschnitt der Europäischen Union. Gut man mag schon von den neuen Ländern in der Europäischen Union behaupten, dass sie nicht wirklich auf dem aktuellen Wirtschaftlichen Stand sind, aber die Türkei ist noch um Längen hinter denen.

Dann wären dann noch die Religiösen Unterschiede. Natürlich möchte ich nicht sagen, dass sich die Europäische Union auf eine Religion beschränken sollte, aber ich denke, dass die Türkei mit ihren Religiösen Ansichten einfach nicht in die EU passt. Das kann man auch anders sehen, aber das ist meine Meinung zum Religionthema.

Was noch dazukommt und eventuell auch ein bisschen in die Religion über geht ist der Kulturelle Unterschied. Der Kulturelle Unterschied zwischen der Türkei und den Ländern der Europäischen Union sind meiner Ansicht nach einfach viel zu Groß als dass sich diese überwinden lassen.

Auch gibt es in vielen Ländern der Europäischen Union schon sehr viele Türken die dort leben, ich will das hier nicht in eine Diskussion über Ausländer lenken, möchte aber dennoch anmerken, dass es sehr viele gibt, die sich nicht integrieren oder Probleme verursachen. Für den ein oder anderen ist deshalb auch dies ein Grund gegen den Beitritt der Türkei in die Europäische Union. Denn in der Europäischen Union kann sich ja jeder Bürger der EU seinen Wohnsitz innerhalb der EU frei aussuchen.

Insgesamt bin ich also gegen einen Beitritt, da es viel zu viele Unterschiede gibt.

» 103615 » Beiträge: 422 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


103615 hat geschrieben:Dann natürlich noch die Wirtschaftliche Situation der Türkei. Mit beitritt zur Europäischen Union wären alle Grenzen für Plagiate geöffnet. Und wir haben ja so schon mehr als genug gefälschte Ware in Umlauf, wieso es den Fälschern dann auch noch noch leichter machen? Desweiteren sind sie in Sachen Wirtschaft sehr sehr weit hinter dem Durchschnitt der Europäischen Union. Gut man mag schon von den neuen Ländern in der Europäischen Union behaupten, dass sie nicht wirklich auf dem aktuellen Wirtschaftlichen Stand sind, aber die Türkei ist noch um Längen hinter denen.

Also hier sind zwei Sachen dabei, die man nicht als Gegenargument zulassen kann:
1. Plagiate werden heutzutage in die EU vor allem über die Staaten die mit der Osterweiterung aufgenommen wurden eingeführt: Polen und Tschechien ist hier sicherlich jedem ein Begriff. Zudem kommen die meisten Fälschungen ironischerweise über Länder in Umlauf bzw. deren internationale Häfen, die jene am stärksten bekämpfen. Rotterdam und Hamburg sind hier Drehscheiben im europäischen Handel - allein einer dieser Häfen lässt mehr Plagiate ins Land als die Türkei an sich!
2. Zum x-ten Mal: Viele europäische Länder lagen, gemessen am Verhältnis EU - Aufnahmekandidat, unter dem der heutigen Türkei! Beispiele: Portugal, Spanien, Süditalien, Rumänien, Bulgarien und Ostpolen.

Was hier immer als rückständige Wirtschaft zugrunde gelegt wird betrifft vor allem den Ostteil der Türkei und Anatolien - schwache Regionen und starke wirtschaftliche Gefälle gibt es auch innerhalb der EU: den Mezzogiorno, Ostpolen, Ostdeutschland usw.. Gerade die ersten beiden stehen der Türkei hier kaum in etwas nach.

103615 hat geschrieben:Was noch dazukommt und eventuell auch ein bisschen in die Religion über geht ist der Kulturelle Unterschied. Der Kulturelle Unterschied zwischen der Türkei und den Ländern der Europäischen Union sind meiner Ansicht nach einfach viel zu Groß als dass sich diese überwinden lassen.

Welche kulturellen Unterschiede? Bei genauerer Betrachtung fällt einem auf, dass dieser nicht größer ist als die bestehenden, gerade wenn man Südeuropa und Osteuropa als Beispiel nimmt.

Fazit (mal wieder): Es gibt keinen echten vorzeigbaren Grund!

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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