Stadtkinder sollen Landleben besser kennenlernen
Während der letzten Sommerferien und während der nächsten Herbstferien gibt es hier im Umkreis eine Aktion für Schulkinder, bei der vor allem Stadtkinder das Landleben besser kennenlernen sollen. Verschiedene Bauernhöfe in der Gegend bieten dazu sogenannte Schnuppertage an. Die Kinder werden morgens gebracht und abends abgeholt und können das Landleben so besser kennenlernen. Das Projekt ging in den Sommerferien jeweils über zwei Wochen und für die Herbstferien kann man seine Kinder für die ganzen Herbstferien dort anmelden.
Auf Wunsch ist es wohl auch möglich, dass die Kinder mal ein oder zwei Nächte auf dem Bauernhof übernachten können und somit dann eben voll den Bauernhofbetrieb miterleben können. Die Kosten werden vom Landkreis bezuschusst und die Eltern müssen generell nur einen kleinen Unkostenbeitrag tragen. Egal ob übernachtet wird oder nicht.
Ich halte das für eine schöne Idee, denn so können auch Stadtkinder mal Landluft schnuppern. Allerdings frage ich mich, ob da zwei Wochen wirklich ausreichend sind oder sind zwei Wochen vielleicht auch zu viel des Guten?
So etwas gibt es schon lange und nicht nur in den Sommerferien. Dort bieten das vor allem die kirchlichen Träger mit an, als Freizeitbeschäftigung und auch als Betreuung für die Kinder, deren Eltern nicht Urlaub haben und sich nicht um die Bespaßung kümmern können. Für diese Ferienbetreuung die ebenfalls in der Art stattfindet, zahlt man hier dennoch.
Ansonsten gibt es die Projekttage in jedem Kindergarten, in jeder Kita und auch in der Schule, dass da in regelmäßigen Abständen auf den Hof außerhalb der Stadt gefahren wird. Die Kinder können da Stall ausmisten, Tiere füttern und auch sauber machen. Wer ganz viel Glück hatte, hat da auch direkt einen Kita Platz bekommen und somit hat das arme Stadtkind den ganzen Tag Kontakt zu Tieren und Landleben.
Aber ist ein Hof ausschließlich Landleben? Zum Landleben gehört einiges mit dazu und auch wer auf dem Land wohnt, der hat nicht automatisch einen Hof am Start und muss da Tiere mit versorgen. Von daher finde ich das ein wenig irreführend, wenn man hier betitelt das nur Stadtkinder davon keine Ahnung haben auch genug Landkinder wissen nicht, was für Arbeiten auf einem Hof anfallen.
Ich komme vom Land und meine Großeltern hatten einen Hof, aber es gab genug andere im Kaff die nicht anders als Stadtkinder unterwegs waren und sich damit auch nie befasst haben oder befassen mussten und auch keine Ahnung hatten. Ich kann dir da auch noch ein Beispiel meiner Jugend erzählen, als eine Dame (aufgewachsen auf dem Land in der netten Villa) einer Sau eine Erdnuss in die Nase gesteckt hat, weil sie felsenfest überzeugt war, dass Schweine durch die Nase essen und keinen Mund haben. Die Dame war zu dem Zeitpunkt bereits 17 Jahre alt, nie Kontakt mit gehabt und auch nicht die hellste Leuchte. So manches Stadtkind hätte das vermutlich auch gewusst, ganz ohne auf dem Land aufgewachsen zu sein.
Ich habe von solchen Aktionen auch schon öfter mal etwas gelesen und ich finde es gut. Ich hatte in meiner Kindheit die Möglichkeit, in den Ferien meine Großeltern zu besuchen, die auf dem Land lebten und dabei habe ich auch einen nahen Bauernhof unsicher gemacht und fand das toll, auf diese Art spielerisch auch den Ablauf in einem solchen Betrieb kennenzulernen und auch die Tiere und die Felder überhaupt mal zu sehen.
Darum finde ich es toll, wenn es solche Aktionen gibt und sich daran eben auch Höfe beteiligen, die den Stadtkindern das Landleben erklären und nahebringen wollen. Wie viel Zeit benötigt wird, das kann man sicher gar nicht pauschal sagen. Manch ein Kind wird vielleicht schnell feststellen, dass das nichts ist, was es länger machen möchte, während andere Kinder vielleicht in den Ferien nur noch auf den Bauernhof möchten.
Am besten bringt man einem Kind immer noch etwas bei, indem man es zeigt und so finde ich solche Aktionen toll. Schon in meiner Kindheit war es sehr beliebt mal in den Ferien im Heu zu schlafen und dann mithelfen zu können und da gab es ähnliche Sachen auch schon. Nur einen Tag gab es da eher selten, aber warum nicht? Ich finde es gut, wenn man solche Dinge zeigt und den Kindern auch erklärt wo das Essen und die Milch herkommt.
Außerdem ist es für die Landleute auch eine zusätzliche Einnahmequelle, was ja in der aktuellen Situation sicherlich nicht schaden kann, wenn man doch so wenig für seine Erzeugnisse bekommt und die Kosten immer mehr steigen. So haben beide Seiten etwas davon, also ich finde das gut.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich vom Land komme, aber mir erschließt sich der Sinn einer solchen Veranstaltung nicht so ganz. Abseits der gängigen Klischees vom Schlafen im Heu und den glücklich auf dem Mist pickenden Hühnern ist das Landleben nämlich nicht halb so romantisch, wie es sich viele anscheinend immer noch vorstellen. Und auch wenn ich den Stadtkindern es durchaus gönne, auch mal eine Kuh aus der Nähe sehen zu können, so wird hier doch anscheinend ein arg vereinfachtes und überglorifiziertes Bild des Dorflebens vermittelt. Auch die Frage, wo die Milch und das Essen herkommen, gibt selbst auf Top-Biobauernhöfen ein eher tristes Bild, selbst wenn man mal davon absieht, dass viele Landwirte gar kein "Essen" mehr produzieren, sondern eher nachwachsende Rohstoffe für die Energiegewinnung oder für Tierfutter, wenn man sich beispielsweise Raps oder Mais ansieht.
Umgekehrt frage ich mich auch, wieso denn Landkinder nie das Stadtleben erfahren dürfen. Die Freizeitangebote sind in größeren Städten auch für Kinder erheblich attraktiver und vielschichtiger als irgendwo in der Pampa und man kann sie oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Als Landkind habe ich zwar Kühe aus der Nähe gekannt, aber eben auch schon von frühester Kindheit erfahren, wie nervig es ist, pro Tag fast zwei Stunden im Schulbus zu sitzen (hin und zurück) und zum einzigen Blockflötenunterricht im Umkreis von drei Dörfern von Mama oder Papa gekarrt zu werden. Und wenn man als Hobby lieber Malen oder Tanzen gehabt hätte, war sowieso der Ofen aus. Das sind so die Aspekte des Landlebens, die bei den Kindern von Bullerbü natürlich keine Rolle gespielt haben.
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