Tattoos als primitiv und altertümlich ansehen?

Ich sehe Tattoos durchaus als eine Kunstform an, auch wenn diese Kunstform schon viele Tausende Jahre alt ist. Schon Ötzi war tätowiert soweit ich weiß. Neulich las ich aber einen Artikel, in dem es hieß, dass Tattoos sehr primitiv wären und gar nicht mehr zeitgemäß, dass Tattoos nur noch Steinzeitniveau hätten. Es wäre daher eine Schande, seine Haut als Leinwand zu "missbrauchen".

Was haltet ihr von dieser Ansicht? Meint ihr, dass der Autor durchaus recht hat oder findet ihr eher die Ansicht des Autors verwerflich? Wie kommt man darauf, Tattoos ausschließlich mit der Steinzeit zu verbinden, wenn doch viele moderne Menschen welche besitzen und tragen?

Ich finde die Ansicht des Autors eher verwerflich und teile Deine Meinung, dass Tattoos Kunstwerke sind. Ich habe selbst welche und bereue kein einziges. Es ist viel mehr mit Tradition und Kultur zu vergleichen. Die Steinzeitmenschen trugen die Bodymodifikation als Status- und Zugehörigkeitssymbol. Das ist sehr ehrenhaft. Ich finde es ehr schade, dass sich viele Menschen so etwas gedankenlos und nur stechen lassen, weil sie “in“ sein wollen.

Primitiv finde ich Vorurteile und Verallgemeinerung von tätowierten Leuten. Jeder, wie er möchte, Körperschmuck ist Privatsache. Niemand hat das Recht, ungefragt seine Meinung dazu zu äußern oder gar abfällig zu werden. Abgesehen davon gibt die Haut eine wunderbare Leinwand für die herrlichsten Kunstwerke ab. Billig ist die Bodymodifikation auch nicht gerade.

Nun ja, da hat eben jemand seine persönliche Meinung kundgetan, nicht mehr und nicht weniger. Nur weil jemand "Autor" ist, heißt das ja nicht, dass seine Meinung mehr wert ist als die von irgendeinem Passanten oder der Cousine der Hausärztin meines Dackels. In meinen Augen gibt es genügend Gründe, die gegen Tattoos sprechen, von gesundheitlichen Überlegungen (es sind immer körperfremde Stoffe, die hier eingebracht werden) über soziale Fragen bis hin zu dem guten alten "Was machst du, wenn es dir nicht mehr gefällt?" Aber mit der Steinzeit und der "Schande" würde ich hier nicht argumentieren.

Tattoos sind in meinen Augen schon seit Längerem in der Mitte der Gesellschaft angekommen, ob es manchen Leuten passt oder nicht. Und logische, allgemeingültige Argumente, weswegen es eine persönliche Beeinträchtigung darstellt, was fremde Leute auf eigene Kosten und aus privaten Gründen mit ihrem Äußeren anstellen, sind nun mal schwer zu finden. Da muss man schon tief graben, weil: "Ich mag das nicht, deswegen darf das niemand machen" kaum als Argument zählt.

"Verwerflich" finde ich hier gar nichts. Es darf doch jeder seine Meinung haben und wenn er sich dazu berufen fühlt darf er diese sogar in Form eines Artikels bringen und mit der Welt teilen. Das ist das schöne an einem freien Land. Und was schöne an Tattoos ist - wenn sie dem Autor nicht gefallen lässt sich das Problem ganz einfach lösen indem er sich keines stechen lässt.

Ich verstehe diese Steinzeit Argumentation aber nicht. Bedeutet das, dass Kunst nicht mehr zeitgemäß ist, weil es in der Steinzeit schon Höhlenmalereien gab? Oder, dass Skulpturen "primitiv" sind, weil es die schon genauso lange gibt? Wird es dann nicht auch Zeit sich von so primitiven Erfindungen wie dem Rad zu verabschieden, als moderner und zeitgemäßer Mensch?

Als primitiv empfinde ich es nicht, wenn jemand ein Tattoo hat. Immerhin ist es doch eigentlich eine Art von Kunst, eigenem Ausdruck und dem was man schön findet, was einen prägt und so weiter. Tattoos sind früher sicherlich etwas gewesen, was nicht jeder hatte und was einen negativen Touch hatte, aber mittlerweile ist es doch normal welche zu haben und da ist es auch in der Gesellschaft angekommen, da muss man nicht solche Aussagen treffen, finde ich.