Stolz, wenn Kinder zu gleichen Lebensmittelmarken greifen?
Neulich war die Mutter von meinem Partner zu Besuch und sie fragte mich, ob sie in den Kühlschrank schauen darf. Ich habe es ihr erlaubt und öffnete die Kühlschranktür für sie. Seine Mutter war völlig begeistert, da wir beispielsweise die gleiche Butter und den selben Käse benutzen.
Sie war außer sich vor Freude und stolz, da sie sich anscheinend bestätigt in ihrem Geschmack fühlte. Sie knutschte uns beide auch ab und knuddelte uns durch, wobei mein Partner erwähnte, dass er einfach zu der billigsten Butter im Supermarkt gegriffen hat. Davon ließ sie sich aber nicht beirren.
Ich bin immer noch ein wenig perplex. Ist eure Mutter stolz, weil ihr die selben Produkte holt? Seid ihr vielleicht selbst Mütter und ist es euch wichtig, dass eure Kinder zu den Marken greifen, die ihr für gut befindet?
Ich würde es ja verstehen, wenn sie diese Marken aus einem bestimmten Grund kaufen würde, der über den Geschmack hinausgeht. Also meine vegane Mutter würde sich sicherlich auch freuen, wenn sie in meinem Kühlschrank entdeckt, dass ich auch vegane Sojamilch trinke. Man könnte sich auch darüber freuen, wenn das Kind Bio-Produkte kauft.
Immerhin steckt dann eine Wertvorstellung dahinter, die man offensichtlich oder vielleicht an das Kind weitergegeben hat. Aber einfach eine bestimmte Marke einer anderen vorzuziehen, hat nichts mit Wertvorstellungen zu tun. Das ist einfach nur Konsum und der wäre für mich in keinem Fall eine Quelle von Stolz.
Ich meine, das kann einem ja ruhig auffallen, dass man die gleichen Marken kauft. Man kann das sogar kommentieren - "Die finde ich auch am besten". Aber Stolz und solch eine überschäumende Freude? Das verstehe ich überhaupt nicht. Da hat die Frau wohl ansonsten wenig Grund für solche Gefühle - ob sie sie nur nicht sieht oder ihr andere Gründe nicht wichtig genug sind, weiß ich nicht.
Ich finde die Reaktion auch ein wenig übertrieben. Natürlich kann man sich schon freuen, wenn man sieht, dass ein anderer Mensch die eigenen Vorlieben teilt - ob nun bei der Wahl der Nahrungsmittel, bei den CDs im Wohnzimmerregal oder bei den Büchern auf dem Nachttisch. Aber das ist für mich nicht wirklich ein Grund, gleich in Jubelgeschrei auszubrechen. Ich hätte es wohl einfach bei einem kurzen Kommentar in der Richtung: "Ach, diesen Käse kaufe ich auch immer - was für ein Zufall!" belassen.
Generell bilde ich mir auf Marken und deren Konsum nicht viel ein. Es gibt nur sehr wenige Lebensmittel, bei denen ich einen gewissen Hersteller favorisiere, der mir wirklich meilenweit besser schmeckt als die Konkurrenz. Nutella ist so ein Beispiel, da haben mich die Nachahmerprodukte bislang immer enttäuscht. Die meisten Dinge kaufe ich aber entweder vom günstigsten Anbieter oder von der Marke, die gerade im Sonderangebot ist. Daher fühle ich mich auch keinem Produzenten besonders verbunden, sodass ich Stolz empfinden würde, wenn ein anderer sich für den Kauf der gleichen Marke entscheidet.
Meiner Mutter dürfte das herzlichst egal sein, denn in ihrem Kühlschrank hat sie lange das gefunden was ich eingekauft habe. Entsprechend wird das wohl immer noch so sein, wenn es ihren Geschmack getroffen hat und sie inzwischen alleine einkauft und nicht jemand anderen schickt wie früher.
Ich wüsste auch nicht daran, was mich damit mit Stolz erfüllen sollte als Mutter. Gut, mein Sohn ist noch nicht soweit mit eigenem Hausstand und seinem Kühlschrank aber es wäre mir im Endeffekt doch komplett egal, ob er die gleiche Butter verwendet wie ich auch, oder die gleiche Käsesorte mag wie ich und dort die selbe Marke kauft. Geschmäcker sind doch verschieden und warum sollte ich jemanden feiern, der das gleiche mag wie ich oder jemanden hassen, der etwas anderes mag als ich?
Ich finde die Reaktion auch reichlich übertrieben. Ich kaufe zwar teilweise die gleichen Marken wie meine Eltern, großteils aber doch etwas anderes und das ist beiden Seiten herzlich egal. Meine Mutter und ich haben sowieso in vielen Dingen einen anderen Geschmack was Lebensmittel betrifft, ich decke mich da eher mit meiner Oma, was für uns aber nicht schlimm sondern oftmals eher ein Grund zum Schmunzeln ist.
Ich sehe es da eher wie Bienenkönigin, bei Lebensmitteln, die gewisse Wert- oder Moralvorstellungen beinhalten kann ich ja durchaus verstehen, dass man einen gewissen Stolz empfindet, seine Werte an den Nachwuchs weitergegeben zu haben. Aber bei ganz normalen Lebensmittelmarken zeigt das doch nur, dass das Kind entweder den gleichen Geschmack oder eben einen anderen hat. Und beides ist schließlich vollkommen okay und kein Grund Freude, Stolz oder meinetwegen auch Ärger zu empfinden.
Ich wüsste nun nicht warum man sich freuen sollte, weil das erwachsene Kind die selben Lebensmittel kauft. Ich meine, wenn man etwas aus Überzeugung kauft, weil beispielsweise die Herstellungsbedingungen super sind, dann kann ich schon verstehen, wenn man sich ein bisschen freut, aber letztendlich darf doch das Kind selber entscheiden was es kauft oder nicht. Mir ist es total egal, was mein Sohn später kauft. Wenn es ihm schmeckt bin ich zufrieden.
Vielleicht hat sie ja Anteile an der Firma, die die "billigste Butter im Supermarkt" herstellt? Anders kann ich mir diesen Gefühlsausbruch nämlich auch nicht erklären. Auch noch mit Knutschen und Knuddeln? So begeisterungsfähig bin ich in Bezug auf Konsumgüter wahrhaft nicht, und ich kenne auch niemanden, der derart neugierig und distanzlos ist, dass er in den Kühlschrank schauen möchte, wenn er irgendwo zu Gast ist.
Ich meine, was kommt denn als Nächstes? Die oberste Nachttisch-Schublade? "Oh wie toll, ihr verwendet den gleichen Mega-Brummer mit mehrstufiger Regulation und Fernbedienung wie dein Vater und ich! Lasst euch knutschen und knuddeln, Sohnemann und Gespielin! Ich bin so stolz, dass ihr so einen guten Geschmack habt! "
Wenn ich ganz böse wäre, würde ich hier unbekannterweise die Ferndiagnose stellen, dass die arme Frau ihr Leben lang keinen Handschlag außerhalb von Hausarbeit und Kinderaufzucht getan hat und sich ihr armseliges, eingeschränktes Weltbild aus diesem Grund tatsächlich nur um Fragen wie Sonderangebote im Supermarkt, die Qualität von Feinwaschmittel und zum Teppich passende Scheibengardinen dreht. Dann kann es schon sein, dass einem die Wahl der Butter tatsächlich etwas bedeutet, wenn man sein Lebtag nichts Sinnvolleres und Selbstbestimmteres getan hat, als Konsumgüter auszuwählen.
Ich kann dieses Verhalten auch gar nicht verstehen und auch nicht nachvollziehen, wie man auf so etwas stolz sein kann. Viele Leute kaufen doch die gleichen Produkte im Supermarkt, ansonsten könnten die entsprechenden Marken ihre Produkte ja auch nicht halten, wenn sich das nicht rentieren würde. Man ist ja nicht eine eine der wenigen Personen, die ein bestimmtes Produkt kauft, sondern entsprechende Produkte werden ja von Tausenden Menschen täglich gekauft.
So ein großer Zufall ist das also nicht, ich habe schon bei vielen meiner Freunde die gleichen Produkte gesehen, die ich auch regelmäßig kaufe oder auch schon einmal da hatte. Vielleicht erwähne ich das dann, dass ich das auch gerne kaufe, allerdings muss das nicht sein. Es ist ja eben nichts Besonderes.
Meiner Mutter ist es egal, welche Sachen ich kaufe und sie ist da auch nicht stolz, wenn ich zu bestimmten Produkten greife. Das fände ich auch reichlich merkwürdig und ich würde das auch nicht verstehen können. Ich bin ja auch nicht stolz drauf, wenn meine Mutter die gleichen Sachen kauft, die ich regelmäßig kaufe.
Gerbera hat geschrieben:Dann kann es schon sein, dass einem die Wahl der Butter tatsächlich etwas bedeutet, wenn man sein Lebtag nichts Sinnvolleres und Selbstbestimmteres getan hat, als Konsumgüter auszuwählen.
Den Verdacht zu haben finde ich persönlich gar nicht so abwegig. Wobei hier aber eine ganze Reihe von Faktoren nicht bedacht werden (aus Sicht der Mutter, nicht in Bezug auf dich Gerbera). So vergisst die Mutter ja auch, dass der Partner oder die Partnerin des Kindes dabei ja auch eine Rolle spielt. Wenn man also immer die "billigste Butter im Supermarkt" kauft genauso wie Mama, aber Schatzilein findet diese Butter total unlecker, warum sollte man sie dann weiterhin kaufen?
Mir scheint es so, als würde die Mutter ihren Selbstwert von ihrer "Leistung" in der Kindererziehung abhängig machen und den misst sie kurioserweise ausgerechnet daran, wie viele Produkte derselben Marke der Spross der Mutter nachkauft. Das finde ich total armselig ehrlich gesagt. Denn der Geschmack oder die Qualität der Produkte kann sich auch verändern, Produkte werden vom Markt genommen, der Partner spielt bei der Kaufentscheidung ein Stück weit auch eine Rolle. Wie kann man da eine Kausalkette ableiten und das auf sich beziehen, wenn bestimmte Produkte gekauft werden?
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