Studiengang wechseln, da dann weniger zu tun?
Eine Bekannte von mir macht dieses Semester den Bachelor und hat sich für das Nebenfach Biochemie entschieden. Sie selbst ist Chemikerin und findet das Praktikum in der Biochemie sehr entspannt. Die Biochemiker arbeiten in der Regel deutlich kürzer im Labor als Chemiker und generell ist das Praktikum entspannt da es beispielsweise kaum gefährliche Chemikalien gibt und keine Antestate.
Nun überlegt meine Bekannte, ob sie für den Master den Studiengang wechseln soll. Der Master in Biochemie ist deutlich entspannter und dürfte keine Herausforderung darstellen. Da kann man sicherlich mit guten Noten glänzen und hat am Ende auch deutlich mehr Freizeit.
Problematisch sind allerdings die Jobaussichten, da im Vergleich zu Biochemikern immer lieber Chemiker genommen werden. Würdet ihr euren Studiengang wechseln, wenn es einen anderen gäbe der euch interessiert und bei dem ihr deutlich mehr Freizeit hättet? Oder wäre das nichts für euch? Wie würdet ihr euch entscheiden?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Bekannte nur wegen der Freizeit oder den guten Noten einen Wechsel in die Biochemie in Erwägung zieht. Es ist ja auch so, dass sie sich vorher bewusst für dieses Nebenfach im Master entschieden hat und ich gehe davon aus, dass sie vor dieser Wahl nicht wusste, wie "leicht" und wenig zeit intensiv so ein Modul in diesem Fach wäre.
Daher vermute ich eher, dass sie das Fachgebiet so spannend findet und deswegen wechseln möchte und nicht wegen der Zeit. Ich glaube du urteilst vorschnell.
Aus solchen Gründen zu wechseln ist sehr kurzfristig gedacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der einzige Grund ist. Immerhin muss sie ja dann damit leben, wenn sie keinen oder nur schlecht einen Job bekommt. Das wäre ja wirklich bescheuert, wenn man da nur wegen der Freizeit wechselt, die man mehr hat. Ich kenne auch keinen, der aus solchen Gründen wechselt, wenn er so kurz vor dem Abschluss ist.
Lustigerweise habe ich eine Freundin, die tatsächlich von Chemie auf Biochemie gewechselt hat und das überhaupt nicht einfacher fand. Sie ist in die Onkologie gegangen und musste im medizinischen Bereich jede Menge nachholen, weil sie damit in einem reinen Chemiestudium natürlich überhaupt nichts zu tun gehabt hatte. Sie hat mal gemeint, dass sie sich den Stress ohne klaren Berufswunsch nicht angetan hätte.
Von daher kann ich deine Aussage, dass Chemiker gegenüber Biochemikern bevorzugt werden würden auch absolut nicht nachvollziehen. Wenn sich ein Chemiker auf eine Stelle bewirbt, bei der spezielle Kenntnisse aus der Biologie oder Medizin gefordert werden, wird der kaum genommen werden wenn man auch jemanden haben kann, der sich damit schon im Studium befasst hat und sich nicht erst mühsam einarbeiten muss.
Den Studiengang wechseln, weil dann (angeblich) weniger zu tun ist, finde ich schon bedenklich. Die meisten studieren ja nicht, um die zeit rumzukriegen (ich weiß, das gibt es auch), sondern um bessere berufliche Chancen zu haben. Außerdem soll das Studium einen ja wirklich interessieren und im besten Falle faszinieren. Ich würde meine Entscheidung also niemals vom Arbeitsaufwand abhängig machen.
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