Tom Cruise-Filme wegen Scientology boykottieren?
Die religiöse Bewegung Scientology steht ja eigentlich bereits seit ihrer Gründung von L. Ron Hubbard in der Kritik und auch einige große Namen wie Tom Cruise, John Travolta oder Will Smith sind unter den Anhängern. Vor allem Tom Cruise ist aufgrund seiner häufigen öffentlichen Auftritte im Namen dieser Religion stärker im Fokus des Boulevard als seine Schauspielkollegen. Ein Freund hat mir mal erzählt, dass er diese Religion nicht abkann und deshalb seine Filme fortan boykottiert - egal ob im Kino oder später auf DVD.
Diese Einstellung verstehe ich nicht. Auch wenn ein Künstler, sei es nun ein Schauspieler, Maler, Autor oder Musiker, einer religiösen, meinetwegen auch politischen Gesinnung anhaftet, sind doch dessen Kunstwerke - sofern diese nicht polemischer oder ideologischer Natur sind - von seinem Privatleben abzutrennen. Wenn Tom Cruise dieses Jahr mit Mission Impossible V in den Kinos landet, ist er dies aufgrund seines Status als Schauspielers und er spielt die Rolle von Ethan Hunt nicht als sei Hubbard in ihn reingefahren...
Kann mir jemand diese Einstellung verstehen, weil er auch seine Filme (oder die von einem der anderen Schauspieler) ignoriert? Oder seid ihr auch meiner Meinung, dass man Künstler und Privatperson in dieser Hinsicht trennen sollte, solange er Kunstwerk und Glauben/Gesinnung nicht miteinander vermischt?
Ich kann diese Einstellung und den Boykott schon nachvollziehen. Tom Cruises Erfolg als Schauspieler und seine Werbung für Scientology hängen ja zusammen. Hätte er keinen Erfolg, wäre er nicht das Aushängeschild von Scientology. Immerhin werden so neue Mitglieder akquiriert. Außerdem geht viel von seinem Geld direkt in die Organisation. Wenn ich ins Kino gehe, um mir einen Tom Cruise-Film anzusehen, ist es also mein Geld.
Ich bin auch der Meinung, dass man das nicht wirklich trennen kann. Ein Mensch ist immer auch Privatperson. Diesen Teil kann man ja nicht einfach leugnen. Ich würde einem Nazi auch keine Kunst abkaufen. Auch, wenn da nur Blümchen und Schmetterlinge drauf sind. Ich würde ihm einfach seinen Erfolg nicht gönnen. So ein Mensch muss zu spüren bekommen, dass er angesichts seines Verhaltens keinen Platz in der Mitte der Gesellschaft hat.
Im Umkehrschluss könnte man jemanden, der im Beruf eine Straftat begangen hat, nicht rechtlich belangen, sondern nur feuern. Beispielsweise eine Form der Korruption. Denn es wäre ja die Privatperson, die ins Gefängnis müsste. Also meiner Meinung nach kann man das nicht trennen.
Die Religionen anderer Leute sind mir grundsätzlich egal, auch wenn ich bei Scientologen noch mehr am Verstand zweifle als zum Teil bei manchen anderen. Von daher habe ich kein Problem damit, Filme oder Musik von Scientology-Mitgliedern zu konsumieren, solange in diesen nicht ganz offensichtlich Werbung für Scientology gemacht wird. Wobei mir das ehrlich gesagt noch nicht mal unbedingt auffallen würde. Es gab ja vor ein paar Jahren einem Film mit Will Smith und seinem Sohn, bei dem es hieß, es würden Scientology-Inhalte verbreitet, aber ich hätte das nicht gemerkt, wenn ich es nicht gelesen hätte.
Tom Cruise zählt nun ganz und gar nicht zu meinen Lieblingsschauspielern, von daher ist es relativ unwahrscheinlich, dass ich Geld ausgeben würde, um einem Film mit ihm im Kino zu sehen. Grundsätzlich bin ich aber auch der Meinung, dass seine Religion nichts mit seiner Arbeit zu tun hat. Ein erfolgreicher Schauspieler wäre er auch, wenn er nicht Scientology angehören würde und was er mit dem Geld macht, dass er verdient, ist auch seine Entscheidung.
Politische Gesinnungen sind meiner Meinung nach aber anders zu bewerten, als eine Religion, denn Politik ist schließlich etwas öffentliches, während Religion normalerweise in den Bereich der Privatsache fällt.
Jessy_86 hat geschrieben:Politische Gesinnungen sind meiner Meinung nach aber anders zu bewerten, als eine Religion, denn Politik ist schließlich etwas öffentliches, während Religion normalerweise in den Bereich der Privatsache fällt.
Da stimme ich dir grundsätzlich zu. Aber ist es wirklich noch privat, wenn man weiß, was Scientology macht? Immerhin wird es ja auch nicht als Religion, als Kirche eingestuft, sondern als Sekte. Sie lassen ihre Mitglieder nicht einfach gehen, wenn diese das wünschen. Und da wird eine Grenze überschritten, wo dann auch öffentliches Interesse beginnt.
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