Tarifstreit Bahn und GDL - wer ist im Recht?
Mittlerweile dürften die meisten Leute die Forderungen der GDL gegenüber der Bahn kennen. Auch wenn es bis zu den Gesprächsterminen Ende November keine Streiks geben wird, denke ich nicht, dass sich das Thema dort lösen lassen wird.
Die Hauptforderung ist, dass die GDL auch die Zugbegleiter vertreten möchte. Diese sind zum größten Teil allerdings in der EVG. Lediglich 30 Prozent sind bei der GDL. Bis zum Sommer gab es ein Abkommen, das die GDL für die Lokomotivführer verhandelt und die EVG für das restliche Bordpersonal. Nachdem diese Vereinbarung abgelaufen ist möchte die GDL für alle bei ihr vertretenen Gruppen verhandeln. Die GDL ist hier auch zu keinem Kompromiss bereit und möchte solange auch überhaupt nicht über die Gehälter und Arbeitszeiten der Lokomotivführer verhandeln, welche ja eigentlich Streiken.
Die Bahn möchte verständlicherweise konkurrierende Tarifverträge für ein und dieselbe Personengruppe vermeiden. Zum einen führen zwei Tarifverträge zu deutlich mehr Aufwand in der Gehaltsabrechnung und zum anderen soll gleiche Arbeit gleich bezahlt werden.
Nun verstehe ich durchaus, dass die GDL für alle ihre Mitglieder verhandeln möchte. Allerdings kann ich auch die Bahn verstehen, dass sie keine zwei Tarifverträge möchte. Nun muss ich allerdings auch sagen, dass ich wegen dem Vorgehen der GDL mittlerweile echt ein Problem mit ihnen habe und auch kein Verständnis mehr. Denn zum einen finde ich es nicht rechtens, Personengruppen für Sachen streiken zu lassen welche sie nicht betreffen. Und die ist hier der Fall, denn solange die GDL nicht bereit ist über Inhalte für die Lokomotivführer zu verhandeln ist es nun einmal schlichtweg so, dass sie nicht für sich selber streiken.
Auch kann ich diese extremen Streiks nicht nachvollziehen. Auch die Tatsache, dass es eine Gewerkschaft nicht schafft gemeinsam mit einer anderen Gewerkschaft zu arbeiten finde ich nicht gut. Auch absolut nicht Kompromissbereit zu sein und Schlichtverfahren abzulehnen finde ich äußerst Problematisch.
Wie seht ihr das? Sind die Forderungen der GDL gerechtfertigt? Sollte es zwei Tarifverträge geben? Findet ihr das Vorgehen der GDL gut? Wer ist eurer Meinung nach im Recht?
Was das Vorgehen der GDL betrifft, muss ich auch sagen, dass mich die Rigorosität und die Kompromisslosigkeit abgeschreckt haben. Hier war eine Gewerkschaft auf dem Kriegspfad. Besonders schlimm, dass sich der Streik indirekt nicht nur gegen den Arbeitgeber Bahn gerichtet hat.
Vielmehr waren die Bahnreisenden und Berufspendler, die Kunden der Bahn, die Hauptbetroffenen. Vielleicht sollten sie jetzt mal diejenigen sein, die in Streik gehen. Denn wenn ein ganzes Land handlungsunfähig wird und Kunden nachhaltig verschreckt werden, dann nützt auch der beste Streik gegen einen Arbeitgeber nichts mehr.
Ausmaß und Rigorosität sind hier sicher die Eindrücke, die negativ hängen bleiben werden. Die Solidarität mit den Streikenden hat diesmal wohl eher gelitten, und das ist eigentlich gerade nicht die Botschaft, die von einer geschickten Gewerkschaft ausgehen sollte.
Es ist höchst verwerflich, dass dieser Arbeitskampf nach einer langen Zeit gewerkschaftlichen Rückgangs mit diesem negativen Beigeschmack endet.
Was ich bis jetzt mitbekommen habe ist unerhört, dass das möglich ist. Ein einzelner Mensch, der in seiner Arroganz unübertrefflich ist, legt den Bahnverkehr in ganz Deutschland lahm. Warum wird das von der Politik geduldet? Menschen, die zur Arbeit müssen, Menschen, die zu einem bestimmten Arzt fahren müssen, Menschen die einfach Urlaub geplant hatten, wie ist es möglich, dass dieser GDL-Chef einfach das alles ignoriert? Weiß dieser Mensch eigentlich noch, was er tut?
Ist dieser Herr Weselsky überhaupt noch tragbar? Nicht nur, dass er sich nicht im Griff hat und überhaupt nicht kompromissbereit ist, beleidigt er auch noch die Schwerbehinderten, von denen einige auch bei der Bahn beschäftigt sind. Was bringt ein Gewerkschafts-Chef, der nicht das Zeug für diesen Posten hat?
Er wurde schon mit Assad verglichen. Ich denke, dass das nicht aus der Luft gegriffen ist. Dieser Mensch sollt schleunigst seinen Hut nehmen und gehen. Diese Streikmaßnahme soll in Wirklichkeit auf falschen Fakten aufgebaut sein. Diese Schummelei (Betrug?) sollte er den den vom Streik betroffenen Menschen doch mal erklären. Es waren nur 74 %, die für Streik gestimmt haben, wie sich später herausstellte, also unter der Grenze von 75%.
Cid hat geschrieben:Menschen, die zur Arbeit müssen, Menschen, die zu einem bestimmten Arzt fahren müssen, Menschen die einfach Urlaub geplant hatten, wie ist es möglich, dass dieser GDL-Chef einfach das alles ignoriert?
opinion hat geschrieben:Besonders schlimm, dass sich der Streik indirekt nicht nur gegen den Arbeitgeber Bahn gerichtet hat. Vielmehr waren die Bahnreisenden und Berufspendler, die Kunden der Bahn, die Hauptbetroffenen.
Wie könnten die Lokführer denn streiken, ohne die Kunden zu treffen? Überall, wo es Kunden gibt, werden diese betroffen sein von Arbeitsniederlegungen. Und es gibt keinen Bereich in Firmen mit Kundenkontakt, in dem die Arbeit niedergelegt werden könnte, es aber keine Auswirkungen auf die Kunden hätte. Wie könnte man streiken, um nur direkt den Arbeitgeber zu treffen?
Nun, Streiken ist eine besondere Freiheit in der Demokratie und es ist gut, dass dieses Recht nicht einfach so eingeschränkt werden kann. Ob dieser Streik berechtigt ist, muss dennoch gefragt werden. Wer hat etwas von diesem Streik?
Die GDL? Ja! Die Bahnangestellten? Jain, denn dieser Streik ist wohl das Produkt von Angst. Eine neue Gesetzesregelung soll die Pluralität von Tarifverträgen abschaffen. In einem Betrieb gilt dann nur noch der Tarifvertrag der größeren Gewerkschaft. Die GDL könnte also Einfluss auf einige Beschäftigtengruppen einbußen. Was dies für die Mitarbeiter bedeutete ist unklar. Was für die Mitarbeiter besser ist hängt also gar nicht von diesem Streik ab.
Die Bahn pocht auf eine Zusammenarbeit der Gewekschaften, doch dies könnte womöglich als Signal dafür gedeutet werden, dass eine der Gewerkschaften überflüssig ist. Dieser Streik mit all seinen Auswirkungen scheint primär ein Überlebenskampf, ja ein Hilfeschrei zu sein: „Wir wollen unseren Teil vom Kuchen behalten“.
Schade, dass wir darunter leiden müssen!
Wo liegt das Problem, dass die GDL nicht per Vertrag auf ein Grundrecht verzichten möchte? Die EVG ist die "Hausgewerkschaft" der Bahn, deren Vorstände waren in der Vergangenheit mehr als einmal käuflich.
Für die Angestellten ist es definitiv besser, wenn sie die Wahl haben, durch wen sie sich vertreten lassen möchten. Das verhindert dann so "schöne" Dinge wie 7,50 Euro Stundenlohn für neu eingestellte Lokführer. Und den Zugbegleitern geht es ebenfalls alles andere als gut.
Die meisten anderen, großen Arbeitgeber sind es gewöhnt, mit mehr als einer Partei zu verhandeln. Die bekommen das gut hin und sehen gar kein Problem darin. Aber es wäre für die Bahn eben nicht mehr so bequem. Die GDL macht, wenn sie eine starke Alternative bleibt, die Möglichkeit kaputt, die für die Angestellten gruseligen Tarifabschlüsse mit einem gut dotierten Posten für den Gewerkschaftsvorsitzenden zu erkaufen.
Wer möchte, dass die Bahn ordentlich funktioniert, der muss das Personal eben als Beamte anstellen. Das wusste man früher noch, da sah die Politik noch ein, das Mobilität und Transport einen hohen Stellenwert haben. Heute ist der Gewinn das oberste Ziel. Und der wird auf dem Rücken des Personals und auf dem Rücken der Kunden angestrebt. Dumpinglöhne, Überstunden ohne Ende, extrem gefährliche Streckenabschnitte ohne Reparatur oder kein Bahnanschluss für über Jahrzehnte treue Gewerbekunden mehr: Das ist das Geschäftsgebaren der Bahn.
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