Tierärztin deckte BSE auf und wurde als Dank entlassen

vom 03.01.2015, 03:34 Uhr

Hier wurde gefragt, ob der Rinderwahn noch existiert.

Vielleicht ist es auch mal interessant, was genau mit der Tierärztin passiert ist, die verhindert hat, dass der Rinderwahn größere Kreise in Deutschland zog. Sie verlor den Arbeitsplatz und ebenfalls ihren guten Ruf. Ihr Zuständigkeitsbereich war die Fleischhygiene im Kreis Segeberg.

Sie stellte bei angelieferten Rindern BSE-Verdacht fest. Ihre Vorgesetzten verhinderten weitere Untersuchungen und gaben die Tiere frei zur Schlachtung gegen ihren Willen. Ihr war die Aggressivität und der torkelnde und merkwürdig trabende Gang der Kühe aufgefallen. Als die Zahl dieser Rinder wuchs und niemand auf sie hörte, gab sie ein Fernsehinterview (16.11.1994).

Nun wurde sie als Nestbeschmutzerin fristlos entlassen. Ihr wurde physische Gewalt angedroht und sie durfte Mobbing kennen lernen. Endlich reagierte auch die Bundesregierung. Jahrelang kämpfte diese Frau um ihre Rechte, jedoch vergebens. Nun lebt sie von einer kargen Rente. Eine Entschädigung der Tierärztin wurde abgelehnt mit Stimmen von CDU, FDP und SPD, während andere wie Linke, Piraten und Grüne sie entschädigen wollten. Sie hat Deutschland vor einer großen Katastrophe bewahrt, als Dank sollte sie das Bundesverdienstkreuz bekommen. Doch als Gegenleistung wurde von Schleswig-Holstein gefordert, auf alle Ansprüche zu verzichten, was sie ablehnte (Wikipedia, Spiegel Online).

Der Bauernverband wünscht, dass das Tiermehlverbot gelockert wird. Auch 2014 wurde zweimal BSE entdeckt, jedoch eine etwas andere Variante. Es waren alte Rinder. Es wurden ja auch nur Rinder getestet, die älter als 30 Monate waren, was aber nicht heißt, dass jüngere von der Krankheit verschont bleiben. Man nimmt es nur an.

Noch viele Jahre nach einer Infektion kann diese Krankheit ausbrechen. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass in absehbarer Zukunft Menschen daran sterben. In letzter Zeit betrifft es auch jüngere Menschen. Von einer Arbeitskollegin der Mann starb an Creutzfeldt-Jakob (?).

Was die Tierärztin ertragen musste, finde ich unerhört. Man muss ja annehmen, das es den Politikern lieber gewesen wäre, sie hätte beide Augen zugedrückt und nichts gesagt. Was haltet ihr von dieser Art, mit BSE so umzugehen, wie es im Kreis Segeberg passiert ist?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich finde es nicht gut. Diese Frau hat vielen Menschen das Leben gerettet, sie so zu behandeln ist nicht okay. Das es den fleischverarbeitenden Firmen nicht gefällt ist klar, aber die Ärztin sollte zumindest mehr Rückenstärkung bekommen. Aber vermutlich hast du recht, es wäre den Geschäftemachern lieber gewesen wenn das nicht herausgekommen wäre. Dann hätten sie weniger Verluste eingefahren, wie immer ohne Rücksicht auf die Verbraucher.

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» 19kitty90 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 2,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde es total bescheuert, wie man mit dieser Tierärztin umgegangen ist. Aber leider scheint das heutzutage normal zu sein. Diejenigen, die Missstände feststellen und aufdecken, werden als Nestbeschmutzer verunglimpft und werden hinterher nicht als Helden gefeiert, die Missstände aufgedeckt und Situationen verbessern wollen, sondern eben als "Asoziale", die der Firma schaden.

Gerecht ist das sicherlich nicht, aber ändern kann man das auch nicht wirklich. Ich hoffe nur, dass sich die Menschen von solchen Geschichten nicht einschüchtern lassen und trotzdem Missstände aufgedeckt werden. Auf diese Weise können gerade im Fall von BSE, auch gesundheitliche Katastrophen (hoffentlich) abgewendet werden.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wie die Tierärztin im Nachhinein sagte, würde sie immer wieder so handeln. Sie hat nur ihren Job gemacht, für den sie eingestellt war.

Der Schlachthofbetreiber war sogar so unverschämt und hat gegen die Tierärztin auf Unterlassung des Vorwurfs und Schadenersatz geklagt. Die Klage wurde abgewiesen. Die Tierärztin, Frau Dr. Margrit Herbst, erhielt für ihre Enthüllung den Whistleblower Preis, den auch Edward Snowden erhielt für die brisanten Kenntnisse über die Geheimdienste. Aber dass sie 20 Jahre vergebens gekämpft hat um ihr Recht und es nicht bekommen hat, ist beschämend für unsere Justiz.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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