"Stadiondurchsagen" von Studentenbewegungen angemessen?

vom 28.03.2017, 16:30 Uhr

Bei meinem Studium im ersten Semester passierte mir vor einigen Jahren etwas in höchstem Maße bemerkenswertes. Ich saß in einer Erstsemesterveranstaltung und hörte dem Vortrag des Professors zu, als plötzlich die Türen zum Hörsaal aufgingen und eine Gruppe von bestimmt zwanzig gleichermaßen kostümierten Menschen die Bühne "stürmte" und anfing, diffuse Verkündungen zu machen. Erst war ich besorgt, dass es sich um irgendwelche gefährlichen Menschen handeln könnte.

Dann aber stellte ich fest, dass es sich um politisch links orientierte Studenten handelte, die immer auf einen Studenten zeigten, um ihn als "Nazi" zu "outen". Mein Professor war indes entsetzt ob der Geschehnisse und bat die Gruppe mehrfach, den Raum zu verlassen. Dies zeigte keine Wirkung. Schließlich wurden sogar einige der "Verkündenden" aggressiv und griffen den Professor physisch an. Dies führte zu einer Kettenreaktion, denn nun eilten diverse Kommilitonen nach vorne, um dem Professor (ebenfalls physisch) Beistand zu leisten. Um es salopp auszudrücken: Es kam zu einer regelrechten Schlägerei zwischen linken Studenten, meinen Kommilitonen und dem Professor.

Schließlich gelang es, die Unruhestifter aus dem Hörsaal zu schieben. Danach kehrte wieder Ruhe ein. Wenig später verließ der Professor jedoch die Uni: Er wurde immer wieder Abends auf dem Campus belästigt, ihm wurden die Reifen zerstochen und auch sonst war für ihn das Klima wohl eher unangenehm. Die Unruhestifter indes wurden teilweise identifiziert und erfuhren ebenfalls Repression.

Später argumentierte die linke Szene an meiner Uni, es habe sich bei diesem Vorfall schlicht um eine "Stadiondurchsage" gehandelt, die an Unis üblich sei. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass mit im späteren Verlauf meines Studiums so etwas jemals wieder passiert wäre. Niemand störte je den Verlauf einer Vorlesung. Es passierte davor nie und auch danach nicht mehr.

Es stellt sich also nun die Frage: Sind solche "Durchsagen" in Ordnung? Außer Frage steht, dass keine Gewalt im Spiel sein darf. Aber nehmen wir einmal an, es wäre nicht zu solchen Ausschreitungen gekommen: Wäre es im Sinne des Bildungssystems, solche Ansagen zu tolerieren? Meine Ansicht ist, dass dadurch nicht nur der Fluss der laufenden Veranstaltung gestört wird, sondern die Vorlesung instrumentalisiert wird, um politische Ansichten (ob man ihnen nun zustimmt oder nicht) unausweichlich zu präsentierten. Dies sollte in einer Universität keinen Platz haben. Im Vordergrund sollte die Bildung stehen.

Ist euch schon einmal etwas Vergleichbares widerfahren? Seid ihr vielleicht selbst Teil einer Gruppe die solche "Durchsagen" macht und könntet mir mal Sinn, Zweck und Ablauf dieser Sache erklären?

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe das noch nie gehört ober erlebt. Wenn so eine Veranstaltung dann auch noch in die beschriebene Richtung ausufert, dann geht das gar nicht. Ich finde es auch nicht gut, wenn eine Meute von Leuten sich auf einen Einzelnen stürmt und diesen verbal an den Pranger stellt. Wenn sich eine Studentenbewegung dagegen mit ihrer Thematik einigermaßen neutral verhält und meinetwegen politische Belange anprangert oder damit gesellschaftliche Umstände kritisiert, dann könnte ich mit so einer Durchsage im Sinne von Tür auf, rein brüllen und wieder gehen, allerdings auch leben.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke nicht das so etwas an eine Universität gehört, dass man eine Vorlesung entert und dann jemanden auf den Pranger stellt wegen seiner politischen Ansichten und dann noch anfängt sich mit der ganzen Gruppe zu schlagen. So oder so hat jeder das Recht auf seine eigene Meinung und auch da muss man sich nicht von anderen beschneiden lassen sofern es keine Straftat darstellt. Da spielt es keine Rolle ob jemand links ist, den konservativen Gang verfolgt oder eher das soziale.

Ganz abgesehen davon geht es gar nicht, dass man darum gebeten worden ist das zu unterlassen und den Raum zu verlassen und dann einfach weiter macht. Das Hausrecht hat hier ebenfalls der Professor für diesen Saal und da muss nicht jemand meinen etwas besseres zu sein und sich über alle Regeln hinwegsetzen zu können ohne eine Sanktion dafür zu bekommen. Das der Professor hinterher noch fertig gemacht wurde und Angriffe folgten ist einfach nur Arm und Traurig und spricht nicht für die Menschen die das gemacht haben, die sich auf solch eine Feige Art und Weise dann bemerkbar machen anstatt das direkte Gespräch zu suchen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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