Sprache besser lernen, wenn Muttersprachler unterrichten?

vom 02.11.2015, 00:53 Uhr

Ich hatte an der Schule für einige Jahre Französisch und ich fand es furchtbar. Obwohl die Noten gut waren, fand ich es immer sehr langweilig, da die Lehrer unmotiviert waren und der Unterricht langweilig war. Nun habe ich auch einen Französischkurs an der Uni belegt und bin begeistert.

Der Kurs wird von einer Muttersprachlerin geleitet und ich habe bereits in den ersten Seminaren mehr gelernt, als während der kompletten Schulzeit zusammen. Der Unterricht ist auch deswegen sehr viel besser, weil die Lehrerin als Muttersprachlerin die Sprache besser vermittelt, den richtigen Akzent hat und Begeisterung von Frankreich erzählt.

Ist es generell so, dass man eine Sprache schneller lernt, wenn diese von einem Muttersprachler unterrichtet wird? Oder macht es keinen Unterschied, ob jemand die Sprache selbst irgendwann gelernt hat oder Muttersprachler ist? Stört es euch, wenn Französischlehrer aus Deutschland keinen richtigen Akzent haben und sich das Französisch daher nicht so echt anhört?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das kann ich so nicht unterschreiben, wenn ich ehrlich bin. Ich habe eher den Eindruck, dass es andersrum ist. So gab es in der Oberstufe bei uns zwei Lehrerinnen, die Italienisch unterrichtet haben. Die eine war Muttersprachlerin und die andere war voller Eifer, hatte die Sprache selbst gelernt, aber man merkte, dass sie für diese Sprache "brannte" und eine große Leidenschaft dafür hatte. Sie konnte auch die Grammatik besser erklären und abonnierte italienische Tageszeitungen um sich auf dem Laufenden zu halten.

Die Muttersprachlerin hatte einen sehr schlechten Ruf, was die Didaktik angeht und alle haben sie nach Möglichkeit gemieden, denn sie konnte die Grammatik nicht erklären und man hatte oft den Eindruck, dass sie das eher nach "Gefühl" macht und "Gefühl" kann man schlecht vermitteln. Zum Lernen braucht man auch gewisse Logik wie ich finde, sonst versteht das kein Schüler warum man wann welche Grammatik verwenden muss.

Später hatte ich an der Uni einen Türkisch-Kurs, wobei das auch von einer Muttersprachlerin vermittelt wurde. Die sollte angeblich besser sein als der Dozent aus dem Parallelkurs, aber so wirklich gut war die trotzdem nicht. Denn die konnte Grammatik auch nicht wirklich erklären und hat eher nur das wortwörtlich wiederholt, was an Grammatik im Buch stand. Bei ihr hatte ich nicht den Eindruck, dass sie gelernt hat, wie man ihr muttersprachliches Wissen auch wirklich vermittelt. Da brachte die Begeisterung für ihr Heimatland auch nicht wirklich etwas.

Später hatte ich dann einen anderen Sprachkurs, wobei ich A1 bei einer Deutschen hatte, die die Sprache studiert hatte und den Aufbaukurs hatte ich bei einer Muttersprachlerin. Ich fand aber den Unterricht bei der Deutschen viel besser, weil sie das eben viel besser vermitteln konnte und das selbst gut gelernt hatte. Sie konnte sehr gut erklären, auch die kompliziertesten Fragen und wirkte sehr kompetent und selbstsicher.

Die Muttersprachlerin dagegen wirkte sehr unsicher, war schnell zu verwirren, schmiss einige Sachen durcheinander und schien ziemlich schnell zu verwirren, weil sie sich eher auf ihr Gefühl zu verlassen schien als auf gelernte Logik und Muster.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich hatte alle Spanischkurse, die ich belegt habe, bei Muttersprachlern belegt und das bei mehreren verschiedenen. Ich fand den Spanischunterricht dabei immer richtig gut und ich hatte richtig viel Freude daran, die Sprache zu lernen. Dabei konnte die erste Spanischlehrerin, die ich hatte, kaum ein Wort Deutsch. Da es eben mein erster Spanischkurs überhaupt war, dachte ich anfangs, dass sich das Ganze als etwas schwierig gestalten könnte, da sie ja nichts auf Deutsch erklären konnte.

Im Endeffekt habe ich aber ganz wunderbar spanisch lernen können, auch wenn meine Lehrerin nun kein Deutsch konnte und eigentlich die gesamte Zeit über Spanisch sprach. Dadurch habe ich die Sprache noch schneller lernen können, weil eben die ganze Zeit über Spanisch gesprochen wurde. Und zur Not konnte man sich ja auch noch auf Englisch verständigen, so dass ich das Ganze auch nicht so schlimm fand.

Ich denke schon, dass ich eine Sprache besser lernen kann, wenn sie ein Muttersprachler unterrichtet, wobei es natürlich aber auch immer ganz auf den jeweiligen Lehrer ankommt und darauf, wie sympathisch er mir ist. Eine gewisse Sympathie muss schon auch vorhanden sein, damit ich Spaß an einer Sprache habe, zumal ich sie ja auch freiwillig lerne.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Meiner Meinung nach kann man das überhaupt nicht so pauschalisieren. Es ist ja nicht so, dass jeder Lehrer, der seine Muttersprache unterrichtet, total begeistert von der Sprache und dem Land ist. Warum ist er denn dann in Deutschland und nicht in seiner Heimat? Für viele ist es auch eine Verlegenheitslösung ihre eigene Sprache zu unterrichten und sie hatten das nie vor. Da kommt dann eher selten Begeisterung auf.

Ich hatte auch mal Sprachunterricht bei einem Muttersprachler, der so stolz auf seine Sprache war, dass er wütend wurde, wenn seine Schüler sie nicht gut konnten. Und das praktisch ab der ersten Stunde. Das war unerträglich. Das Problem, dass die Grammatik nicht gut erklärt werden kann, hatte ich auch bei mehreren muttersprachlichen Lehrern.

Also meiner Meinung nach besteht da kein Zusammenhang von Muttersprache und gutem Unterricht und Begeisterung. Das wird einem ja nicht gleichzeitig mit dem Sprechenlernen beigebracht. Das ist unter anderem abhängig davon, wie man zum Lehrerberuf kam.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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