Tier vor Besuchern im Zoo betäuben?
Ich war mit einer Freundin vor einigen Wochen im Zoo und habe dort eine Giraffe erlebt, die gerade betäubt wurde. Es war kein Tierarzt zu sehen, sondern nur die Giraffe, die einem Betäubunspfeil in der Haut stecken hatte. Nun machten sich viele der Gäste Sorgen um die Giraffe, da keine Person in der Nähe war. Außerdem war dann zu sehen, wie die Giraffe sich langsam hingelegt hat, weil die Betäubung scheinbar ihre Wirkung gezeigt hat. Auch dann haben sich einige Besucher doch etwas erschreckt.
Ich kann verstehen, dass es sicherlich schwer war, die Giraffe irgendwo anders zu betäuben, gerade wenn es eilig war. Allerdings finde ich es auch nicht richtig, dass keine Person in der Nähe ist, sondern die Besucher dort alleine stehen und sich Sorgen um die Giraffe machen, weil eben keiner vor Ort ist. Es wird sicherlich seine Richtigkeit gehabt haben. Leider waren gerade bei dem Giraffengehege sehr viele Besucher, die die Situation mit angesehen haben.
Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr eine solche Giraffe sehen würdet? Findet ihr das Verhalten des Zoos angemessen? Wie können solche Situationen vermieden werden?
Du weißt ja nicht, warum das Tier betäubt worden ist. Es kann genauso gut sein, dass eine ärztliche Untersuchung angestanden hat, die man nicht mehr aufschieben konnte. Soll man dann ewig warten mit der Betäubung, damit die Zoobesucher nicht traumatisiert werden oder was? Je nach gesundheitlichen Problemen geht das aber gar nicht und der Tierarzt kann doch auch nicht immer um Mitternacht arbeiten kommen, damit bloß keiner was mitbekommt.
Als ich noch mehr Zeit hatte, habe ich mit Begeisterung Zoo-Reportagen angeschaut und unter anderem daraus gelernt, dass der durchschnittliche Zoo-Mitarbeiter sich viel eher seinen Tierchen verpflichtet fühlt als dem Seelenleben der Zoobesucher, was ich auch verständlich finde, da letztere auch ohne menschliche Versorgung Futter und medizinische Betreuung finden können.
Deswegen vermute ich ähnlich wie Täubchen, dass die Behandlung wohl nötig war, dass man schlecht den ganzen Zoo absperren kann, weil eine Giraffe etwas Unrechtes gefressen hat, und dass es wohl auch für das Tier am Schonendsten ist, wenn es sich ungestört in seiner gewohnten Umgebung ablegen kann, ohne dass 20 Mitarbeiter um die sensible Kreatur herumtanzen. Das dass Vieh nicht stirbt, kann man ja aus dem Narkosepfeil schließen, und selbst wenn es leider nötig sein sollte, ein Tier einzuschläfern, sollte auch hier das Tierwohl im Vordergrund stehen und nicht die Traumatisierbarkeit irgendwelcher Deppen, die die Natur nur aus Disneyfilmen kennen.
Beispielsweise habe ich auch aus einer meiner Zoosendungen erfahren, dass ein Tierpark wieder davon abgekommen ist, seinen Großkatzen tote Hühner als nahrhaftes Spielzeug und Snack hinzuwerfen, da die Besucher entsetzt darüber waren, wie da die Federn geflogen sind. Bei lebenden Hühnern könnte ich es noch verstehen (das macht auch kein anständiger Zoo), aber offensichtlich fühlt sich der durchschnittliche Tierfreund noch am wohlsten bei der Vorstellung, dass auch Geparde nur vegetarische Brekkies fressen. Lebensäußerungen aller Art, wozu im Zoo nun mal auch der Onkel Doktor gehört, stressen die Zoobesucher anscheinend mehr als die Tiere selbst.
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