Tagebuch auch für den Freund oder Ehemann führen?
Meine Schwester hat im Gegensatz zu mir früher einmal regelmäßig und zwar täglich Tagebuch geführt. Manchmal war es nur ein Satz, aber es stand für jeden Tag etwas drin. Als sie mit ihrem Freund zusammenzog und während der ersten Zeit ihrer Ehe, hat sie ihn auch in ihr Tagebuch mit eingeführt. Er hatte einen täglichen Extraabschnitt, wo sie kurz seinen Tagesablauf beschrieb, soweit sie ihn beurteilen konnte und seine Stimmung, so wie sie sie empfand.
Was haltet ihr davon, Tagebuch für den Lebensgefährten oder Ehemann führen? Soweit ich weiß, hat sie ihm die Einträge ab und zu gezeigt, aber er war anfangs nicht sonderlich daran interessiert. Er empfand es wohl eher als Macke. Aber später dann hat er sich ab und zu die länger zurückliegenden Einträge angeschaut. Das hat meine Schwester mir mal erzählt. Sie hat auch aus den Einträgen, die nur sie betreffen, kein Geheimnis gemacht. Einen extra Abschnitt gab es auch manchmal über ihren Hund, in dem sie Trainingsfortschritte beschrieb.
Kann ja jeder so machen wie er will. Ich würde generell kein Tagebuch führen und kann daher auch nicht nachvollziehen wie man seinem Freund oder Mann da einen extra Teil einräumen muss. Es kann aber schon hilfreich sein, wenn man diese Dinge auch niederschreibt, um zu sehen, was man am Partner gut findet oder was man vielleicht auch mal miteinander besprechen sollte. Jeder kann das ja so machen wie man will und wenn es ihr hilft, dann ist das doch eine gute Sache.
Ich glaube ich würde einfach alles niederschreiben, was am Tag so war und dann würde das eben auch mit auftauchen im Text, aber ich denke nicht, dass ich dafür einen extra Teil bereit halten würde. Wenn man das aber so machen möchte, dann soll man es doch ruhig so machen.
Ich fände es auch eher befremdlich, den Tagesablauf und die Stimmung meines Partners zu protokollieren. So spannend ist der nicht, und mich erinnert das eher an therapeutische Maßnahmen. Beispielsweise wird ja bei manchen Krankheiten geraten, Tagebuch zu möglichen Auslösern wie Stress, Wetter oder was auch immer zu führen, was natürlich unmittelbar einleuchtet. Auch bei kränkelnden Haustieren kann ich es mir vorstellen: Wie war der alternde Hund heute drauf? Munter beim Gassigehen? Was und wie viel gefressen? Schlagen die Tabletten an?
Aber wenn mein Partner zu meiner Person ins Tagebuch schreiben würde: War heute etwas unausgeglichen (zyklusbedingt?). Pünktlich in der Arbeit. Abends Moussaka gekocht (schmackhaft) und die deutsche Nationalmannschaft angefeuert. Etwas zu spät im Bett. wäre das für mich auch bestenfalls eine skurrile, aber zu tolerierende Macke, gerade wenn er mir diese Erkenntnisse stolz zu lesen gäbe.
Schlimmstenfalls würde ich hier einen gewissen Kontrollzwang wittern, wenn jemand offensichtlich meinen gesamten Alltag beobachtet, bewertet und kommentiert, sei es auch im Privaten in Schriftform. Schon von daher bin ich sehr dafür, dass Tagebücher und private Aufzeichnungen am besten nur die zu Gesicht bekommen, die sie auch schreiben.
Ich habe ehrlich gesagt keine Lust darauf, für meinen Freund eine Art Tagebuch einzuführen und dort jeden Tag etwas für ihn zu schreiben. Das wäre mir neben meinem Beruf einfach viel zu anstrengend und da habe ich tatsächlich kein Interesse daran. Ich würde es vielleicht sogar etwas befremdlich finden, nur über ihn dann extra etwas zu schreiben. Kann aber wie gesagt jeder so halten wie er/sie möchte, das stört mich nicht.
Ich verstehe nur nicht den Sinn, wieso man die Dinge festhält? Was bringen sie einem und die Wahrheit ist doch, dass wohl in zehn Jahren niemand mehr darüber nachdenkt, was vor zehn Jahren und einem Tag war oder ähnliches und die Seiten entsprechend durchforstet. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, aber vielleicht gibt es ja doch Menschen, die das tun. Mir wäre das zu anstrengend.
Mein Freund meinte gerade, da er täglich schon auf der Arbeit gelegentlich viel schreiben muss und ich im Übrigen auch, wäre ihm das auch zu doof, noch ständig eine Seite über mich zu schreiben. Er wüsste jetzt auch nicht, was er schreiben sollte und ob er es jemals wieder liest, ähnlich ergeht es mir.
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