Stabilität von Beziehungen abhängig vom Alter?
Ich habe vor kurzem von einer Studie gelesen, in der es hieß, dass Frauen in den 30ern Kinder mit überdurchschnittlicher Intelligenz und höheren kognitiven Fähigkeiten zur Welt bringen würden. Frauen in den 20ern oder 40ern schnitten im Vergleich zu dieser Gruppe viel schlechter ab.
Begründet wurde das dann von den Forschern damit, dass Frauen in den 30ern meist viel stabilere Partnerschaften führen würden neben einigen anderen Faktoren natürlich. Ich finde aber nicht, dass es ausschließlich vom Alter abhängig ist, ob eine Beziehung stabiler ist oder nicht. Ich kenne auch Beziehungen, die seit der Teenagerzeit bestehen und inzwischen schon mehrere Jahrzehnte bestehen, also von "Instabilität" ist da nichts zu sehen oder zu merken.
Wie seht ihr das? Ist die Stabilität von Beziehungen tatsächlich abhängig vom Alter der Beziehungspartner? Warum schneiden da dann Frauen in den 30ern besser ab als die in den 40ern? Irgendetwas muss diese Entwicklung oder Behauptung doch logisch begründen können.
Ich denke, dass Beziehungen im Teenageralter doch meist eher nicht ein Leben lang halten. Viele probieren ja auch aus und manche möchten sich nicht in jungen Jahren direkt binden. Mir fällt auch immer wieder auf, dass gerade solche Beziehung in jungem Alter nicht so ernst genommen werden. Hier im Forum ist es auch häufiger bei Beziehungsfragen vorgekommen, dass dann erst einmal gefragt wurde, in welchem Alter die beiden Partner denn sind. Vielleicht ändert sich auch bei den Zwanzigjährigen noch einiges im Berufsleben und Umfeld.
Mit 30 weiß man dann vielleicht eher was man genau möchte und von einem Partner erwartet. Da wollen dann ja auch viele Kinder und wünschen sich dann auch einen festen Partner. Ich muss sagen, dass ich jedoch in der letzten Zeit auch immer mehr höre, dass Paare schon seit Anfang 20 fest zusammen sind und der Trend anscheinend durchaus dahin geht, dass dann auch schon Beziehungen länger halten.
Die meisten dieser "Kinderbeziehungen" halten auch kein Leben lang, auch wen sich das manche gerne so vorstellen und auch einreden wollen. Kommt aber auch darauf an, wann man sich kennengelernt hat und eine Beziehung angefangen hat.
Denn was mit 14 angefangen hat, kann man mit 20 schon nicht mehr vergleichen, da man dann schon einen andere Lebensstil pflegt, sich Entwickelt hat und grob die Richtung weiß in die es geht. Mit 14 haben das die wenigsten und daran scheitern auch viele Beziehungen, wenn man sich in komplett andere Richtungen in der Folge entwickelt und man damit nicht klar kommt.
Aber das jemand mit 30 eine stabilere Beziehung führt oder mit 40, mag ich ebenfalls bezweifeln. Auch dort gibt es genug Beispiele, bei denen nichts lange hält, Zoff an der Tagesordnung steht und es auch einfach nicht passt. Das kann sich auch erst einige Zeit später heraus stellen, wenn der Alltag Einzug findet oder man sich zu einem gemeinsamen Wohnen entscheidet.
Ich komme auch mit vielen Männern wunderbar zurecht solange man nicht zusammen wohnt, kaum kleben sie auf der Pelle wird es ungemütlich und die Beziehung läuft nicht mehr sonderlich stabil. Ich weiß genau was ich möchte und wie ich das Ziel erreiche, aber ein Partner ist dafür nicht notwendig. Andere brauchen dieses Puzzelstück in ihrem Leben und legen darauf großen Wert, ich jedenfalls nicht.
Ich habe die Studie selber nicht gelesen, und auch schon öfter die Erfahrung gemacht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse für die Allgemeinheit so stark verkürzt und vereinfacht dargestellt werden, dass man entweder gar nichts mehr kapiert oder die Schlussfolgerungen schlicht falsch sind. Außerdem gibt es qualitativ unterschiedliche Studien, von "wir haben 200 Leserinnen dieser Frauenzeitschrift befragt,.." bis hin zu "wir haben ein Team hoch qualifizierter WissenschaftlerInnen engagiert und 2 Millionen Euro in die Hand genommen". Wir wissen auch nicht, zu welcher Sorte diese "Forscher" gehören.
Verdächtig finde ich allein schon, dass die Stabilität einer Beziehung keinen Einfluss auf den genetischen Aspekt von Intelligenz haben kann, weil das schnellste Spermium ja nicht weiß, ob sein ehemaliger Besitzer jetzt schon drei Monate oder 20 Jahre mit der Bereitstellerin der Eizelle zusammen ist. Deswegen kann ich mir noch eher vorstellen, dass sich Kinder von Paaren in den Dreißigern deswegen statistisch gesehen kognitiv gut entwickeln, weil die Eltern im Schnitt auch schon weniger Flausen im Kopf haben als jüngere Leute und den Nachwuchs entsprechend fördern. Außerdem sinkt die Wahrscheinlichkeit ungewollter Schwangerschaften mit zunehmendem Alter, und wenn man mit Mitte/Ende Dreißig endlich sein Wunschkind gebastelt hat, wird man sich wohl auch eher anständig darum kümmern.
Von daher kann ich mir vorstellen, dass die Stabilität der Beziehung wirklich nur einen von zahllosen Faktoren ausmacht, der Kindern theoretisch und statistisch gesehen eine gute kognitive Entwicklung ausmacht. Und bei Argumenten wie "Ich kenne Leute, die sind mit 14 zusammen gekommen und jetzt mit 25 immer noch ein Paar!" fällt mir immer der Kettenraucher ein, der mit 95 kerngesund beim Bergsteigen verunglückt und als Beispiel dafür genommen wird, dass Rauchen gar nicht so ungesund sei. Gegenbeispiele kann man immer finden.
Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass Leute in den 30ern ganz grob im Schnitt gerechnet eine stabilere Beziehung aufweisen, wenn sie sich für Kinder entscheiden, weil man in dem Alter seine one night stands oft schon abgehandelt hat und nicht mehr so mir nichts, dir nichts schwanger werden kann wie mit Anfang zwanzig. In den Vierzigern kommen dann wahrscheinlich auch die Babys ins Spiel, die aus reiner Torschlusspanik entstanden sind und nicht mehr so perfekt geplant und gefördert werden. Aber dafür muss man schon sehr viel statistische Unschärfen herausrechnen.
Die erwähnte Studie und die Fragestellung stehen ja nicht vollständig in Beziehung zueinander. Die Studie sagt ja lediglich aus, dass Beziehungen in den 30ern bei Frauen stabiler sind als in den 20ern und den 40ern. Und das kann ich auch bestätigen. Aber die Antwort auf die Frage ist eine etwas andere.
Ja, es besteht eine Abhängigkeit zwischen Lebensalter und der Stabilität von Beziehungen. Beziehungen, die in sehr frühen Jahren geknüpft werden, halten meiner Ansicht nach weniger lange als die in späteren Lebensjahren. Ich meine jetzt mit frühen Jahren alles bis zum 30. Lebensjahr. Das hat mehrere Gründe. Der eine ist, dass man selber noch sehr viele Fehler macht, die man in „reifen Jahren“ nicht mehr wiederholt.
Man muss eben lernen, wie man eine Partnerschaft führt, wie man eine Beziehung interessant hält. Und das was meiner Meinung nach am entscheidendsten ist: Man ist in jungen Jahren einfach noch nicht charakterlich voll entwickelt. Das meine ich jetzt nicht negativ. Aber es ist schon so, dass man mit 30 ein vollkommen anderer Mensch ist. Man hat andere Werte, die dann unter Umständen nicht mehr die gleichen sind, wie die des Partners.
Ab 30 ist man da schon weiter. Ab 40 kommt bei vielen eine Phase der sogenannten Midlife-Crisis. Die altbekannten Fragen „War das alles“ und ähnliche tauchen dann plötzlich auf. Man entwickelt dann die Sehnsucht nach einem Umbruch, nach etwas Neuem´. Und daran scheitern dann sehr viele Beziehungen. Soweit decken sich dann die Dinge auch mit der Studie. Aber was danach kommt, spricht die Studie gar nicht an, was auch klar wird, weil Frauen in dem Alter in den seltensten Fällen noch Kinder bekommen, und darum ging es ja in der Studie.
Ab 50 ist man voll entwickelt, was die Persönlichkeit betrifft, hat genügend Fehler gemacht, die man nicht mehr wiederholen will, und die Midlife-Crisis ist zumindest teilweise überwunden. Man weiß nun genau, was man will. Man kann auch das Gegenüber viel besser einschätzen, weil man nicht mehr alles durch eine teilweise hormongesteuerte rosa Brille sieht. Ich glaube, dass Beziehungen dann eine viel größere Chance auf Dauerhaftigkeit haben.
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