Die Antiutopie der Unsterblichkeit

vom 21.12.2009, 20:46 Uhr

Seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage nach der Unsterblichkeit, den damit verbundenen Folgen für Menschheit und Natur und ob diese wünschenswert sind, oder eben nicht. Die dafür hinreichende Bedingung ist in jedem Fall die Decodierung der menschlichen DNA und damit verbunden, ein künstlich, durch Eingriffe ins Erbgut, erzeugter Stop des natürlichen Altersprozesses.

In unser Gesellschaft ist der Wunsch nach einem ewigen Jungsein allgegenwärtig, seien es Schönheitscremes, deren Wirkung nachgewiesen nur auf dem Placeboeffekt basieren, Schönheitsoperationen, oder die allgemeine vorherrschende Melancholie, welche mit dem Alter verbunden ist.

Doch für mich persönlich ist das ganze Prozedere um einen künstlich herbeigeführten "Altersstop" alles andere als wünschenswert. Man bedenke die Bevölkerungsentwicklung, wenn die natürlichen Todesfälle wegfallen und das damit noch extremere Hungerproblem, vor allem In Afrika, Indien und China. Außerdem würde, das Ganze wieder auf eine Kommerzialisierung hinauslaufen, "der langlebige Mensch als raffinierteste Warenform kommt in Sicht." (Zitat Durs Grünbein) und der Mensch und sein Leben, welcher geplant und durchschaut werden könnte, würde sich zunehmend von sich selbst entfremden, weil am Leben kein Reiz mehr besteht.

Wie seht ihr das? Unsterblichkeit als wünschenswerte Idealvorstellung oder eher nicht?

» d1lger » Beiträge: 116 » Talkpoints: 0,81 » Auszeichnung für 100 Beiträge



d1lger hat geschrieben:Die dafür hinreichende Bedingung ist in jedem Fall die Decodierung der menschlichen DNA und damit verbunden, ein künstlich, durch Eingriffe ins Erbgut, erzeugter Stop des natürlichen Altersprozesses.

Das ganze hat nur den Haken, dass das in der Praxis gar nicht so einfach geht wie das immer klingt. Man steht hier am Anfang eines großen Rätsels und hat vielleicht eine Ahnung woran es liegt (die hatte man schon vor 15 Jahren) aber keine Ahnung was man wirklich dagegen machen kann was auch funktioniert.

Das ist fast das gleiche Problem wie beim Transhumanismus: Man hat zwar ein Ziel vor Augen, wie es am Ende aussehen soll und wie angefangen werden soll - nur der Weg dazwischen ist eine einzige große Unbekannte und keiner weiß wolang es geht.

d1lger hat geschrieben:Man bedenke die Bevölkerungsentwicklung, wenn die natürlichen Todesfälle wegfallen und das damit noch extremere Hungerproblem, vor allem In Afrika, Indien und China.

Das hat nur einen Denkfehler: Nicht jeder Mensch würde in den Genuss dieser "Vergünstigung" kommen oder anders gesagt: Kann sich jeder Mensch auf dieser Erde etwa eine Schönheitsoperation leisten? Wohl kaum, und deswegen wird auch das nur denen zur Verfügung stehen, die das notwendige Kleingeld dafür haben und denen, die als "erhaltenswert" gelten. Hier wird also mehr oder weniger selektiert, wer länger leben darf oder halt ewig leben darf.

Dazu kommt: Je länger man lebt, desto geringer wird das Bedürfnis "Nachfolger" in die Welt zu setzen - man ist praktisch sein eigener. Klar wird es dann immernoch einen Wunsch geben Kinder zu bekommen, aber keine Karnickelschar mehr ;).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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