Stärkere Schmerzempfindlichkeit, bei zu viel Aufmerksamkeit?
Heute habe ich einen interessanten Bericht über die Forschung von Schmerzempfinden bei Kindern gesehen. Tatsächlich glaubte man früher gar nicht, dass Säuglinge Schmerzen empfinden können. Heute weiß man, dass das Schmerzempfinden von Kindern stark durch das Verhalten der Eltern geprägt sein kann.
Tut sich ein Kind beispielsweise weh, dann hängt es von der Reaktion der Eltern ab, wie es sich verhält. Schenken die Eltern wenig Beachtung und machen kein Drama daraus, empfindet das Kind es auch nicht als schlimm. Es gibt allerdings immer wieder Eltern, die ein furchtbares Theater machen, wenn es blutet. Der Sache muss direkt auf den Grund gegangen werden, wer war Schuld und ist ein Arztbesuch notwendig?
Solche Eltern bringen in der Regel auch Kinder hervor, die stark auf Schmerzen reagieren und empfindlicher sind. Gut ist das nicht unbedingt und deswegen sollte es auch vermieden werden. Wie verhaltet ihr euch, wenn sich euer Kind weh tut? Denkt ihr, dass ihr eurem Kind möglicherweise beigebracht haben könntet, sensibler auf Schmerzen zu reagieren, als unbedingt notwendig?
Genau dieses Phänomen habe ich auch schon in meinem Umfeld beobachten können. Ich habe bisher zu 99% Eltern getroffen, die bei einem Hinfallen des (Klein-)Kindes sofort reagiert haben so nach dem Motto: "Das muss doch weh tun, wie geht es dir jetzt?". Wenn das Kind erst gar keine Reaktion gezeigt hat, fing es meistens erst durch die Reaktion der Eltern an zu weinen, weil es eben lernt, dass Weinen und schmerzvolles Geschrei hier angebracht und gesellschaftlich erwünscht ist.
Bei meiner Nichte und meiner Schwägerin habe ich aber zum ersten Mal eine Ausnahme gesehen. Ich habe immer gedacht, dass das oben beschriebene Verhalten normal sei, bis ich wie gesagt meine Schwägerin bei der Kindererziehung beobachtet habe. Wenn ihr Tochter sich früher gestoßen hat oder hingefallen ist, hat sie nämlich immer ganz genau geguckt wie die Erwachsenen reagieren und weil die das meistens ignoriert haben, hat sie wie gewohnt weiter gespielt ohne irgendeine Reaktion zu zeigen.
Dabei hat sie sich teilweise genauso weh getan, wie meine Cousins als sie klein waren und die haben dann immer sofort geschrien und geweint und wollten von Mama getröstet werden. Ich finde es schon interessant, was man heutzutage alles konditionieren kann.
Natürlich schauen Kinder, wie die Eltern reagieren und auf jede Kleinigkeit muss man das sicherlich auch nicht, aber wenn mein Kind nun weinend vor mir steht, würde ich ihn nun auch nicht ignorieren, sondern es beschwichtigen und nachsehen, was war. Es ist ja durchaus auch wichtig, dass Kinder sehen, dass sie den Eltern nicht egal sind.
Meiner Meinung nach muss man da ein gesundes Mittelmaß finden und einen Blick dafür entwickeln was wann wichtig ist. Letztendlich kümmere ich mich aber lieber ein Mal zu viel, statt ein Mal zu wenig.
Mein Bruder und seine Frau, haben ihr erstes Kind, meinen Neffen auch immer sofort getröstet und haben nachgefragt und so weiter. Er hat nun auch kein größeres Schmerzempfinden. Wobei man dazu sagen muss, dass sie irgendwann erkannt haben, wann es wichtig war und auch der Kleine nicht mehr wegen jedem Kram angerannt kam von sich aus.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Schmerzempfinden der Kinder von den Eltern geprägt werden könnte. Das Verhalten der Eltern, wenn sich die Kinder weh getan haben, prägt eben die Kinder. Weshalb ihr Schmerzempfinden viel ausgeprägter ist, wie das Schmerzempfinden der Kinder, wenn sich die Eltern eben anders verhalten.
Es gibt eben viele Eltern, die eben meiner Meinung nach, überreagieren, wenn das Kind sich weh getan hat. Wenn das Kind zum Beispiel hinfällt, wird gleich hysterisch herum geschrien, das Kind vom Boden gerissen im Endeffekt, um nachzuschauen, ob das Kind sich schwer verletzt hat oder blutet oder nur einen blauen Fleck davon getragen hat. Diese Kinder reagieren sehr intensiv auf Schmerzen und sind eben sehr schmerzempfindlich. Diese Kinder heulen auch gleich los, wenn sie eben nur leicht hingefallen sind.
Und ich bin ehrlich, ich mag solch ein Verhalten nicht. Ich mag es nicht, wenn die Kinder nur leicht stolpern und ganz leicht auf ihre Hände und Knie fallen und, daraus gleich ein Drama gemacht wird. Natürlich können in den meisten Fällen die Kinder nichts für ihr Verhalten, da sie es eben so von den Eltern gelernt haben. Weshalb ich auch das Verhalten der Eltern in den Fällen nicht mag. Natürlich darf das Kind weinen und natürlich darf der Elternteil sich auch erschrecken, wenn das Kind sich wirklich doll weh getan hat, wie zum Beispiel, wenn das Kind von oben von der Rutsche fällt oder desgleichen. Aber man kann es eben auch übertreiben und solch ein Verhalten sehe ich immer öfters.
Meine Kinder weinen nicht und beschweren sich auch nicht, wenn sie hinfallen. Beispielsweise meine Söhne toben morgens auf dem Kindergartenweg, ein Sohn stolpert und fällt hin. Beide Jungs lachen, mein Sohn steht auf und rennt weiter, als, wenn nichts gewesen wäre. Wenn mein jüngster Sohn hinfällt, schaut er seine Hände an, ich mach seine Hände sauber und sage, dass nichts passiert ist und er steht dann auf und rennt weiter. Und so muss es eben auch sein. Man muss nicht aus jeder Kleinigkeit ein Drama machen und es geht meinen Kindern dabei ja nicht schlecht.
Natürlich gibt es auch diese Situationen, wo sich alle erschrecken, wenn mein Sohn von der Rutsche fällt, weil er eben wieder schneller sein wollte, als alle anderen. Natürlich erschreckt mein Sohn sich und weint und natürlich erschrecke ich mich und renn dort ganz schnell hin. Aber in so einer Situation muss man eben ruhig bleiben, man muss das Kind beruhigen und nebenbei schauen, ob es sich doll verletzt hat oder eben weint, weil es sich erschrocken hat.
Meine Jungen haben sich nun keine großen Blessuren zugezogen bei ihren spektakulären Unfällen, da hatten wir bis jetzt immer Glück. Aber dann muss man eben einen kühlen Kopf bewahren, das Kind beruhigen und kein Drama daraus machen. So beruhigt sich das Kind eben schnell wieder und möchte dann auch schnell wieder spielen gehen. Dann stört das Kind eben auch nicht, wenn es mal eine Abschürfung, einen kleinen blauen Fleck oder eine kleine Beule hat.
Ich halte das für ziemlich plausibel. Denn gerade Kleinkinder wissen ja noch nicht viel und lernen viel durch Beobachtung. Wenn sie also sehen, dass die Eltern überdramatisch reagieren als wäre man fast gestorben, nur weil man gestolpert ist, wird das Kind entsprechend konditioniert und reagiert auch so wie es von den Eltern mehr oder weniger "anerzogen" worden ist.
Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Unter anderem werden ja auch Ängste der Eltern oder das "Grausen" vor bestimmten Tieren, Gegenständen oder ähnlichem erlernt. Babys und Kleinkinder haben Angst vor nichts und niemandem, sie grausen sich auch nicht vor irgendjemandem oder irgendetwas.
Das lernen sie dann, wenn die Mutter oder der Vater eben ängstlich oder angeekelt auf eine Situation oder ein Lebewesen reagiert. Sie schauen sich das ab und haben fortan dann auch Angst oder Ekel in derselben Situation. Deshalb kann ich mir das auch sehr gut vorstellen, dass die Kinder sich dann denken: O Gott muss das schlimm sein, was mir passiert ist, ich muss weinen.
Ich kann mich selber noch daran erinnern, dass ich einmal, als ich mit meinem Cousin spielte, eine Plastikdose auf den Kopf bekam. Dann blutete ich sehr dolle, weil ich ein Loch in der Stirn hatte. Mir fiel das aber gar nicht auf. Ich tastete dann drauf und die Hand war warm. Sie war dann blutrot und ich lief in die Küche, um meiner Mutter Bescheid zu sagen.
Die schlug die Hände über dem Kopf zusammen und schrie- ab diesem Moment erschrak ich zu Tode und konnte mich vor lauter Weinen gar nicht mehr erholen. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich Angst, dass mir ganz etwas Schlimmes passiert war und ich vielleicht sogar daran sterben könnte.
Auch habe ich letzthin einen Bericht gelesen, dass man sich noch kranker fühlt, wenn der Partner einen bemitleidet. Und ich kann das selber bestätigen. Wenn ich meinem Partner erzähle, dass ich krank bin, dann betüdelt er mich und hat Mitleid mit mir. Da habe ich dann richtig das Gefühl, dass ich noch kranker bin.
Ich finde das auch verständlich und man kann das ja schon bei sich selbst beobachten. Wenn man sich mehr auf den Schmerz konzentriert, erscheint einem dieser oftmals schlimmer. Wenn ich Schmerzen habe und es irgendwie schaffe mich dann abzulenken, bemerkt man das teilweise nicht mehr so sehr.
Natürlich spielt generell die Stärke des Schmerzes eine Rolle. Bei sehr starken Zahnschmerzen oder Unterleibsschmerzen kann man das sicherlich schlecht ausblenden und sich nicht so sehr darauf konzentrieren. Bei Kleinkindern kann man ja durchaus beobachten, dass es oftmals nicht so schlimm scheint, wenn die Eltern eben trösten und sagen, dass es nicht so schlimm ist und das Kind dann wieder spielen schicken. Als wenn es in den Arm genommen wird und es dann noch heißt, wie arm es doch ist und ob ein Pflaster nötig ist usw. Ich denke, dass sich das Kind dann alleine durch diese Aufmerksamkeit schon mehr auf den Schmerz oder den Sturz konzentriert.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Hilfe beim umtopfen von Pflanzen 1338mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: felis.silvestris · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Hilfe beim umtopfen von Pflanzen
- Calla Pflanze 2152mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Schlafendes Wiesel · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Calla Pflanze
- Tipps zur Geranien Pflege 2392mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: C97 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Tipps zur Geranien Pflege