Stromanbieterwechsel nicht die Lösung zum Sparen

vom 13.01.2015, 00:15 Uhr

Immer wieder höre ich - gerade von Seiten der Politik - das Verbraucher mit ihrer Macht auch gegen die steigenden Energiepreise vorgehen können und der freie Markt böte dafür die Gelegenheit, die Anbietern zu zwingen, billiger zu werden. Dazu wird geraten, einfach den Stromanbieter zu wechseln und dabei dann mehrere hundert Euro im Jahr zu sparen.

Ich habe mir nun diese Möglichkeit näher angeschaut und es ist richtig, dass viele private Anbieter zunächst günstiger sind, als die kommunalen Grundversorger - was aber auch nicht verwunderlich ist, zumal Grundversorger alle Kunden bedienen müssen. Aber nun stellt sich die Frage, um welchen Betrag hier die privaten Anbieter günstiger sind. Und bei praktisch allen Vergleichsportalen, welche beeindruckende Zahlen angeben (Ersparnis von 300-500 Euro pro Jahr bei einem Verbrauch von 4000 KW/h), kommen diese nur zustande, weil ein Wechsel-, Neukunden- oder Sonstwas-Bonus für das erste Jahr angeboten wird.

Anschließend - wenn der "Normalpreis" angesetzt wird - schrumpft die Ersparnis (die aber da ist, wenn man die vereinbarte Strommenge einhält) ganz extrem und im Zweifel bleibt die Ersparnis bei 20-50 Euro im Jahr! Dafür nun die ganze Werbung für die Vorzüge der Liberalisierung auf dem Strommarkt? Daher auch die Schuldzuweisungen an alle, die keinen Wechsel vollziehen und über hohe Kosten klagen?

Ich persönlich finde es ärgerlich, hierin die Lösung für wirklich hohe Preise für Strom zu sehen - und ich finde die Ratschläge, einfach den Anbieter zu wechseln um viel Geld zu sparen für nicht durchdacht. Zumal es dann auch noch so weit kommt, dass die Bonus-Beträge am Ende des Lieferjahres in Form einer Gutschrift "ausbezahlt" werden, und der Kunde durch einen Wechsel im Zweifel im ersten Jahr gar keinen finanziellen Vorteil monatlich verbuchen kann. Oder bin ich schlicht nicht in der Lage, die richtigen Vergleichsportale auszuwählen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der Trick dabei ist doch, dass man regelmäßig den Anbieter wechseln soll. Also Bonuszahlungen mitnehmen und sobald die Vertragszeit erfüllt ist, soll man wieder wechseln. Ist ja auch nicht wirklich schwer, weil man sich nur beim neuen Anbieter anmelden muss und der erledigt den Rest für den Kunden mit dem alten Anbieter. Vergisst man allerdings, dass man sich einen neuen Anbieter suchen will, kann aus der Ersparnis schnell ein Minus werden.

Ich hatte vor einigen Jahren mal direkt bei einigen Anbietern angerufen, die mit entsprechenden Neukundentarifen geworben haben. Ich wollte damals nur wissen, wie denn der aktuelle Preis ist, den man ja dann nach der ersten Vertragslaufzeit zahlen muss, wenn man nicht wieder wechselt. Da kam bei allen angerufenen Anbietern raus, dass ich dann sogar einen höheren Tarif hätte, als beim damals aktuellen Anbieter.

Es lohnt sich also nur, wenn man wirklich alle ein bis zwei Jahre den Anbieter wechselt. Kommt halt drauf an, wie lange man nach einem Wechseln dort bleiben muss, um alle Bonuszahlungen zu erhalten. Doch selbst bei den Bonuszahlungen gibt es noch so viele Bedingungen, dass man einfach ein recht hohes Risiko hat, dass man am Ende keine Gutschriften bekommt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Natürlich ist "der Trick" praktisch bei jedem Wechsel den "Bonus" mitzunehmen und das ist dann auch regelmäßig der Betrag, der "gespart" wird. Fakt aber ist doch, dass es über dem "Strommarkt" keine Möglichkeit des Verbrauchers gibt, den Preis signifikant zu beeinflussen. Ohne den "Wechselbonus" ist der Strom bei anderen Anbietern nahe an dem Preis, den auch die Grundversorger bieten. Und durch den Kauf von "Kontingenten" gibt man sogar einiges vom "Vorteil" wieder ab. Die Verheißung aber hieß ja, dass durch den Wechsel jeder dafür sorgen kann, die Stromkosten zu senken. Und das stimmt so nicht direkt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe vor ein paar Jahren auch mal darüber nachgedacht, den Stromanbieter zu wechseln. Wobei ich dabei schon ein wenig Bauchweh habe, denn so Gedanken wie: Was ist, wenn der Anbieter pleite ist? Was ist wenn an der Leitung was ist? und so weiter, plagen einen ja doch. Wobei mir klar ist, dass in beiden Fällen der örtliche Stromanbieter einspringt.

Als ich das erste Mal Vergleichsseiten im Internet besuchte, waren die Tarife generell noch ein wenig anders als heute. Damals wurde vor allem ein festes Kontingent angeboten. Sprich man bekam seinen Strom zu dem Preis, wenn man nicht mehr als X Kilowattstunden im Jahr verbrauchte. War nur ein wenig doof, dass ich die zwei bis drei Jahre vorher nie ein ganzes Jahr daheim war, sondern lange Zeiten gar nicht daheim war. Vor dem Zeitraum war ich meistens Vollzeit berufstätig und nun war ich Vollzeit zu Hause. Somit gab es keine festen Werte. Da ich weder abschätzen konnte, ob ich in den nächsten Monaten daheim bin oder länger ortsabwesend bin, war mir das zu heikel.

Dann bin ich jemand, der nicht sonderlich hinter solchen Dingen hinter her ist. Mir würde der Wechseltermin sicherlich durch die Lappen gehen. Somit würde ich dann einen höheren Preis bezahlen als bisher. Ich habe, nach dem ich endlich brauchbare Werte hatte, da ich eben zwei Jahre daheim war, noch mal Vergleichsseiten besucht. Allerdings habe ich den Wechselbonus extra nicht ausgewählt.

Schlussendlich wäre der günstigste Anbieter noch nicht mal zehn Euro im Monat günstiger gewesen. Das war mir den Aufwand dann doch nicht wert. Mir ist natürlich klar, dass das durchaus um die fünfzig Euro im Jahr und mehr sein könnten. Nur kenne ich mich eben auch und würde dann wahrscheinlich im Folgejahr wesentlich mehr bezahlen und die Ersparnis wäre weg.

Nach dem nun mindestens ein Anbieter den Bonus nicht ausbezahlt, mindestens ein Anbieter in den letzten Jahre Insolvenz anmelden musste, bleibe ich lieber bei dem Energieversorger vor Ort, der sich auch sonst um alles kümmert. Zumindest in Anbetracht dessen, dass mein Stromanbieter eh schon nicht wirklich viel teurer ist.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Vor einer Pleite vom Anbieter habe ich ja keine Angst. Aber ich kenne jemanden, der für ein Energieunternehmen arbeitet. Wenn ich da höre mit welchen Preisen da um sich geworfen wird, dann ist dieser Anbieter für mich ein Kandidat für die nächste Pleite. Auch wenn man es damit begründen will, dass man ja an der sogenannten Strombörse einfach günstig eingekauft hat und das an den Kunden weitergeben will. Als wenn das andere Anbieter nicht so machen würden, denn man kann ja nur große Kontingente einkaufen, wenn man entsprechend viele Abnehmer hat.

Also entweder ist dieser Anbieter wirklich in nicht all zu ferner Zukunft zur Pleite verurteilt oder es sind einfach nur absolute Kampfpreise um Neukunden zu bekommen. Das aber dann zu Lasten von Bestandskunden, da diese dann mit Sicherheit mehr bezahlen müssen. Ich habe ja diese Woche die Abrechnung bekommen und mit den aktuellen Zahlen mal den Vergleich gestartet. Um die 7 Euro würden wir pro Monat sparen. Zumindest nach den angezeigten Daten. Dort steht aber schon recht klein dabei, dass dann der tatsächliche Abschlag von den angezeigten Preisen abweichen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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