Was spricht für den Wehrdienst?
Da ich bald 18 werde, habe ich schon einen Musterungsbescheid bekommen, bis zum gesetzten Termin habe ich allerdings noch etwas Zeit. Ich bin mir noch unschlüssig, ob ich meinen Wehrdienst beim Bund leiste oder doch lieber in einem Altersheim oder einer ähnlichen Einrichtung Zivildienst leiste.
Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Oftmals hört man ja Horrorgeschichten über den Wehrdienst, über die niedrige Bezahlung, unfaire Behandlung und sonstige Probleme, doch ehrlich gesagt, stelle ich mir das gar nicht so schlimm vor, sondern tendiere zur Zeit sogar eher zum Wehrdienst. Kann man in diesen, inzwischen nur noch 6 Monaten auch über die Runden kommen, wenn man kein Top-Sportler mit bester Kondition ist, oder wird es da eher kritisch?
Sportskanone muss man nicht sein, nein. Ein bisschen Grundfitness reicht allemal um nicht negativ aufzufallen. Aber was man mitbringen sollte sind zwei Extreme. Das eine ist die Überwindung des eigenen inneren Schweinehunds, sowohl psychisch als auch ab und an physisch. Manchmal muss man eben etwas verdammt schweres tragen oder machen, ist schon völlig fertig und wird trotzdem noch einige Kilometer um den Exerzierplatz getrieben. Damit muss man einfach klarkommen, über seine Grenzen zu gehen, den Willen zu zeigen und es dann zu tun.
Auf der anderen Seite gibts aber auch Phasen absoluter Langeweile, die man irgendwie überstehen muss, ohne verrückt zu werden. Ausserdem ists nich schlecht, in allen Situationen ein Nickerchen halten zu können
Naja, das ist ja nicht das einzige Kriterium, welches zur Entscheidungsfindung beitragen sollte. Es ist ja hinzuzufügen, dass es durch aus auch eine Frage der inneren Einstellung im Bezug auf den Dienst an der Waffe sein kann bzw. eigentlich sein sollte.
Ganz unabhängig, wie fit Du bist. Ebenso sollte nicht im Vordergrund stehen, ob es nun 18, 12 oder nur sechs Monate dauern würde. Stelle Dir die Frage, inwieweit Du mit der Waffe in der Hand dienen willst. Ebenso wie Du im Bezug zu Hierarchien und besonders in Fragen von Gehorsam stehst.
Es handelt sich um eine Pflichtveranstaltung. Also kann auch der Sold doch nicht ausschlaggebend sein, zumal Du als Zivi kaum signifikant mehr verdienen bzw. erhalten würdest.
Genauso in der Frage nach dem Zivildienst: es ist ja nicht zu erwarten, hier einen lockeren Job zu haben, welcher auch noch gut bezahlt wird. Wenn Du also verweigern willst, dann überlege Dir, warum. Wenn Du Dienen willst, dann stellt sich keine weitere Frage.
Aber letztlich ist es ja heute auch nicht mehr so, dass ein Musterungsbescheid bedeutet, auch wirklich gezogen zu werden. Zum einen ist ja Deine Tauglichkeit noch nicht festgestellt worden. Und außerdem hast Du nicht geschrieben, was Du sonnst planst. So kann es doch sein, dass Du zunächst zurück gestellt werden kannst - so lange, bis das Interesse am Bund bei Dir und denen an Dir nachgelassen hat.
derpunkt hat geschrieben:Also kann auch der Sold doch nicht ausschlaggebend sein, zumal Du als Zivi kaum signifikant mehr verdienen bzw. erhalten würdest.
Beim Zivildienst erhält man im Schnitt mindestens das doppelte an Sold, oft sogar das Dreifache, nur so. Wie das zustandekommt wurde schon in dutzenden anderer Threads angesprochen.
Zum Wehrdienst: Ich habe zum Glück verweigert, aber mein Cousin ist (unglücklicher) Berufssoldat und kennt daher den Bund zwangsweise ganz gut von der Pike auf. Dass er trotz guter Bezahlung und guter Karrierechancen dauernd Schlupflöcher sucht da rauszukommen sagt schon so einiges .
Der einzige echte Unterschied zwischen Bund und Zivildienst ist, dass Du als drittes Extrem (um hier an Herr Lehmann anzuschließen) bereit sein musst, deinen Stolz, deine Würde und viele deiner Grundrechte an der Haustür bzw. Kasernentür abzugeben, denn als Soldat hast Du je nachdem auf bestimmte Sachen keinen Anspruch mehr, die jeder "Zivilist" locker bekommt. Wenn Du damit ein Problem hast, schlecht. Horrorstorys gibt es da natürlich genug, fast in jeder Kaserne hat es einen Hinterhofsadisten der Spaß daran hat Rekruten zu entwürdigen - die Frage ist halt nur, ob man den trifft oder nicht.
Freunde von mir haben einen absolut lässigen Wehrdienst gehabt der im Wesentlichen nur aus Dauerbesoffen und LAN Partys bestand oder nur die Füße im Büro hochzulegen und nichts zu tun bzw. sogar 2/3 des Wehrdienstes nur Urlaub zu machen da sie ständig Krankheiten vortäuschten - andere wurden mitten in der Nacht dazu gezwungen ordentlich zu saufen, auf den Boden zu kotzen und dann in voller Montur da stundenlang durchzurobben oder wurden gezwungen, nackig im Winter über den Kasernenhof vor den Augen und zur Belustigung der Anderen zu rennen. Es kommt halt immer darauf an...
Sportlich muss man da auch nicht sein, die meisten die zum Bund gehen kommen da noch unsportlicher zurück als sie hingegangen sind - da kann man also auch als sportlicher Totalschaden ankommen, man wird es dann höchstens nicht so leicht haben wie die anderen.
Wenn Du Gefallen an dem ganzen Militärzeugs und TamTam hast oder unbedingt Kriegsgerät in der Hand halten willst und sonst nicht das Geld dafür hast gehe zum Bund - eine andere Gelegenheit wird sich Dir kaum bieten, dass jemals wieder im Leben zu machen.
Und nur kurz zum Zivildienst: Wenn man auch hier einen bequemen Dienst haben will geht man nicht ins Altersheim, das machen nur Überzeugungstäter (genauso wie Arbeit mit Behinderten). Und unfair kann es auch hier zugehen, unterschätze das mal nicht! Das wird nur oft und gern unter den Tisch fallen gelassen, da man sich als Zivi (wenn man will) deutlich besser wehren kann (halt wie ein normaler Arbeitnehmer) und das somit nicht die ganze Dienstzeit über sich ergehen lassen muss, sondern meist nur ein paar Tage oder Wochen oder gar nicht.
Auch wenn der Wehrdienst nicht meine Entscheidung wäre, spricht einiges für die Entscheidung zum Bund zu gehen und seinen neunmonatigen Grundwehrdienst, oder darüber hinaus auch zusätzliche Monate und Jahre abzuleisten.
Der wohl größte Vorteil ist neben der durchaus guten Bezahlung vor allem die Chance bestimmte Fähigkeiten deutlich günstiger zu erwerben, als im zivilen Bereich. Wenn Du zum Beispiel darüber nachdenkst später einmal Pilot zu werden, dann kann der Grundwehrdienst und die spätere Laufbahn bei der Bundeswehr vor allem im Bereich der Finanzierung genau das Richtige sein. Die Bundeswehr finanziert Dir nämlich Deine komplette Ausbildung zum Piloten, währenddessen Du im öffentlichen Bereich mindestens rund 40.000 Euro zur Ausbildung dazuzahlen musst.
Die Bundeswehr bietet Dir außerdem auch den Vorteil deinem Land in gewisser Weise näher zu stehen und ein besseres Empfinden für die von der Armee entrichtete Arbeit zu entwickeln. Allerdings kann ich Dir den Wehrdienst nur empfehlen, wenn Du wirklich davon überzeugt bist.
Neben dem guten Gehalt hast Du bei der Bundeswehr vor allem Freizeit. Allerdings eher nach dem Grundwehrdienst, wenn Du in eine höhere Klasse aufgestiegen wirst und demensprechend auch für deine nichtgeleisteten Leistungen besser bezahlt wirst. Ein Freund von mir ist seit drei Jahren bei der Bundeswehr und bekommt gute 2000 Euro im Monat fürs Nichtstun, was allerdings in der Bevölkerung nicht sonderlich gut angesehen ist.
Soldaten werden aufgrund dessen, dass sie konsequent Geld fürs durch die Gegend wandern bekommen als Sozialschmarotzer angesehen und ziehen dem Steuerzahler nur das Geld aus der Tasche, was auch meine persönliche Ansicht ist. Beim Zivildienst leistest Du wenigstens etwas für Dein Geld und darüber hinaus bekommst Du Lob und Anerkennung für Deinen Einsatz im sozialen Bereich.
DagobertGrün hat geschrieben:Der wohl größte Vorteil ist neben der durchaus guten Bezahlung vor allem die Chance bestimmte Fähigkeiten deutlich günstiger zu erwerben, als im zivilen Bereich.
Sorry, aber das ist Unsinn! Man sollte schon mehr wissen als was die Bundeswehr in Prospekten und bei der Wehrdienstberatung so verspricht!
Gute Bezahlung ist wohl relativ zu sehen, denn als Rekrut verdient man in der Regel immer weniger als ein Zivildienstleistender und auch beim Berufssoldaten ist das kaum etwas anderes! Mein Cousin ist selber Kampfpilot bei der Bundeswehr und was Du da sagst ist aus mehreren Gründen Unsinn, denn:
1.) Das Studium was man beim Bund ablegt ist so gut wie für die Tonne - er hat hat auch einen 1,x Abschluss hingelegt aber seit Jahren, Bund eben, nicht in dem Feld gearbeitet in welchem man studiert hat! Gerade wo man heute auf dem freien Markt schon mit 1 - 2 Jahren die man nicht im Job gestanden hat als ausgelernt gilt ist das Studium für die Katz und nur gut zum an die Wand hängen! Dazu kommt, dass das Studium beim Bund längst nicht überall anerkannt wird.
2.) Man verdient zwar erst einmal mehr und wesentlich mehr als ein Berufseinsteiger - hätte mein Cousin aber z. B. normal studiert und würde jetzt auf dem freien Markt arbeiten würde er ein vielfaches von dem bekommen, was er beim Bund verdient! Gerade wenn man sich für 12 - 14 Jahre verpflichtet hat man am Ende im Schnitt weitaus weniger verdient als jemand der nach dem Studium Karriere gemacht hat. Die gute Bezahlung gibt`s sozusagen nur am Anfang, das relativiert sich aber mit der Zeit extrem schnell, gerade wenn man sich nahe an die 7 - 10 Jahre Grenze verpflichtet.
3.) Selbst wenn man das Studium weglassen würde: Der Hubschrauberschein beim Bund wird z. B. gar nicht anerkannt und der Pilotenschein nur, wenn man eine Fortbildung nach / kurz vor dem Austritt nachschiebt, heißt also: Gegen Ende beim Bund muss man um z. B. als Verkehrspilot anerkannt zu werden teure Fortbildungen belegen um dann ziemlich alt als Berufseinsteiger (!) mit 35 - 40 einen Job zu finden - also in einem Alter, wo die meisten schon ans Aufhören denken bzw. den Postenwechsel! Dazu kommt, dass man mit einem Einsteigergehalt anfangen muss und so nur das bekommt, was auch die "jungen" Piloten um die 25 bekommen. Wo andere mit 40 also schon 120.000 Euro als Gehalt haben und sichere posten fängt man als ehemalige Bundeswehrpilot bei 50.000 - 70.000 an und meist ohne festen Arbeitsvertrag.
4.) Das "Nichtstun" ergibt sich meist zwangsweise, denn gerade wenn man oft versetzt wird hat man kaum Zeit sich irgendwo feste Bindungen aufzubauen und irgendwann auch keine Lust mehr, so dass man nach der Arbeit mehr oder weniger faul rumsitzt mangels Beschäftigung oder auf der Arbeit, je nach Posten, wegen Unterforderung nichts zu tun hat. Z. B. kennt er genug studierte Offiziere, die den halben Tag nur deswegen rumsitzen, da ihr Job auch locker von einer Teilzeitkraft erledigt werden könnte, sie ihn aber eben machen da man sonst eh keine Beschäftigung für sie hat.
Auch ich stand damals vor der, für mich, schweren Wahl, was mache ich nach der Schule? Grundwehrdienst oder doch Zivildienst. Ich habe die Pros und Contras abgewogen und wusste aber immer noch nicht genau, was mir besser gefallen würde. Letztendlich hat mir dann ein Freund einen Tipp gegeben, welchen ich letztendlich berücksichtigt habe. Ich habe mich für den sogenannten Ersatzdienst entschieden und dies bis heute auch nicht bereut.
Den Ersatzdienst leiste ich bei der Freiwilligen Feuerwehr ab. Hier verpflichtet man sich für die zunächst abschreckende Zeit von 6 Jahren. Dies hat allerdings den Vorteil, dass man diesen Dienst nicht in "Vollzeit" ableistet, sondern hauptsächlich in seiner Freizeit. Man muss im Jahr eine gewisse Anzahl an Stunden bringen. Diese werden in einem Heft geführt und jährlich in der Hauptfeuerwache abgegeben. Benötigt werden pro Jahr ca. 140h, wobei diese Zahl von Wehr zu Wehr verschieden behandelt wird. So ist es bei uns so, dass auch 120 Stunden noch akzeptiert werden. Dies sind also umgerechnet nur 10h pro Monat, die man in seiner Freizeit "opfert".
Diese Stunden erreicht man durch Übungen in seiner Stammfeuerwehr und natürlich auch durch die dortigen Einsätze. Reicht dies nicht aus um auf die benötigten Stunden zu kommen, besteht bei uns die Möglichkeit in den Führungs-und Fernmeldedienst oder in den Gefahrstoffzug zu gehen. Ich persönlich habe mich für den Führungs-und Fernmeldedienst entschieden und habe nun einmal im Monat eine zusätzliche Übung. Auch Ausflüge und Kameradschaftstage finden sowohl in der "Stammwehr" als auch im Führungs-und Fernmeldedienst statt.
Die benötigten Stunden bekommt man also eigentlich absolut ohne Probleme zusammen und lernt dabei noch viele Leute kennen. Ein weiteres Highlight bei uns sind noch die Brandwachen. Diese werden, wie übrigens die Einsätze auch, vergütet und man kann die gebrachten Stunden natürlich aufschreiben. Des weiteren ist man bei den Veranstaltungen auch im Backstagebereich tätig und man trifft die Veranstalter, bzw. die Künstler auch hinter der Bühne (bei mir z.B. Kaya Yanar, Jürgen von der Lippe). Ich würde also jederzeit wieder diesen Weg wählen und habe meine Entscheidung bisher noch nicht bereut.
Ich hoffe, ich habe dir ein klein wenig geholfen, oder aber wenigstens eine weitere Möglichkeit aufgezeigt.
Also ich war selber noch nicht bei der Bundeswehr, allerdings muss ich laut meiner Musterung noch dienen. Für mich stellt sich dann kurz oder langfristig auch die Frage, was ich machen werde.
Für mich persönlich gibt es seine Vorteile, aber auch seine Nachteile. Ich habe eigentlich keine Lust mit irgendwelchen fremden anderen Männern in einem Zimmer zu hausen. Des Weiteren ist es meiner Meinung nach direkt nach der Grundausbildung, welche ja insgesamt 3 Monate dauert, eine reine Zeitverschwendung, weil man lediglich an irgendeinen Posten gesetzt wird, wo man die Zeit totschlagen darf.
Für die Bundeswehr spricht meiner Meinung nach allerdings die Selbständigkeit, welche man erwirbt. Man lernt seine Betten ordentlich zu machen, seine Kleidung zu falten und sauber zu halten und einige andere nützliche Dinge. Außerdem wird man körperlich ein wenig in Form gebracht und lernt neue Leute kennen.
alienware hat geschrieben:Für die Bundeswehr spricht meiner Meinung nach allerdings die Selbständigkeit, welche man erwirbt. Man lernt seine Betten ordentlich zu machen, seine Kleidung zu falten und sauber zu halten und einige andere nützliche Dinge.
Wo lernt man denn dabei Selbstständigkeit? Man macht auf Anweisung und Druck, was von einem verlangt wird! Und hier Dinge, die man eigentlich ab 10 - 12 Jahren draufhaben sollte (sofern die Erziehung stimmt).
Selbstständigkeit ist das letzte was man lernen soll, denn das widerspricht dem Grundmuster des Soldaten und der Kommandohierarchie, was wäre denn die Armee, wenn da jeder seine eigenen Entscheidungen treffen würde? Oder wie schon Friedrich der Große sagte: Wenn meine Soldaten das Denken anfingen, so würde mir nicht einer verbleiben..
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