Nietzsche: Der Antichrist

vom 20.12.2009, 17:11 Uhr

Derzeit lese ich von Friedrich von Nietzsche "Der Antichrist - Versuch einer Kritik des Christentums" und muss sagen, dass ich begeistert bin! Nicht, dass ich seine Thesen unterstütze, wie beispielsweise die Behauptung, dass Jesus Christus am Kreuz ein Fluch auf das Leben ist, aber seine Argumentationsweise ist wirklich interessant!

Dass Nietzsche verrückt war, was erst später der Fall war, und dass das ganze Werk doch sehr polemisch aufgetragen ist, soll nicht weiter stören, bei seinem 1895 erschienenen Buch. Was auffallend ist, dass alle seine Forderungen mit einer brutalen Deutlichkeit, was heißen soll tausendfach übertrieben formuliert sind, wie er selber einmal sagte.

Wer sich wirklich mit Religion auseinandersetzt, der sollte das Ganze objektiv und ohne Vorurteile tun. Nur wenn man sich auf diesem Standpunkte befindet, so kann man wirklich einen Nutzen aus, Nietzsches und anderen konträren, Thesen ziehen. Es kann nie schaden die Position des Gegners zu kennen, so kann man sich darauf einstellen und entsprechend antworten.

Habt ihr dieses provokative Werk gelesen oder euch damit beschäftigt? Was haltet ihr davon? Wahnsinn, interessant oder gar angebracht?

» d1lger » Beiträge: 116 » Talkpoints: 0,81 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja, ich habe mich mit dem Thema im Religionsunterricht der 13. Klasse beschäftigt. In dem Werk, was du meinst spricht Nietzsche doch auch vom Übermenschen, oder? Wir haben dabei einige Auszüge von diesem "Werk" gelesen. Danach waren wir uns alle einig, dass Nietzsches Thesen schrecklich sind. Nicht weil er die Kirche und damit Gott ablehnt, bei uns im Unterricht gibt es schätzungsweise zur Hälfte Atheisten, sondern weil er mit seiner Rede vom Übermensch erschreckende Gemeinsamkeiten mit dem Nationalsozialismus aufweist.

Ich habe nicht in dieses Thema gepostet um weiter über Nietzsche zu philosophieren, sondern nur um hier im Forum klar zu machen, zu welcher Meinung wir letztendlich über Nietzsche gekommen sind.

» Jüüürgen » Beiträge: 28 » Talkpoints: 1,30 »


Jüüürgen hat geschrieben:Nicht weil er die Kirche und damit Gott ablehnt, bei uns im Unterricht gibt es schätzungsweise zur Hälfte Atheisten, sondern weil er mit seiner Rede vom Übermensch erschreckende Gemeinsamkeiten mit dem Nationalsozialismus aufweist.

Viel gelesen, nichts kapiert und keine Ahnung worüber man spricht. Naja, typisch für die heutige Jugend ;).

Logisch gibt es da Gemeinsamkeiten mit dem Nationalsozialismus, schließlich haben die Nazis darauf Bezug genommen und Nietzsches Ansatz bzw. Vorstellung von einem Übermenschen mal eben so interpretiert wie es ihnen gefallen hat. Ich hoffe, Du erschrickst jetzt nicht wenn ich Dir sage, dass das Hakenkreuz und der Hitlergruß auch nicht von den Nazis erfunden wurde oder es bei den Nazis erschreckend viele Übereinstimmungen mit okultistischen Thesen aus dem 18. und 19. Jahrhundert gibt sowie modernen Interpretationen des Imperium Romanum. Die Nazis haben sich ihren Kram zusammengeklaut wo sie nur konnten, selbst der ganze Mumpitz den sich Hitler ausgedacht hatte war zu 99 % ein Plagiat. Achso, der erste Weltkrieg war übrigens vor dem zweiten...

d1lger hat geschrieben:Dass Nietzsche verrückt war, was erst später der Fall war, und dass das ganze Werk doch sehr polemisch aufgetragen ist, soll nicht weiter stören, bei seinem 1895 erschienenen Buch.

Als er das Buch verfasste war noch nichts von seinem Wahn vorhanden, nur so. Und wo wird in dem Buch denn Polemik verwendet? Es entspricht ganz Nietzsches Duktus, abgesehen davon: Nietzsche hat hier neben seinen eigenen Ansichten auch jede Menge Religionskritik anderer zeitgenössischer Autoren und Religionskritiker einfließen lassen.

Bei "Der Antichrist" hängt auch jede Menge davon ab, welche Kapiteleinheiten man liest und wie bewertet - unter`m Strich fand ich es, gerade aus heutiger Sicht, wenig provokant (!) sondern eher kirchlich-reformorientiert. Zwar zeigt das Buch, und nicht nur zwischen den Zeilen, die wahre Natur des Christentums bzw. dessen spätere Interpretation nach Jesus als eine Philosophie die gegen den Menschen gerichtet ist auf, aber da gab es schon derbere Abrechnungen, die deutlichere Worte fanden.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Jüüürgen hat geschrieben:Nicht weil er die Kirche und damit Gott ablehnt, .

Was es eben als einen realen Beweis nicht gibt, kann man doch gar nicht ablehnen oder? Ich kann doch eigentlich nur gewisse Dinge konkret ablehnen, die auch in der Realität für mich vorhanden sind. Dinge die nun nicht vorhanden sind an die glaube ich nicht.

Selbst Nietzsche hat hier eben auch nur kritische Thesen dazu geäußert. Es gab und es gibt eben für den christlichen Glauben keinen echten wissenschaftlichen Beweis oder irgendeine wissenschaftliche Grundlage. Die reine Gefahr besteht nämlich darin wenn man den christlichen Glauben wie auch immer als ernst zunehmende Wissenschaft erklärt. Sie ist nur eben eine Geisteswissenschaft. Und genau das wollte er damit zum Ausdruck auch bringen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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