Online Tageszeitungen verlangen Gebühren
Viele von uns werden sicher schon mal oder regelmäßig ihre Tageszeitung online gelesen haben. Ich muss gestehen, dass ich meine Zeitung gekündigt habe, weil ich sie eben auch online lesen kann. Nun hat gerade diese Zeitung den Vorreiter gespielt ihre Lokalartikel nur noch gegen Endgeld der Leserschaft online zu gängig zu machen.
Kennt ihr da noch mehr Zeitungen, die es jetzt auch so machen? Stört es euch oder habt ihr eine andere Möglichkeit an Lokale Nachrichten heranzukommen? Würdet ihr für diese Informationen bezahlen? Findet ihr den Schritt gerechtfertigt?
Lokalnachrichten interessieren mich nicht wirklich, eigentlich sind nur Ereignisse für mich interessant die ganz Deutschland betreffen oder international sind. Außerdem wird das Angebot des Abendblattes wohl schwer anerkannt werden: Die Deutschen sind allgemein kaum bereit für Internetinhalte Geld zu zahlen, zumal es die gleichen Infos ja noch woanders gibt.
Ich denke die Zeitung wird das Angebot bald zurücknehmen müssen, weil es schlicht nicht rentabel ist.
Mag sein das grade die Deutschen nur sehr unwillig bereit sind Geld für Internetinhalte zu bezahlen, aber mal ernsthaft: Dementsprechend sehen dann ja wohl auch viele Webinhalte aus. Egal ob im Web oder in der gedruckten Ausgabe: Inhalte wenn halbwegs zuverlässig müssen recherchiert werden und zwar durch Menschen, nach Möglichkeit welche die wissen was sie tun. Alles andere ist Gossip.
Was ich mir vorstellen kann, das auf Dauer eine Art digitales Abo entsteht, wo wo gegen eine regelmäßige Gebühr Zugriff erhält. Jedesmal blechen wenn man einen Artikel einsehen will halte ich aber auch eher für eine Totgeburt an Idee, auch weil es zu umständlich ist und eine entsprechend leicht einsetzbare digitale Währung in dem Fall fehlt, wo man einfach auf einen Knopf drückt und bezahlt hat.
Wir bekommen immernoch eine normale Tageszeitung, wobei ich auch eher online lese. Einige Artikel findet man online allerdings nunmal nicht. Im Grunde finde ich es schon gerechtfertigt, schließlich macht sich auch einer die Mühe und stellt das alles rein.
Desweiteren ist absehbar gewesen, dass immer mehr Leute die normale Tageszeitung kündigen würden, wenn sie das auch kostenlos online haben können. Ob man das auf diese Weise in den Griff bekommen kann ist fraglich - aber einen Versuch wert. Vermutlich wird man die Kundschaft dann eher noch zu anderen Anbietern jagen.
Schön ist es nicht, aber grechtfertigt meiner Meinung nach schon.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich die Reaktion des Verlages anwidert. Nicht nur wird man als Online-Leser verurteilt, dass man einen bisher kostenlosen Dienst in Anspruch genommen hat, sondern der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlages (Mathias Döpfner) macht die Sache noch schlimmer. Das geht sogar soweit, dass er kostenlose Internet-Inhalte als "abstruse Phantasien spätideologisch verirrter Web-Kommunisten" bezeichnet (Quelle: Spiegel).
Das wirft auf die Angelegenheit gleich ein ganz anderes Licht. Denn während ich durchaus dazu bereit bin, für bestimmte Inhalte im Internet zu bezahlen - genauso wie ich das schon seit Jahren mache - kann ich eine so aggressive Politik weder verstehen noch gutheißen.
Ich bin Österreicher, daher habe ich weder mit dem Hamburger Abendblatt noch mit der Berliner Morgenpost etwas zu tun und kenne ich diese Regionalzeitungen auch erst, seitdem dessen stellvertretender Chefredakteur Matthias Iken mit seiner Kolumne für Aufmerksamkeit gesorgt hat.
Was ich allerdings seither gelesen habe, lässt mich am Erfolg dieses Online-Abos stark zweifeln. Scheinbar hat das Abendblatt nämlich eher den Ruf einer Bild-Zeitung als das einer respektablen Regionalzeitung. Wenn man dann noch eingesteht, dass man über die google News Schnittstelle nach wie vor alles kostenlos lesen kann, dann kann die Zielgruppe des Abos eigentlich nur der unerfahrene Computerbenutzer sein. Leider muss man auch noch erwähnen, dass selbst Kopien der DPA (Deutsche Presse Agentur) in dieses Abo-Schema fallen, während man diese an vielen anderen Stellen nach wie vor kostenlos vorfindet. Das finde ich insofern kritisch, als dass so deutlich weniger Anreiz besteht, die Internetauftritte der beiden Zeitungen direkt zu besuchen.
Über Kurz oder Lang wird man bestimmt ein funktionierendes System finden, aber mit einem reinen Abo-System wird man nur die wenigsten Leser zufrieden stellen können. Ich gehe eher davon aus, dass eine Mischung aus kostenlosen Leseschnäppchen, dem altbekannten Abo-System und einer Einmalzahlung pro Artikel die beste Wahl sein wird. Darüberhinaus wird man als Anbieter von Einheitsbrei nicht weit kommen, denn möchte ich nur die allgemeinen dpa-Pressemitteilungen lesen, sondern für mein Geld auch einen echten Gegenwert erhalten. Es gibt ja bereits so manches Vorzeigemodell (zB das Audio-Abo der Zeit inkl. Audiofon), das sich von der breiten Masse abhebt.
Wenn es die trägen und immer noch im 20. Jahrhundert lebenden Verläge endlich mal schaffen, ihre alten Knochen ins Internetzeitalter zu schleppen, dann sehe ich durchaus großes Erfolgs- aber auch Einnahmenpotenzial.
bijin hat geschrieben:Kennt ihr da noch mehr Zeitungen, die es jetzt auch so machen?
Gegenfrage: Welche Zeitungen und Zeitschriften machen das denn nicht? Fast alle die ich kenne habe auch einen kostenpflichtigen Bereich um Artikel einsehen zu können - vom Spiegel bis runter zum Kreisblättchen. Vor allem immer dann, wenn der mal etwas älter ist.
bijin hat geschrieben: Würdet ihr für diese Informationen bezahlen?
Nein, warum sage ich weiter unten.
bijin hat geschrieben:Findet ihr den Schritt gerechtfertigt?
Aus Sicht der Zeitungen: Natürlich, schließlich haben diese ein massives Problem nicht nur ihre Online Angebote zu finanzieren sondern auch durch die Anzeigeneinbrüche und Auflageneinbrüche der letzten Jahre ihr eigentliches Kerngeschäft. Dass es anders geht sieht man natürlich auch an den Seiten von Spiegel, Stern, Focus usw. die durch speziell darauf ausgerichtete Seiten locker hohe Gewinne mit der dort eingebauten Werbung machen dürften.
Und nun der Punkt, warum ich kein Geld dafür ausgeben würde:
Nephele hat geschrieben:Inhalte wenn halbwegs zuverlässig müssen recherchiert werden und zwar durch Menschen, nach Möglichkeit welche die wissen was sie tun. Alles andere ist Gossip.
Das werden sie eben nicht - die "großen" Inhalte werden eingekauft, z. B. über dpa Abos usw., lediglich die Lokalnachrichten und so regionaler Kleinkram wird noch selbst gemacht und recherchiert. Daher kommt es auch zu dem Phänomen, dass auf vielen Seiten der meisten Lokal- und Regionalzeitungen komischerweise die gleichen (wortgleichen!) Artikel stehen die von einem Journalisten in XY erstellt werden und die von verschiedenen Zeitungen eingekauft werden.
Wer es nicht glauben kann sollte mal unsere Mods fragen oder sich einfach mal das ansehen: Klick. Bis jetzt (Google ist ja etwas langsam bei neuen Sachen ) allein 15 Zeitungen mit dem gleichen Artikel von der dpa im Programm - vom Focus bis runter zum Lokalblättchen.
Lediglich die großen Zeitungen erlauben sich bzw. können sich erlauben alles noch weitestgehend selbst zu machen aus eigener Hand (auch wegen des eigenen Anspruchs bzw. der Ausrichtung).
Und dafür bin ich schlicht nicht bereit zu zahlen, vor allem wenn man den gleichen Artikel auch kostenlos bei Webportalen lesen kann, da hier reell kein echter Aufwand mehr anfällt und den Lokalschmarrn, naja, soviel Aufwand ist das nicht. Ein Reporter / Journalist in Krisengebieten wird mehr Mühe haben an Infos zu kommen als der beim 114. Feuerwehrfest.
Digitale Abos haben die meisten Zeitungen auch schon im Programm, wo man die Zeitung online lesen kann - gibt`s das bei euch in den Regionen alles nicht? Komisch, komisch...
winny2311 hat geschrieben:Im Grunde finde ich es schon gerechtfertigt, schließlich macht sich auch einer die Mühe und stellt das alles rein.
Ein Argument dafür - nur sieht die Mühe meist nur so aus (da alle Zeitungen heute sowieso am PC erstellt werden): Datei öffnen, Text kopieren und einfügen, nochmal nachlayouten (Absätze hinzufügen und weglassen, oft nicht einmal das) und auf Absenden drücken.
Hier machen es alle Tageszeitungen so, dass man dafür zahlen muss., Egal, ob das westfälische Volksblatt, die Neue Westfälische oder auch in meiner alten Heimat die Rheinische Post oder die Westdeutsche Zeitung.
Wie sollen sie denn sonst die Redakteure bezahlen? Wenn es ein Service wäre, der nichts kosten würde, würde ja kaum einer noch die Tageszeitung kaufen und wie soll die Zeitung sich denn finanzieren? Sicher kosten auch die Anzeigen in den Zeitungen. Aber es ist doch richtig, dass man zahlen muss, wenn man online den Service geboten bekommt, den man sonst nur per Papier bekommt.
Ich selber kaufe mir nur ab und an eine Tageszeitung. Deswegen würde sich für mich nicht lohnen, wenn ich ein Abo finanziere für eine Onlinezeitung. Aber ich kenne viele, die statt Papierzeitung nun ein Online - Abo haben und die Zeitung somit im Büro lesen und nicht immer die Zeitung mitschleppen.
Meine lokale Tageszeitung bietet schon seit längerem neben der gedruckten Zeitung auch eine PDF Version an. Diese elektronische Zeitung wird wie die normale Zeitung auch zu einem monatlichen Preis abonniert und wird jede Nacht an die angegebene E-mail Adresse geschickt und man kann sie wohl auch online lesen.
Ich habe auch mal eine elektronische Zeitung ausprobiert, weil meine Eltern ihre Zeitung eine Zeit lang zusätzlich als PDF Ausgabe bekommen haben und diese natürlich nicht gebraucht haben. Aber meine Sache ist das ehrlich gesagt nicht. Ich könnte mir nicht vorstellen morgens beim Frühstück mit einem Laptop am Tisch zu sitzen um dort meine Zeitung zu lesen.
In gewisser Weiße erübrigt sich die Frage da natürlich, ob ich für eine online Ausgabe bezahlen würde. Aber wenn ich keinen Zugang zu einer richtigen Zeitung hätte, weil ich zum Beispiel im Ausland leben würde oder auf Reisen wäre, wäre ich eher bereit für einzelne Artikel aus dem Bereich der lokalen Nachrichten zu bezahlen als für eine komplette Zeitung. Denn wie ja schon erwähnt wurde findet man die überregionalen Nachrichten in zigfacher Ausführung auf diversen Webseiten umsonst.
E-Paper sind eine ökologisch korrekte Alternative zur Zeitung aus Papier. Dass sie Geld kosten, finde ich nachvollziehbar, aber ebenfalls schade.
Ich arbeite im Verlag, ich bin demnach nicht sonderlich neutral, was das angeht. Eine komplette Zeitung im Netz for free anzubieten, finde ich allerdings nicht richtig. Einzelne Artikel: Klar. Aber eine komplette Ausgabe?
Gerade die älteren Menschen greifen natürlich weiterhin lieber zum Blatt als zur Online-„Alternative“. Ich lese auch lieber meine Zeitung als im Netz zu stöbern, weil ich alles auf einem Blick habe. Insofern würde ich für die Online-Nutzung wohl kein Geld zahlen und mich lieber gleich für die Print-Variante entscheiden. Im Internet lese ich mich zwar gerne mal ein, wenn es um Themen geht, die für eine Zeitung einfach zu tief greifend sind. Aber ein dauerhafter Zeitungsersatz? Niemals.
Für mich ist es also definitiv akzeptabel, einen geringen Betrag für E-Paper zu verlangen. Dennoch käme es für mich einfach nicht in Frage, solange es kein unsagbar gutes Thema ist, das mich brennend interessiert.
Ich möchte die Problematik als Leser des "Handelsblattes" erläutern. Die Zeitschrift beschäftigt sich bekanntlich mit Wirtschaft und Börse, und da kommt es auf höchste Aktualität an. Ich rufe die Webseite tagsüber mindestens 3-4 x auf, zuletzt abends 22.00 nach Börsenschluss in den USA. Ich bekomme fast alle relevanten Informationen auf der Website kostenlos. Der Redaktion bescheinige ich hohe Kompetenz .
Aber: Wenn am nächsten Morgen die gedruckte Ausgabe im Briefkasten liegt, sind die Börsenkurse bereits "Schnee von gestern". Und die meisten Kommentare habe ich auch schon am Vortag im Netz gelesen. Warum sollte ich dafür noch Geld bezahlen? Ich erwäge ernsthaft die Printausgabe abzubestellen. Das Handelsblatt selbst ist daran nicht unschuldig. Warum stellen Sie die meisten Inhalte kostenlos online?
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