Therapie eher für sich oder für andere machen?

vom 07.08.2018, 07:44 Uhr

Es kommt ja durchaus vor, dass ein Mensch eine Therapie machen möchte oder machen muss. Es können psychische Probleme dafür entscheidend sein, es kann aber auch sein, dass die betroffene Person vielleicht eine Sucht hat und eine Entzugstherapie machen will.

Ich las vor kurzem erst von Jan Ullrich, der laut eigener Aussage seinen Kindern zu Liebe eine Therapie machen wollte. Ich frage mich inwiefern das sinnvoll ist. Meiner Ansicht nach macht man eine Therapie doch in erster Linie für sich und nicht für andere. Wie seht ihr das? Wann würdet ihr eine Therapie für euch oder eine Therapie für andere machen? Wie wirkt sich das auf die Erfolgsquote in der Therapie aus?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Also ich mache meine Therapie für mich, damit ich aus so manchem Teufelskreis ausbrechen kann. Ich würde eine Therapie niemals für jemand anderen machen, nicht mal für meine eigenen Kinder, weil das in meinen Augen auch nicht sonderlich erfolgsversprechend ist, da ich mich unter Druck setzen müsste. Ich finde auch, dass es einfach der falsche Weg ist, eine Therapie für jemand anderen zu machen.

Ich mache die Therapie, damit ich für meinen Partner wieder erträglicher bin, aber vor allem mache ich sie, damit ich mich selbst besser verstehen kann und auch besser mit mir selbst umgehen kann. Ich habe nämlich so einige ungesunden Gewohnheiten und Macken, die sogar mir zu anstrengend werden. Aus reiner Gnade mit meinen Mitmenschen würde ich keine Therapie machen wollen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Man macht doch keine Therapie für andere, sondern für sich. Aber Kinder sind natürlich immer etwas ganz und nochmals ganz Feines, um diese als Grund für eine Tat etc. vorzuschieben. Jetzt auf einmal fällt Jan Ulrich als Beispiel ein, dass er Kinder hat und er das für seine Kinder tun muss? Er muss das natürlich in erster Linie für sich tun, aber seine Kinder hat er, wenn er sie schon als Grund vorschiebt auch nicht erst seit dem Vorfall auf Mallorca, sondern davor ebenfalls und dort hat er null getan!

Er macht das jetzt primär, meine Meinung auch nicht für die Kids, sondern, weil es medial in Erscheinung getreten ist. Das ist ihm möglicherweise auch peinlich und hat vielleicht dazu geführt, dass er all das besser reflektieren kann. Doch er soll doch bitte nicht von sich behaupten, dass für seine Kinder zu tun, weil dann hätte er viel früher damit angefangen. Doch man muss ja immer den liebenden und fürsorglichen Daddy spielen oder die Mum und so tun, als wenn man all das für die Kinder tut.

Wer eine Therapie beginnt, sollte diese anfangen, weil er selber merkt, dass es so nicht weiter geht und nicht in der Lage ist, die Situation selbst zu retten. Derjenige sollte sich selbst im Auge halten und das Umfeld erst einmal nicht. Denn eine Therapie ist für einen selber da und nicht für die Mitmenschen. Die Selbstreflexion ist das Wichtige und nicht, was kann ich tun, damit es anderen gut geht.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ob man nun seine Kinder oder den Partner, das Umfeld, die Kollegen oder die Eltern entlasten will, ist doch unerheblich. Ich glaube schon, dass es für manche Leute eine Motivation sein kann, wenn sie sehen, dass geliebte Menschen im eigenen Leben unter dem persönlichen Verhalten mitzuleiden haben. Das ist dann in meinen Augen aber auch eine intrinsische Motivation, denn man möchte die Beziehung zu den anderen ja verbessern oder erhalten aus eigenem Antrieb. Von daher gesehen macht man unter dieser Voraussetzung die Therapie auch durch eine externe Quelle getriggert doch für sich.

Eine Therapie, die einem von außen auferlegt wurde, zum Beispiel im Rahmen einer Gefängnisstrafe, ist ziemlich sicher zum Scheitern verurteilt. Speziell zur Causa Ullrich: Billiges und typisches Promi-Gelaber zur Verschleierung seines Fehlverhaltens, um seinen nächtlichen Einbruch auf dem Gelände von Till Schweiger zu rechtfertigen. Ich kann dieses Gerede gar nicht ernst nehmen. Prominente holen ja immer gleich die Therapie-Rechtfertigung aus der Tasche, wenn sie sich etwas zuschulde haben kommen lassen.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Also meiner Meinung nach kann ein Therapieerfolg nur dann statt finden, wenn man die Problematik selber erkennt und dass man etwas ändern muss. Nur weil andere wollen, dass ich etwas mache, ich selber aber keinen Sinn darin sehe, ja dann ist doch die Therapie auch für die Katze.

Es ist dasselbe wie bei Alkoholikern. Sie wollen oft und lange gar nicht wahrhaben, dass sie welche sind. Verheimlichen, dass sie Alkohol beschaffen oder trinken heimlich oder auch offensichtlich aber eben nicht mit Maß und Ziel. Unser bekanntester Suchtexperte, der auch eine Entzugsklinik leitet, sagt ganz klar, dass es immer von der Betroffenen selber kommen muss. Ansonsten ist die Rückfallquote fast 100 Prozent.

Genauso ist es meiner Meinung nach auch bei psychischen Krankheiten. Wenn eine Person depressiv ist oder andere Probleme hat und sich das einfach nicht eingestehen möchte. Die Krankheit selber nicht als Problem für sich und für andere sieht, dann wird man sehr große Schwierigkeiten dabei haben, dieser Person generell zu helfen. Da wird auch eine Therapie nichts nutzen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke, dass man hier schauen muss, wie die Aussage gemeint ist. Ich würde auch sagen, dass man eine Therapie in erster Linie für sich selber macht, damit es einem eben wieder besser geht und man sich vielleicht auch mal wieder unter Leute trauen kann. Und genau da kommt dann vielleicht auch die Familie ins Spiel, dass man eine Therapie auch dem Partner oder den Kindern zuliebe macht.

Das bedeutet für mich aber nicht, dass man selber das gar nicht möchte und es nur für die Familie überhaupt macht. Für mich heißt das einfach, dass man es auch für die Familie macht, damit man von den Menschen, die man liebt, wieder anders wahrgenommen wird, wenn einem vielleicht auch die Meinung von Außenstehenden egal ist.

Und außerdem würde ich auch sagen, dass diese Aussage einfach bedeutet, dass einem die Familie ein Ansporn ist und dass man dann, wenn man zum Beispiel an die Kinder denkt, auch darüber nachdenkt, wie man von ihnen wahrgenommen werden möchte und dass man daran eben arbeitet. So macht man eine Therapie schon für sich, aber ein Stück weit vielleicht auch für andere.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wie ich nicht müde werde zu erklären, gelten für "Promis" natürlich ganz andere Spielregeln wie für Normalverbraucher, alleine schon deswegen, weil nicht die ganze Republik davon erfährt, wenn ich im Suff vom Balkon pinkle oder eine wie auch immer geartete Therapie machen muss. Als bekanntes Gesicht lebt man von seinem Image, welches man seiner Zielgruppe geschickt verkaufen muss. Mit der Realität hat das meiner Meinung nach gar nicht so viel zu tun.

Statt dessen kann ich mir eher vorstellen, dass die Überlegung lautete, dass die Leute, die sich noch für Jan Ullrich interessieren, Therapien, gerade im psychischen Bereich, eher für "bähbäh" halten und gerade ein Mann und Exsportler schnell nicht mehr zu Talkrunden und Interviews eingeladen wird, wenn er sich offen zu derartigem Weichmimi-Kram wie einer angeschlagenen Psyche bekennt. Echte Männer tun so etwas nicht, weswegen man die Aussage dadurch versucht abzumildern, dass der brave Mann dies Dritten zuliebe macht, und nicht weil er selber wirklich so am Hund ist. Es macht einfach einen besseren Eindruck.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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