Tier einschläfern, wenn Kosten für Behandlung zu hoch?
Eine Freundin hat gerade erfahren, dass ihre Katze, eine Perser sehr schlechte Nierenwerte hat. Nun sollten bei der Katze eigentlich die Zähne saniert wird, wozu eine Narkose nötig ist. Vorab wurde dann eben nochmal Blut untersucht, bei dem die erhöhten Nierenwerte heraus kamen.
Die Katze sollte nun beim Tierarzt stationär aufgenommen werden und für mehrere Tage Infusionen bekommen, damit die Nieren gut durchspült werden. Anschließend sollte dann nochmal eine Blutuntersuchung folgen. Meine Freundin hat Angst, dass sie sich die Kosten nicht leisten kann und ihr Schwiegervater meinte, dass es doch in keiner Relation stünde, was da kosten und nutzen wäre. Es wäre doch viel zu teuer eine Katze mit kranken Nieren behandeln zu lassen, sie einschläfern zu lassen. Dies hat er ihr nun durch die Blume mitgeteilt.
Meine Freundin meint aber, dass sie die Katze ja vielleicht auch morgens hin bringen und abends wieder abholen könnte. Dann könnte die dadurch vielleicht ein wenig Kosten sparen und hätte das Tier auch über Nacht zu Hause. Für sie kommt es gar nicht in Frage, ihre Katze einschläfern zu lassen, nur weil eine Behandlung mehr kostet. Auch bestünde ja immer noch die Möglichkeit einer Ratenzahlung.
Könntet ihr euch vorstellen, ein Haustier einschläfern zu lassen, da nötige Behandlungskosten viel höher wären? Oder werden Tiere durchaus schon mal eingeschläfert, wenn sich der Besitzer die Behandlung nicht leisten kann?
Ja, natürlich werden Tiere eingeschläfert, weil der Besitzer sich die Kosten für eine Behandlung nicht leisten kann oder möchte. Was ist daran ungewöhnlich oder eine Überraschung? Genauso werden Tiere eingeschläfert, weil der Besitzer bestimmte Behandlungen nicht ausprobieren oder dem Tier zumuten möchte.
Andere wiederum lassen das Tier auf keinen Fall einschläfern, die pflegen es wie den Opa auf dem Sofa. Und noch andere sind einfach zu geizig. Warum sollte sich ein Besitzer in Schulden stürzen oder viel Geld investieren, wenn es dauerhaft nicht aussichtsreich ist? So lange er sein Tier nicht unnötig leiden lässt, ist doch alles in Ordnung. Der Rest geht niemanden etwas an.
In dem beschriebenen Fall würde ich ohne zu Zögern die Katze behandeln lassen. Die Behandlung klingt zwar teuer, aber nicht brutal teuer. Es wird von keiner generellen Finanzkrise der Besitzerin gesprochen und dass die Katze schon sehr alt ist, wurde auch nicht erwähnt.
Aber ich kann es auch nachvollziehen, wenn man eine Behandlung ausschlägt. Eben wenn das Tier eh schon recht alt ist oder die Behandlung nur zu wenigen Prozent erfolgversprechend ist. Ich meine, wenn man das Geld nicht hat, hat man es nicht.
Und die Frage ist, ob man noch die Zeit hat, es zu beschaffen oder ob das Tier sofort behandelt werden muss. Wenn der Tierarzt mitbekommen hat, dass man das Geld nicht hat, weigert er sich ja vielleicht, die teure Behandlung durchzuführen.
Aber wenn wirklich nur die Kosten dagegensprechen. Wenn Alter und Erfolgschancen voll dafür sprechen. Dann sollte man schon alles versuchen, das Geld aufzutreiben. Beispielsweise durch so einen geringen Sofortkredit oder vielleicht gibt es Hilfsorganisationen. Die Eltern anbetteln oder Crowdfunding. Irgendetwas.
Allerdings kann es manchmal auch einfach zu viel sein. Wenn die Behandlung einen fünfstelligen Betrag kosten würde, fallen viele Beschaffungsmöglichkeiten weg. Oder wenn man selber schon in einer so prekären Situation steckt, dass einem niemand mehr Geld gibt oder dass man jeden Cent dazu braucht, seine Kinder durchzufüttern.
Es gibt sicherlich Situationen, in denen einfach nichts zu machen ist. Dann bleibt nur noch, einen Tierarzt zu finden, der es kostenlos macht oder zu hoffen, dass es im Tierheim behandelt wird oder so etwas. Wir können froh sein, dass wir durch unser Krankenkassensystem nicht ständig vor der Entscheidung stehen, ob wir Menschen behandeln lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass beispielsweise in den USA einige Menschen schon lieber Suizid begangen haben, anstatt ihre Familie mit sechsstelligen Rechnungen zu belasten.
Ich denke, dass man ein Tier hat und sich auch darum kümmern muss. Das Tier kann selber nicht entscheiden und so sollte man es ihm möglichst angenehm machen. Deswegen finde ich, dass man auch alles behandeln lassen muss, was das Tier beeinträchtigt, auch wenn es teuer ist. Es gibt immer Mittel und Wege das dann auch zu bezahlen, wenn man es sich vielleicht nicht in der vollen Summe sofort leisten kann.
Ich würde ein Tier immer nur dann einschläfern lassen, wenn die Schmerzen zu groß sind und man nichts mehr machen kann um ihm zu helfen. In so einem Fall muss das sein, aber weil ein Tier alt oder kostenintensiv wird, würde ich das nicht machen lassen. Wobei es da auch unterschiedliche Ansichten gibt und das auch einige Menschen durchaus so machen.
Ramones, dann muss ein Hund also zwingend die in den USA mögliche Nierentransplantation erhalten? Dazu siehst du den Besitzer moralisch verpflichtet, weil es möglich ist? Man muss dem Hund die künstliche Hüfte einsetzen lassen und das Kaninchen muss den Bruch per Osteosynthese behandelt bekommen. Da muss ein Besitzer leisten? Warum?
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man ein Tier in manchen Fällen nicht behandeln kann, weil es einfach zu teuer ist. Ich gebe mal ein Beispiel: Frau A ist seit einiger Zeit arbeitslos und hat zwei Katzen. Diese hatte sie schon, als sie einem Job hatte und sich die Katzen durchaus auch leisten konnte. Sie lebt mittlerweile von Hartz4 und am Existenzminimum. Eine Katze wird krank. Die Behandlungskosten samt Tierklinikaufenthalt belaufen sich über mehr als 2000 Euro, weil auch operiert werden muss und danach muss die Katze teures Spezialfutter fressen. Frau A lässt das Tier einschläfern.
Dafür habe ich vollstes Verständnis. Besser so als wenn sie wegen Geldmangel das Tier leiden lässt, es nicht behandeln lässt und es jämmerlich stirbt. Was soll die Frau in dem Beispiel machen? Das kranke Tier abgeben? Wer nimmt ein krankes Tier so schnell auf und zahlt dann 2000 Euro und Spezialfutter? Ich kann durchaus verstehen, dass man sich wegen einer Tierbehandlung nicht in Schulden stürzen will und kann, weil man auch in der Situation von Frau A keinen Kredit bekommt. Und Ratenzahlung stürzen einen auch in Schulden, wenn man am Existenzminimum lebt.
Wahrscheinlich kann man das nicht verstehen, wenn man mit dem "goldenen Löffel" im Mund geboren wurde oder einen Partner hat, der viel Geld hat oder wenn man viel Geld verdient. Aber wenn man wirklich wenig Geld hat, bleibt einem ja dann nur sich keine Tiere zu halten. Wenn das so ist, dürften viele keine Tiere haben, weil sich die wenigsten so hohe Behandlungskosten auch leisten können.
Eins vorweg: Ich bin durchaus der Meinung, dass man für das Wohlergehen eines Haustiers, wenn irgend möglich, während der gesamten natürlichen Lebensspanne des Tiers verantwortlich ist, und habe null Verständnis, für Leute, die ein Tier aus Bequemlichkeit einschläfern lassen wollen, nur weil es nicht mehr jung und lustig ist, sondern alt, schäbig und grantig, solange das Tier noch Lebensqualität hat. Und wenn ein Haustier krank ist, und eine Behandlungsmöglichkeit existiert, sodass das Tier wieder ganz gesund wird und eine gute Chance auf eine schöne Zeit hat, muss man das Geld als verantwortungsvoller Tierbesitzer eben rausrücken und schlimmstenfalls an anderer Stelle verzichten. Soweit die Theorie.
Aber natürlich bin ich mir nur zu bewusst, dass eben nicht jeder tierliebe Mensch und Tierbesitzer mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde und dann eben achselzuckend auf den Skiurlaub verzichten kann, damit die Katze zur Dialyse kann oder der Schäferhund eine künstliche Hüfte bekommt. Manchmal ist es einfach nicht möglich. Selbst für Leute, die nicht gerade am Hungertuch nagen und Pfandflaschen sammeln müssen, um ihre karge Rente aufzubessern, können 1000 Euro schon den Unterschied zwischen relativer finanzieller Sicherheit und "Wenn jetzt noch die Waschmaschine den Geist aufgibt, sind wir geliefert!" machen.
Auch hat nicht jeder eine Familie im Rücken, die mal eben so finanziell aushelfen kann. Wenn man beispielsweise mit einem Gehalt eine Familie durchbringen muss, ohne im Notfall selber noch zu Mama und Papa rennen zu können, hat man keine unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten. Und bevor das arme Vieh dann leidet und dahin siecht, halte ich es noch für die humanste Lösung, es einschläfern zu lassen. Übers Knie brechen sollte man so eine Entscheidung nicht, aber ich bin mir sicher, dass vielen Leuten einfach nichts anderes übrig bleibt.
Ebenso bin ich der Meinung, dass gerade bei Tieren nicht unbedingt jede mögliche Behandlung auch zwangsläufig durchgeführt werden muss, nur weil sie technisch möglich ist. Einem Haustier kann man beispielsweise nur schwer erklären, dass die Dialyse oder die Chemotherapie ihr Leben verlängert. Ein Tier weiß nur, dass fremde Leute an ihm herum tatschen, dass man ihm weh tut und dass es ihm in fremder Umgebung schlecht geht. Ob es dann auch immer so sinnvoll ist, alle möglichen Behandlungen in die bedauernswerte Kreatur zu pumpen, nur damit sie noch ein paar Monate durchhält, steht auch unabhängig von der finanziellen Gesamtlage auf einem anderen Blatt.
Wenn das Geld für den Tierarzt tatsächlich nicht vorhanden ist und Freunde oder Familie nichts leihen können, sollte der örtliche Tierschutzverein die nächste Anlaufstelle sein. Bei uns war es damals durchaus üblich, dass in Not geratene Tierhalter sich melden und um ein Darlehen bitten konnten. Wenn die Behandlung dann Aussicht auf Erfolg hatte und dem Tier geholfen werden konnte, wurde so ein Darlehen auch mehrfach vergeben.
Ich kann nachvollziehen, wenn man sagt, dass man sein Tier nur auf Grund der Finanzen nicht einschläfern lassen würde. Ganz ehrlich, ich würde eher meinen kompletten Hausstand verkaufen, als meine Schätze einschläfern zu lassen, sofern sie eine realistische Chance hätten. Aber das ist letztlich eine persönliche Entscheidung.
Dabei kommt es natürlich immer auf den Zustand des Tieres an. Bei der Katze deiner Freundin ist ja kein Alter angegeben und der tatsächliche Zustand nicht bekannt. Allerdings sind schlechte Nierenwerte gerade bei etwas älteren Katzen ein sehr, sehr häufig auftretendes Problem. Eine Behandlung dessen ist in der Regel nicht zu teuer. Eine Zahnsanierung hingegen kann schon ordentlich ins Geld gehen.
An der Stelle deiner Freundin würde ich die Katze erst einmal nur auf ihre Nierenwerte behandeln lassen und die Zahnsanierung aufschieben, falls möglich.
CCB86 hat geschrieben:An der Stelle deiner Freundin würde ich die Katze erst einmal nur auf ihre Nierenwerte behandeln lassen und die Zahnsanierung aufschieben, falls möglich.
Das ist ja nun totaler Unsinn! Abgesehen davon, dass Zahnschmerzen und chronische Entzündungen im oralen Bereich die Lebensqualität der Katze massiv beeinträchtigen, ist eine Behandlung der Nieren bei dem Zustand des Gebisses unsinnig. Denn ein nicht unerheblicher Anteil der Nieren-Problematik ist der chronisch-systemischen Entzündung im Maul geschuldet.
Ich kenne die Lebensumständer der Person nicht, also möchte ich auch nicht darüber urteilen. Grundsätzlich sollte man einfach Prioritäten setzen. Wenn ich dazu in der Lage wäre, die Kosten zu übernehmen, es aber nicht möchte, weil ich lieber in den Urlaub fahren will, dann kann ich das nicht nachvollziehen. Wenn man nun wirklich am Existenzminimum lebt (wobei ich das auch nicht nachvollziehen kann, da man immer Arbeit findet, wenn man sucht) und es sich einfach nicht leisten kann, dann ist das was anderes.
Die meisten Tierärzte bieten durchaus in Einzelfällen Ratenzahlung an. Wenn man kann, dann sollte man über so etwas einfach nachdenken. Es sagt sich leicht, dass man Tierarztkosten bei der Anschaffung eines Tieres einkalkulieren muss. Kann man sicherlich, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Kommt dann eine Rechnung über 2000 Euro, dann können die Meisten das nicht so ohne weiteres stemmen. Selbst wenn man sich monatlich ein bischen was zurück gelegt hat und arbeiten geht, ist das eine Summe, die ich nicht in der Portokasse hätte.
Nun könnte man sicherlich sagen, dass man sich dann eben kein Tier anschaffen kann. Aber dann hätten wohl die wenigsten Menschen ein Haustier oder man müsste sich auf bestimmte Tierarten beschränken. Die Behandlung eines Hamsters wird wohl nie so hoch ausfallen, wie die eines Pferdes.
Ich wüsste nicht, wie ich in so einer Situation handeln würde. Es kommt auf meine Lebensumstände an, auf das Tier an sich, auf die Diagnose und Prognose. Quälen sollte man das Tier durch unsinnige Behandlungen ja nun auch nicht - ob die Behandlung nun teuer ist, oder nicht.
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