Tagebuch über Fortschritte eines Kindes verfassen?

Ich lese derzeit eine Biographie von Marie Curie und in dem Buch sind auch einige Ausschnitte eines ihrer Tagebücher abgedruckt. Sie hatte mehrere Notiz und Tagebücher und führte für ihre Kinder ein eigenes Tagebuch. Dort hielt sie beispielsweise fest, was das Kind essen möchte, ob es beim Baden schrie oder nicht, wie viele Zähne es schon hatte und wie die Fortschritte beim Gehen waren. Da Curie sehr präzise war, hielt sie sogar fest wie lange ein Kind schon aufrecht gehen oder sitzen konnte.

Die Entwicklungsschritte ihrer Kinder konnte man so anhand der Tagebücher sehr gut verfolgen. Mit so großer Präzision wird man heute wahrscheinlich keine Tagebücher verfassen. Aber habt ihr überhaupt daran gedacht bei euren Kindern Tagebücher zu schreiben, in denen ihr die Entwicklungsschritte festgehalten habt? Oder ist das heute nicht mehr üblich? War das früher geläufiger oder hatte es vielleicht sogar einen bestimmten Zweck?

Ich werde das wohl nicht machen. Immerhin hat man heute ja ganz andere Möglichkeiten. Man kann Videos drehen, Bilder machen und dann eben auch daran erkennen, wann das Kind was konnte. Man hat auch nicht unbedingt immer die Zeit alles aufzuschreiben. Ich frage mich auch, wann man das dann noch mal lesen will. Ich würde mir das wohl nicht noch mal durchlesen, wenn ich ehrlich bin.

Ich würde so etwas ehrlich gesagt auch nicht mehr lesen wollen, wenn ich ehrlich bin. Ich würde so etwas nicht mal lesen wollen, wenn meine Eltern so ein Tagebuch über meine Entwicklung geschrieben hätten. Ich glaube, dass so ein Tagebuch nur dann sinnvoll ist, wenn sich irgendwann eine Krankheit entwickeln sollte und man dann eben nachvollziehen kann, wann welche Symptome angefangen haben. Aber wer geht schon davon aus, dass das eigene Kind irgendeine schlimme Krankheit hat, die man nur schwer heilen kann? Eine Grippe ist nach zwei Wochen Maximum ausgestanden, aber von Erkältungen in dem Sinne spreche ich gar nicht.

Ich finde es unheimlich schade, dass meine Eltern nicht aufgeschrieben haben, wann ich los gelaufen bin, was meine ersten Worte waren usw.

Ich mache auch viele Fotos und Videos von meiner Tochter, nichtsdestotrotz habe ich so eine Art Tagebuch für sie. Es ist eigentlich mehr ein Kalender, den ich zumindest die ersten zwei Jahre führen möchte. Ich habe für jeden Monat eine A5 Seite und schreibe dann kurz auf, wenn sie irgendetwas Neues dazugelernt hat.

Wenn sie später mal wissen will, was z.B. ihre ersten Worte waren, dann kann sie da kurz nachgucken und dann die entsprechenden Videos suchen. Ich denke, dass es viel mühsamer ist hunderte Videos durchzugucken, um das Richtige zu finden. Ja gut, wenn sie passend benannt sind, wird es kein Problem sein, aber das Umbenennen dauert doch genau so lange, wie das eben kurz in ein „Tagebuch“ einzutragen.

Sobald sie anfängt mehr zu sprechen, werde ich auch so eine Art Vokabelheft für sie anlegen und immer aufschreiben, was sie mit den Wörtern meinte. Ich finde das unheimlich spannend, zumal ich das in einigen Jahren schon alles sicher nicht mehr so genau wissen werde.