Steht in Liebesbriefen nur selten die Wahrheit?
Liebesbriefe sind ja in der Regel sehr romantisch geschrieben und triefen geradezu inhaltlich von der Gefühlswelt gegenüber einer Person. Ich habe vor kurzem dazu eine sehr interessante These gelesen. So wurde die These aufgestellt, dass so ein Liebesbrief möglicherweise nur aus taktischen Gründen geschrieben würde, um die geliebte Person von den eigenen Gefühlen zu überzeugen - oder man überzeugt sich selbst davon, wenn man Zweifel hat. Mit echten Gefühlen hätte dies aber nicht viel zu tun, da es eben taktisch sei.
Was haltet ihr von dieser These? Nehmt ihr einen Liebesbrief immer für bare Münze? Oder hinterfragt ihr die Inhalte schon kritisch? Wie reagiert ihr auf so einen Liebesbrief und wie bewertet ihr den Inhalt in der Regel? Welche Kriterien sind euch dabei besonders wichtig?
Für mich Liebesbriefe keine taktische Möglichkeit der Frau die ich Liebe, von mir zu überzeugen. Das muss ich auch gar nicht mehr. Sie weiß wie sehr ich sie liebe oder hat zumindest einen sehr guten Eindruck davon. Für mich sind die Briefe, auch wenn sie mittlerweile eher elektronisch sind, eher eine andere Art meine Gefühle auszudrücken.
Ich kann beim schreiben meine Gefühle noch einmal ganz anders zum Ausdruck bringen, als dass es in einem Gespräch möglich wäre. Nicht dass ich nicht in der Lage wäre, das zu sagen was ich in einem Brief schreibe, das tue ich durchaus auch mit denselben Worten. Aber es ist nun mal dann eine Konversation die von beiden Seiten geführt wird und es gehen nun mal meist gewisse Dinge unter die man sagen will in einem Gespräch.
Da wir uns in unserer Partnerschaft wirklich alles sagen können, muss ich auch in den Briefen auch kein Blatt vor den Mund nehmen, dadurch kann ich immer frei raus schreiben. Das ist auch dann der Vorteil beim Schreiben. Da ich mich beim Schreiben meinen Gefühlen hingeben kann, kann ich auch nichts vergessen. Es ist auch dann keine Taktik dahinter, sondern einfach eine Möglichkeit, meine Gefühle frei niederschreiben zu können. Es ist eher eine Möglichkeit mich mitzuteilen und für meine Partnerin ist es ein zusätzlicher zum Teil tieferer Einblick in meine Gefühle.
Ich nutze diese Briefe aber nicht in den guten Zeiten, sondern auch in den Zeiten, wo mal nicht alles ok ist und es Probleme gibt, die besprochen werden müssen. Das kann man dann vielleicht nicht unbedingt mehr als Liebesbriefe ansehen, aber wir sehen das als eine Möglichkeit, unsere Gefühle wirklich ungefiltert preis zu geben. Von daher hat es dann am Ende doch immer wieder den Charakter eines Liebesbriefes, da wir auch dort immer wieder unsere Gefühle noch mal miteinander Teilen.
Das tun wir, obwohl wir ganz offen über unsere Gefühle reden können und tun, es ist nur einfach nochmal ein zusätzliche Lösung für uns, um unsere Gefühle miteinander zu Teilen. Und wer liest nicht gerne solche Briefe von seinem Partner oder seiner Partnerin.
Wer schreibt denn heutzutage noch Liebesbriefe? Ich habe noch keinen bekommen, und meine Mitmenschen scheinen zumindest sehr diskret damit umzugehen, wenn sie diese Art der Korrespondenz pflegen. Und ehrlich gesagt ist das Letzte, was ich bekommen möchte, ein Liebesbrief, der auf der objektiven, nachprüfbaren "Wahrheit" basiert.
Was sollte da denn schon drinstehen? "Ich finde die Form deines Gesäßes sexuell anziehend"? Oder "Du wirkst weniger anstrengend als mein Ex und verdienst auch besser."? Wenn man die ganzen Hormone und das Gesülze abzieht, bleibt von der ganzen Verliebtheit nicht mehr viel übrig, mit dem man arbeiten kann, und ich fände das auch schade.
Ich selber kann nicht beurteilen, warum Liebesbriefe geschrieben werden, aber ich sehe auch nichts Schlimmes daran, wenn sie einen Zweck verfolgen sollen, sprich die Angebetete von sich einzunehmen oder ähnliches. Weshalb sollte man sich sonst überhaupt die Mühe machen? Um das Ego des/der Angebeteten zu pushen?
@Gerbera: Es tut mir Leid für Dich, dass Du diese Erfahrungen leider nie machen durftest. Es hat schon fast etwas trauriges oder frustriertes, wenn man das so liest was Du schreibst. Auch wenn Du es vielleicht nicht glauben magst, aber es gibt Menschen, die freuen sich darüber, wenn sie solche Briefe un denen man über seine Gefühle schreibt, bekommen. Meine Partnerin haben uns in der Anfangszeit unheimlich viel geschrieben und das obwohl wir uns fast täglich gesehen haben. Man kann eben gewisse Sachen manchmal besser und einfacher aufschreiben, als sie dem Gegenüber zu sagen. Für Manche sind es auch dann für später, schöner Erinnerungen die man immer wieder hervorholen kann.
Natürlich kann man das alles runter brechen auf irgendwelche Äußerlichkeiten über die man sich auslassen möchte. Es mag sich auch für Dich so anhören, als würde man nur versuchen, dem anderen Honig ums Maul zu schmieren, aber das muss ja nicht immer der Fall sein. Ich mag es zum sehr meine Partnerin zu sagen, dass sie mir gefällt, dass sie wunderschön ist und dass ich sie über alles liebe. Was soll also daran falsch oder verlogen sein, wenn man das in einem Brief tut.
Es gibt auch noch genug Menschen die eine einfache Brieffreundschaft pflegen. Ich finde das alles, allemal persönlicher als irgendeine dämliche Sprachnachricht über irgendeinen Dienst zu verschicken. Mag sein dass es schneller geht, aber auch irgendwie unpersönlich. Man steckt ja auch Zeit und Mühe in diesen Brief und ich denke, dass es noch mehr als genug Menschen gibt, die das als etwas sehr schönes empfinden.
Ich finde ein echter Liebesbrief sollte nicht taktisch sein und ich habe auch noch keinen aus einer gewissen Taktik heraus geschrieben. Manchmal ist es einfach schön so etwas zu lesen und dessen bin ich mir bewusst und daher schreibe ich das immer mal wieder, wenn ich es schreiben möchte und nicht, weil ich gerade ein schlechtes Gefühl in meiner Beziehung habe, sondern ganz im Gegenteil. Ich möchte damit meistens einfach Danke sagen, für eine tolle Zeit, die man gerade hat oder für Hilfe, die man bekommen hat. Nun könnte man dem auch Berechnung zusprechen, aber so ist es nicht, ich schreibe das nur, wenn ich es auch wirklich so empfinde.
Allerdings ist es ja schon so, dass man nun nicht alles detailliert aufschreibt, was man sich so denkt. Das liegt sicherlich an der Formulierung an sich, aber auch an dem Aspekt, dass es gesellschaftlich nicht verstanden werden würde und nicht der Norm entspricht. Ein einfaches Beispiel wäre es, wenn man davon schreiben würde, dass man den Geruch des anderen Menschen mag oder das man bestimmte Körperstellen sexuell anziehend findet, das gehört für mich eher nicht in einen Liebesbrief, aber das empfindet man ja so, also würde es auch nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen dies wegzulassen.
Ehrlich gesagt ist es schon ewig und drei Tage her, dass ich einen solchen Brief bekommen habe. Das letzte, was in die Kategorie zählt, wären wohl eher Emails. Der Karton mit den Liebesbriefen stammt noch aus dem letzten Jahrtausend, danach hat man sich eher Briefe oder Nachrichten in elektronischer Form geschrieben.
Ansonsten finde ich die im ersten Post aufgestellte These aber etwas krude. Mag ja sein, dass es menschliche Exemplare gibt oder narzisstische bzw. soziopathische Menschen, die so etwas aus purer Taktik schreiben, die Mehrheit der Leute dürfte aber nicht dazugehören. Wobei, wenn ich so nachdenke, war einer meiner ersten Freunde auch ein passionierter Liebesbriefschreiber und ich bin mir nicht mehr so sicher, ob diese sehr schwülstigen und übertrieben emotionalen Briefe nicht auch einer gewissen Absicherung mich in Sicherheit zu wiegen dienen sollten, denn der junge Herr war alles andere als koscher.
Die Briefe anderer und auch meine eigenen waren aber eben das, was sie waren. Schriftliche Darstellungen der derzeitigen Gefühlslage oder Einschätzung mancher Probleme oder Rahmenbedingungen. So einen richtigen Liebesbrief, wo es nur darum geht, dem anderen zu gestehen, wie unfassbar toll man ihn findet, habe ich aber seit meiner Teenagerzeit nicht mehr geschrieben.
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