Teures Fleisch für den Tierschutz kaufen

vom 24.06.2015, 12:35 Uhr

Bei Edeka gibt es seit nicht allzulanger Zeit eine neue Marke, welche nicht nur unter dem Bio-Zertifikat Fleisch bereit stellt, sondern auch unter der Hand des Tierschutzbundes und unter Aufsicht die Tiere besonders gut behandelt. So wird damit geworben dass die Tiere ungefähr doppelt soviel Platz haben und auch die Freiluft erleben dürfen. Allerdings lässt man sich das ganze auch gut was kosten, so zahlt man für die Fleischwaren gerne 70% und mehr Aufschlag gegenüber den Eigenmarkenprodukten.

Generell bin ich ja sehr empfindlich was Tierschutz angeht, daher kommt ein Kauf hier für mich in Frage, auch wenn ich selbst nicht gerade Krösus heiße. Ich kann schon manchmal kaum selbst akzeptieren, dass die Tiere leiden müssen indem sie geschlachtet werden, aber leider bin ich auch zu Willensschwach um den Fleischkonsum aufzugeben, da ich auch sehr wählerisch bin mit meinem Essen und ich dann nahezu gar nichts mehr Esse.

Das ist natürlich ein Luxusproblem was die Tiere nicht ausbaden sollen. Gleichzeitig sehe ich dies aber als Chance für mich dabei noch etwas gutes zu tun, auch wenn es deutlich teurer ist. Wenn ich weiß, dass die Tiere liebevoll behandelt werden, oder zumindest nicht wie bei gewissen Markenanbietern wie Wiesenhof, wo nachweislich Tiere gequält wurden und vermutlich auch noch werden, eine akute Tierquälerei stattfindet, dann bin ich durchaus bereit diesen Mehrpreis zu bezahlen.

Seht Ihr das ähnlich wie ich, oder kommt es für Euch nicht in Frage viel Geld für Fleisch zu investieren?

» Azelas90 » Beiträge: 270 » Talkpoints: 18,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Azelas90 hat geschrieben:Wenn ich weiß, dass die Tiere liebevoll behandelt werden, oder zumindest nicht wie bei gewissen Markenanbietern wie Wiesenhof, wo nachweislich Tiere gequält wurden und vermutlich auch noch werden, eine akute Tierquälerei stattfindet, dann bin ich durchaus bereit diesen Mehrpreis zu bezahlen.

Seht Ihr das ähnlich wie ich, oder kommt es für Euch nicht in Frage viel Geld für Fleisch zu investieren?

Und wieso ist diese Argumentation so richtig für dich? "Hallo Schwein, du hattest ein tolles Leben und deswegen esse ich dich jetzt" - das finde ich total heuchlerisch und scheinheilig. Ich musste bei deiner Argumentation wirklich die Augen rollen, es ist nicht schwer auf Fleisch zu verzichten. Du möchtest doch nur Vegetarier werden und nicht gleich vegan leben, da ist die Umstellung natürlich schwieriger.

Aber einfach mal auf den Wurstaufschnitt verzichten oder Spaghetti Bolognese ohne Fleisch essen, wo genau liegt denn das Problem? Wenn dir der Tierschutz wirklich am Herzen liegen würde, dann würdest du komplett darauf verzichten. Hättest du dich ehrlich mit dem Thema befasst, dann würde dir beim Anblick vom Fleisch, vor allem im rohen Zustand, der Appetit vergehen.

Ich möchte dir deinen guten Willen wirklich nicht madig reden, aber ich verstehe dich nicht ganz und ich möchte dich auch nicht angreifen, aber diese Milch­mäd­chen­rech­nung geht für mich nicht ganz auf. Ich finde es auch richtig gut und vorbildlich, dass du gewisse Unternehmen meidest. Ich finde, dass du dich auch nicht mit Essen belohnen solltest. Nur weil du teures Fleisch isst heißt es nicht, dass du dir etwas Gutes tust. Denn wenn du dir etwas Gutes tun möchtest, dann sollte keine Partei leiden.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Heuchlerisch und Scheinheilig? Nun ja, generell kann man das vielleicht sogar so sagen, aber ich sage es mal so: Mal eben aufhören mit Fleisch essen ist für mich nicht wirklich eine Option. Es ist schon vorgekommen, dass ich gewissermaßen traurig wurde, wenn ich zum Beispiel eine Tüte Chicken Wings aufgemacht habe und mir klar wurde wie viele verschiedene Tiere da teilweise drin sind. Aber mir fehlt es dazu wirklich an Alternativen. Mein Geschmack ist so speziell dass ich wirklich nicht viel esse und das würde mir einen Großteil von dem nehmen was ich esse.

Einschränken ist eine Maßnahme, aber komplett verzichten ist ehrlich gesagt aktuell nicht wirklich eine Option. Daher sehe ich aber diesen Kauf von höherpreisigem Fleisch welches aber dafür wenigstens Mindestansprüche an Humanität stellt als sinnvoller an, als weiterhin den Verzehr von Eigenmarkenfleisch aus Tierquälerbetrieben. Ich kann eher damit leben wenn ich weiß dass das Tier wenigstens eine halbwegs vernünftige Zeit hatte als wenn ich weiß, dass es aus einer Legebatterie oder einer engen Zelle kommt und nie die Gelegenheit hatte Freude im Leben zu empfinden.

Optimal ist es nicht und das weiß ich, aber ich versuche wenigstens das beste daraus zu machen und mir bewusst zu halten, was Fleisch eigentlich ist, und das tun ganz viele Menschen leider nicht, sie sehen es als etwas natürliches was reingestopft wird, ohne das Opfer zu sehen welches dafür erbracht wurde.

» Azelas90 » Beiträge: 270 » Talkpoints: 18,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne diese Marke nicht und weiß nicht, inwiefern diese Behauptungen über bessere Haltung wirklich stimmen, finde es generell aber schon gut, wenn man dann lieber Fleisch von "glücklichen" Tieren kauft, anstatt aus der Massenhaltung oder Batterie.

Ob es scheinheilig ist, ist natürlich eine Frage der Einstellung. Ich persönlich finde das Töten und Essen eines Tieres nicht so verwerflich wie das, was davor passiert. Soll heißen, dass ich die bestialische Massentierhaltung, die Respektlosigkeit vor den Tieren und dann den stressigen Massentransport für das wirklich Verwerfliche an der ganzen Maschinerie halte. Mit der Einstellung wäre der Fleischkauf direkt vom Bauern oder eben einer "tierfreundlichen" Marke gar nicht scheinheilig.

Da ich selber kein Fleisch zubereite und esse, stehe ich vor dem Problem momentan nicht. Ich werde jedoch meine Katzen künftig auf Rohfleischfütterung umstellen und entsprechend auch Fleisch kaufen müssen. Grundsätzlich tendiere ich da immer zum Kauf aus anständiger Herkunft, auch wenn es möglicherweise wesentlich teurer ist. Ob sich der Plan dann so umsetzen lässt, ist am Ende eine Frage der finanziellen Möglichkeiten.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann mir vorstellen, dass das Tierschutzsiegel bestimmt einige Leute dazu animiert, das Fleisch trotz des großen Aufpreises zu kaufen. Ich stehe dem Tierschutz zwar positiv gegenüber, obwohl ich Fleisch konsumiere und es mir an sich recht gut schmeckt, aber ich finde es schon etwas seltsam, dass ausgerechnet der Tierschutz für solches Fleisch wirbt.

Man weiß ja nicht mal genau, wo das Fleisch herkommen, oder ist das auf der Packung verzeichnet? Das weiß ich jedoch bei dem Metzger, bei welchem ich eigentlich regelmäßig Fleisch kaufe. Deswegen stelle ich mir die Frage, ob dieses Tierschutzsiegel wirklich gewährleistet, dass das Tier eine tolle Zeit hatte. Übrigens, es gibt wunderbare vegetarische Alternativen zu Chicken Nuggets und anderen Fleischgerichten, ich bereite öfters mal vegetarische Gerichte zu.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Hier sehe ich es aber schon so, dass es besser ist, Hühner eben nicht aus Massentierhaltungsbetrieben zu kaufen. Zum einen gerne aus Tierschutzsicht, weil es eben für das Tier sehr wohl einen Unterschied macht, auf einem Quadratmeter mit 12 Artgenossen über 8 Wochen zu vegetieren oder artgerecht über 16 Wochen.

Man kann aber auch gesundheitliche Gründe anführen: Tiere unter Extrembedingungen müssen anders "gesund gehalten" werden, als bei artgerechter Haltung. Und das bedeutet, dass diese Tiere mit Antibiotika gefüllt werden, so dass der Halter möglichst wenig "Ausschuss" produziert. Und nur weil der Mensch nicht sofort die Auswirkungen spürt, bedeutet das nicht, dass das nicht ungesund für den Verbraucher ist!

Teuer ist aber natürlich nicht gleichbedeutend mit gut! Denn auf dieser Biowelle reiten sicher auch "Betrüger" bzw. Produzenten, die alle Tricks nutzen, um an so ein Siegel zu kommen. Einfach, weil der Verkaufspreis dann höher liegt. Daher ist es nicht schlecht, wenn wirklich dritte Parteien hier einen Blick auf die "Produktionsbedingungen" werfen. Auch wenn nicht alles kontrolliert werden kann.

Fakt ist jedenfalls, dass bei einem Hühnchen für 1,49 Euro (ähnlich wie bei einem T-Shirt für 1,99 Euro) in der Produktionskette viele Verlierer stehen dürften, weil trotz des geringen Preises immer noch ein Gewinn abfällt (sonst wäre es nicht auf dem Markt!). Und wenn bei so einem Extrem eben Profite abfallen, dann werden hier bei den Produktionsbedingungen aber auch bei der Qualität gegenüber dem Endverbraucher sicher massive Einschnitte in Kauf genommen. Spätestens das sollte dazu führen, dass der Verbraucher vielleicht doch auf das teurere Produkt ausweicht - und dafür vielleicht weniger Fleisch isst.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Euch ist aber hoffentlich klar, dass Tiere aus der sogenannten artgerechten Haltung eher Medikamente bekommen, als wenn sie nur im Stall leben. Da gab es vor einiger Zeit auch mal eine Dokumentation, wo zwei Landwirte im Vergleich standen. Will der Landwirt, wo die Hühner auch auf Freiland leben, die Verluste durch Krankheit minimieren, muss er zu Medikamenten greifen. Tiere, die nur im Stall leben, brauchen dagegen weniger Medikamente, weil sie gar nicht mit diversen Erregern in Berührung kommen.

Das nächste Beispiel ist der Transport zur Schlachtung. Die wenigsten Landwirte dürfen direkt vor Ort schlachten und müssen aus Kostengründen ihre Tiere auf großen Schlachthöfen töten lassen. Bis vor knapp zwei Jahren hatten wir noch so einen Betrieb hier im Kreis, wo der Transport nur rund 30 Kilometer betrug. Dieser Betrieb wurde geschlossen und man ist gezwungen die Tiere wesentlich weiter weg zu bringen.

Es liegt also nicht allein am Landwirt, wie weit die Tiere gefahren werden müssen. Aber es liegt an der Haltung was und wie viele Medikamente verabreicht werden müssen. Ich kenne zum Beispiel einen landwirtschaftlichen Betrieb bei uns in der Nähe, der zwar Massentierhaltung bei den Schweinen betreibt. Aber dort auch nur so viele Tiere hält, wie er für die eigene Produktion von Fleisch und Wurst benötigt. Die Behandlung mit Medikamenten ist dort soweit runter gefahren, dass die Schweine nur die gesetzlichen Impfungen bekommen und ansonsten seit Jahren ohne weitere Medikamente gehalten werden. Das Fleisch ist aber auch nicht teurer als bei anderen Produzenten.

Es wird also unter dem Siegel des vermeintlichen Tierschutzes ordentlich Kasse gemacht, wenn dann die Preise bei 70 Prozent mehr liegen, als üblich. Und hier gehe ich soweit, von Verdummung der Kundschaft zu reden. Denn selbst wenn ein Landwirt seine Ställe entsprechend erweitert, was ich bezweifle, weil man eher die Anzahl der Tiere verringern würde, rechtfertigt das nicht eine solche Erhöhung der Preise.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Gutes Fleisch muss doch gar nicht teuer sein. Es macht nur etwas mehr Mühe, aber dann kann man sich zu tragbaren Preisen versorgen und es kommt auch noch mehr beim Erzeuger an. Wir haben in der Umgebung einige Betriebe, die unterhalten ein eigenes Schlachthaus.

Das gibt es sowohl in Bio also auch konventionell. Mein liebster Anbieter ist ein konventioneller Landwirt. Im Sommerhalbjahr stehen seine Rinder auf der Wiese. In der großen Herde Mutterrinder mit ihren Kälbern und der Bulle. Junge Bullen und Färsen stehen jeweils auf einer gesonderten Weide. Die Ställe für den Winter sind luftig und gut einzusehen. Transporte zum Schlachthof kennt man dort nicht.

Das Fleisch kostet mehr als im Supermarkt, aber es ist nicht teurer als beim normalen Metzger. Trotzdem kommt wegen der fehlenden Zwischenhändler beim Erzeuger mehr an. Das ganze haben wir auch für Schweine. Das ist zwar ein Bio-Hof, aber so extrem gut ist die Haltung nicht. Trotzdem kann man die Bedingungen sehen und es ist kein Vergleich zur konventionellen Mast. Auch hier bleibt es bezahlbar.

Gans und Flugente beziehen wir von einem Hof, der diese Tiere als Hobby hat. Daher muss man rechtzeitig seinen Jahresbedarf bestellen. Lamm bekommt man gut und günstig direkt vom Schäfer. Bei Huhn und Pute ist in meiner Region die Beschaffung eher schwierig, das sieht es anderswo besser aus.

Außerdem kann man noch auf Wild zurückgreifen. Wenn man ein kleines Reh nimmt, dann liegt der Kilopreis oft unter 2 Euro. Auch Wildschwein ist durchaus günstig. Unschlagbar sind preislich gesehen Kaninchen und Wildente. Da zahle ich bei meinem bevorzugten Jäger gerade einmal 3 Euro pro Stück. Fasan, Hase oder Rotwild sind dagegen eher Luxus.

Für EG-Bio weigere ich mich einen Cent mehr zu bezahlen. Und Bioland oder Demeter sind, spätestens wenn es Zwischenhändler gibt, unbezahlbar. Aber je nach Region findet man gute Alternativen. Lange Zeit hatte ich einen Kollegen auf dem Hundeplatz, der hat Hühner gezüchtet. Die Eier waren lecker und den Tieren ging es gut. Davor habe ich Eier lange vom Pferdestall mitgenommen. Da lebten 40 Hühner frei und kaum jemand wollte die Eier, weil man gesehen hat, wie die Tiere im Mist scharren und Würmer fressen. :wall:

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


@Punktedieb: Bzgl. der Sicht, dass Freilandhaltung eher Medikamente erhalten, als bei der Massentierhaltung wollte ich mal fragen, ob du dazu auch nur einen Link hättest. Denn die massive Verabreichung von Antibiotika zur Prävention ist nur dann erforderlich, wenn (zu) viele Tiere auf engstem Raum vegetieren müssen und die Produzenten verhindern wollen, dass ein krankes Tier den gesamten Bestand gefährdet. Medikamente werden hier nicht ausgegeben, um ein krankes Tier gesund zu bekommen.

Dann ist es richtig, was das "Kasse machen" angeht. Ein Betrüger, der konventionell produziert aber als Bio Verkauft, hat natürlich einen großen Gewinn vor Augen. Es ist aber nicht richtig, dass bei den echten Bio-Produzenten die Endpreise nicht gerechtfertigt wären. Das hat nichts mit dem Endpreis zu tun, sondern mit dem bleibenden Ertrag. Und da ist es nicht so, dass ein Demeter-Siegel (um ein Beispiel zu nehmen) bedeutet, dass der Landwirt am Ende in Geld schwimmt.

Und dann ist es so: kein Massentierhaltungsbetrieb wird mehr Tiere halten, als der Betrieb verwerten kann. Das ist also keine besondere Eigenschaft des landwirtschaftlichen Betriebs, welchen du angeführt hast. Massentierhaltung ist darauf ausgerichtet, schnell und billig möglichst viel zu produzieren. Aspekte wie Tierschutz (und da mag es Menschen geben, denen dieser Aspekt egal ist und da das eine moralische Frage ist, mische ich mich hier nicht ein) und Gesundheit (für den Menschen!) stehen hinten an bzw. sind dann nur Kostenfaktoren, welche es zu drücken gilt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Solange etwas abgepackt ist, würde ich es gar nicht erst kaufen. Ich finde es übrigens gut, dass du bereit bist, mehr für dein Fleisch zu zahlen. Die beste Alternative wäre, deinen Einkauf bei einem lokalen Bauern oder Metzger zu tätigen.

» DieFanatikerin » Beiträge: 82 » Talkpoints: 26,64 »


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