Talkshow über Falschbeschuldigung von Männern angemessen?
Neulich kam im ARD die Talkshow ''Maischberger - Sexuelle Nötigung, Männer unter Generalverdacht?''. Während der Sendung ist auch ganz klar gesagt worden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann im Laufe seines Lebens fälschlicherweise eines Sexualdelikts verdächtigt wird gegen Null geht. Es ist extrem unwahrscheinlich. Umgekehrt ist aber die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass eine Frau im Laufe ihres Lebens mal vergewaltigt wird oder andere Formen sexueller Gewalt erfährt.
In diesem Sinne fand ich es doch etwas lächerlich, dass man dann gerade über die Männer eine Talkshow machen muss. Man kann ja nun wirklich nicht behaupten, dass sich da Männer irgendwie in der Opferposition sehen müssten, so unwahrscheinlich wie das ist. Es ist viel wahrscheinlicher, dass man einer Frau nicht glaubt, die einen Mann für eine sexuelle Straftat anklagt.
Wie seht ihr das? Ist es angemessen eine Talkshow zu einem solchen Thema zu machen? Sollten da nicht viel dringendere Themen im Vordergrund stehen, wie beispielsweise die steigende Altersarmut bei Frauen, die gravierenden Lohnunterschiede zwischen Frau und Mann in Deutschland oder eben die sexuelle Gewalt und die unfassbar niedrige Quote an angezeigten Sexualdelikten?
Selbst wenn es nur darum ging, das Vorurteil auszuräumen, dass Männer ständig in Gefahr sind, fälschlich wegen einer Sexualstraftat angeklagt zu werden, hat die Talkshow doch ihren Sinn erfüllt. Und Genderthemen sind zumindest in meinen Augen generell gesellschaftlich relevant, und bieten vor allem mediengerechten Diskussionsstoff. Das sieht man ja schon hier im Forum, wenn es immer und immer wieder heißt "Wieso sind alle Männer...?" Da kann man ja auch mal darüber reden, dass eben nicht alle Männer ... Oder alle Frauen.
Generell kann ich mit der Argumentation, ein Diskussionsthema sei deswegen irrelevant, weil ich selber davon nicht betroffen bin, oder es nur um verschwindend geringe Minderheiten in der Gesellschaft geht, nicht viel anfangen. Wo ist da die Logik, und vor allem: Wo soll man da die Grenze ziehen? Diskriminierung von Homosexuellen? - Interessiert mich nicht, ich bin hetero. Lohnungerechtigkeit für Alleinerziehende? - Selber schuld, deswegen habe ich keine Kinder. Wilderei im Bayerischen Wald? - Mich interessiert nur mein Hund oder das Schnitzel auf dem Teller. Das Leben der Menschen in Peru? - Mir reicht Mallorca. Und so weiter.
Wenn Fernsehen überhaupt einen Zweck erfüllt, außer die Massen abzulenken und zu unterhalten, dann ist dies in meinen Augen, den Horizont des Publikums zu erweitern. Wenn mich ein Thema interessiert, dann ist es mir auch wurscht, ob ich jemals persönlich davon betroffen sein werde, weil ich es auch als sinnvoll und interessant ansehe, mein Wissen zu erweitern und meine Vorurteile gelegentlich zurechtrücken zu lassen. Ich wäre ganz schön arm und dumm, wenn ich mich nur mit den Dingen befassen würde, die in meinem ruhigen Angestelltendasein eine unmittelbare Rolle spielen.
Ich finde es reichlich vermessen, Gleichberechtigung zu fordern und gleichzeitig Themen, die Männer bewegen, als unwichtig und unangemessen abzutun, weil Frauen es angeblich so viel schlechter haben. Gleichberechtigung ist keine Einbahnstraße, sie muss für Männer und Frauen gelten. Sonst wird das nämlich nichts. Schließlich können Frauen niemals gleichberechtigt sein, wenn ausschließlich Männer als Maßstab für die Gleichberechtigung gelten.
Außerdem wird hier polemisch übertrieben. Frauen tragen unbestritten ein sehr großes Risiko, sexuellen Übergriffen ausgesetzt zu sein. Das Risiko, eine Vergewaltigung zu erleben, ist zum Glück ziemlich gering. Dagegen wird das Risiko von Männern, Opfer einer falschen Beschuldigung zu werden, klein geredet. Dieses Phänomen tritt seit Jahren verstärkt auf.
8 von 10 Anschuldigungen wegen sexueller Gewalt in Rostock haben sich als falsch erwiesen. Acht von zehn Männern wurden zu Unrecht beschuldigt. In Bayern sind es 50 Prozent. Jeder zweite hat hier also Pech. Gerichtsmediziner erkennen auch einen klaren Trend zur Falschanschuldigung. Da davon zu sprechen, es gäbe kein Problem, ist männerverachtend. Oder ist es egal, weil es nur einen Mann trifft? Der wird schon irgend etwas in seinem Leben falsch gemacht haben und hat es deshalb verdient?
Nur weil es ein Mann ist, darf man Leben zerstören? Für mich ist das durchaus ein gesellschaftliches Thema. Und wenn sich eine Fernsehsendung mit einem gesellschaftlichen Thema befasst, dann ist das in Ordnung. Genau das ist deren Job. Es muss dabei nicht unbedingt ein Thema sein, das jeden interessiert oder das ganz viele betrifft.
Ich habe die Talkshow nicht gesehen. Aber ich kann nicht verstehen, dass man es so abtut, dass Männer viel zu selten unschuldig verdächtigt werden. Ich kenne da einige Fälle sogar persönlich und einige sind aus Promikreisen auch bekannt, wo derjenige dann frei gesprochen wurde. Sei es Kachelmann oder damals Kai Pflaume, der mehr oder minder einen Neuanfang gewagt hat und es mehr oder weniger geschafft hat., Allerdings bleibt immer was hängen.
Jede Frau, jedes junge Mädchen kann aus Rache einem Mann das Leben versauen. Denn den Frauen wird mehr geglaubt als den Männern und bei den Männern bleibt auch im Unschuldsfall immer was hängen und das ist das Schlimme. Ich denke, dass diese Talkshow dann wohl sehr einseitig diskutiert hat, wenn sie das als so wenig Fälle betrachten, die unschuldig sind.
Dann fange ich einmal am besten mit deiner letzten Frage an: Ja natürlich gibt es wichtigere Themen als das. Obwohl es natürlich im Auge des Betrachters liegt was wichtig ist und was nicht. Aber wenn man vermeintlich unnütze Beitrage im TV streichen will um Sie durch vermeintlich nützlichere zu ersetzen, könnte man wohl mindestens die Hälfte aller Beitrage streichen. Fernsehen muss ja nicht nur informieren sondern auch unterhalten, und das hat die Sendung wahrscheinlich auch. Zumindest polarisiert Sie, sonst würden wir uns jetzt nicht darüber unterhalten.
Grundsätzlich finde ich es nicht verkehrt dass das Thema sexuelle Belästigung von allen Seiten betrachtet wird. Und zu einer sexuellen Belästigung oder eines Sexualdelikts gehören eben immer noch zwei, der Täter und das Opfer. Und letzteres ist eben nicht immer die Frau. Dieser Satz den du oben geschrieben hast, das die Wahrscheinlichkeit gegen null geht das ein Mann fälschlicherweise der sexuellen Belästigung oder eines Sexualdelikts gegen null geht stimmt so einfach nicht.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis sogar so einen Fall miterlebt. Ein Arbeitskollege eines Freundes ist von einer Kollegin beschuldigt worden Sie vergewaltigt zu haben. Unter Tränen, mit einigen blauen Flecken und völlig aufgelöst hat Sie den Vorfall beim Chef und anschließend auch bei der Polizei vorgetragen. Alle waren geschockt, da der Kollege bei allen beliebt war und ist, aber durch ihre Tränen und dadurch das Sie schon recht mitgenommen aussah wurde ihr schließlich geglaubt. Sie erzählte ganz ausführlich was geschehen war, sogar in der Arbeit soll es geschehen sein: Im Pausenraum, nach Feierabend an einem bestimmten Abend.
Was Sie nicht wusste ist das es in besagtem Pausenraum Videokameras gab und auf denen ersichtlich war das zwar beide in diesem Raum waren aber sich weder unterhalten noch angefasst haben geschweige denn das er Sie vergewaltigt hat. Als Sie mit dem Video konfrontiert wurde gab Sie zu sich alles ausgedacht zu haben und sich die Verletzungen selbst beigebracht zu haben. Sie war wohl in ihn verliebt, hat diese Gefühle aber nicht erwidert haben. Sie hat ihn wohl schon eine Weile gestalkt und das ganze ist irgendwann eskaliert.
Natürlich hört sich so eine Geschichte unglaublich an, aber dies ist mit Sicherheit kein Einzelfall. Mag sein das die Sache für ihn soweit gut ausgegangen ist das er keine Strafe bekam weil Sie gestand das Sie ihn fälschlicherweise Verdächtigt hat. Aber was wäre gewesen wenn die Videokameras nicht da gewesen wären? Davon abgesehen das sein Ruf nun dahin war. Da fällt mir übrigens gerade der Herr Kachelmann ein, war das da nicht ähnlich? Falsch beschuldigt und der Ruf, und damit auch seine Karriere waren dahin?
Ich bin eine überzeugte Feministin, aber zum Feminismus gehört Gleichberechtigung. Und dazu gehört auch dem Mann die gleichen Rechte einzuräumen wie und Frauen. Und wenn ein Mann falsch verdächtigt wird hat er durchaus das Recht darüber zu sprechen. Im Übrigen kann auch ein Mann ein Opfer sexueller Belästigung oder sexueller Gewalt sein.
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