Supermärkte zu Lebensmittelspenden verpflichten?

vom 07.01.2019, 05:05 Uhr

Soweit ich weiß ist es in manchen Ländern durchaus üblich, dass die Supermärkte dazu verpflichtet werden, nicht verkaufte Lebensmittel zu spenden, damit diese nicht entsorgt werden müssen. In manchen Ländern ist es durchaus so, dass offiziell Lebensmittel nicht gespendet werden müssen, wenn das MHD erreicht ist, in anderen Ländern ist das dennoch üblich.

Für Deutschland kenne ich keine solche Spendenpflicht. Wie seht ihr das? Sollten Deutschlands Supermärkte zu Lebensmittelspenden verpflichtet werden? Oder seht ihr das kritisch? Welche Vorteile und welche Nachteile seht ihr bei so einer Pflicht? Wird sich so etwas in Deutschland durchsetzen lassen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es auf jeden Fall lobenswert, dass manche Supermärkte von sich aus an Tafeln und andere gemeinnützige Einrichtungen spenden, was vom Verkauf übrig bleibt und ansonsten in die Tonne wandern würde - denn oftmals sind die Lebensmittel nur vom MHD her kritisch, aber noch völlig bedenkenlos essbar und auch optisch makellos.

Auch viel Frischware wie Obst und Gemüse wird wegen kleinerer Druckstellen oder äußerlicher Verfärbung viel zu schnell entsorgt, weil die Otto-Normalkundschaft sich davor ziert, es in diesem Zustand für den vollen Preis einzukaufen. Dadurch entsteht eine Lebensmittelverschwendng, die durch Spenden zumindest anteilig reduziert werden kann.

Ob ich eine generelle Spendenpflicht befürworten würde, weiß ich aber nicht. Ich sehe da schon ein paar mögliche negative Folgen. Zum einen würden die lokalen Hilfeeinrichtungen in der Anfangszeit vermutlich mit einem ungewohnt hohen Spendenaufkommen aus den umliegenden Supermärkten überflutet werden, wenn tatsächlich der komplette Restbestand gespendet werden müsste. Da bestünde in meinen Augen die Gefahr, dass die Mengen auch für die Organisationen nicht mehr zu bewältigen wären und teilweise weggeworfen werden müssten - mit der Folge öffentlicher Missstimmung.

Zum anderen würden Supermärkte wohl langfristig ihr Inventar verkleinern, um den Anfall der großen Spenden, die ja auch irgendwie transportiert und organisiert werden müssen, zu verringern - mit der Folge geringerer Auswahl und weniger Exemplaren für den Käufer. Vielleicht wäre es also zweckdienlicher, nochmal mit vermehrter Werbung auf die Möglichkeit hinzuweisen, anstatt gleich ein Gesetz einzuführen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Kleinere Supermärkte könnten so das nachsehen haben. Beispielsweise der typische Tante Emma Laden, da hat man nicht so viel Ware und wenn man diese dann noch vor Ablauf abgeben soll, dann hat man sicherlich kein gutes Geschäft mehr. Generell bin ich aber schon dafür, dass die großen Ketten dazu gezwungen werden sollten Lebensmittel abzugeben. Wenn man da beispielsweise das Obst oder Gemüse sieht, was aussortiert wird, ist das schon eher unschön, da noch vieles von dem Obst und Gemüse gut ist.

Den Gedanken einen großen Supermarkt dazu zwingen zu müssen sozial zu sein, bekommt mir aber auch nicht eben besser. So etwas sollte doch auch immer von einem selber kommen. Es ist doch mies, wenn man dazu gezwungen wird. Vor allem finde ich es aber schlimm, dass es dann Menschen gibt, die sich das aus der Not heraus aus dem Container holen und dann noch bestraft werden dafür, obwohl die Sachen hätten gespendet werden können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin hier wie so oft hin- und hergerissen. Einerseits finde ich die tonnenweise Verschwendung von Lebensmitteln auch schandhaft und ökologisch gesehen Wahnsinn, andererseits bin ich mir nicht sicher, ob man nicht eher an anderen Schrauben drehen sollte, als nur den Supermärkten den Schwarzen Peter zuzuschieben. Schließlich liefern diese nach den Gesetzen des Kapitalismus nur das, was der Kunde will.

Und die Kundschaft will anscheinend nicht nur Obst ohne Druckstellen, sondern auch 25 verschiedene Sorten Erdbeerjoghurt und selbstverständlich keinen DDR-Charme, sondern stets volle Regale. Und von dieser Überproduktion hängen wiederum ganze Industriezweige ab. Die Joghurthersteller haben bestimmt kein Interesse daran, ihr Angebot auf 5 Sorten und zwei Bechergrößen einzuschränken, nur damit weniger weggeschmissen wird.

Und die Mammut-Aufgabe, die ganzen Massen sinnvoll umzuverteilen, wird auf die charitativen Einrichtungen abgewälzt, die in vielen Fällen bestimmt weder die Mittel noch die Mitarbeiter haben, die Lebensmittel sinnvoll weiterzuverwerten, sodass das Zeug dann doch irgendwann mal ungenießbar wird und im Müll landet. Gerade Obst und Co. kann man auch nicht ewig hin- und herschubsen. Mir erscheint der Ansatz daher als wenig durchdacht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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