Tagebücher Verstorbener lesen oder Privatsphäre wahren?
Im Nachlass meiner Großtante waren etliche Tagebücher. Diese hat meine Großtante bestimmt nicht gelesen, damit andere sie dann lesen und in ihrer Vergangenheit wühlen. Die Kinder und Kindeskinder allerdings sahen das anders und sie haben nacheinander alle dieser Tagebücher gelesen. Sie fragten auch mich, ob ich so ein Buch mal lesen möchte. Aber ich finde, dass auch Tote eine Privatsphäre haben sollten.
Würdet ihr die Tagebücher von Toten lesen oder denkt ihr, dass auch diese eine Privatsphäre haben sollten? Was würde euch an diesen Büchern interessieren?
Interessant fände ich die allemal. "Großtante" klingt ziemlich alt. Sind die Bücher auch aus frühen Jahren? Also beispielsweise als sie ein Teenager war oder jung verheiratet. Unverfälschte Gedanken eines jungen Menschen aus den 40ern, 50ern? Wow, das fände ich nun wirklich interessant.
Hat denn niemand mit ihr darüber geredet, als sie noch lebte? Wenn sie jahrelang Tagebuch geschrieben hat, hat sie doch bestimmt auch darüber nachgedacht, was mit denen nach ihrem Tod passiert. Hat sie sich dazu nie geäußert?
Sehr schwieriges Thema. Ich denke, wenn es keine Instruktionen oder Anhaltspunkte gibt, muss man versuchen einzuschätzen, wie es die Person wohl am liebsten gesehen hätte. War sie offen? Hat sie ihre Tagebücher vielleicht als Vermächtnis gesehen? Hat sie immer offen über ihre Gefühle geredet? Oder war sie verschlossen? Hat immer Haltung gewahrt und Gefühle nie offen gezeigt?
Vielleicht würde sie es unangebrachten Eingriff in ihre Privatsphäre sehen. Vielleicht fände sie es aber auch sehr schade, wenn ihre Tagebücher von niemandem gelesen werden. Andere haben ihre Tagebücher schon veröffentlicht, ganz freiwillig. Als Vermächtnis oder damit andere daraus etwas lernen oder Mut schöpfen.
Andere Tagebücher wurden von Verwandten veröffentlicht. Bestes Beispiel: die Tagebücher von Anne Frank. War das unangebracht oder hat es die Welt bereichert? War das in Anne Franks Sinne?
@Bienenkönigin: Komisch, an Anne Frank musste ich gerade auch denken. Ob das wirklich in ihrem Sinne war, dass ihre intimsten Gefühle und Gedanken mehr oder weniger so kommerziell ausgeschlachtet werden? Ich bezweifle es.
@MissMarple: Also ich persönlich würde die Tagebücher lesen, wenn ich einen Verstorbenen persönlich kennen würde und auch eine Bindung zu dieser Person hätte. Denn ich sage mir, dass man durch das Lesen dieser Bücher die Nähe dieser Person besser spüren kann, was sicherlich hilfreich sein kann, wenn man sie vermisst. Ich sehe sie als eine Art Andenken, persönliches Erbe.
Also wenn ich gestorben wäre und Tagebücher geführt hätte, dann dürften die Menschen die Bücher ruhig lesen. Ich bin ja dann schließlich tot und hätte dann andere Sorgen als irgendwelche "peinlichen" Situationen, die im Tagebuch möglicherweise geschildert worden sind.
Ich finde das auch unheimlich schwierig zu beurteilen und wüsste ehrlich gesagt nicht wirklich, was ich machen würde. Ich muss sagen, dass ich es auch sehr spannend finden würde, in so einem Tagebuch zu lesen, aber wichtiger wäre es mir auch, den Willen dieser Person nicht zu verletzen und so würde ich dann auch versuchen, zu ergründen, was die verstorbene Person wohl darüber gedacht hätte, dass die Verwandten die Tagebücher lesen.
Natürlich ist das eine sehr private Sache, aber ich denke schon, dass es für ein Kind des Verstorbenen schon auch eine kleine Erleichterung sein kann, wenn man dann etwas über die Gedanken der Mutter oder des Vaters liest. Spannend ist das auf jeden Fall und letztendlich kann man ja auch aufhören, wenn es wirklich zu privat werden sollte. Man muss dann eben auch versuchen Grenzen einzuhalten. Es kann ja auch durchaus sein, dass es gar nicht so sehr privat ist.
Ich denke schon, dass ich solche Bücher lesen würde. Bei meiner Mutter würde mich das beispielsweise durchaus interessieren, da sie sich nie so wirklich gefühlsstark zeigt und da würde mich schon mal interessieren, was sie wirklich empfindet.
Ich würde die Bücher lesen. Wobei es darauf ankommt, wie nah ich der verstorbenen Person gestanden hätte. Wenn die Großtante einer Bekannten stirbt, dann denke ich, dass mich das nichts angeht, was in den Tagebüchern steht, da ich mit der Person an sich ja gar nichts zu tun hatte.
Wenn es aber eine nahe Verwandte oder Freundin von mir ist, dann würde ich die Bücher auch lesen. Die Person ist schließlich gestorben und nicht verreist oder mal eben kurz außer Haus.
Ich würde niemals ein Tagebuch von einer lebenden Person heimlich lesen. Selbst die Tagebücher meiner Kinder würde ich nicht anfassen. Wenn aber jemand gestorben ist, kann sowas doch auch eine Art Trost sein. Man bekommt Einblicke in die intimsten Gedanken und Gefühle und fühlt sich durch die Tagebücher vielleicht auch noch näher mit der Person verbunden.
Ich finde es auf jeden Fall absolut in Ordnung, Tagebücher von verstorbenen, einem nahe stehenden Personen zu lesen. Diese Bücher herum zu reichen und von Fremden lesen zu lassen, ist allerdings eine andere Sache. Das finde ich unangemessen und nicht ok.
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