Tethered Caps - der Deckel bleibt dran
Ab 3. Juli 2024 ist es Pflicht in der EU: Bei allen Einweg-Getränkeverpackungen, die ganz oder teilweise aus Kunststoff bestehen, muss der Deckel dran bleiben und nicht mehr automatisch beim Öffnen sich von der Packung lösen lassen. Das betrifft nicht nur Softdrink-Flaschen, sondern auch Saft-Packungen und auch Milchkartons.
Der Grund liegt im Umweltschutz. Überall lägen diese Deckel herum, die selten mit weggeschmissen würden. Wenn die Deckel an der Verpackung verbleiben, würden sie mit der Verpackung ordnungsgemäß entsorgt. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Zum einen verbraucht diese neue Verbindung von Deckel mit der Flasche oder dem Karton einfach mehr Plastik als vorher. Zum anderen würden die Deckel gar nicht so viel von der Müllmenge ausmachen.
Ich selbst habe schon einige dieser Flaschen mit dem festen Deckel ausprobiert. Und ich fand es absolut unpraktisch! Der Deckel saß so fest auf dem Flaschenhals bzw. war so eng an der Öffnung, dass man weder direkt aus der Flasche trinken konnte, wenn man nicht die ganze Zeit den Deckel im Mund oder der Nase haben wollte. Und in ein Glas ausschenken ging auch nicht, denn die Schwerkraft lässt den Deckel sich immer nach unten drehen, sodass man eine Riesensauerei anrichtet und wenig im Glas landet, wenn man nicht den Deckel mit einer Hand festhält. Dann kann man allerdings das Glas nicht mehr festhalten oder die schwere und eventuell instabile PET-Flasche hochheben.
Mein Fazit war bisher, dass ich den Deckel abgerissen oder auch abgeschnitten habe, denn ich kam einfach nicht damit klar. Bisher habe ich noch keine Milchkartons damit gesehen, aber ich bin fast jetzt schon genervt, wenn die ersten Hersteller diese Vorgabe umsetzen, denn Milchkartons habe ich allein schon wegen meines Kaffees mehrmals täglich in der Hand und ich will nicht überall den Deckel abschneiden müssen!
Habt Ihr schon Erfahrungen mit diesen festen Deckeln gemacht? Wie findet Ihr diese Vorschrift? Spart sie der Umwelt achtlos weggeworfene Deckel ein oder wird diese Vorschrift gar nichts ändern? Kennt Ihr eventuell schon praktikablere Lösungen, wie man die neue Vorschrift umsetzen kann, als die auf dem Foto?
Ich finde, dass das nur eine Frage der Gewohnheit ist. Als man damals die Lasche von Getränkedosen nicht mehr abreißen konnte, weil diese gebogenen, irgendwie zungenförmigen Deckelausschnitte mit Zugring überall herumgelegen haben, war das auch total nervig.
Die Bewegung, die Dose zu öffnen, war total ungewohnt. Dieser Metallgriff, der als Hebel den Deckelausschnitt in die Dose drückt, störte beim Trinken. Außerdem hat der in die Dose gedrückte Ausschnitt den gewohnten Fluss gestört und das Trinken war komisch. Und heute? So sind Getränkedosen eben. Viele Nutzer kennen es nicht anders und das Design stört niemanden mehr. Das wird bei den Flaschen genauso laufen.
Ich werde mich wohl nie an die bekloppten Deckel gewöhnen und wenn ich aus der Flasche trinke, dann reiße ich diese Dinger auch immer ab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da der Umweltgedanke die entscheidende Rolle für die Einführung solcher Deckel gespielt hat. Als ob da Millionen dieser Deckel auf der Straße oder in der Natur herumgelegen hätten. Und ob das wirklich EU-weit schon umgesetzt wird, da wäre ich mir auch nicht so sicher. Für mich könnte das wieder abgeschafft werden.
Nicht nur die Unbequemlichkeit beim Öffnen stört mich, nein, ich habe mich an den scharfen Kanten der neuen Flaschenverschlüsse schon verletzt, Fingerkuppen eingerissen. Was die Ökodiktatur da neuerdings wieder an hirnrissigen Dingen den Leuten aufnötigt, spottet jeder Beschreibung. Wenn wenigstens ein Nachhaltigkeitseffekt dabei herauskäme.
Nein, beim Recyclen muss der Verschluss wieder runter, da er nicht dasselbe recyclefähige Material der Flasche besitzt. Das nicht vorbehandelte Granulat wäre dann bereits zum Teil eingefärbt mit dem Farbton der Verschlüsse, nicht mehr farblos. Man erinnere sich an die Diskussion mit den schwarzen Plastikbehältnissen für Shampoo zum Beispiel. Das wurde ja bis zum Gehtnichtmehr verteufelt. Und zwar aus genau jenem oben genannten Grunde.
Und die meisten Kappenverschlüsse, die im Meer herumschwimmen, kommen gar nicht aus Deutschland, sondern Asien.
Gorgen_ hat geschrieben:Was die Oködiktatur da neuerdings wieder an hirnrissigen Dingen den Leuten aufnötigt, spottet jeder Beschreibung.
Ich mag die befestigten Deckel auch nicht besonders gern und reiße sie oft ab, aber von einer Ökodiktatur ist mir nichts bekannt. Wo genau soll diese Diktatur herrschen?
Generell halte ich nicht viel von solchen fragwürdigen Schlagworten, die eigentlich dem Sachverhalt sowieso nicht gerecht werden. Warum kann man nicht einigermaßen sachlich über die Vor- und Nachteile solcher Maßnahmen diskutieren, ohne gleich wieder loszupoltern?
Ich habe einfach festgestellt, dass manche Flaschen wie zum Beispiel die Eistees einer bekannten Marke sich nach dem Öffnen einfach nicht mehr richtig verschließen lassen seitdem der Decken an dem Plastikring fixiert wurde. Dadurch ist mir halt schon die ein oder andere Eisteeflasche in meiner Tasche ausgelaufen, was vor diesen "Tethered Caps" nicht der Fall war und das ärgert mich schon ziemlich.
Klar, so verhindert man, dass die Flaschendeckel wild durch die Gegend geschmissen werden, aber es ist trotzdem unangenehm und unpraktisch und hat nichts mit "Daran gewöhnt man sich schon" zu tun. Ich habe mich nämlich seit der Einführung nicht daran gewöhnt und finde es ziemlich ätzend, weil ich halt fast nur Eistee trinke und den auch gerne mitführe.
Es ist übrigens EU-weit umgesetzt. Ich war in der letzten Zeit in Polen, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Belgien, Italien und in noch ein paar Ländern unterwegs und überall dort gab es Flaschen mit diesen schrecklichen Verschlüssen. Daher ist die Verordnung leider soweit umgesetzt.
lascar hat geschrieben:Generell halte ich nicht viel von solchen fragwürdigen Schlagworten, die eigentlich dem Sachverhalt sowieso nicht gerecht werden. Warum kann man nicht einigermaßen sachlich über die Vor- und Nachteile solcher Maßnahmen diskutieren, ohne gleich wieder loszupoltern?
Erstens, weil diese Entscheidung nicht auf demokratischem Wege zustande gekommen ist, sondern diktiert wurde, woraus sich der Begriff Diktatur ableitet.
Zweitens, weil die Notwendigkeit für solch eine Maßnahme, insbesondere in Europa, nicht schlüssig ist, und ursächlich und in Folge kaum maßgeblich an der Verhinderung der Verschmutzung der Meere beteiligt sein wird.
Drittens, weil unnötige Umstellungsmaßnahmen bei den Getränkeherstellern fallweise bis in sechsstellige Zusatzinvestitionen gehen, Geld, das für andere Maßnahmen zum Klimaschutz, beispielsweise geplante Photovoltaikanlagen nun nicht mehr zur Verfügung steht, schlichtweg einfach "verbrannt" wurde für eine fragwürdige Neuerung.
Man hätte beispielsweise durch Werbespots, wie "nur ein Mööp wirft seine Flaschenkappen einfach weg, wer schlau ist wie ein Fuchs, verschließt die Flasche wusch." Reim dich oder ich fress Dich. Nun ja, nicht gerade gelungen, der Spruch. Aber man kann mit freundlichem Hinweisen heute bei der Mehrheit der Bevölkerung wohl mehr erreichen an umweltschonenden Verhalten, als wenn Dinge einfach aufgenötigt werden, dabei nicht funktional sind. Mittlerweile ist die Bereitschaft zu umweltfreundlichem Verhalten weiter verbreitet, als man denkt.
Der Unmut, der sich regt, ist durchaus legitim, möchte ich meinen. Und da Leute gerne ihrem Ärger Luft machen, ohne sich gleich wieder am Asphalt festkleben zu müssen, bleibt nur noch der verbale Protest. Was den Leuten vorkommt wie Diktatur, sollte auch so genannt werden dürfen, wir leben ja nicht mehr in der DDR, wo Genosse Staatsratsvorsitzender, Vorsitzender des nationalen Verteidigungsrates und oberstes Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED in Personalunion, Erich nur mit der Augenbraue zucken musste, um seinen Untergebenen Todesangst einzujagen. Die Obrigkeitshörigkeit hierzulande scheint ja immer noch fest verankert zu sein. Das sollte jeder mit sich ausmachen dürfen. Zumindest verbal.
Gorgen, wo soll es denn bitte zur Diktatur gekommen sein? Ein ordentliches Gesetzgebungsverfahren mit von den Bürgern gewählten Abgeordneten ist wohl kaum als eine solche zu sehen.
Und ansonsten bleibt es wie bei den Dosen bei Meckern auf hohem Niveau. Mit etwas Übung lassen sich die Verpackungen ohne Mühe dicht verschließen und das Trinken klappt auch, wenn man sich das angewöhnt. Genauso wie die Umstellung technisch jetzt nicht so herausfordernd war.
cooper75 hat geschrieben:Ein ordentliches Gesetzgebungsverfahren mit von den Bürgern gewählten Abgeordneten ist wohl kaum als eine solche zu sehen.
Das empfindet Otto Normalverbraucher aber nicht so. Ich jedenfalls kann mich nicht daran erinnern, dass er in den Entscheidungsprozess unmittelbar mit einbezogen wurde, zum Beispiel im Rahmen von Umfragen und Tests.
Er empfindet es eben als Entscheidung von oben herab. Und das erinnert eben an Diktatur. Sprich: Entweder machst Du das und das so und so, oder Du wirst "erschossen". Vogel friss oder stirb. Das Einzige, was dem Normalverbraucher da noch übrig bleibt, ist der Boykott der mit derartigen Verschlüssen versehenen Behältnisse.
Und siehe da, sind die Umsatzverluste dann gravierend genug, wird der Druck auf die Lobbyisten derart ansteigen, dass eine Gesetzesänderung oder zumindest eine teilweise Abschwächung angestrebt wird. Bin schon gespannt auf die weitere Entwicklung auf diesem Gebiet.
Und die Reklame mit der muhenden Kuh des die Milch aus dem Kühlschrank des Mitbewohners trinkenden Studikus wird scheitern, da der festsitzende Verschluss das schnelle Zum-Munde-Führen verunmöglicht. Und früher wurden die Deckel ja sogar gesammelt, weil sich dort Gewinnnummern befanden oder auch nicht. Auch diese Promotion Idee ist durch die Einführung der angebundenen Deckel nunmehr zum Scheitern verurteilt. Der Deckel muss nämlich dranbleiben, sonst wird die Flasche vom Pfandannahmeautomaten nicht mehr akzeptiert.
Frage am Rande: Werden demnächst auch noch Flaschen mit Kronkorken verboten? In der Recyclinganweisung des lokal zuständigen Entsorgers lese ich, dass Kronkorken gesammelt werden sollten, um sie allesamt zusammengefasst in einer Tüte dann in den Leichtverpackung Recycling Behälter zu versenken. Das Metall der Kronkorken sei nämlich echt recyclefähig par excellence. Und wären ein weitaus häufiger anzutreffendes Verschandelten Problem öffentlicher Parkanlagen und Gehwege.
Gorgen_ hat geschrieben:Der Unmut, der sich regt, ist durchaus legitim, möchte ich meinen. Und da Leute gerne ihrem Ärger Luft machen, ohne sich gleich wieder am Asphalt festkleben zu müssen, bleibt nur noch der verbale Protest.
Wobei ich andererseits das Gefühl habe, dass einfach derzeit viele Leute generell gern empört sind und sich in Unmut reinsteigern. Ganz egal, was passiert oder was von Regierungs-, Medien- oder EU-Seite gesagt oder beschlossen wird, man empört sich. Empörung und Unmut scheinen das Lebensgefühl der gegenwärtigen Jahre zu sein.
Wie gesagt, mich stören die angehängten Deckel auch ein wenig, aber für echte Empörung ist mir der Anlass zu gering. Wenn mir so ein Deckel zu sehr an der Nase kratzt, reiße ich ihn ab und fertig. Und wenn er mich nicht allzu sehr stört, lass ich ihn dran und denke nicht viel drüber nach. Ich persönlich finde es auch einfach zu anstrengend und zu stressig, mich über alles ständig aufzuregen. Solange es nichts Schlimmeres ist als ein befestigter Deckel, tendiere ich dazu, mich nicht unnötig mit Empörungsstress zu belasten.
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