Tassen vom Glühweinstand mitnehmen tatsächlich unbedenklich?

Mein Partner und ich besuchen zur Adventszeit gerne Christkindl- bzw. Weihnachtsmärkte und trinken dann auch gerne mal die ein oder andere Tasse Glühwein.

Während manche Tassen der Stände nicht besonders schön designt sind bzw. einfach richtig kitschig, gibt es doch das ein oder andere Glas bzw. Tasse, welche ich als Erinnerung schon ganz gerne in meinem Küchenschrank stehen hätte.

Ich selbst habe noch nie eine Tasse in die Tasche gesteckt, während mein Partner das schon gemacht hat mit der Begründung, dass die Mitnahme der Tasse ja mit einem Pfand von 3,- Euro sicherlich irgendwo eingeplant ist.

Von Bekannten habe ich auch schon gehört, dass sie die Tassen nicht einfach in die Tasche geschoben haben sondern einfach beim Verkauf nachgefragt, ob sie fürs Pfand eine gespülte Tasse mitnehmen dürfen. Dies war in den meisten Fällen tatsächlich kein Problem.

Habt ihr schon einmal Glühweintassen von einem Verkaufsstand gefragt oder ungefragt mitgenommen? Denkt ihr es ist tatsächlich unbedenklich, da die Tassen mit einem Pfand belegt sind? Habt ihr schon einmal Ärger bekommen oder Ärger mitbekommen?

Ungefragt mitnehmen ist Diebstahl, also zumindest sehe ich das so. Ich würde dann einfach fragen und die Tasse dann mitnehmen, wenn ich es erlaubt bekomme. Die Stände bekommen die Tassen ja auch nicht geschenkt und da würde ich es nicht schön finden, es einfach so mitzunehmen und dann für einen Verlust zu sorgen. Das muss nicht sein. Ärger habe ich daher auch noch keinen bekommen, aber ich habe auch keinen mitbekommen.

Meine Richtlinie ist: Wenn ich mir, bevor ich etwas tue, erst mal sagen muss, dass es "alle anderen" auch so machen, dass der Verlust bestimmt "einkalkuliert" ist oder dass ich schon keinen "Ärger" bekommen werde, ist es meistens moralisch falsch und ich sollte es bleiben lassen. Ich habe da relativ hohe Standards.

Und im konkreten Fall kaufe ich am Glühweinstand ja nicht die Tasse, sondern den Inhalt, wie es meines Wissens sogar rechtlich geregelt ist. Und nur, weil ich wahrscheinlich keinen "Ärger" bekommen würde. Die Standbetreiber haben schließlich genug zu tun und können nicht jeder Tasse hinterherrennen und weil ein gewisser Schwund einkalkuliert wird, ist es trotzdem in meinen Augen Diebstahl.

Mir wäre es quasi vor mir selber peinlich, mir auf diese Art in die Tasche zu lügen, wo ich doch insgeheim genau weiß, dass ich gerade etwas stehle. Und außerdem - eine Tasse? Davon habe ich 20 im Schrank, und wenn ich unbedingt eine "Erinnerung" brauche, kaufe ich mir eine Postkarte. Ich bin einfach nicht der Typ für: Ach ja, stimmt, das Ding habe ich anno 1998 in Straßburg mitgehen lassen, was für ein hübsches Design!

Da man auf die Tassen Pfand bezahlen muss, ist der Schwund quasi einkalkuliert. Der Pfandwert richtet sich auf den Weihnachtsmärkten nach den Kosten für die Tassen. Bei uns waren zum Beispiel die diesjährigen Tassen sehr schnell vergriffen. Jedes Jahr ein anderes Motiv mit Jahreszahl. Morgen, am letzten Tag, wird das Motiv für nächstes Jahr bekannt gegeben. Da läuft jedes Jahr ein Wettbewerb.

Beim Leipziger Weihnachtsmarkt ist das mit Tassen genauso. Die Städte wissen, dass ihre limitierten Tassen Sammlerobjekte sind und kaum eine am Ende des Marktes übrig sein wird. Man muss sich da also keine Gedanken machen, wenn man die Tasse mitnimmt, weil sie gefällt.

Ich trinke selten Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, aber meiner Erinnerung nach ist es auf vielen Weihnachtsmärkten so, dass das Pfand ungefähr der Höhe entspricht, die so eine Tasse kostet, und dass man quasi die Wahl hat, ob man sie zurückgibt oder behält. Wenn man sie nicht zurückgibt, hat man sie mit dem Pfandpreis bezahlt und gekauft. Immerhin sind diese Tassen mit ihren Aufdrucken und Bildmotiven ja auch ein Werbeträger für die jeweilige Stadt, weswegen es wahrscheinlich sogar ganz gern gesehen wird, wenn die Leute die Tassen mitnehmen.

Wenn ich mir nicht sicher wäre, ob das so gedacht ist, dass er Glühweinstand nichts dagegen hat, würde ich auf jeden Fall nachfragen, ob ich die Tasse behalten darf. Das ist ja kein großer Aufwand. Wenn ich aber deshalb nicht frage, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass das nicht so gerne gesehen wird, dann käme es auf meine momentane kriminelle Energie an, ob ich die Tasse einstecke oder nicht. Das kann mal so oder so ausfallen.

Wenn ich aber deshalb nicht frage, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass das nicht so gerne gesehen wird, dann käme es auf meine momentane kriminelle Energie an, ob ich die Tasse einstecke oder nicht. Das kann mal so oder so ausfallen.

Wobei ich sagen würde, dass die allermeisten Menschen, die so eine Glühweintasse mit nach Hause haben, eine sehr geringe kriminelle Energie haben. Im übrigen ist es auf den mir bekannten Weihnachtsmärkten zum Teil sogar auf Plakaten verkündet, dass man natürlich die Tasse auch mitnehmen darf, wenn sie einem gefällt.

Ein Pfand ist rechtlich gesehen kein Kaufpreis, sondern es bildet lediglich einen Anreiz, die Tasse zurückzugeben. Gekauft wird nur der Inhalt. Rechtlich ist und bleibt das Mitnehmen der Tasse Diebstahl, wenn der Verkäufer nicht zustimmt.

Da hilft es nichts zu sagen, dass der Veranstalter auf dem Markt x den Schwund einplant oder dass auf einigen Märkten Plakate hängen. Denn es gibt halt auch andere Veranstalter, die beispielsweise eigene Tassen herstellen lassen und keine Jahreseditionen haben. Für die ist es einfach nur teuer, in Kleinserie nachzubestellen. Ich verstehe auch nicht wirklich, warum es so schwer ist, nett zu fragen, wenn es kein Schild gibt. Jeder, der das hier so lässig sieht, wäre weniger entspannt, wenn es um sein Eigentum ginge.

Ich verstehe auch nicht wirklich, warum es so schwer ist, nett zu fragen, wenn es kein Schild gibt. Jeder, der das hier so lässig sieht, wäre weniger entspannt, wenn es um sein Eigentum ginge.

Soweit ich mitbekommen habe, wird man hier meistens eher belächelt, wenn man da artig nachfragt, ob man die Tasse denn auch mitnehmen dürfte. Wie gesagt, diese Tassen werden als Werbeträger gesehen, bei denen die Verbreitung wohl eher gewünscht wird. Und da sie meistens mit einem konkreten Datum bedruckt sind, können sie nach dem Ende der Saison sowieso nicht mehr weiterverwendet werden.

Und wie gesagt, oft steht es sogar ausdrücklich auf den Plakaten, dass die Tassen auch behalten werden dürfen. Es ist also weit weniger schlimm, so eine Tasse zu behalten, als gedacht. Dass man an einer Rückgabe gar kein allzu großes Interesse hat, kann man zum Teil auch daran sehen, dass man zusätzlich noch eine Pfandmarke bekommt. Wenn man diese Marke verliert, kann man die Tasse nicht zurückgeben, obwohl es ja eindeutig ist, dass sie eigentlich von diesem konkreten Weihnachtsmarkt ausgegeben wurde.

Und wenn jetzt jemand denkt, ich würde serienweise solche Tassen mitnehmen und zuhause horten: ich besitze keine einzige, weil ich normalerweise weder Glühwein trinke, noch Interesse an grellbunten Tassen mit kitschigen Motiven habe.

Übrigens habe ich jetzt gerade mal exemplarisch auf der Website eines der Münchner Weihnachtsmärkte nachgelesen, ob es zu diesem Thema einen Hinweis oder eine Anmerkung gibt. Beim Schwabinger Christkindlmarkt heißt es:

Jedes Jahr wird eine neue Glühweintasse von einem Künstler des Schwabinger Weihnachtsmarktes entworfen, die Tassen sind heiß begehrte Sammlerstücke und ein besonders schönes Souvenir für die heimische Küche." Und es gilt: "Diese Tasse können Sie auch dieses Jahr wieder während des Schwabinger Weihnachtsmarkts an den Gastronomieständen über das Tassenpfand erwerben.

Lascar, ich sagte doch, dass es im Einzelfall anders ist und es möglich ist, die Mitnahme der Tassen zu erlauben. Das ändert aber weder etwas an der Rechtslage allgemein, noch ist es für andere Veranstalter bindend. Und es macht eben nicht jeder Weihnachtsmarkt jährlich neue Tassen.

Viele Städte haben beispielsweise nur einen Weihnachtsmarkt an einem Adventswochenende. Da hat keiner der teilnehmenden Händler jährlich neue Tassen, aber immer wieder genutzte, liebevoll gestaltete Trinkgefäße sind trotzdem üblich. Die werden wiederverwendet und die Nachbestellung ist teuer. Du kannst nicht nur von den riesigen Besuchermagneten und den überregional bekannten Traditionsmärkten ausgehen.