Sternenkinderfelder auf Friedhöfen viel zu selten?

vom 02.02.2017, 23:45 Uhr

In meiner alten Heimat gibt es ein Feld auf dem Friedhof, wo nur Sternenkinder beerdigt werden. Diese Kinder, die still geboren wurden oder Fehlgeburten unter 500 Gramm waren, werden normalerweise nicht beerdigt. Dort aber ist ein Feld, wo die Eltern von ihren Sternenkindern Abschied nehmen und dies auch noch kostenlos.

Die Kinder werden dort von einem Bestattungsunternehmen beerdigt. Es ist ein großes Feld ohne Namen oder einzelne Gedenksteine. Die Kinder kommen sofort zu diesem Bestattungsinstitut, die das dann in die Wege leiten, wenn ich das richtig verstanden habe.

Hier, wo ich jetzt wohne gibt es sowas nicht und die Sternenkinder dürfen auch nicht beerdigt werden. Sie werden praktisch "entsorgt" und das finde ich schon grausam für die Eltern.

Findet ihr, dass es mehr Sternenkinderfelder geben sollte? Habt ihr schon von einem Sternenkind Abschied nehmen müssen? Durftet ihr es beerdigen lassen oder was wurde mit dem Sternenkind gemacht? Wie seid ihr damit klar gekommen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde, dass man das an den Bedarf anpassen sollte und für diesen Zweck würde ich die Statistik zur Rate ziehen, sollte es darüber statistische Zahlen geben. Warum sollte man so einen Sternenkinderfeld auf Friedhöfen einführen, wenn es gar keinen Bedarf gibt? Das wäre doch nur unnötig verschwendeter Platz, der anderweitig viel besser benötigt und eingesetzt werden könnte.

Daher würde ich das von der Bevölkerungsdichte und speziell vom Anzahl der Frauen im Gebärfähigen Alter abhängig machen und wie viele Sternenkinder darauf basierend überhaupt durchschnittlich zur Welt kommen. Dann stellt sich ja auch die Frage, wie viele davon überhaupt das Sternenkind begraben lassen wollen würden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


@Täubchen: Ich finde, dass es ja kein großes Feld sein muss, aber ein Ort für Eltern, dass sie um ihr Kind trauern können, auch wenn es eben weniger als 500 Gramm gewogen hat und schon tot auf die Welt kam hat doch nichts mit Statistik zu tun und mit der Bevölkerungsdichte.

Die Dunkelziffern für Totgeburten und stille Geburten, Fehlgeburten sind so hoch, dass man das gar nicht an einer Statistik ausmachen kann. Ein Kind, welches beispielsweise in der 20. Woche tot auf die Welt kommt, weil es im Bauch schon abgestorben ist, bekommt weder eine Geburtsurkunde noch eine Sterbeurkunde. es ist so, als wenn es nie da gewesen ist und ist deswegen auch in keiner Statistik aufgeführt.

Warum sollte man nicht auf jedem Friedhof ein Feld machen, wo man solche Sternenkinder begraben kann, wenn die Eltern es wünschen und ein Ort der Trauer brauchen? Es braucht ja bei wenig Bedarf, was ja auch zu Wünschen ist, kein großes Feld sein. Aber eben ein Zeichen, dass ein Kind, welches schon wie ein Mensch aussieht und geboren wird auch was Wert ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde die Idee richtig schön. Meine Tante hatte leider auch einige Fehlgeburten und hat keinen Ort, zu dem sie gehen kann und kommt so auch sichtlich schwerer damit klar, sie braucht das einfach. Ich denke, dass auch ein Baby unter 500 Gramm geliebt wurde und daher auch ein Recht auf eine Möglichkeit zur Beerdigung finden sollte. Wobei ich es sehr schön finde, dass das kostenlos stattfindet und man nicht unzählige Namen auf einer Tafel findet.

Ob es das auch bei uns gibt weiß ich nicht, wobei man das ja auch erst weiß, wenn jemand betroffen ist oder man gezielt darauf achtet. Ich bin nicht so gerne auf Friedhöfen und in der Stadt in der wir leben, waren wir auch noch nie auf dem Friedhof, weil dort auch niemand liegt, den wir so besuchen könnten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:@Täubchen: Ich finde, dass es ja kein großes Feld sein muss, aber ein Ort für Eltern, dass sie um ihr Kind trauern können, auch wenn es eben weniger als 500 Gramm gewogen hat und schon tot auf die Welt kam hat doch nichts mit Statistik zu tun und mit der Bevölkerungsdichte.

Ich finde schon, dass das was mit Statistik und Bevölkerungsdichte zu tun hat, wenn man verlangt und auch erwartet, dass der Staat oder von mir aus die Kirche so ein Feld einrichten für Sternenkinder. Warum müssen immer andere dafür Sorge tragen, wenn man selbst sein Sternenkind beerdigen möchte, weil es einem wichtig ist? Wenn andere diese Felder einrichten müssen, dann finde ich schon, dass man das von Zahlen und Fakten abhängig machen sollte.

So würde ein Sternenkinderfeld auf einem Friedhof in Berlin wegen den Millionen Einwohnern mehr Sinn ergeben als in Hintertupfingen wo vielleicht maximal 100 Frauen im gebährfähigen Alter leben. Bei mir in der Großstadt gibt es auch zig Friedhöfe, aber soweit ich weiß nur einen mit einem Sternenkinderfeld. Das reicht doch auch aus finde ich.

Abgesehen davon wohnst du doch in NRW oder nicht? Seit 2003 ist im Bestattungsgesetz NRW festgeschrieben, dass man Abtreibungen, Fehl- und Totgeburten bestatten kann. Sternenkinder dürfen von ihren Eltern sogar individuell begraben werden, beispielsweise in einem privaten Familiengrab. Das kann man sowohl in Hintertupfingen als auch in der Großstadt machen, dazu bedarf es kein extra Sternenkinderfeld. Wenn man selbst möchte, dass das Sternenkind begraben wird, dann kann man das auch ohne Sternenkinderfeld durchsetzen.

Wenn die Klinik das leblose Kind nicht übergeben will, würde ich einen Anwalt einschalten und würde das dann eben so durchboxen, wenn die sich querstellen. Ich verstehe nicht, warum man erwartet, dass andere sich schon kümmern werden und dann noch die Kosten und den Aufwand tragen werden, wenn es einem selbst wichtig ist, das Kind zu begraben wegen der Trauerbewältigung.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich sehe das ähnlich wie Diamante und bin der Auffassung, dass es so etwas überall geben sollte. Die Größe dieses Feldes sollte sicherlich tatsächlich an den Bedarf angepasst sein, aber warum soll es für mich, nur weil ich auf dem Kuhkaff lebe, keine Möglichkeit geben mein Kind zu bestatten? Das sehe ich nun wirklich nicht ein!

Für die Krankenhäuser und die Rechtssprechung vielerorts ist so eine kleine Totgeburt nur Krankenhausabfall, aber für die betroffenen Eltern ist es ihr Baby, das gestorben ist. Da ist es vollkommen egal,wie groß oder reif das Ungeborene zum Zeitpunkt des Todes war, man möchte sein Kind beerdigen und anständig Abschied nehmen.

Schön, dass es inzwischen die Möglichkeit gibt, seine Sternenkinder auch im Familiengrab beizusetzen. Eine meiner Freundinnen hatte vor einigen Jahren gleich zwei Totgeburten und durfte sie beide nicht bestatten, weil die Schwangerschaft jeweils nicht weit genug fortgeschritten war. Für die beiden liegen kleine Gedenksteine auf dem Grab ihrer Eltern. Aber die Vorstellung, dass ihre Babys als Müll entsorgt worden sind, hat sie zusätzlich belastet. Gut, dass das mittlerweile auch anders geht!

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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