Süßigkeiten als Belohnung eine schlechte Erziehungsmaßnahme?
Neulich habe ich eine Debatte über den zu hohen Zuckerkonsum der Deutschen im Fernsehen verfolgt. Stark kritisiert wurde dort aber auch, dass viele Eltern ihren Kindern Süßigkeiten zur Belohnung geben. So bekommen viele Kinder Süßigkeiten für eine gute Leistung, wenn sie ihren Teller leer gegessen haben oder auch einfach nur zum Abschluss eines anstrengenden Tages.
Auch Erwachsene kann das sehr negative Folgen haben, denn man verbindet das Süße dann bewusst mit einer Belohnung, nach der das Gehirn auch entsprechende Hormone ausschüttet. So kann ein Suchtverhalten entstehen, bei dem viele Erwachsene zu viele Süßigkeiten zu sich nehmen und dadurch schnell Übergewicht entwickeln.
Sollten Eltern damit aufhören ihren Kindern Süßigkeiten als etwas besonderes anzupreisen, das man nur als Belohnung bekommt? Wie sollte dann der Umgang mit Süßigkeiten erfolgen? Habt ihr als Kind Süßigkeiten als Belohnung bekommen und merkt ihr dadurch Auswirkungen auf eure heutiges Leben?
Ich finde, dass man Süßigkeiten grundsätzlich nicht verbieten sollte, sondern in Maßen zu sich nehmen kann, wenn man das denn möchte. Und genau das sollten Kinder lernen: den richtigen Umgang mit Süßigkeiten, beziehungsweise die richtige Dosierung.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Süßigkeiten bei uns als Belohnung eingesetzt wurde. Schon allein deswegen nicht, weil wir das gar nicht immer im haus hatten. Nach dem Essen gab es ab und an einen Nachtisch, aber nicht als Belohnung für einen aufgegessenen Teller, sondern eben als Nachtisch. Der musste nicht gegessen werden, konnte aber.
Vielleicht setzt man Süßes unbewusst als Belohnung ein. Wenn Kinder weit gelaufen sind, dann bekommen sie eben einen Keks, wenn man Pause macht. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das gar nicht so verkehrt ist: der Energiehaushalt muss aufgeladen werden und Zucker ist da nicht verkehrt. Variiert man da zwischen Apfel und Keks, dann wird garantiert kein Kind adipös. Verbiete ich meinem Kind den Keks und "muss" es nur Apfel essen, dann könnte das genauso kontraproduktiv sein.
Verkehrt finde ich es, wenn man zum Kind sagt: "Wenn du das und das machst, dann bekommst du ein Bonbon". Aber ich denke, dass man weiß, dass man genau das nicht machen sollte.
Ich finde der Umgang mit Süßigkeiten muss bewusst stattfinden und darf nicht als Belohnung dienen. Wenn man einem Kind ganz klar sagt: "Wenn du lernst, dann kannst du auch etwas Süßes haben.", dann wird das Kind nicht lernen, dass das Lernen gut ist, sondern dass Süßigkeiten gut sind und der Belohnung dienen, somit etwas total Schönes sind.
Ich würde schon ab und zu etwas da haben, aber ich würde meinem Kind nicht jeden Tag Süßigkeiten erlauben. Das ist zu viel und das braucht auch keiner. Wobei die Eltern da mit gutem Vorbild voran gehen. Selber mag ich es gar nicht Süßigkeiten zu essen, ich mag eher salzige Dinge, aber auch mein Mann ist keine Unmengen und das beeinflusst das Kind sicherlich auch. Wenn die Eltern immer nur Süßes essen, dann sieht das total spannend aus und dann will man das auch haben.
Wenn ich das so lese, dann habe ich von manchen Eltern den Eindruck, als würden sie die Erziehung des Kindes mit der Erziehung eines Hundes verwechseln. Dass man bei einem Hund Leckerlis als Belohnung für gewünschtes Verhalten einsetzt habe ich schon öfter gehört und miterlebt, aber bei einem Kind würde ich das nicht so gut finden. Schließlich ist es wenig sinnvoll, dem Kind direkt ein Bonbon oder einen Keks zu geben, immer wenn es die Hausaufgaben gemacht hat oder den Teller leer gegessen hat.
So ein Hund wird in der Regel sein ganzes Hundeleben lang auf die Fürsorge seines Eigentümers angewiesen sein und der Eigentümer ist es auch, der das Futter rationiert, regelmäßig zum Tierarzt geht und dafür Sorge trägt, dass das Tier körperlich ausgelastet ist und kein Übergewicht bekommt. Wenn der Hund dann zu dick ist, wird sich mehr bewegt und weniger gefressen. Der Hund bleibt so gesehen das ganze Leben lang von seinem Menschen abhängig.
Bei einem Kind sieht es jedoch anders aus. Kinder werden zur Selbstständigkeit erzogen, weil sie irgendwann einen eigenen Haushalt ohne Eltern führen müssen und sich in diese Gesellschaft integrieren müssen. Wenn man da das Kind so verkorkst, dass es mit Süßigkeiten bzw. Essen eine Belohnung verbindet, dann sind Essstörungen doch vorprogrammiert und ich finde nicht, dass man dem Kind damit einen Gefallen tut.
Für mich ist diese Art der Belohnung ebenfalls der Erziehung von einem Hund gleich gesetzt. Dabei muss es sich noch nicht einmal um Süßigkeiten handeln, auch jede andere Form der Belohnung für einfache Dinge sehe ich komplett kritisch. So bekommen manche Kinder auch 50 Cent in die Spardose, wenn sie ihre Hausaufgaben gemacht haben oder etwas in die Spardose, wenn der Teller leer gegessen wurde. Was ist das denn für eine Erziehung? Das Kind lernt von Anfang an, dass es immer etwas bekommt wenn es dieses und jenes Verhalten an den Tag legt.
Folglich wird es die Sachen nicht machen der Handlung wegen, sondern einfach nur um die Belohnung abzugreifen. In diesem Beispiel sind es hier die Süßigkeiten. Mir stößt dabei auch sehr negativ auf, dass es in vielen Erziehungsratgebern für Kinder auch so steht. Da wird nach dem Mittagessen ein Keks empfohlen, in einem anderen etwas anderes süßes um das Kind an das Essen zu gewöhnen und ihm Freude daran zu vermitteln.
Ich hatte das alles nicht nötig bei meinem Sohn. Er hat nicht dauerhaft Kekse als Nachtisch bekommen nach dem Essen und allgemein der Nachtisch hat sich sehr in Grenzen gehalten. Süßigkeiten sind nicht verboten gewesen, er hat auch mit 1 Jahr bereits Eis lecken dürfen im Sommer und hin und wieder mal Kekse. Aber nicht in dem Umfang wie andere Kinder und schon gar nicht als Belohnung dafür, dass er seinen Teller aufgegessen hat.
Ob man nun der Meinung ist wenn man als Vorbild voran geht und statt süßes dann salzige Sachen isst und das dem Kind vormacht, muss jeder selbst wissen. Auch das sehe ich eigentlich als genau das gleiche, dann fällt die Belohnung halt in Chips aus anstatt in Bonbons. Wirklich etwas anderes ist es nicht und ebenfalls ist Salz für kleine Kinder schon einmal gar nichts, jedenfalls nicht in den Mengen in denen sie im entsprechenden Knabbergebäck ist. Auch das mache ich meinem Kind nicht vor.
Allgemein ein bewusster Umgang mit solchen Dingen sollte von den Eltern praktiziert werden. Ob nun Süßigkeiten oder Knabbersachen, alles in gesunden Maßen und schon gar nicht als Belohnung, vor dem Essen als Snack oder als Nachtisch jeden Tag. Mein Kind bekommt das vorgemacht und eine Kekspackung hält hier 3-4 Monate, Knabbersachen mit Salz mag er gar nicht haben und wenn er wirklich etwas zu knabbern will, dann bevorzugt er doch eine normale Laugenstange ohne Salz. Belohnt wird hier auf andere Weise, mit mehr Spielzeit, Ausflügen und hin und wieder auch einmal einem neuen Spielzeug. Wobei die materielle Belohnung pro Jahr an einer Hand abgezählt werden kann und meistens für das Kind auch nicht direkt im Bezug auf eine Handlung steht, da ich hier kein Spielwarenlager habe aus dem ich direkt im Anschluss etwas ziehe und ihm in die Hand drücke.
Sorae hat geschrieben: Ob man nun der Meinung ist wenn man als Vorbild voran geht und statt süßes dann salzige Sachen isst und das dem Kind vormacht, muss jeder selbst wissen. Auch das sehe ich eigentlich als genau das gleiche, dann fällt die Belohnung halt in Chips aus anstatt in Bonbons. Wirklich etwas anderes ist es nicht und ebenfalls ist Salz für kleine Kinder schon einmal gar nichts, jedenfalls nicht in den Mengen in denen sie im entsprechenden Knabbergebäck ist. Auch das mache ich meinem Kind nicht vor.
Ich finde man hat eine Vorbildfunktion, das ist auch nicht von der Hand zu weisen und dass man jetzt Salziges statt Süßes nehmen sollte, damit sich das Kind dass so abschauen kann habe ich so auch nicht geschrieben. Ich habe einfach nur geschrieben, was ich bevorzuge und was mein Mann bevorzugt. Man muss mit diesen Lebensmittel sparsam umgehen, auch als Erwachsener, weil es ungesund ist und das muss man seinem Kind so vorleben.
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