"Stille Stunde" im Supermarkt - Vor- und Nachteile?

vom 04.08.2023, 20:07 Uhr

Ich habe kürzlich einen interessanten Artikel gelesen, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Ein hessischer Supermarkt führt demnach eine "Stille Stunde" ein, in der es für eine gewisse Zeit ruhig und entspannt im Markt zugehen soll. Während dieser Zeit wird das Piepen der Kassen leiser gedreht und das Licht gedimmt. Zudem verzichtet der Supermarkt auf das Verräumen von Waren. Angekündigt wird diese stille Zeit durch einen Lautsprecher.

Das Projekt hat das Ziel, autistischen Menschen und Personen mit psychischen Erkrankungen den Einkauf zu erleichtern. Es soll ihnen eine ruhige und stressfreie Umgebung bieten, in der sie ohne Reizüberflutung einkaufen können.

Ich finde die Idee grundsätzlich sehr einfühlsam und unterstützenswert, denn sie zeigt eine Sensibilität für die Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen. Es ist schön zu sehen, dass ein Supermarkt sich so für seine Kunden einsetzt.

Aber ich frage mich auch, welche Vor- und Nachteile eine solche "Stille Stunde" mit sich bringt und ob sie so einfach umsetzbar ist. Es gibt sicherlich einige Fragen zu klären: Wie reagieren andere Kunden auf diese besondere Stunde? Könnte es zu Unverständnis oder sogar Unmut kommen? Ist das Konzept auch wirtschaftlich tragbar für den Supermarkt?

Zudem stellt sich die Frage, wie die "Stille Stunde" konkret kommuniziert wird. Wird es an jedem Tag zur selben Zeit sein, oder wechselt es? Werden die Kunden darüber ausreichend informiert, damit sie die Stunde nutzen können, wenn sie es möchten? Wie wird mit "Unruhestiftern" in dieser Zeit umgegangen?

Was haltet ihr von der Idee einer "Stillen Stunde" im Supermarkt? Welche Vor- und Nachteile seht ihr in der Umsetzung? Glaubt ihr, dass sich solch ein Konzept durchsetzen kann und auch von anderen Supermärkten übernommen wird?

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde so etwas haben wir hier schon lange nötig. Es gibt einfach Menschengruppen für die das Einkaufen mit der Reizüberflutung im Supermarkt kaum möglich ist und die dann Alternativen nutzen müssen oder danach fertig sind, Anfälle bekommen oder wie auch immer darunter leiden. Ich habe vollsten Verständnis für eine Stille Stunde und würde mich freuen, wenn sich das durchsetzt.

Ich sehe da eigentlich keine Nachteile, da man ja auch als normaler Mensch zu dieser Zeit einkaufen kann, man hat eben nur andere Bedingungen. Selbst ich, die keine Probleme in der Richtung hat, würde sich über weniger Beschallung sehr freuen. Mich nervt es ehrlich gesagt auch, wenn da ständig irgendein Gedudel oder Werbung durch den Supermarkt schallend zu hören ist.

Gerade was das Verständnis für solche Einschränkungen angeht, hängen wir gefühlt noch sehr hinterher. Beispielsweise wäre es ja auch vollkommen okay, wenn man abends eine Stunde länger auflässt und das dann zur Stillen Stunde erklärt, da würde auch das Personal abends mehr Ruhe haben. Man denkt oft nicht an Betroffene und diese haben im Alltag wirklich zu kämpfen, man könnte es ihnen leichter machen, mit solchen eigentlich kleinen Gesten. Man kann sich nicht als sozial hinstellen als Land, wenn man dann solche Dinge nicht fördert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


"Nachteile" kann man sich immer aus dem Allerwertesten ziehen und zurechtkonstruieren. Es ist schließlich nicht völlig ausgeschlossen, dass sämtliche Familien im Umkreis exakt während der "Stillen Stunde" in den Supermarkt einfallen müssen und sich benachteiligt fühlen, wenn es heißt: Bitte zwischen 14 und 15 Uhr nicht kreischend durch die Gänge rennen und Warenständer umschubsen, diese Zeit ist für die sensibleren Zeitgenossen reserviert. Aber da braucht man schon eine Menge fehlgeleitete Fantasie.

Generell halte ich es für eine gute Idee, Supermärkte möglichst barrierefrei und allgemein zugänglich zu machen. Schließlich sind sie für den Alltag der meisten Leute unverzichtbar und haben auch eine soziale Komponente. Nicht umsonst wurden auch schon "Plauderkassen" eingeführt, wo man sich beim Einkauf nicht hetzen muss und auch noch ein bisschen zwischenmenschliches Miteinander mitbekommt.

Und die Zahl derer, die aus unterschiedlichen Gründen mit Reizüberflutung zu kämpfen hat, ist bekanntlich auch nicht gerade am Sinken. Da müssen die Leute, die nur dann glücklich einkaufen können, wenn das Neonlicht maximal grell ist und summt, aus allen Lautsprechern Radau tönt und die Registrierkassen markerschütternde Geräusche machen, eben die anderen elf Stunden nutzen, zu denen so ein Laden täglich geöffnet hat.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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