Tagesgerichte in Restaurants oft nur Reste der Küche?
Ich habe schon öfter gelesen, dass man in Restaurants keine Tagesgerichte bestellen sollte, da es sich dabei meistens um die Reste der Küche handeln würde. Anstatt die Lebensmittel, die kurz vor dem Ablauf wären, wegwerfen zu müssen, würde die Küche sie einfach vergünstigt anbieten, um doch noch alles loszuwerden.
Ich habe diesbezüglich gehört, dass man vor allem bei Fisch und Meeresfrüchten vorsichtig sein soll und erst recht am Anfang der Woche. Dabei würde es sich nicht selten um die Reste des Wochenendes handeln, da viele Restaurants auch Donnerstags Lieferung bekommen.
Da ich mich hauptsächlich vegan ernähre und eigentlich ohnehin nie Tagesgerichte nehme, weil mich diese auch so gut wie nie ansprechen, habe ich mir da noch nie so richtig Gedanken darüber gemacht. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass an dieser Theorie etwas dran ist. Wie denkt ihr darüber?
Ich erinnere mich an eine ähnliche Diskussion in diesem Forum, wo es speziell um sogenannte "Tagessuppen" ging, und ich kann meine Meinung von damals nur wiederholen. Nur, weil etwas einen ähnlichen Namen wie "Menü des Tages" trägt, kann man davon noch lange nicht auf die Qualität der Zutaten und der Zubereitung schließen. Ein gehobenes Restaurant wird seinen guten Ruf wohl kaum aufs Spiel setzen, indem es seinen Gästen unter dem Deckmantel des Tagesgerichts abgelaufene Lebensmittel unterjubelt, und in einer Imbissbude kann man im Umkehrschluss oft davon ausgehen, dass weder im Tagesmenü noch in den Speisen auf der regulären Karte wirklich viele frische Zutaten vorkommen. Auch gibt es Restaurants, deren Konzept auf täglichen frischen Einkäufen nach Saisonangebot und -nachfrage basiert, und diese werben sogar gezielt damit, dass ihre Tagesgerichte eben tatsächlich frisch am jeweiligen Tag erst ausgesucht und gekocht werden. In solchen Fällen geht es also kaum frischer.
Abgesehen davon sehe ich ehrlich gesagt auch nichts wirklich verwerfliches darin, noch gute Lebensmittel, die aber de facto bald verbraucht werden müssen, gezielt zu verwerten, anstatt sie wegzuwerfen. Im Gegenteil - ich finde das sehr vernünftig und umweltbewusst und fände es wünschenswert, wenn dieser Gedanke sich weitläufiger etabliert. Das mache ich zuhause ja auch nicht anders. Habe ich viel Gemüse und etwas Fleisch übrig, das die Woche nicht mehr übersteht, gibt es einen Nudelauflauf oder eine gemischte gebratene Pfanne. Beschwert hat sich darüber noch niemand, der davon gegessen hat. Ich würde nun aus einer Portion Hack, die zwei Tage lang im Kühlschrank lag, kein Tartar mehr zubereiten, das roh auf den Teller kommt - aber gegen eine Lasagne, für die das Fleisch durchgebraten wird, ist ja nichts einzuwenden.
Ein Restaurant, das wirtschaftlich arbeitet, wird natürlich die Speisekarte inklusive wechselnder Tagesgerichte so organisieren, dass möglichst wenig Zutaten verderben und weggeworfen werden müssen. Das ist in meinen Augen logisch, ökonomisch empfehlenswert, vermindert Verschwendung und wenn die Tagesgerichte etwas preiswerter sind, hat die Kundschaft auch etwas davon. Ich empfinde es also nicht als Reste-Essen, sondern eher als Win-Win-Situation.
Allerdings habe ich mich auch noch nie in der Illusion gewiegt, Restaurant-Essen sei immer tagesfrisch, sprich, es wird praktisch allabendlich bei Geschäftsschluss alles weggeschmissen, was den Tag über so vorbereitet wurde. Bei Salat und Ähnlichem gehe ich schon davon aus, aber wenn man beispielsweise noch 50 panierte Schnitzel in der Kühlung gelagert hat, gibt es sie eben am nächsten Tag vielleicht zum Sonderpreis als Tagesgericht, damit auch wieder Platz für Nachschub in der Lagerung ist.
Ich selber bin eher skeptisch, wenn Restaurants riesige Speisekarten haben, die ein breites Repertoire abdecken sollen und auch Gericht führen, die an sich nicht wirklich ins Konzept passen, wie beispielsweise Garnelen in einer bayerischen Schweinsbratenwirtschaft im Alpenvorland. Da hätte ich eher den Verdacht, gut abgelagerte Tiefkühlware zu bekommen, die natürlich nicht verdorben sein sollte, aber durch langes Lagern auch nicht besser wird.
Ich habe bei mir in der Nähe 3 Restaurants, die auch jeden Tag verschiedene Tagesgerichte oder Mittagsmenüs anbieten. Diese nehme ich auch öfter mal und gern wahr und ich kann diese Reste-Theorie eigentlich nicht bestätigen. Ich denke eher, die Restaurants wollen mit solchen Angeboten mehr Gäste anlocken und wenn man noch pro Gast 1 bis 2 Getränke hinzurechnet, dann wird sich das wohl auch rechnen. Aber da jetzt von einer Resterampe zu sprechen, das halte ich für unfair und für übertrieben.
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