Straftäter für Gewaltfreiheit bezahlen sinnvoll?
Ich habe vor kurzem einen sehr interessanten Artikel gelesen. Dort ging es darum, dass in einer der gefährlichsten Städte der USA die gewaltbereiten Menschen davon abgehalten werden sollen, aufeinander zu schießen und andere Menschen umzubringen. Daher hat der Bürgermeister dieser Stadt die Idee geäußert, die gewaltbereiten Männer einfach dafür zu bezahlen, damit sie nicht mehr zur Waffe greifen.
Gerade die Menschen, die schon einmal zur Waffe gegriffen und Verbrechen begangen haben, sollen dafür bezahlt werden, dies nicht mehr zu tun. Zusätzlich können diese Menschen (hier ist nur von Männern die Rede) an Beratungsprogrammen sowie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen teilnehmen. Was haltet ihr von diesem Plan? Wird das tatsächlich helfen, dass diese Stadt weniger gefährlich wird? Oder ist das nur Wunschdenken? Würde das in der Form auch in Deutschland funktionieren, dass Verbrecher eben weniger Verbrechen begehen egal in welcher Form?
Wer verzweifelt ist, greift auch zu verzweifelten oder zumindest ungewöhlichen Maßnahmen und diese hier finde ich schon ungewöhnlich. Was ich mich vor allem frage: Wie soll das denn kontrolliert werden, dass jemand keine Waffe mehr hat oder nutzt? Gerade in Amerika, wo es an jeder Ecke und in jedem Straßenzug Waffen gibt, dürfte das doch nicht gerade ein leichtes Unterfangen sein.
Der Artikel ging ja noch weiter und berichtete über eine andere Stadt, die mit diesem Modell Erfolge erzielt hat. Ich gebe zu, dass mich das überrascht, ich hätte der Methode keinen Erfolg beschienen. Die andere Stadt ist Richmond in Virginia und hat schon in den neunziger Jahren ein Projekt namens "Project Exile" gestartet. Dort wird allerdings mehr mit dem Bestrafungsmodell als mit Belohnungen gearbeitet. Die Zahl der Morde ging im ersten Jahr des Projekts dort von durchschnittlich 140 auf 94 zurück. Immer noch viel zu viele, aber trotzdem ein Drittel weniger.
Richmond bestraft nicht, dort gibt es bis zu 1.000 Dollar im Monat. Die Waffen müssen nicht abgegeben werden, dealen und ähnliche Straftaten sind weiter möglich und sorgen nicht für den Ausschluss aus dem Programm. Und die Sache funktioniert. Von 68 betreuten Tätern sind 80 Prozent gewaltfreie geblieben und nur vier sind ermordet worden.
In diesem Artikel von 1999 wird auf ein anderes Modell hingewiesen, aber möglicherweise hat sich da ja im Verlauf der letzten 18 Jahre auch etwas geändert. Ungefähr in der Mitte des Artikels wird auf die Vorgehensweise verwiesen: Ausweisung aus dem Bundesstaat bzw. Haftstrafen weit entfernt und generell hohe empfindliche Strafen bei illegalem Waffenbesitz.
Allerdings hatte ich ad hoc bei einer flüchtigen Suche nur diesen alten Artikel und nichts Aktuelles über andere Modelle gefunden. Wenn das alte von einem neuen Modell abgelöst worden ist, würden mich da mal die Gründe interessieren, denn am Anfang schien es ja erfolgversprechend zu sein.
Es gibt auch Gewalttäter, die eigentlich "nur" mich beklauen wollen. Da muss man mal wirklich gucken, wieso passiert das? Ist das jemand, der lieber den Luxus leben möchte oder jemand, der auf den Straßen in den USA pennt, hungrig ist und kein Anschluss findet? Diesen Gewaltverbrechern könnte man mit monatlichen Zahlungen sicherlich genau diese Grundlage ihrer Verbrechen wegnehmen. Ich hoffe, dass ihr versteht, worauf ich hinaus wollte.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Art der Gewaltverbrecher, die gewalttätig wurden, weil sie Handys, Geld oder ähnliches haben wollten, mit monatlichen Zahlungen sich nicht mehr bemühen, diese Straftaten zu tätigen. Das kann ich mir gut vorstellen und kann den Sinn daher auch verstehen. Das wäre zumindest mal eine Idee oder?
Wobei es auf der anderen Seite auch wie eine Belohnung klingt, dass man sich nichts mehr zu schulden kommen lässt. Wenn man bedenkt, dass ein gewisses Grundgefühl für Gesetze, Recht und Ordnung herrschen sollte, ist das auch wiederum traurig, dass man solche Schritte gehen muss.
Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, das brutale Gangs das juckt. Die wollen Macht und Geld, da hilft es nicht, wenn 10 Leute a 1000 Euro kriegen. Das reicht denen nicht. Drogendealer mit Gewaltintensität usw. ebenfalls nicht.
Doch Gewaltverbrecher, die damit ihren Lebensunterhalt halten wollten, weil sie in den USA auf den Straßen leben, in Wohnwagen Parks usw. sprich die Unterschicht laut vielen US-Amerikanern, denen könnte man damit wirklich helfen, nicht straffällig zu werden und entsprechend auch die Justiz zu entlasten. Wäre vielleicht eine Grundlage, aber auf Dauer?
Kätzchen, wo liegt das Problem, wenn du deine Waffe behalten, in deiner Gang bleiben und du weiter mit Drogen handeln kannst? Das Geld gibt es dafür, nicht zu schießen und gleichzeitig an etwas anderem zu arbeiten. Niemand muss auf die ansonsten gewohnte Kriminalität verzichten. Deshalb funktioniert es ja.
Okay, also heißt das, nur ein Beispiel: Ich schlage Dir Cooper nicht mehr in die Fresse, bekomme dafür Geld. Kann aber weiterhin Drogen an dich verkaufen oder an jeden anderen, trage meine Waffe als Drohung zumindest weiterhin und sonst ändert sich nichts? Na, das klingt dann auch nicht besser oder?
Du solltest dich vielleicht erst einmal mit dem Konzept und seinen Auswirkungen auseinandersetzen, Kätzchen. Dass die Todesstrafe es nicht bringt, sieht man in den USA deutlich. In Kanada ist die Kriminalitätsrate seit Abschaffung der Todesstrafe gesunken. In den USA ist die Mordrate in Staaten ohne Todesstrafe geringer als in denen mit.
Ab der dritten Straftat lebenslange Haft senkt die Kriminalitätsrate auch nicht, es sichert nur die Auslastung der Gefängnisse und sichert den Anlegern Rendite. Davon profitieren Aktionäre, die Einwohner in kriminellen Gegenden leben davon keinen Deut sicherer.
So jetzt zu Richmond. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, es gibt viele Gangs, die meisten haben weniger als 25.000 Dollar im Jahr, das reicht nicht einmal für die Miete. Dort streifen nun ehemalige Kriminelle durch die Straßen und sprechen mit den Gangs. Die gefährlichsten Mitglieder, das sind junge kleine Lichter, werden so ermittelt und bekommen einen Deal vorgeschlagen.
Es gibt aktive Hilfen und Geld, um das Leben besser in den Griff zu bekommen. Das kann eine Wohnung, ein Drogenentzug, ein Schulabschluss, ein Job, ein Führerschein oder was auch immer sein. Dafür muss nur nicht geschossen werden. Drogen, Konsum oder Handel, und so weiter gefährden die Hilfe nicht. Es geht darum, Tote und tote oder verletzte Unbeteiligte zu verhindern. Und es funktioniert. Es gibt statt fast 50 Todesopfer pro Jahr nur noch 11.
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