Süchtige geben nie zu dass sie süchtig sind?

Ich habe ein paar Freunde die sind süchtig nach ihrem Handy. Sie können nie davon sich 2 Stunden trennen. Früher in der Schule hat einer schon mal im Unterricht seine Nachrichten gecheckt und anschließend Handy gespielt.

Ist das wirklich so, dass Süchtige nie zugeben, dass sie süchtig sind? Kann man von allem süchtig werden? Wie ist es bei euch kennt ihr auch Menschen die süchtig sind oder seid ihr selber süchtig?

Wenn Süchtige nie zugeben würden, dass sie süchtig sind, hätte noch nie jemand seine Sucht überwunden. Denn das ist der erste Schritt zur Heilung, dass man erkennt und akzeptiert, dass man süchtig ist. Erst dann holt man sich Hilfe oder packt das Problem anderweitig an.

Das Problem bei solchen Süchten wie nach dem Handy, ist es, dass ein gewisser Gebrauch ganz normal ist. Heroin zu konsumieren ist eigentlich immer problematisch. Aber Handys benutzt jeder normale Mensch. Es gibt Menschen, die beruflich tatsächlich sehr vom Handy abhängig sind, stündlich den Dow Jones checken müssen oder als Medizinier immer erreichbar sein müssen. Demnach hat das eine große gesellschaftliche Akzeptanz. Also ab wann spricht man von einer Sucht?

Außerdem sind die Folgen der Sucht nicht so offensichtlich. Es ist nicht so, dass es die Leber schädigt wie Alkohol, dass man Krebs bekommt wie von Zigaretten, dass damit ein schneller Abstieg einhergeht oder gar tödlich enden kann wie beim Heroin. Daher wird es schnell verharmlost und es ist halt auch irgendwie harmloser.

Aber natürlich kann auch die Handysucht einige unangenehme und vor allem unnötige Folgen haben. Dass Süchtige ihre Sucht erkennen und behandeln lassen, dauert aber wahrscheinlich meist sehr viel länger als bei anderen Süchten.

Man muss zugeben, dass man süchtig ist, wenn man sich helfen lassen will. Natürlich durchläuft man mit einer Sucht mehrere Phasen und so wird man es lange abstreiten und sagen, dass man keine Probleme hat, einfach um nicht als unnormal zu gelten. Ein Süchtiger gibt es aber irgendwann schon zu, wenn er genug gegen die Wand gelaufen ist und das auch erkennt.

Ich denke schon, dass es auch Süchtige gibt, die ihre Sucht erkennen. Natürlich gibt es viele Süchte die bekannt dafür sind, dass die betroffenen es gar nicht wissen oder dies zumindest behaupten. Klassische Beispiele sind etwa Alkoholsucht, Magersucht oder eben Drogensucht. Ich habe aber schon den Eindruck, dass die meisten Menschen wissen, dass sie nach ihrem Smartphone süchtig sind.

Immerhin hat man ja auch keine echte physische Abhängigkeit von dem Gerät und somit auch keine gravierenden Entzugserscheinungen. Die Sucht spielt sich auf einem anderen Level ab, als bei Alkohol oder Drogen. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass Menschen dennoch nichts ändern wollen, selbst wenn sie eigentlich wissen, dass diese Sucht besteht.

Viele erkennen einfach keinen Sinn darin, ihren Handykonsum einzuschränken. Möglicherweise haben sie Angst davor, ihren Status auf Facebook zu verlieren oder Freunde zu verlieren, mit dem man eigentlich nur über das Internet kommuniziert. Dabei sind die meisten Menschen im Leben deutlich glücklicher und motivierter, wenn sie das Handy weniger nutzen.

Es kommt doch eindeutig darauf an, ob die Sucht als solche erkannt wird und ob man eben einsieht, dass man ein Problem hat oder eben nicht. Ich weiß auch, dass ich in manchen Bereichen mehr oder weniger "süchtig" bin und mache selbst auch schon Scherze darüber. Aber da diese "Süchte" mich nicht einschränken im Leben und ich keine Nachteile dadurch habe und sie auch nicht destruktiv auf mich wirken, wüsste ich nicht, warum ich daran arbeiten sollte. Denn jeder hat so seine Marotten, kein Mensch ist perfekt.