Städte ohne Bettler, Punker und Graffiti heile Welt?
In Aschgabat gab es nur weiße Gebäude, ständiges Saubermache und keinen Vandalismus. Auch gab es weder Punker, Graffiti noch Bettler. All dies war strengstens verboten und es wirkte alles brandneu, sicher aber etwas steril. Dennoch fand ich das schöner als die verschmutzten und mit Graffiti verschandelten Städte in Mitteleuropa.
Sind Städte ohne Bettler, Punker und Graffiti heile Welt? Würdet Ihr auch etwas davon abhaben wollen oder fühlt Ihr Euch in den hiesigen Großstädten wohl?
Du kannst doch nicht nur wegen der Optik einer Stadt und fehlenden Bettlern daraus schließen, dass in der Stadt eine "heile Welt" existiert. Ich würde in so einem Fall ehrlich gesagt noch einen Blick auf die Kriminalitätsstatistik werfen, den demographischen Wandel, das politische System und die medizinische Versorgung analysieren, bevor ich überhaupt ansatzweise so denken würde. Um dem Bild einer "heilen Welt" gerecht zu werden, muss man nicht nur die Optik anschauen, sondern auch hinter die Kulissen blicken meiner Ansicht nach. Das tut aber nicht jeder.
Viele Dienstleistungen sind gratis, auch die medizinische Versorgung. Für Strom zahlt man erst, wenn man eine bestimmte Kilowattstundenzahl überschritten hat. Das politische System ist natürlich ganz anders mit einem omnipräsenten Bild des Präsidenten in Großformat. Das würde mich aber nicht stören. Ich finde schmutzige Straßen, Chaoten überall und Graffitis viel schlimmer.
Was hast du gegen Punker? Oder Graffiti? Und klar wäre es schön, wenn niemand betteln müsste. Die Frage ist aber: Sind die Menschen in Turkmenistan wirklich so wohlhabend bzw. staatlich abgesichert, dass niemand betteln muss oder werden Obdachlose einfach aus der Stadt vertrieben und müssen sich dann anderorts durchschlagen?
Und wieso gibt es keine Graffitis? Vielleicht weil die Spraydosen wie viele andere Güter nicht eingeführt werden oder weil die Strafen drakonisch sind? Wer finanziert das ständige Saubermachen? Ich fühle mich generell in Großstädten nicht wohl. In einer kommunistisch geprägten Planstadt würde ich mich vermutlich auch nicht wohl fühlen.
Mir persönlich sind Punker ja lieber als im Gefängnis eingesperrte Reporter, die das "Falsche" geschrieben haben und auf ihre Folter warten, aber das ist dann wohl eine persönliche Präferenz. Was nun ausgerechnet an Punks so schlimm sein soll, kann ich sowieso nicht verstehen.
Aber wenn man auf den schönen Schein einer heilen Welt hereinfallen möchte, weil man nicht mal Lust hat, die Wikipedia vor Reiseantritt zurate zu ziehen und sich über sein Ziel etwas genauer zu informieren, dann ist das wohl so. Um ehrlich zu sein, kann ich so etwas nicht verstehen, wozu will ich denn in ein Land reisen? Um es richtig kennenzulernen oder um potemkinsche Dörfer zu bestaunen? Nur weil du die Obdachlosen nicht siehst, heißt das doch noch lange nicht, das es sie nicht gibt!
Im Land hat auch jeder Arbeit und eine Wohnung. An Wohnraum mangelt es nicht, weil vieles an Wohnungen leersteht. Dass es keine Bettler gibt, ist auch einfach zu erklären. Nachdem keine Afghanen ins Land gelassen werden und Bettelbanden keine Einladungen bekommen, hat man kein Problem mit fremdländischen Bettler wie bei uns. Auf schnorrende Punks, die auf der Straße herumhängen und sich von verliebten Passanten mit Essen vom Mäc verwöhnen lassen, kann ich gerne verzichten. Das habe ich oft so in Deutschland erlebt, aber auch schon in Österreich.
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