Tiere aus dem Ausland bevorzugen, Tierheime vernachlässigen?

vom 20.01.2015, 17:17 Uhr

Eine Nachbarin ist sehr begeistert von Hunden aus Spanien. Die Hunde sollen besonders dankbar und lieb sein. Seit einigen Jahren nimmt sie mit Begeisterung privat Hunde aus Spanien auf und versucht sie weiterzuvermitteln.

Die Hilfe der Nachbarin wurde jedoch schon häufiger kritisiert. In den deutschen Tierheimen warten viele Tiere auf eine Vermittlung und diese könnten doch auch sehr gut vermittelt werden mit einem lieben Charakter.

Das war dann häufig die Argumentation. Mich interessiert eure Meinung zu diesem Thema. Sind Tiere aus dem Ausland wirklich dankbarer, lieber oder teilt ihr diese Meinung eher nicht? Zieht ihr das Tierheim vor?

» emily erdbeer » Beiträge: 564 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wir haben früher mal einen Hund aus Spanien mitgenommen, ich war zu dem Zeitpunkt sechs Jahre alt. Der Hund war erst ca. drei Wochen alt und wir haben ihn aufgepeppelt und dann mit nach Deutschland genommen. Er war der beste Hund den wir jemals hatten, aber ob das daran lag, dass er aus Spanien kam und fast gestorben wäre, glaube ich eher nicht.

Er war noch so jung und brauchte noch viel Körperkontakt und durfte deshalb bei mir im Bett schlafen. Auch so habe ich mich sehr um ihn gekümmert und ihn überall mit hingenommen. Er war sehr wild und das hat gut zu mir und meinen Freunden gepasst. Wir haben auch viel Mist mit dem Hund gemacht und er hat sich so ziemlich alles gefallen lassen und war immer lieb zu uns. Zu fremden Leuten war er aber nicht unbedingt lieb. Er mochte nicht angefasst werden und ist bei Kopfbedeckungen förmlich ausgeflippt.

Heute würde ich vermutlich eher in ein deutsches Tierheim gehen und denke, die Hunde dort sind genauso lieb und freuen sich, wenn man sich um sie kümmert. Bei uns war es nicht geplant den Hund mitzunehmen und meine Schwester und ich mussten erst ziemliche Überzeugungsarbeit leisten. Mein Vater war schnell überzeugt, meine Mutter hat erst nachgegeben, als der Hund bei der Tiernotstation war und wir nur noch geheult haben.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hunde aus Spanien sind weder dankbar, noch sind sie besonders lieb. Das ist eine rein menschliche Denkweise, die die Realität völlig außer Acht lässt. Es stimmt, dass viele Hunde aus Spanien ein relativ gutes Sozialverhalten gegenüber Artgenossen haben. Das liegt aber einfach daran, dass die anderen nicht überlebt haben.

Denn problematische und nicht Mitleid erregende Hunde werden viel seltener in die dortigen Tierheime gebracht. Sie werden sich selbst überlassen, von Artgenossen getötet oder von den Menschen in den Heimen aussortiert. :whistle:

Zusätzlich ist der Tierschutz mit Auslandshunden oft zu einem Geschäft verkommen. Das trifft natürlich nicht auf jeden Verein und jede Initiative zu, aber selten ist es leider auch nicht.

Viele Hunde sind wegen ihrer Vorgeschichte und ihren Erfahrungen problematisch. Die Besitzer stehen dann aber allein mit den Problemen da. Denn wo soll der angeblich so nette Hund jetzt hin? Die Erwartungen an den lieben und dankbaren Vierbeiner sind oft viel zu hoch. Nicht immer reichen ein paar Wochen Urlaub aus, um ein harmonisches Zusammenleben zu starten.

Dazu kommt diese geradezu ekelhafte Mitleidsmasche in vielen Anzeigen. Das ist weder realistisch, noch ist es fair. Was ist denn mit den Hunden in Belgien oder in Frankreich? Dort werden gewisse Rassen, Hunde ab einem gewissen Alter oder kranke Hunde sofort getötet. Die haben gar keine Chance. Aber dieses Leid kann man nicht plakativ ausschlachten.

Den bösen Rumänen, den schlimmen Ungarn, den herzlosen Spaniern, denen traut man so etwas zu. Aber doch nicht unseren sauberen Nachbarn wie Belgien, Frankreich oder Irland, wo alles ziemlich so wirkt wie bei uns.

Für eine langfristige Änderung muss sich im Land etwas ändern. Immer nur Hunde in andere Länder schicken, das ändert gar nichts. Es werden weder weniger Hunde, noch verringert sich das Leid. Es gibt tolle Initiativen, die man unterstützen kann. Und es gibt verdammt viel im eigenen Land zu tun. Da suchen genügend Hunde ebenfalls ihren Menschen. Und ziemlich viele Heime hier sehen auch nicht wirklich gut aus und bieten den Hunden viel. Sie würden gerne, aber sie können auch nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Man kann es schon nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass die Hunde in Spanien irgendwann in Tötungsstationen landen und dann elendig sterben oder auch, dass es noch Gegenden gibt, wo ein Hund an einen Baum genagelt wird. Das passiert in Deutschland eben nicht. Dennoch sind die Tierheime extrem voll und da sollte man auch örtlich einen Blick drauf haben. Gerade, wenn sie immer schon mal Hunde aufnimmt, hätte sie ja auch einen deutschen und einen spanischen Hund halten können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bei Auslandstieren ist es ja meist so, dass sie eine Frist gesetzt bekommen und wenn sie in dieser Zeit nicht vermittelt werden, dann werden sie getötet. In Deutschland gibt es das ja zum Glück nicht und ich denke, dass gerade deswegen viele Menschen aus dem Ausland einen Hund oder eine Katze adoptieren wollen.

Das diese Tiere dankbarer oder lieber im Wesen sind, ist Quatscht. Wer sich richtig mit Hunden aus dem Ausland beschäftigt, der wird auch schnell merken, dass dies nicht alles so rosarot ist, wie es oft beschrieben wird. Wenn man Pech hat, bekommt man ein wirklich gestörtes Tier oder sogar ein wildes, dass vielleicht nur das Leben auf der Straße kannte und sich nun brav als Familienhund einfügen soll. Viele der Tiere sind auch traumatisiert und haben schlimme Erfahrungen gemacht. Da darf man auch nicht vergessen, dass dies vielleicht bleibt und man immer ein Tier hat, dass eine bestimmte Macke hat.

Ich denke, dass viele da einfach zu blauäugig heran gehen und nicht recht wissen, worauf sie sich eben einlassen. Natürlich kann man da Glück haben und das liebste Tier überhaupt bekommt, aber man kann auch ein Tier erwischen, dass einem wirklich Arbeit bereitet und in das mal viel Zeit und vielleicht auch Geld investieren muss. Gerade auch, wenn man die Krankheiten berücksichtigt, die einige Vierbeiner aus dem Ausland haben können.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Man kann es schon nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass die Hunde in Spanien irgendwann in Tötungsstationen landen und dann elendig sterben oder auch, dass es noch Gegenden gibt, wo ein Hund an einen Baum genagelt wird. Das passiert in Deutschland eben nicht.

Wo lebst du denn bitte? Es gibt auch hier genug Zuchten die ihre Tiere dann nach Frankreich oder Belgien fahren um die Welpen dort töten zu lassen, wenn sie nicht den Vorgaben entsprechen. Da ist es nur ein optischer Makel im Fell und schon reicht das aus damit diese Hunde getötet werden, obwohl wenn dort der Strich am Rücken nicht zu sehen ist, der Hund gesund wäre! Gewünscht ist aber lieber die kranke Variante, die sieht "netter" aus. Wie gesagt, ein leichtes und wird gerne gemacht auch wenn man dafür von Bayern aus fahren muss und sind nicht nur Grenzgebiete die davon betroffen sind.

Nur weil hier nicht die Hundefabrik steht muss man nicht meinen, dass das nicht auch hier passiert. Was meinst du wie viele von A nach B gekarrt werden damit genau das gemacht wird und einen windigen Tierarzt findest du auch hier für manche krummen Dinge gegen entsprechende Bezahlung. Sollte nur nicht heraus kommen, denn dann ist dieser seine Berufsbezeichnung los und du hast auch nicht weniger Probleme.

Für mich kommt kein Hund aus dem Ausland in Frage. Denn auch wenn immer angepriesen wird wie sehr diese Hunde "gerettet" werden habe ich da so meine Zweifel. Unter diesen Tierschützern die die Tiere dort fangen und hier her karren gibt es sehr viele schwarze Schafe. Diese verdienen sich dank der Spenden von dummen Menschen eine goldene Nase und prüfen kannst du auch wenig bis gar nichts.

Schau dir mal die Reportage auf Youtube von Gerd Schuster an "Welpen vom Baum." Dabei geht es um eine Hundefamilie aus Bulgarien, hat dort Besitzer usw. auf einmal sind die Welpen weg, gefangen von "Tierschützern". Alle Welpen wurden krank, die meisten sind gestorben. Das Muttertier wurde zurück gelassen und erst nach seinem Aufruf und der Suche nach den Welpen wurde auch die Mutter verschleppt. Hinterher waren die meisten Welpen tot, die Mutter sollte nach Deutschland gekarrt werden. Warum? Den Hunden ging es wunderbar, sie hatten Besitzer die sich um sie gekümmert haben usw. aber wurden dennoch gefangen damit sie hier verkauft werden?

Mit Mitleid hat das rein gar nichts zu tun und die Tierschützer die das gemacht haben, sind eine Bekannte Organisation die viele Spendengeldgeber hat. Das steht auf dem Hund nicht drauf wenn dieser hier im Tierheim angepriesen wird und du ihn mit nimmst und erfahren tust du davon auch rein gar nichts.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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