Je mehr Geld man hat, desto geiziger wird man?

vom 21.12.2009, 16:12 Uhr

Mir ist an mir selbst eine komische Eigenschaft aufgefallen, bei der ich mich frage, ob sie vielleicht doch einfach recht normal und durchschnittlich ist. Ich hatte in den letzten Jahren immer recht wenig Geld zur Verfügung. Meistens war es schon so, dass ich das, was ein genommen habe, komplett auch wieder ausgeben musste und für Extras nur etwa 50 Euro im Monat übrig blieben, von denen ich mir dann hin und wieder mal was gegönnt habe. Dazu gehörten dann auch Klamotten. Mir hat es damals einfach nicht besonders weh getan, wenn ich mir dann mal ein Oberteil für 30 Euro gekauft habe.

Heute ist das anders. Im Laufe der Jahre hat sich bei mir zumindest einiges angespart und ich habe heute keine Geldprobleme mehr. Ich habe auf der hohen Kante mittlerweile so viel Geld, dass ich mir eigentlich keine Gedanken mehr darüber machen müsste, ob ich mir jetzt mal ein T-Shirt kaufe oder lieber nicht. Mir ist aber aufgefallen, dass ich heutzutage viel weniger bereit dazu bin, viel Geld auszugeben für Alltagsskleidung. Ich würde mich nicht als geizig bezeichnen, aber im Vergleich zu meinem Kaufverhalten, das ich hatte als ich viel viel weniger Geld hatte, würde ich das zumindest als sehr sparsam bezeichnen. Kennt ihr so ein Verhalten bei euch selbst oder habt so etwas bei Anderen beobachten können?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bist du sicher, dass das wirklich etwas mit deinen Vermögensverhältnissen zu tun hat und nicht vielleicht mit einem veränderten Geschmack , einer veränderten Einstellung zur Mode oder einer größeren Anzahl von Kleidungsstücken, die schon in deinem Schrank hängen?

Denn wenn ich mir mein Einkaufsverhalten bei Kleidung anschaue ist das relativ ähnlich. Früher habe schon häufiger Spontankäufe getätigt und in meiner Studienzeit habe ich natürlich auch nicht so viel Geld verdient. Jetzt verdiene ich schon einiges mehr und überlege mit genauer, ob ich etwas wirklich brauche, ob ich es kombinieren kann und so weiter. Denn ich weiß inzwischen einfach besser, was mir steht und von was ich die Finger lassen sollte und ich muss nicht mehr jeden Trend mitmachen. Ich habe auch eine wirklich große Garderobe und bei den meisten Basics, die ich im Geschäft in die Hand nehme, ist es schon so, dass ich etwas ähnliches schon im Schrank hängen habe und deshalb entscheide ich mich dann eben gegen das fünfte schwarze T-shirt oder das dritte lila Trägertop.

Ich kenne aber auch Leute, die sich früher nicht viel aus Geld gemacht haben und zufrieden waren, wenn das Konto am Ende des Monats nicht zu tief in den roten Zahlen stand. Und jetzt, wo sie einen guten Job haben, kommen sie plötzlich mit Themen an, die sich um die Vermehrung ihres Geldes drehen. Das ist schon eine komische Entwicklung.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich sehe das auch so an mir. Vor 2 Jahren waren wir noch arm dran mit einem niedrigen Einkommen (Ich + meine Frau) und heute können wir uns durch einige Ersparnisse und bessere Jobs ein schönes Leben gönnen.

Klar erhöht sich der Lebensstandard ein wenig, nur ich habe mir vorgenommen nicht abzuheben. Irgendwann ist das Geld nicht mehr da. Irgendwann verändert sich evtl. die Einstellung zu Freunden, Bekannten. Und schon sitzt man im Boot. Ich kaufe auch keine teure Kleidung ein, genauso wie der Rest meiner Familie. Das mag aber daran liegen, dass ich es nicht anders kenne aus früheren Zeiten.

» domi » Beiträge: 54 » Talkpoints: 0,31 »



Ich würde auch meinen, dass es nicht (nur) mit den veränderten Geldverhältnissen zu tun hat. Man setzt mit zunehmenden Alter wohl andere Prioritäten und findet es nicht mehr Wert viel Geld für beispielsweise Kleidung auszugeben.

Auch bei mir und meinem Mann ist es so, dass wir - trotz genügend Geld- recht geizig sind. Besonders ich denke mir dann oft, wieso soll ich für etwas viel Geld ausgeben, dass ich für viel weniger Geld genauso bekomme. Auch denke ich mir wesentlich öfter als früher, dass ich ohnehin genügend Kleidung, etc. habe und kaufe mir dann nicht noch ein 100. T-Shirt.

Bei meinen Eltern hingegen kann ich eher das gegenteilige Verhalten beobachten. Sie mussten früher viel sparen und konnten sich nicht so viel leisten. Heute, wo sie finanziell abgesichert sind, fahren sie öfter mal übers Wochenende in Urlaub, gönnen sich mehr Kleidung und beschenken auch uns "Kinder" anders. Auch meine Schwiegereltern fahren jetzt beinahe ständig auf Urlaub und gönnen sich "extrem" viel, weil sie früher einfach nicht die Möglichkeit dazu hatten.

Ich denke daher nicht, dass man generell sagen kann, dass der Mensch mit zunehmenden finanziellen MItteln geizig wird!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Verallgemeinern kann man das wirklich nicht. Klar gibt es auch Menschen, die mit zunehmendem Einkommen immer geiziger werden. Da kenne ich in meinem Umfeld auch einige Exemplare kenne, die scheinbar wirklich ihr Geld immer weniger ausgeben.

Allerdings kann das wirklich auch andere Gründe haben. Dass im Eingangsbeitrag beschriebene Verhalten konnte ich an mir selbst auch beobachten und habe das im letzten Jahr auch mal mit einer Freundin genauer auseinander genommen, die das ebenso bei sich beobachtet hat. Wir haben dann festgestellt, dass wir inzwischen irgendwie gesättigt sind. Gerade zu Beginn der Ausbildung bzw. des Studiums sind wir das erste Mal richtig von zu Hause ausgezogen, entzogen uns also völlig der elterlichen Kontrolle. Da hat man dann auch mal Dinge getan, die man sich mit den Eltern im Hintergrund nicht getraut hat.

Ein weiterer Grund wurde schon angesprochen: als Teenie oder auch junger Twen ist man in der Regel noch nicht so stilsicher und tätigt eher mal spontane Einkäufe. Wenn man dann seinen Stil gefunden hat, dann kauft man in der Regel doch viel gezielter und auch weniger spontan.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ehrlich gesagt muss das ein individuelles Ding sein, denn seit ich ordentlich Geld hatte und seit ich richtig verdiene geht es bei mir genau andersrum: Ich gebe soviel aus, inkl. meine Freundin von "meinem" Geld, dass ich mich immer wundere warum ich am Ende des Monats kaum mehr übrig habe als vorher obwohl mehr auf`s Konto kommt ;).

Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich vorher auch noch eine Geizphase hatte: Uns ging es ähnlich, dass wir vorher zusammen weniger hatten als ein ALG II Empfänger und sparen daher immer an der Tagesordnung war. Als es dann sehr viel besser in der Kasse aussah hatte sich das dann noch leicht fortgesetzt bis zu dem Punkt als wir erste Rücklagen geschaffen haben.

Sobald aber im Bewusstsein angekommen war: "Hm, man hat jetzt viel mehr und es bleibt sehr viel mehr übrig..." hat es sich dann mit dem Ausgeben langsam gesteigert, z. B. als meine Freundin mal eben ein paar Hunderter für neue Klamotten ausgegeben hat oder ich auch mal im Kaufrausch (endlich das kaufen, wovon ich vorher nur geträumt habe) auch ein paar versenkt habe. Da danach keine Finanzkrise herrschte hat sich das dann ziemlich gelockert nach dem Motto "Es geht ja...". Außerdem fühlt es sich besser und sorgenfreier an, nicht auf`s Geld achten zu müssen, egal ob bewusst oder unbewusst sondern mit dem Gefühl das noch genug da ist. Da geht der Geiz von alleine über Bord im Austausch für mehr Lebensqualität ;).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kenne dieses Verhalten von mir selbst nur zu gut und bei mir ist es eigentlich gleich wie bei dir. Immerhin habe ich früher durchaus mehr Geld für Kleidung ausgegeben, als ich noch nicht nebenbei gearbeitet habe. Dabei habe ich nur das Taschengeld von meinen Eltern bekommen, wobei ich dann auch immer alles ausgegeben habe. Ich habe nie großartig daran gedacht, Geld auf die Seite zu legen, da ich das Geld viel lieber ausgeben wollte. Zudem gab es auch immer wieder Sachen, die ich haben wollte und da habe ich dann auch nie besonders lange darüber nachgedacht, ob ich mir das nun kaufe oder nicht. Stattdessen habe ich mir das einfach gekauft und damit war ich glücklich. Dabei bin ich auch sehr oft essen gegangen und ich bin oft in Freizeitparks gegangen.

Mittlerweile arbeite ich neben meinem Studium, wobei ich dann durchaus mehr Geld zur Verfügung habe, als damals. Dabei bin ich jetzt durchaus geiziger geworden und ich setze mir jeden Monat ein Limit. Ich will das Limit nicht übersteigen und von daher versuche ich eigentlich auch immer, sparsam zu leben. Zwar gönne ich mir hin und wieder auch etwas, wobei ich mir auch viel mehr Gedanken über den Kauf mache. Dabei möchte ich mein Geld auch nicht für unnötige Sachen ausgeben und mir ist es auch wichtig, dass ich jeden Monat einen gewissen Betrag auf die Seite legen kann.

Ich denke, dass man auch sehr stolz auf sich selbst ist, sobald man ein gewisses Vermögen erreicht hat. Von daher möchte man das Geld, was man auf der Seite hat, dann nicht wieder von einen Tag auf den anderen ausgeben, da es eben sehr lange gedauert hat, bis man sich die Summe angespart hat. Aus diesem Grund versucht man dann eben auch, sparsamer zu leben als sonst. Dabei achtet man nicht so sehr auf das Geld, wenn man nicht viel davon hat. Man denkt sich, dass man ohnehin nicht viel sparen kann, weshalb man sich dann womöglich gleich denkt, dass man es mit dem Sparen bleiben lassen kann. Von daher gibt man dann auch mehr Geld aus, ohne darüber nachzudenken, wofür man es ausgibt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Mir geht es genauso. Seitdem ich geerbt habe bin ich unglaublich geizig. Vorher habe ich auf Staatskosten gelebt. Da musste ich eh jeden Monat alles ausgeben was ich hatte. Aber nun habe ich Geld und bin extrem geizig geworden. Ich habe so gesehen einfach Angst um mein Geld, weil ich momentan noch arbeitslos bin, dann muss ich demnächst umziehen, Wohnung einrichten, etc, Kredit abbezahlen.

Ohne mein Erbschaft hätte das ja wieder der Staat bezahlt. Aber so muss ich mein Geld zusammen halten, damit ich während der schlecht bezahlten Ausbildung über die Runden komme.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne es auch. Es ist in gewisser Weise etwas anstrengend, einen Betrag anzusparen und dann will man den nicht wieder abtragen, indem man etwas davon ausgibt. Das ist eben die Freude am Anhäufen, am Sammeln und Mehren und sich dann etwas zu leisten, würde ja genau zu dem gegenteiligen Effekt führen – dann wird das Angesparte wieder weniger.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


In der Schule habe ich einige Freunde, die genug Geld haben. Aber bei ihnen ist mir nie aufgefallen, dass sie geizig waren. Es war genau das Gegenteil, sie haben mir und einigen anderen Freunden immer Geld gegeben oder auch ab und zu spendiert. Ich selbst habe zwar nicht viel Geld, aber bin auch nicht so arm, dass ich um Geld bei meinen Freunden betteln müsste. Ich habe keine Probleme damit Geld zu leihen oder sogar zu spendieren.

Ich denke aber dass, der "Geiz" beim Menschen nicht an seinem finanziellen Status bedingt wird, sondern eher von der Persönlichkeit. Das kann man auch zum Beispiel bei berühmten Personen wie Bill Gates sehen. Er spendet auch sehr viel an arme Regionen und investiert in Bildung.

» Paul Kleber » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,06 »


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