Keine Erinnerung an die ersten 5 Jahre

vom 21.12.2009, 20:49 Uhr

Man sagt ja immer, dass Kinder sich nicht mehr an die ersten fünf Jahre ihres Lebens zurück erinnern können, wenn sie schon um einiges älter als eben diese fünf Jahre sind. Aber was ist an dieser Tatsache eigentich überhaupt dran? Handelt es sich dabei nur um ein Gerücht oder ist es, in irgendeiner Weise, erschreckende Realität? Aus persönlicher Erfahrung muss ich leider gestehen, dass ich mich auch nur noch an sehr wenige Ereignisse, Erlebnisse oder auch Urlaube, aus meiner frühen Kindheit, erinnern kann. Es scheint also doch irgendwie, zumindest ein Stuck weit, die Wahrheit zu sein.

Aber wie kann man sich das erklären? Hängt es mit dem Wachstum zusammen, und damit dass sich auch das Gehirn, in dern ersten paar Jahren, noch ein wenig vergrößert und die Hirnplatten aneinander wachsen? Welche Erklärung gibt es für dieses Phänomen oder steh ich mit meiner Erfahrung alleine da, was ich nicht hoffen will.^^ Handelt es sich also tatsächlich, im Endeffekt, doch nur um ein Gerücht?

Ich wäre erfreut, wenn mich jemand mit seinem Fachkenntnis, über diesen Tatbestand aufklären könnte.

» Tobben91 » Beiträge: 171 » Talkpoints: 0,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass es eher ein Gerücht ist. Wenn ich mich zurückerinnere, dann kann ich mich an die wenigen schönen Augenblicke in meiner wirklich frühen Kindheit zurückerinnern. Ich kann mich daran erinnern, was ich zu Weihnachten bekommen habe und auch, dass ich meinen gelibten Holzroller abgeben musste, als ich 3 Jahre alt war, weil ich angeblich zu groß dafür geworden bin. Ich bekam dann einen größeren Roller, den ich gar nicht mochte.

Wenn ich aber überlege, an was ich mich erinnern kann, als ich in der Grundschule war, ist es nicht sonderlich viel. Vielleicht kann man sich aber auch nur an wirklich prägende Sachen erinnern und eben an nichts, was das Leben nicht so geprägt hat oder was man nicht mehr wissen will. Da kann ich mir vorstellen, dass man einige Sachen einfach aus dem Gedächnis löscht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich denke, es hat tatsächlich mit dem Hirnwachstum zutun, wobei man schon sagen muss, dass das bei jedem Menschen individuell verschieden ist. So können sich Menschen auch unterschiedlich weit zurück erinnern. Es muss nicht unbedingt das fünfte Lebensjahr als Grenze sein. Wer das so strikt behauptet, der hat jedenfalls nicht Recht.

Ich kann dann auch wieder von mir selbst reden: Ich erinnere mich an einige Ereignisse aus meiner frühen Kindheit sehr gut zurück. Die frühsten Erinnerungen waren wohl in meinem ersten Lebensjahr. Das kann ich so gut datieren, weil ich damals in Asien war, am Ende meines ersten Lebensjahres bis zur Mitte des zweiten. Und ich weiß definitiv noch, wie das damals war. Genauso erinnere ich mich sehr gut an ein Spielzeug, das ich hatte, da war ich zwei Jahre alt. Meine Eltern konnten mir das nachträglich noch sagen. Ich erinnere mich auch an mein Gitterbettchen in ganz früher Kindheit, und auch noch an den ersten Kinobesuch (da war ich vier Jahre alt und war bloß mit älteren Kindern mitgegangen, in einen harmlosen Disney-Film). Es sind vielfältige Erinnerungen aus der frühen Kindheit. Natürlich ist es keine ununterbrochene Erinnerung, aber die habe ich heute von aktuelleren Dingen ja auch nicht!

Ich denke, viele Leute können frühe Erinnerungen einfach schlecht einordnen. Vielleicht sind sie noch da, aber die Menschen können eben schlecht festlegen, von wann diese Erinnerungen sind. Das mag daran liegen, dass sie in dem frühen Alter logischerweise von Daten noch keine Ahnung hatten. Sie wissen also nicht "das war im Jahr 1980" (als Beispiel), und glauben daher möglicherweise, das sei später, und schließen daraus, sie hätten aus den ersten Jahren keine Erinnerungen. Ich denke also, Datierungen sind nur bei großen Erlebnissen möglich, wie bei mir beispielsweise die Asienreise. Da kann man dann die Eltern auch nachträglich fragen, in welchem Jahr das war. Andere Leute haben im Kleinkindalter vielleicht nichts Gravierendes gemacht, und können dann natürlich nicht die Eltern nach einem Datum fragen.

Ich denke also, es hat sehr viel mit der Beschreibungs- und Datierungsfähigkeit zutun. Es ist ja nachgewiesen, dass beispielsweise allein Sprache schon sehr wichtig für unser Empfinden auf dieser Welt ist. Also Identität und auch Raum- und Zeitempfinden. Wenn man als Kind von Tagen, Wochen und Monaten nichts weiß, was ja als Kleinkind bis zu einem bestimmten Alter der Fall ist, und einem dann auch noch die Worte dazu fehlen, wie soll man dann wissen, wann eine Erinnerung stattfand? Wenn man diese Begrifflichkeiten kennt, als älteres Kind, Jugendlicher oder Erwachsener, da fällt es leicht, zu sagen, "Ach ja, die Klassenfahrt! Das war 1995." Ein ganz junges Kind, das das Konzept eines Datums nicht kennt, kann also seinen Alltag logischerweise nicht datieren.

Ich denke also, es sind doch viele frühe Erinnerungen bei allen Menschen vorhanden, nur viele wissen sie nicht einzuordnen. Einige mögen sie auch verdrängen oder vergessen haben, weil viele andere Erinnerungen wichtiger erschienen. Aber im Unterbewusstsein existieren diese Erinnerungen ganz sicher noch. Man kann sie eventuell auch wieder "hervorkramen", wenn man das möchte, aber das hat auch Risiken.

Abgesehen davon ist es ja normal, dass man Dinge vergisst. Je länger sie her sind, desto mehr vergisst man davon. Daher ist es ja klar, dass man sich je weniger erinnert, desto länger etwas zurück liegt. Und die frühste Kindheit ist eben das, was für einen Menschen am weitesten zurückliegen kann.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann mich nicht mehr an die Geschehnisse und Ereignisse meiner ersten fünf Lebensjahre erinnern und finde das schade, weil diese Zeit noch nicht so lange vorüber ist. Ich bin schließlich erst 18 Jahre alt und wenn ich jetzt schon fast alle Erinnerungen an meine Kindheit vergessen habe, dann möchte ich persönlich nicht wissen wie es in ein paar Jahren mit meinem Gedächtnis aussieht.

Unser Gehirn hat die einmalige Funktion große Datenmengen abzuspeichern und bei Bedarf wieder abzurufen, allerdings müssen die Daten kontinuierlich wieder ins Gedächtnis gerufen werden, damit sie dauerhaft abgespeichert werden können. Das menschliche Gehirn basiert auf verschiedenen Gedächtnissen für kurze und lange Perioden und bildet bei neuen Ereignissen erst nach einer gewissen Zeit und Wiederholung neue Verknüpfungen in den Zellen, außerdem sorgen insbesondere Gefühle und Emotionen für starke Verknüpfungen von Geschehnissen.

Da ich mich schon vor einigen Jahren eigentlich nie an meine ersten Jahre zurückerinnert habe, weil ich einfach nicht so viel Schönes in dieser Zeit erlebt habe, kann es sein, dass ich deshalb meine Erinnerungen nicht mehr abrufen kann. Einzig und allein einige wenige negative Erinnerungen und noch weniger positive Ereignisse sind aus den ersten fünf Jahren hängen geblieben.

Dies mag zudem auch daran liegen, dass das menschliche Gehirn alte nichtgenutzte Daten einfach überspielt und fast wie eine Festplatte funktioniert. Das Gehirn versucht seine Gedächtnisfunktion optimal auszunutzen, indem es Plätze einfach neu belegt, wenn Sie in der vergangenen Zeit nicht benutzt worden sind. So kann ich mich an Geschehnisse aus den letzten zwei Jahren deutlich besser erinnern, als an Ereignisse in 2006 oder 2007.

Manchmal macht mich das schon traurig, dass ich selbst mich nicht an meine ersten fünf Jahre des Lebens erinnern kann, allerdings kann ich wenigstens positiv in die Zukunft schauen und versuchen das Beste aus meinem Leben zu machen.

» DagobertGrün » Beiträge: 100 » Talkpoints: 3,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass die meisten Menschen sich kaum noch an ihre früheste Kindheit erinnern können. Wenn überhaupt, kann man sich wahrscheinlich nur an einige wenige Dinge erinnern. Ich halte diesen Richtwert von fünf Jahren eigentlich für ganz passend. Allerdings kann man sicher keine allgemeingültige Formel ableiten. Manche Leute können sich vielleicht an die ersten fünf Jahre nicht erinnern, während andere Menschen einige Dinge aus dieser frühen Zeit ihres Lebens noch genau wissen, ohne dass jemand ihnen immer wieder davon erzählt hat.

Das Gedächtnis kann nun einmal nicht alle Informationen speichern. Die meisten Informationen gehen schon sehr schnell verloren. Manche Dinge speichert das Gehirn und einige werden für immer in Erinnerung bleiben. Informationen, die nicht benötigt werden oder keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, verblassen irgendwann - bei einem Kind ebenso wie bei einem Erwachsenen. Schließlich werden sie komplett vergessen.

Ich kann mich noch an Dinge aus meiner frühesten Kindheit erinnern, allerdings nur bruchstückhaft. Ich weiß, dass wir früher ein rotes Telefon hatten, das im Flur auf dem Fußboden stand. Ich weiß, dass meine Mutter mir mal den Finger in der Schlafzimmertür geklemmt hat und ich weiß auch noch, dass die Küche in der Wohnung damals rechts hinter der Wohnungstür war. Diese Informationen stammen aus den ersten drei bis vier Jahren meines Lebens. Aus irgendeinem Grund haben sie sich in meinem Kopf festgesetzt, trotz der Fünfjahres-Schallmauer.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Da falle ich wohl ein bischen aus dem Rahmen. Ich kann mich sogar an zwei Dinge erinnern die kurz vor und kurz nach meinem dritten Geburtstag liegen. Es handelt sich hundertprozentig um Erinnerungen und ich verwechsle sie auch nicht mit Episoden die man mir erzählt hat oder Eindrücke von Fotos. Vielleicht liegt es daran dass ich mich erinnern kann weil beide Erlebnisse ziemlich schmerzhaft für mich waren. Weil ich es selber nicht glauben konnte habe ich später genau recherchiert wann das war und anhand meines Sozialversicherungsausweises und des Datums auf dem Kindergartenbild (da war ich nämlich nur sehr kurze Zeit) die Zeiten bestätigt bekommen.

Zum einen war kurz nach meinem dritten Geburtstag die Osterzeit. Ich hatte immer meinen Schlafplatz an der offenen Tür und auf dem Flur saßen die Erzieherinnen beim basteln von Osterkörben. Ich wusste natürlich nicht was das war aber als wir wenig später Ostereier suchen mussten und die Körbe absolut identisch waren kamen mir Zweifel an den Osterhasen, zumal die Erzieherinnen mehrfach betonten dass diese Körbchen der Osterhase gebastelt und versteckt hat.

Kurz vor dem dritten Geburtstag sollte bei mir wegen irgendeiner Sache Blut abgenommen werden. Ich hatte mich so vehement gewehrt dass mehrere Leute mich festhalten mussten und weil dass immer noch nicht zum Ziel führte, ich grob und mit Schwung umgedreht wurde um mir dann das Blut aus der Ferse abzunehmen. Ich kann mich noch genau an diesen düsteren Bau (eine alte Villa) mit den hohen Räumen und den Holztäfelungen erinnern. Auch weiß ich noch das nach dem Drama eine Schwester mit weißen Bonbons in das Wartezimmer kam und ich mir eins nehmen durfte weil ich so tapfer war. Ich dachte noch, so ein Unsinn, du hast doch die ganze Zeit gebrült. Als Erwachsener war ich zufällig noch einmal in dieser Villa und ich hatte das Zimmer sofort widererkannt. Das war auch die Ursache für meine damalige Recherche zu den zeitlichen Abläufen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass es ein Gerücht ist. Ich kann mich um genau zu sein, nicht an meine ersten 12 Lebensjahre erinnern, und zwar komplett. Ich weiß zwar, was in dieser Zeit passiert ist, aber Erinnerungen habe ich absolut gar keine.

Ich finde das eigentlich schade, ich hätte gerne im Detail gewusst, wie ich damals so gedacht habe und was ich so gemacht habe. Die ersten 12 Jahre meines Lebens kenne ich nur aus Erzählungen sowie eben die Fakten, z.B. in dem und dem Jahr wurde ich eingeschult. Das ist schon seltsam.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das halte ich für ein Gerücht. Meine Erinnerung geht zurück, bis ich etwa zwei Jahre alt war. Ich kann mich an einzelne Erlebnisse erinnern und auch an mein damaliges Kinderzimmer. An den Kindergarten, an Ausflüge, ans erste Ponyreiten. An konkrete Daten kann ich mich natürlich nicht erinnern, außer halt Sachen wie den Weihnachtsmann-Besuch, wo ich halt weiß, dass das kurz vor Weihnachten gewesen sein muss, da es halt eine Weihnachtsfeier war. Aber die Erinnerungen sind vorhanden.

Ich denke, es hat auch etwas damit zu tun, wie gut man sich Dinge merken kann. Es gibt Leute, die vergessen ja rasend schnell etwas oder erinnern sich schon nach einigen Monaten oder sogar Wochen nur noch bruchstückhaft.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann mich gut an einzelne Erlebnisse ab etwa meinem dritten Lebensjahr erinnern. Natürlich kann man sich nicht an alles erinnern, was in der frühen Kindheit passiert ist, aber man erinnert sich ja auch aus späteren Lebensphasen nur an bestimmte Ereignisse und nicht etwa an jede Minute eines ganzen Jahres.

Ich denke, ein Faktor, der die Leute glauben lässt, dass man sich an das spätere Leben besser erinnert, ist, dass kleine Kinder kein Zeitgefühl haben. Ein Kleinkind kann nicht sagen, ob etwas vor drei Monaten oder einem Jahr passiert es, und deshalb ist es eben auch in der Erinnerung so, dass man sich nur an einzelne Dinge erinnern kann. In späteren Erinnerungen hat man zumindest eine kontinuierliche Entwicklung vor Augen, aber mit drei Jahren kann man eben noch keine zeitliche Abfolge beobachten.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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