Theorie zu den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg
Hallo,
ich war gestern zu Gast bei einigen meiner Freunden und wir haben über alles Mögliche geredet und dann kamen wir unter anderem auf den Zweiten Weltkrieg und die Beteiligung der Amerikaner darin zu sprechen.
Amerika ist ja 1941, nach dem Angriff auf Pearl Harbour durch die Japaner, in den Zweiten Weltkrieg eingetreten und stellen sich unter anderm auf die Seite von Großbritannien. Die Amerikaner und Briten sind ja dann am sogenannten D-Day am 6. Juni 1944 in der Normandie gelandet und begannen von da an gegen die Deutsche Armee zu kämpfen, bis im Mai 1945 Hitler tot war und der Krieg endlich beendet war.
Einer meiner Freunde meinte nun, die Amerikaner hätten den Zweiten Weltkrieg und die Ermordung der Juden in den KZs, viel eher beenden können, wollten dies aber nicht. Als Grund gab er an dass dieser Weltkrieg die amerikanische Wirtschaft in bisher unbekannten Maße angekurbelt habe und die Amerikaner sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen wollten.
Ich habe schon viel über den Zweiten Weltkrieg gelesen, aber diese Theorie ist mir bis jetzt unbekannt. Meint ihr das stimmt oder ist das die Meinung eines Einzelnen?
Ich persönlich finde die Theorie deines Freundes sehr interessant obwohl ich sehr bezweifeln würde, dass die USA das gekonnt hätte.
Als Beispiel nehmen wir einmal Pearl Harbor, dieses ist ja von den Japanern ordentlich zerbombt worden, musste erst einmal wieder in Stand gesetzt werden und zudem versetzt man so schnell keinen Staat wie die USA in Kriegszustand, gewisse politische Bündnisse und all dies musste ja noch verhandelt werden. Damals war die Datenübertragung ja auch noch nicht so schnell. Dann musste noch ein Plan entwickelt werden und na ja so wird das ganze wohl seine Zeit gebraucht haben.
Aber natürlich hat dein Freund Recht, dass der Krieg die Rüstungsindustrie sehr fördert. Ich würde daher also meinen das gewisse Faktoren das Ganze verlangsamt haben und nicht das die USA absichtlich gewartet hat bis sie eine tolle Wirtschaft haben.
koksi hat geschrieben:Ich würde daher also meinen das gewisse Faktoren das Ganze verlangsamt haben und nicht das die USA absichtlich gewartet hat bis sie eine tolle Wirtschaft haben.
Naja die USA haben aber schon von Anfang an die Briten und Franzosen mit Rüstungsgütern unterstützt, ihre Häfen für sie freigeben um dort Schiffe wieder in Stand zusetzen, haben ihre Verwundeten versorgt. Also auf welcher Seite sie stehen, haben sie schon zu Kriegsbeginn klar festgelegt, ein Eintritt in den Krieg wäre also schon durchaus früher möglich gewesen. Man hätte es nur dem amerikanischen Wähler vermitteln müssen, warum man in einen Krieg direkt eingreift, der bislang nicht unmittelbar gegen die USA gezielt hat.
Die These ist gleichermaßen interessant wie gefährlich.
Es stimmt, dass die Wirtschaft der USA von Kriegen profitiert haben. Es wurden Waffen benötigt, die es in großen Mengen zu produziert galt, was ganze Wirtschaftszweige in Bewegung brachte. Zu Friedenszeiten kam es in den USA häufig zu Absatzdefiziten, sodass es der Wirtschaft schlecht ging.
Nun ist die These ja die, dass die USA davon profitiert haben, dass sie erst später in den Krieg eingetreten sind. Das hört sich zwar zunächst logisch an, da dadurch länger "Kriegswirtschaft" herrschte, allerdings wurde durch den späteren Eintritt ja nicht der Bedarf an Waffen erhöht. Es ist ja nicht so, dass man einen Gegner, der schon viel "Material" verbraucht hat, um große Territorien zu erobern mit noch mehr entgegentreten muss.
Auch wenn ich die Einzelheiten des Einflusses von Krieg auf die Wirtschaft nicht kenne, halte ich die These oberflächlich betrachtet für nicht sonderlich schlüssig. Ich vermute aber, dass dein Freund das Thema auch nicht zwangsläufig tiefgründiger beleuchtet hat.
Ein viel wichtigerer Aspekt als der Wahrheitsgehalt, ist die indirekte Botschaft in der These, welche sie so gefährlich macht. Wenn man behauptet, Amerika hätte das Leid in den KZs und in der Bevölkerung früher beenden können, hat dies aber nicht getan aus Geldsucht, so sagt man, dass den USA Geld wichtiger war als das Wohl vieler hunderter Menschen. Obwohl die USA letztlich gar nichts mit den Leid in Europa zu tun hatten, wird ihn nun die Schuld für die Gräueltaten zugeschoben. Dadurch wird aus den deutschen Tätern Opfer der amerikanischen Gier.
Das ganze nennt man Geschichtsrevision und findet, ohne deinen Freund etwas vorwerfen zu wollen, ständig in rechten Kreisen statt, die damit Deutschland versuchen aus der belastenden Täterrolle in eine Opferrolle zu drängen, um somit überhaupt erst ein Fundament für ihren rassistischen Bullshit zu haben. Bestes Beispiel ist der "Dresdner Bombenholocaust". Bei der Zerstörung starben zwar unzählig viele ZivilistInnen, derer Tode man gedenken darf - allerdings nicht mit den Parolen die Tat sei so schlimm wie die Shoa gewesen.
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