Studium an der Universität eher Massenabfertigung?

Ein Bekannter von mir vertritt die Ansicht, dass ein Studium an einer Universität eher einer Massenabfertigung gleicht. Das Studium an einer Fachhochschule wäre viel übersichtlicher, man könnte in kleinen Gruppen lernen, die Dozenten würden jeden Studenten beim Namen kennen. Die ganze Atmosphäre wäre familiärer und man käme schneller mit dem Stoff durch. An einer Universität würden aber locker 1000 Menschen in einem Hörsaal sitzen und es wäre das reinste Chaos.

Ich kann das so nicht unterschreiben und verstehe nicht, wie er auf die 1000 Menschen im Hörsaal der Uni kommt. Ich saß einmal als Gast in einer Vorlesung über Ökonomie und dort saßen dann wirklich sehr viele Studenten. Der Hörsaal hatte über 800 Sitzplätze und dann saßen noch viele Studenten auf den Treppen. In meinem Studium waren wir aber nie so viele Leute und ich hatte auch schon eine Vorlesung, wo wir nur mit 10 Studenten saßen und der Dozent uns alle beim Namen kannte. Wie seht ihr das? Empfindet ihr das Studium an einer Universität als Massenabfertigung oder seht ihr das anders? Wie sind eure Erfahrungen zu diesem Thema?

Kommt das nicht ganz auf die jeweilige Universität oder FH und den jeweiligen Studiengang an? Bei meinem zweiten Studiengang waren wir 700 Studienanfänger. Sprich selbst in Seminaren saß man mit mindestens 60 Personen, meist waren es 90. Um den Schein zu bekommen, benötigte man oft mehrere Semester, weil man eben keinen Platz ergattern konnte.

Zur gleichen Zeit hatte ein Freund an der benachbarten FH ähnliche Bedingungen. Dagegen saß ein Bekannter eine Uni weiter in Physik mit drei Kommilitonen in der Vorlesung, die hatten mal mit 24 Studenten angefangen. Die haben mit den meisten Professoren telefoniert, sich privat getroffen und waren sowieso per Du.

Natürlich ist es bei manchen Studiengängen und Universitäten so, dass man tatsächlich fast schon von einer Massenabfertigung sprechen kann. Gerade bei Wirtschaftswissenschaften gibt es ja immer enorm viele Studienanfänger, so dass es gut sein kann, dass die Hörsäle extrem überlaufen sind. So extrem war es bei mir allerdings nie.

Ich studiere an einer Universität, wobei mein Bereich extrem klein ist. Man trifft immer wieder die gleichen Leute in den Seminaren und der Dozent kennt auch alle Studenten beim Namen. Mit Fragen und Problemen kann man sich auch jederzeit an ihn wenden und er findet auch immer die notwendige Zeit. Die Betreuung ist optimal.

Bei anderen Studiengängen ist es sicher anders, aber ich bin schon froh, ein nicht-technisches Fach an einer technischen Uni zu studieren, so dass wir eben ein so kleiner Bereich sind und so gut betreut werden. Für mich ist das einfach ideal.

Ich studiere Naturwissenschaften und da waren es im Mastersemester dann auch nur noch 20 Studenten und diese saßen entsprechend auch nicht mehr in einem Hörsaal sondern nur noch in einem Seminarraum. Das ist aber bei anderen Studiengängen anders. Bei den Juristen sitzen doch pro Vorlesung schon mehrere Hundert Studenten in einem Hörsaal. Es kommt dann natürlich auf die Uni an, es gibt größere und kleinere. Aber generell würde ich schon sagen, dass man auf die Uni nicht so sehr auf die Bedürfnisse und das Verlangen des Einzelnen eingehen kann.

An der Fachhochschule ist das anders, denn die Gruppen sind dort generell kleiner. Als ich mein Abitur gemacht haben hatten wir mal eine Veranstaltung bei der es um genau dieses Thema ging. Ist die Uni das richtige für mich oder eher die Fachhochschule. Studenten aus beiden Bildungseinrichtungen haben sich vorgestellt und berichtet. Eine Studentin ist dann auch tatsächlich von der Uni auf die Fachhochschule gewechselt, da sie der Meinung war nicht gut genug betreut zu werden. Aber auch das ist von Uni zu Uni anders. Ich kenne auch einen Doktoranden der bei uns promoviert und sich an seiner Uni sehr gut betreut gefühlt hat, während er bei uns einen gegenteiligen Eindruck hat.