Tierisches Festtagsessen aus Mitleid doch frei lassen?
Im Fernsehen kam vor wenigen Tagen ein Bericht über Barack Obama, der zwei Truthähne begnadigte, die eigentlich als Festtagsessen an Thanksgiving unter anderem auf seinem Teller hätten landen sollen. Mir ist dabei eingefallen, dass es so etwas Ähnliches bei mir in der Familie auch schon einmal gab. Mein Onkel hatte einmal einen lebendigen Fisch gekauft, der Weihnachten auf den Tisch kommen sollte. Bevor er zubereitet wurde, schwamm er dann in seiner Badewanne herum.
Da ich als Kind jedoch fürchterlich weinte, weil ich wusste, welches Schicksal dem Fisch bevorstand, entschied sich mein Onkel dann doch dagegen, den Fisch zu töten. Was aus ihm dann wurde, weiß ich jedoch gar nicht. Habt ihr schon einmal ein Tier, welches eigentlich auf dem Tisch hätte landen sollen, aus Mitleid frei gelassen?
Nein, das habe ich nicht gemacht und finde es auch nicht richtig. Immerhin werden die Tiere ja teilweise auch dafür gezüchtet und gerade beim Festtagsessen haben meine Eltern beispielsweise immer nur da gekauft, wo es den Tieren vorher auch gut ging. Wenn man Fleisch isst, dann muss man auch damit leben, dass man damit ein Tier tötet, finde ich.
In meiner Familie war es bisher noch nicht der Fall, dass ein Tier aus Mitleid dem Festtagsessen entgangen ist. Mein Großvater hat selbst gefischt und selbst geschlachtet und diese Tiere kamen dann halt auch auf den Tisch. Sogar meine heißgeliebten Kaninchen wurden geschlachtet und vertilgt. Seitdem habe ich kein Kaninchenfleisch oder Wild mehr gegessen.
Warum ist es denn nicht richtig, ein Tier zu begnadigen und frei zu lassen? Es ist zwar schön, dass die Tiere gezüchtet werden, aber ich denke, dass auch diese gezüchteten Tiere ein Recht auf ein Leben haben und wenn sie dann auf dem nächsten Teller landen. Ich bin weder Veganer, noch Vegetarierin, aber ich denke schon, dass wir zu gewissenlos mit Tieren umgehen.
Wir wissen nicht, warum Obama so reagiert hat. Vielleicht war das nur eine PR-Strategie und er wollte ein positiveres Bild von sich in den Medien schaffen. Ob er also wirklich aus Mitleid gehandelt hat oder nur aus Kalkül wissen wir gar nicht. Man selbst würde vielleicht aus Mitleid so handeln, aber jeder Mensch ist anders und handelt aus anderen Motiven.
Der amtierende amerikanische Präsident "begnadigt" spätestens sein 1989 jedes Jahr einen Truthahn, der für Thanksgiving vorgesehen war, und dazu das Ersatztier. Das bedeutet nicht, dass zum Fest dann keine Pute auf dem Tisch steht.
Angeblich hat Lincoln eine Diskussion ums Wahlrecht am Beispiel eines Truthahn diskutiert haben, der dann lange gelebt hat. Danach war es lange still. Kennedy soll wohl einmal angedeutet haben, den "Präsidententruthahn" behalten zu wollen.
So richtig begnadigt wird seit 1989. Früher kamen die Vögel auf einen bestimmte Farn, dann nach Disneyland heute ziehen sie in Camp David ein. Da gibt es allerdings keine Horde Puter, weil die armen Viecher spätestens nach einem Jahr tot umfallen, meist sterben sie eher. Das ist aber alles nur Zeremonie und sagt nicht über das eigentliche Festessen aus.
Da es bei uns immer Gans gab und gibt, gab es nichts zu begnadigen. Schließlich ziehen diese Tiere küchenfertig ein. Auch Hase und Fasen sind hier beliebt, die sind naturgemäß dann ebenfalls bereits geschossen. Entsprechend könnten wir nur verzichten, aber ein Tier behalten oder freilassen, das geht nicht.
Ich würde auch erst gar kein lebendes Tier als Festmahl kaufen. Ich weiß genau, dass ich es nicht schlachten könnte. Das würde ich einfach nicht übers Herz bringen. So wird dann auch bereits küchenfertiges Fleisch gekauft und zubereitet.
Allerdings weiß ich noch, dass meine Großeltern mal einen Karpfen in einer großen Wanne schwimmen hatten. Dieser wurde dann auch geschlachtet und zubereitet. Aber wir sind als Kinder damit schon aufgewachsen, dass sie Tiere hielten, die dann auch meist irgendwann auf dem Teller landeten.
Dass der Präsident der USA einen Truthahn zu Thanksgiving geschenkt bekommt, den er dann „begnadigt“, ist mittlerweile eine beliebte Tradition, die mit Unterbrechungen angeblich schon seit Lincoln dort drüben betrieben wird. Das heißt natürlich nicht, dass POTUS und FLOTUS deswegen an Thanksgiving mit ihrer Familie vegan essen müssen, sondern ich nehme stark an, dass dann eben ein namenloser Truthahn ohne Lobby sein kümmerliches Leben lassen muss.
Ehrlich gesagt halte ich es für albern und gefühlsduselig, ein Nutztier, welches man zum Verzehr gekauft hat, aus Sentimentalität nicht zu essen, sondern dafür ein anderes wehrloses Vieh um die Ecke zu bringen, weil man dieses schließlich nicht persönlich gekannt hat. Was können denn ein namenloses Schwein oder ein Lachs dafür, dass sie nicht in der Badewanne oder im Vorgarten groß geworden sind, sodass die Konsumenten kein persönliches Verhältnis entwickeln können?
Davon abgesehen kann man wahrscheinlich zwar einen Karpfen wieder zurück in den Teich schmeißen, aber einem für die Mast ausgerichtetes Zuchttier die Freiheit zu „schenken“ ist in meinen Augen Blödsinn, weil das Vieh trotz allem Mitleid keine drei Tage dort überleben wird, bevor der Fuchs kommt. Genauso gut könnte man dich oder mich nackt über der afrikanischen Savanne abzuwerfen, damit wir ein „artgerechtes“ Leben führen können. Der dicke, schneeweiße (!) Truthahn des Präsidenten hat daher meines Erachtens sowieso keine Überlebensschancen und seine Lebenserwartung wurde ihm zudem quasi weggezüchtet. Im Endeffekt handelt es sich also in meinen Augen nur um eine sentimentale Geste, die außer einem gewissen Werbeeffekt streng genommen niemandem etwas bringt.
Das es dort Tradition ist, dass der Präsident den Festagsbraten Truthahn dort begnadigt haben andere schon erwähnt und findet auch jedes Jahr aufs neue statt. Dass du davon noch nie etwas mitbekommen haben willst, mag ich ehrlich gesagt bezweifeln da jedes Jahr ein riesiger Medienaufriss darum gemacht wird und das auch hier in Deutschland in den Nachrichten verkündet wird. Sogar in der Tageszeitung kann ich jedes Jahr das Gesicht des Präsidenten neben dem Truthahn sehen wenn es wieder soweit ist.
Ich finde es ebenfalls reichlich dämlich, wenn man sich ein lebendes Tier holt welches dann als Braten enden sollte und dann aus falschem Mitleid eben frei gelassen wird. Die meisten Tiere sind dafür gezüchtet worden und überleben in ihrer Freiheit keine 24 Stunden, da sie es einfach nicht kennen. Lässt man das Häschen hinterher weiter im Stall fristen weil man es nicht schlachten wollte, dann hat es doch auch kein tolles Leben. So auf 30x30 cm hinter Gittern für die nächsten Jahre sitzen ist nicht wirklich eine Verbesserung für das Tier als wenn es direkt erlöst wird und in den Topf kommt.
Ich weiß wie das schlachten abläuft und durfte als Kind auch schon sehr früh mithelfen den Hühnern den Kopf abzuschlagen. Von daher bin ich was das betrifft doch ein wenig hart im nehmen, auch wenn ich heute darauf verzichte mir lebende Tiere für die Festessen anzuschaffen, so wäre ich dennoch in der Lage das auch selbst zu machen. Meine Hunde habe ich ebenfalls roh gefüttert, einmal die Woche bin ich zum Schlachthof gefahren und habe dort ein halbes Tier gekauft, welches ich im Anschluss zerkleinert habe. Auch das ist eigentlich nichts anderes, aber ich darf halt keine Schweine oder Rinder selbst schlachten in meinem Keller, weil ein paar Verordnungen dem entgegen stehen.
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