Killerspiele und Vorurteile - Sinn und Sinnlosigkeit
Hierzu habe ich auch ein sehr amüsanten Beitrag der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie gefunden – amüsant, weil sie andere des Lobbyismus und der Faktenverfälschung beschuldigen aber selber ganz gut dabei sind. Wollte nicht gleich einen neuen Thread eröffnen, aber der alte, "Killerspiele" verbieten? ist gesperrt, da sonst wieder 10 mal redundant das gleiche Gefasel geschrieben wird.
Also, besagte Gesellschaft fordert, mal wieder ein Verbot gewaltverherrlichendern Computerspiele und stellen sie mit Kinderpornographie gleich – schon mal sehr sachlich, aber was solls, sind ja auch nur Menschen. Daneben unterstellen sie Medienforschern die sich gegen das Argument „Killerspiel = Mord im Klassenzimmer“ aussprechen, der Untehraltungsindustrie nahezustehen und somit ein parteiisches Urteil gefällt zu haben. Killerspiele sind für die GwG „Landminen für die Seele“, da Kinder dadurch ihr Mitgefühl verlieren würden.
Dumm nur dass man damit mal wieder Sachen fordert, die es schon lange gibt: Denn der Paragraf 131 des StGB regelt bereits, dass gewaltverherrlichende Medien jedweder Art in Deutschland verboten sind und jeder Bürger heute bereits das Recht hat, Hersteller und Verkäufer von Medien jedweder Form anzuzeigen, wenn es ihm auffällt. Nebenbei nehmen die Verbotsverfahren auch zu, mal ganz abgesehen von der BPjM, die sowieso Spiele, die für Jugendliche nicht geeignet sind, indiziert – woraufhin sie nicht mehr frei vertreiben oder beworben werden drüfen. Trotzdem erhebt die GwG, die es meint besser zu wissen, Vorwürfe gegen Hersteller und Verkäufer – egal soweit, wer keine Gesetzestexte lesen kann soll es lassen.
Dass sie aber Forschern vorwirft, die bisher keinen Zusammenhang zwischen Spielen und späteren Gewalthandlungen nachweisen konnte (es gibt keine einzige Studie die das bisher belegen konnte, auch keine von den Verfechtern des Verbotes) und meint, dass diese im Sinne der Spieleindustrie handeln und den Begriff „Medienkompetenz“ für sich inflationär verbreiten und vereinnahmen würden. Dieser Personenkreis wurde von der GwG als willfährige Wissenschaftler an die Wand gestellt, die Kindern Argumente liefern, die ihre Eltern überzeugen würden, dass sie doch diese Spiele spielen dürften. Natürlich wollte man keine konkreten Namen nennen, da man sonst ja auch Beweise für diese Aussage liefern müsste, aber man brachte das Projekt „Spielraum“ der FH Köln ins Gespräch welches eigentlich der „Entwicklung der Medienkompetenz von Eltern, Erziehern, Pädagogen und Lehrern in Hinblick auf Computer- und Videospiele“ aber verwerflicherweise in den Augen der GwG von Nintendo und Electronic Arts mitfinanziert wird und man somit gleich Lobbyismus wittert.
„Viele Eltern fühlen sich angesichts der medialen Übermacht zunehmend hilflos und verzweifelt. Oft werden sie von ihren Kindern als rückständig abgekanzelt, wenn sie auf entsprechende Geschenkwünsche skeptisch reagieren“, lautet z. B. ein Vorwurf von Karl-Otto Hentze, Psychotherapeut und nebenbei Bundesgeschäftsführer der GwG. Noch eine weitere GwG Aussage aus der Pressemitteilung gefällig? Bitte sehr: „Brutale Computerspiele, Killerspiele - verharmlosend 'Ballerspiele' genannt -, müssen genauso gesetzlich verboten werden wie Kinderpornografie. Killerspiele töten nicht nur jugendliches Mitgefühl, sondern zerstören den Grundkonsens einer humanen Gesellschaft.“. Dass die Industrie Computerspiele als Kulturgut einschätzen, sieht die GwG nur als bloßen Vorwand – dumm nur, dass andere Institutionen, die keiner Lobby angehören und objektiv sind, den gleichen Standpunkt vertreten, beispielsweise der deutsche Kulturrat als bekanntester, dieser stufte vor langer Zeit Spiele auf dem Computer und Konsolen ebenfalls als Kulturgut ein.
Lustig geht es weiter, denn die GwG wirft mit Studien um sich, die dummerweise genau das Gegenteil von dem Aussagen, was die GwG behauptet – beispielsweise die des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen (KFN), die ebenfalls keinen Zusammenhang zwischen Computerspielen und (späteren) Gewalthandlungen beweisen konnte – diese kritisiert lediglich die Arbeit der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) und deren Alterseinstufungen. Andere Studien kann die GwG nicht benenennen, da es sie nicht gibt – ihre Einschätzung des Sachverhalts beruhe lediglich auf Erfahrungen (der GwG angehörende) von Therapeuten in ihren Praxen und Beratungsstellen, also mal wieder kein echter objektiver Beweis.
Aussagen von Fachleuten werden ebenfalls verdreht und Zurechtgebogen, da z. B. Forscher Gefahren in der ständigen Beschäftigung mit Computerspielen sehen – jedoch nicht hinlänglich einer möglichen Förderung der Gewaltbereitschaft, sondern draufhin, dass dadurch Suchtmuster und Suchtverhalten gefördert werden, die dazu führen andere Lebensbereiche zu vernachlässigen. Kein Forscher stufte ein Spiel als Killerspiel ein, einfach weil der Nachweis zwischen digitalem Töten und realer Gewaltanwendung nicht vorhanden ist.
Eine Studie die in diesem Zusammenhang übrigens auch gern zitiert wird ist die der Universität Potsdam, die eine Beziehung zwischen dem „Konsum gewalthaltiger Bildschirmspiele“ und „aggressiven Gedankeninhalten“ entdeckte – jedoch sollten alle die jetzt „Hab ich doch gleich gesagt“ schreiben, alle vorlauten Politiker, die sonst nichts zu sagen haben um populistisch aktiv zu werden und alle die es sowieso immer besser dank der BILD wissen auch mal weiterlesen, denn in dieser Studie steht ebenfalls, „dass es sich bei der Gewalt in elektronischen Spielen nur um einen von vielen Faktoren handelt, die aggressives Verhalten bedingen“.
Alle Studien und Forscher haben übrigens nur eines gemeinsam, was auch von Anhängern der bösen, bösen Killerspiele gefordert wird – dass ein vernünftiger Jugendschutz notwendig ist.
Übrigens, was die GwG und andere, die diese Irrmeinung vertreten, dass man ein Verbot bräuchte, noch mehr ins Hintertreffen bringt: Das Hans Bredow Institut dass im Auftrag der Bundesregierung die Arbeit der USK bewerten sollte kam zu dem Schluss, dass ein Verbot von Killerspielen *lach* kaum sinnvoll ist und es auch kein neues Gesetz braucht, da „Der § 131 StGB (Gewaltverherrlichung) ist bereits auf Computer- und Videospiele anwendbar. Einer Erweiterung des Anwendungsbereiches (also z. B. das Verbot bestimmter Spielgattungen) sind enge verfassungsrechtliche Grenzen gesetzt, da etwa ein Totalverbot auch erwachsenen Nutzerinnen und Nutzern die Inhalte vorenthält und in die Rechte der Hersteller eingreift.“.
Also bevor man wieder irgendwelche „Ich glaube aber…“ Sachen raus haut und ein Verbot fordert – bitte erst (richtig) informieren, dann darüber nachdenken (oder auch nicht), bewusst machen das Glauben = Nicht wissen bedeutet, Studien, Forscher und alle die wirklich etwas dazu zu sagen haben alle zu dem gegenteiligen Schluss kommen, nicht nur die Anhänger dieser Spiele und dann wieder andere damit Nerven und sich peinlich machen. Denn diese Meinung ist nur eines: eine Meinung ohne irgendeinen erwiesenen Nachweis und ohne jegliche Aussagekraft, die nur auf der persönlichen Einbildung und Fehlbildung beruht.
Kurze Ermahnung, da wieder eine heftige Diskussion zu erwarten ist: Redundanz vermeiden!
Sehr schöner und informativer Text. Auch wenn er schon etwas älter ist und ich mir der Situation im klaren bin. Dennoch frage ich mich warum Politiker an ihren Ideen festhalten, etwas gegen "Shooter" unternehmen zu müssen?! Hinzu kommt das, obwohl die Thesen der Shooter Gegner auf keinerlei Fakten basiert und diese zudem verdreht, der Jugendschutz vor kurzen verschärft wurde. Da fällt mir spontan die Vergrößerung des USK Symbols ein, was wahrscheinlich genauso viel bringt, wie die FSK Symbolik zusätzlich auf den DVD Covern abzubilden, anstatt sie wie bisher auf der Rückseite zu belassen.
Wie kann es sein das Gesetze und Bestimmungen durchgesetzt werden können, obwohl sie erwiesenermaßen keine (oder kaum) positive Veränderungen im Bezug auf Jugendschutz bewirken?
otsego hat geschrieben:Wie kann es sein das Gesetze und Bestimmungen durchgesetzt werden können, obwohl sie erwiesenermaßen keine (oder kaum) positive Veränderungen im Bezug auf Jugendschutz bewirken?
Ohne zu polemisch klingen zu wollen: Gesetze werden eher nach Ideologien als nach Fakten geformt, vor allem wenn mal wieder die Rechten an der Macht sind, siehe den Verlauf der Diskussion in Bayern und Äußerungen, die von dort an die Öffentlichkeit dringen.
Ganz interessant fand ich in diesem Zusammenhang, es ist ja schon etwas Zeit vergangen, den Vorstoß zur Landtagswahl in Bayern der PC Games "Ich wähle keine Spielekiller!" der die CSU ja ziemlich brüskierte, den Spieß mal umdrehte und wo man sich auf einmal in der Opferposition sah und einem hier Sachen unterstellt werden, die so ja gar nicht stimmen - als Spieler kennt man das ja schon seit Jahren .
So gesehen geht wohl der Weg mal wieder nicht über Logik und Argumente, vor allem wenn es einen Sündenbock braucht, der billiger ist als echte Lösungen, sondern über die Parlamente indem man, wenn einem das Thema nun wirklich soviel bedeutet, eben keine "Spielekiller" mehr wählt!
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