Sterilisieren lassen, damit Frau nicht leiden muss?

vom 19.10.2015, 20:11 Uhr

Neulich habe ich mich mit einer Bekannten über Sterilisation unterhalten. Diese hat sich vor einigen Jahren in Holland sterilisieren lassen, da es hier in Deutschland schwierig ist. Sie meinte dann auch, dass ihr Mann sich vor Jahren hat sterilisieren lassen, was ich bisher nicht wusste.

Der Grund war, dass die Schwester des Mannes an einer Abtreibung gestorben ist. Diese ist zwar fachgerecht durchgeführt worden, es kam aber zu Komplikationen und die Schwester ist an den Folgen verstorben. Der Mann fand das grausam und hat sich für eine Sterilisation entschieden, damit keine Frau sowas wegen ihm durchleben muss. Ein Kinderwunsch bestand aber nicht.

Kennt ihr auch Männer, die sich mit dieser Argumentation sterilisieren lassen? Ich finde das eigentlich schon sehr gut, wenn ein Mann das machen lässt. Wenn er sich sicher ist, dass er keine Kinder möchte, ist das eine gute Wahl. So muss die Frau sich auch nicht mit der Pille oder so herumquälen. Wie seht ihr das? Könnt ihr die Argumentation nachvollziehen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nun man kann es von verschiedenen Seiten aus sehen. Man hat zusammen Spaß, warum sollten nicht beide Seiten verhüten? Die Pille ist ja nicht das einzigste Mittel und eine Sterilisation auch nicht. Es gibt ja Kondome für den Mann, oder Einsätze für die Frau.

Eine Sterilisation ist wie die Eierstock oder Gebärmutterentfernung ein gefährlicher Eingriff, ein Mann kann dann evtl. nie wieder Kinder kriegen und die Frau auch nicht. Eigentlich müsste die Frage heißen: Wenn ein Mann sich sterilisieren lassen würde, wäre es dann nicht normal, dass sich die Frau die Eierstöcke oder Gebärmutter entfernen lässt? Das wäre eine fairere Gegenüberstellung da es sich um jeweils einen Eingriff handelt mit dem selben Ziel nur an unterschiedliche Geschlechtern.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was ist denn das für ein Vergleich? Wenn ein Mann sich außerhalb der Bauchhöhle mit einem winzigen Schnitt die Samenleiter durchtrennen lässt, dann ist das nur vergleichbar, wenn eine Frau nicht nur eine OP innerhalb der Bauchhöhle durchführen lässt. Sie soll sich auch noch die hormonbildenden Keimdrüsen entfernen lassen und die Gebärmutter und damit die Stabilität des Beckenbodens verlieren?

Fair wäre diese Gegenüberstellung wohl dann, wenn der Mann seine Hoden verlieren würde. Aber das Kappen der Samenleiter ist mit den Kappen der Eileiter vergleichbar. Warum sollte man eine Frau komplett ausräumen? Wobei der Vergleich immer noch hinkt. Die Frau hat den größeren Eingriff und das unzuverlässige Ergebnis.

Wo jetzt das Problem liegt, dass Mann oder Frau nach einer Sterilisation keine Kinder mehr bekommen kann, erschließt sich mir nicht. Das ist schließlich das Ziel dieser Operation. Wer das machen lässt, möchte definitiv keinen Nachwuchs.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde hier sollte man unterscheiden. Eine Sterilisation als Verhütungsmethode ist an sich nichts schlechtes. Aber was ist das für ein Argument, dass die Partnerin sonst zur Abtreibung gezwungen wäre? Ist die etwa zu faul zum Verhüten oder was? Das klingt für mich eher so, als wäre als Alternative sonst die "Abtreibung" der Standard was die Verhinderung einer Schwangerschaft angeht und das finde ich schon ziemlich bedenklich.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Diese Männer gab es schon immer, sie haben genug Eier in der Hose, um Sex zu haben. Aber es reicht nicht aus, um ihrer Partnerin zu sagen, dass sie auf gar keinen Fall, also wirklich niemals Kinder wollen und deshalb unveränderliche Tatsachen geschaffen haben.

Stattdessen setzen sie auf die Mitleidstour. Als Retter der weiblichen Gesundheit haben sie sich märtyrerhaft einem peinlichen und schmerzhaften operativen Eingriff unterzogen. Das kann man gar nicht diskutieren, da ist er ein Held und sie muss dankbar sein.

Das sind normalerweise die Typen, die zu Beginn einer Beziehung am lautesten schreien, dass Kondome völlig unnötig sind, da nichts passieren kann und sie garantiert gesund seien. Das Bestehen auf Schutz führt zur Flucht oder zu erektiler Dysfunktion. Solche kranken Geister sind gar nicht selten. Ich bin schon älter und kenne einige davon. Die Story hat sich wohl nie geändert.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde die Argumentation auch völlig daneben. Immerhin klingt das für mich eher so, als würde der Mann fast schon damit rechnen, dass die Frau irgendwann schwanger sein könnte und dann abtreiben müsste, da sie keine Kinder haben wollen. Für mich hört sich das wirklich so an, als würden die beiden ziemlich nachlässig mit der Verhütung umgehen, so dass es für sie ziemlich wahrscheinlich wäre, dass die Frau schwanger wird und dass dann zwangsläufig eine Abtreibung gemacht werden muss.

Wenn man ordentlich verhütet, dann rechnet man doch nicht damit, irgendwann trotz Verhütung schwanger zu werden. Man ist sich schon bewusst, dass das passieren kann, aber man trifft doch nicht schon vorher Maßnahmen gegen eine eventuelle Schwangerschaft, da das doch extrem unwahrscheinlich ist. Die Chance, schwanger zu werden, wenn man richtig verhütet, ist doch total gering und wenn man dennoch schon fast damit rechnet und schon Maßnahmen dagegen trifft, dann muss man doch total mit der Verhütung schlampern. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Wenn man wirklich unter gar keinen Umständen ein Kind haben will, dann müssen eben beide verhüten. Dann ist die Chance, schwanger zu werden, doch gar nicht gegeben. Aber lieber lässt sich der Mann einer Operation unterziehen, anstatt daran zu denken, dass man ordentlich verhüten kann? Ich verstehe das wirklich nicht.

Ich halte das Ganze jedenfalls für völlig blödsinnig und kann diese ganze Sichtweise nicht verstehen. Ich fände es ja noch in Ordnung, wenn beide sagen würden, dass sich der Mann sterilisieren lässt, damit sich die Verhütung erübrigt, wobei die Argumentation, dass die Frau bei einer eventuellen Schwangerschaft dann nicht leiden muss, total blödsinnig finde, wobei mich solche blöden Argumentationen ja fast schon wütend machen, wie ich ehrlich gestehen muss.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wobei ich mich sowieso frage, welches Recht hat ein Mann, darüber zu entscheiden, ob eine Frau eine Schwangerschaft "erleiden" möchte oder nicht. Was bildet sich so ein Mann eigentlich ein, wenn er diese Argumentation tatsächlich ernst meint?

Wie ich oben bereits bemerkt habe, meinen es diese Männer normalerweise nicht so. Sie sind nur zu feige zuzugeben, dass sie keine Kinder wollen. Und natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn man so eine Entscheidung als Paar trifft, oder der Mann für sich so entscheidet und dazu steht.

Aber wie anmaßend ist es von einem anderen Menschen, über den eventuellen Kinderwunsch einer Frau zu entscheiden, die er noch nicht einmal kennen gelernt hat? Weil er ein Mann ist, weiß er was richtig für die Frauen ist? Dass sich jemand mit einem so miesen Charakter nicht mehr fortpflanzen kann, das ist ein Segen für die Menschheit.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wow, ganz schön harte Worte hier. Der Mann hat seine Schwester durch einen Routineeingriff verloren. Ich verstehe nicht ganz, wie man da zu dem Schluss kommen kann, dass er so ein Arschloch ist, wie er hier dargestellt wird.

Was ich da lese, ist ein Mann, der Angst hat, dass es trotz Verhütung mal zu einer Schwangerschaft kommen könnte. Und zwar nicht nur bei seiner Partnerin, mit der er lange darüber geredet hat, sondern auch mal bei einem One-Night-Stand. Ausschließen kann man das nie. Keine Verhütungsmethode ist zu 100% sicher. Und wenn er nicht will, dass sich irgendeine Frau, die von ihm schwanger ist, für eine Abtreibung entscheidet und daran sterben könnte, ist die Sterilisation die beste Wahl.

Und wenn er keinen Kinderwunsch hat, finde ich das auch vollkommen legitim, sich sterilisieren zu lassen. Wenn man währenddessen gerade in einer Partnerschaft ist, sollte man auf jeden Fall darüber reden. Aber auch Single-Männer können sich doch dafür entscheiden, ohne darauf zu warten die Frau kennenzulernen, mit der sie bis an ihr Lebensende zusammen sein werden.

Ja, damit setzt er sich doch über den Kinderwunsch irgendwelcher zukünftigen Partnerinnen hinweg, die er noch nicht mal kennengelernt hat. Aber das spielt doch keine Rolle. Egal, ob er noch zeugungsfähig wäre oder nicht, es besteht kein Kinderwunsch. Wenn sie nicht damit leben kann, muss sie sich einen anderen Mann suchen. Dann sind sie einfach inkompatibel, aber das hat mit der Sterilisation nichts zu tun.

Also ich sehe hier vor allem einen trauernden Bruder, der aufgrund des Verlustes seiner Schwester eine Entscheidung getroffen hat. Aber auch ohne diesen Vorfall kann sich ein Mann doch gegen Kinder und für eine Sterilisation entscheiden. Wir wissen alle nicht, ob er trotzdem bei One-Night-Stands Kondome verwendet, um sexuell übertragbare Krankheiten zu vermeiden. Das eine schließt das andere nicht aus.

Sicherlich gibt es auch Männer, für die eine Sterilisation einfach ein Freifahrtschein ist. Finde ich auch nicht toll. Aber zum Geschlechtsverkehr gehören zwei. Wenn der Frau das nicht reicht, muss sie Kondome verlangen oder es bleiben lassen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Er hat nicht verloren, weil er sich hat sterilisieren lassen. Das ist eine persönliche Entscheidung, die jeder treffen darf. Aber er hat nicht den Mut, dazu zu stehen, dass er keine Kinder zeugen möchte. Und genau da liegt der Haken.

Kein Mann muss Vater werden, wenn er das nicht möchte. Nur sollte er nicht so lächerlich sein und das als die Rettung der Frauenwelt verkaufen. Komischerweise argumentieren nicht wenige Männer mit dem Leid der Frau als Grund. Das ist feige.

Wer keine Kinder möchte, der hat alles Recht der Welt, das umzusetzen. Aber dann soll er auch dazu stehen, statt die Mitleidsmasche zu fahren. Die dient nämlich dazu, Frauen mit Kinderwunsch an sich zu binden. Das ist ein perfides Spiel.

Denn wenn klar ist, dieser Mann möchte keine Kinder, Punkt. Dann fällt es Frauen mit Kinderwunsch deutlich leichter, ihre Wünsche zu bedenken und sich nötigenfalls nach einem Partner mit ähnlichen Zukunftsvorstellungen zu suchen.

Wenn so ein Mann auf traumatisiert und nur im Sinne der Frauenwelt handelnd macht, dann werden die eigenen Wünsche schnell zurückgestellt. Das ist der Partnerin gegenüber absolut nicht fair. Einen großen Wattebausch voller Mitleid um die eigene Entscheidung zu packen, das ist hinterhältig.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Nur sollte er nicht so lächerlich sein und das als die Rettung der Frauenwelt verkaufen. Komischerweise argumentieren nicht wenige Männer mit dem Leid der Frau als Grund. Das ist feige.... Wenn so ein Mann auf traumatisiert und nur im Sinne der Frauenwelt handelnd macht, dann werden die eigenen Wünsche schnell zurückgestellt.

Auch das lese ich nicht aus dem Eröffnungsthread heraus. Da wird gar nicht beschrieben, ob er jeder Partnerin gleich von seiner Schwester erzählt.

Und mit welchen Argumenten außer der toten Schwester oder einer toten Ex-Freundin könnte man belegen wollen, dass man sich nur für die Frauen sterilisieren hat lassen? Wie viele Frauen sterben denn bei Abtreibungen? Also mir ist noch kein Mann untergekommen, der das behauptet hat. Und ohne eine Erfahrung in der Art, klingt das schon sehr märtyrerhaft und das würde ich lächerlich finden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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