Telefondiagnose mit Medikament von Arzthelferin

Frau Sorge macht sich Sorgen um ihre fast einjährige Tochter. Sie hustet seit gestern Abend und ist sehr verschleimt Außerdem hat sie auch leichtes Fieber. Sie hat daher heute schon kurz nach Praxisöffnung beim Kinderarzt angerufen und wollte schnell einen Termin haben. Eigentlich war sie von ihren anderen Kindern auch gewohnt, dass solche Notfalltermine immer frei gehalten wurden.

Doch diesmal war es anders. Die Arzthelferin meinte, dass sie ein Rezept für Hustensaft und Fieberzäpfchen fertig macht. Der Arzt hätte heute keine Termine mehr frei und sie kann das Rezept noch am Vormittag abholen.

Frau Sorge meinte, dass man doch als Arzthelferin keine Ferndiagnose per Telefon stellen kann. Das könne doch nicht mal ein Arzt und die Sprechstundenhilfe meint, dass sie dafür autorisiert wäre und der Arzt ihr den Auftrag gegeben hat, weil eben die Termine alle voll sind.

Ich als Mutter und auch als Oma frage mich, wo sowas hinführen soll. Kann demnächst auch ein Hausmeister eines Krankenhauses Diagnosen stellen? (das ist natürlich übertrieben). Aber ich denke, dass man sowieso keine Telefondiagnosen stellen kann und erst Recht nicht von einer Arzthelferin. Denn durch die Schilderung kann man nicht wissen, ob die Lungen frei sind oder sich eine Lungenentzündung anbahnt oder schon im Gange ist und da hilft Hustensaft und Fieberzäpfen wohl kaum.

Frau Sorge hat schon bei drei anderen Kinderärzten angerufen und keiner nimmt mehr Kinder auf. Sie ist nun in die Notfallambulanz ins Kinderkrankenhaus gefahren, weil sie sich zu große Sorgen macht, auch wenn man da nur im absoluten Notfall hin soll. Aber ihr ist das sicherer. Wie würdet ihr in einem solchen Fall handeln? Würdet ihr noch zu diesem Kinderarzt gehen? Was bleibt einem übrig, wenn kein Kinderarzt mehr neue Patienten aufnimmt? Frau Sorge ist verzweifelt.

Diese Verzweiflung kann ich sehr gut nachvollziehen und um ehrlich zu sein empfinde ich es auch nicht gerade als seriös, wenn man nur via Telefondiagnose (und ohne den Patienten direkt sprechen oder sehen zu können) direkt irgendwelche Rezepte ausstellt. Dass es eine Arzthelferin ist, finde ich gar nicht so extrem schlimm.

Ich wäre sogar vorsichtig, wenn ein Arzt ein Rezept ausstellen wollen würde nur nach einem Telefonat und ohne den Patienten gesehen oder gesprochen zu haben. Ich empfinde das als ziemlich unseriös und selbst erlebt habe ich das noch nicht. In so einem Fall würde ich die Praxis eher meiden.

Wenn man einen Kinderarzt sucht, dann ist man aber froh, wenn man einen gefunden hat, der einen mit dem Kind aufnimmt. Denn wenn man neu ist und das Kind schon mal bei einem anderen Kinderarzt war, dann kommt man in keine Praxis mehr rein, weil die alle Aufnahmestopp haben. Nur als Neugeborenes Kind wird manchmal noch aufgenommen. Wenn man also einmal einen Kinderarzt gefunden hat, dann ist es schwer zu wechseln.

Das Kind hat übrigens eine beginnende Lungenentzündung ist liegt sogar zur Beobachtung jetzt im Krankenhaus und bekommt Antibiotika. Sie kann zwar morgen, wenn alles gut geht wieder nach hause, aber nur der Hustensaft wäre hätte wahrscheinlich dazu geführt, dass sie am Wochenende in der Notaufnahme gelandet wäre.

Für mich klingt das auch unseriöse und verantwortungslos, dass sie Arzthelferin so reagiert hat. Ich habe es aber auch schon selbst erlebt, dass mir gesagt wurde, dass sie mir etwas verschreiben und ich das nur holen kommen soll. Ich wäre mit dem Kind auch zur Notaufnahme oder eben zum Bereitschaftsdienst gefahren. Ich glaube, dass ich bei dem Kinderarzt durchaus nochmal anrufen würde, um dort zu sagen, dass das Kind dann mit beginnender Lungenentzündung im Krankenhaus lag. Normal müsste das Kind doch als Notfall dran genommen werden, aber heute scheint das teils ja alles anders zu sein.