Studium nicht ernst nehmen wegen zu guter Noten?

Normalerweise müsste man als Abiturient an der Uni bemerken, dass das Niveau stark ansteigt. Man lernt viel mehr als damals für Klausuren, zumindest ist es bei mir so.

Eine Freundin von mir hat vor zwei Semestern an eine möchtegern elitäre Uni gewechselt, um BWL zu studieren. Sie war letztes Semester sehr gestresst und hatte überhaupt keine Zeit für mich. Wir haben uns daher erst jetzt wieder in den Ferien gesehen, was ich schon krass finde. Ich kenne Medizin- und Jurastudenten, die trotz des erheblichen Drucks regelmäßig Zeit für Verabredungen finden.

Meine Freundin hatte jedenfalls regelmäßig Weinkrämpfe und kleinere Zusammenbrüche, weil so ein BWL Studium ja auch so hart sei (zumindest an ihrer Uni, denn die Niveaus können sich da ja trotzdem unterscheiden).

Nun hat sie ihre Noten bekommen und ihre schlechteste Note ist eine 2.0. Sie hat auch in einem Fach, das ja so anspruchsvoll war, mit ganzen vier Tagen lernen eine 1,0 bekommen. Irgendwie kann ich ihr BWL Studium jetzt nicht mehr so ernst nehmen, nachdem sie behauptet hat, ihre Uni stelle da ja so hohe Ansprüche.

Neigt ihr auch dazu, Studiengänge mit auffällig guten Noten nicht mehr ernst zu nehmen? Schließlich gibt es genug Fächer, in denen man glücklich ist überhaupt durchzukommen (wie Bauingenieurwesen) und von lauter Einsen nur träumen kann.

Ich höre bei dir vor allem Neid und Frustration raus, was ich beides nicht verstehen kann, zumal ich sehr wohl Medizinstudenten kenne und auch von mir selber weiß, dass ich in der Klausurenphase so gut wie keine Zeit für irgendwem oder irgendetwas habe. Wieso sollte man ihr Studium weniger ernst nehmen, weil sie gute Noten geschrieben hat, für die sie offensichtlich viel getan hat? Ich würde ehrlich gesagt dich als Freund/in nicht mehr ernst nehmen, wenn du auf so eine herablassende und wenig verständnisvolle Art und Weise auf den hart erarbeiteten Erfolg reagierst.

Das Bildungssystem in Deutschland ist nun einmal so aufgebaut. Schon das Abitur ist nicht gleichwertig und je nach Region in dem du es gemacht hast, hast du es dir entweder "verdient" oder du bekamst deine Noten hinterher geschmissen. Warum sollte das in der Uni anders sein?

Ich persönlich habe mein Abitur auf dem Gymnasium gemacht und hatte die Gelegenheit mit Leuten vom Berufskolleg zu sprechen, die dort ihr Abitur gemacht haben. Ich wollte natürlich wissen, was die da machen müssen und ob das mit unserem vergleichbar ist. Fakt ist, dass die ihr Abi voll hinterher geschmissen bekommen haben, denn das war nicht mal im Ansatz mit unserem Niveau zu vergleichen, was ja auch logisch ist, weil sich da überwiegend Hauptschüler und Realschüler tummeln und diese ja auch gute Abschlüsse kriegen müssen, um den guten Ruf der Schule zu waren.

Bei den Unis wird das nicht anders sein und ich finde nicht, dass das etwas mit Neid zu tun hat oder dass du irgendwie herablassend wirkst, wenn du so über deine Bekannte sprichst. Ich finde, dass das auch absolut nicht fair ist und ich kann das ehrlich gesagt auch nicht ernst nehmen, wenn Menschen ihre Noten quasi geschenkt bekommen, während andere sehr hart dafür arbeiten müssen.

[Mod]

@MrLeo95: Mit Neid und Frustration hat das wenig zu tun. Schließlich studieren wir beide nicht dasselbe und es ist ja nicht so, dass sie mit ihrem Studium irgendwann eine Konkurrentin für mich wäre, da wir sowieso in unterschiedlichen Branchen einsteigen werden. Es jetzt nicht so, als ob ich schlechte Noten hätte, im Gegenteil. Wieso du dir einbildest, ich sei frustriert, verstehe ich nicht wirklich.

Es ist ja auch häufig der Fall, dass sich Leute aus den MINT Fächern über Geisteswissenschaftler lustig machen, wenn diese sich über ihr stressiges Studium beschweren. Glaubst du, ein angehender Ingenieur ist, weil der das Studium eines Anthropologen nicht so ernst nimmt, automatisch neidisch und frustriert? Klar, der wird ja mit so einem blöden Studium wie Bauingenieurswesen oder IT bestimmt so viel schwerere Karten auf dem Jobmarkt haben als ein Geisteswissenschaftler und so mickrig verdienen, dass er auf jeden Fall neidisch sein müsste.